Kulturschock durch die Rätselhaftigkeit der Nahtodeserfahrung
Was ist ein Kulturschock
Als Kulturschock bezeichnet man den Anpassungsvorgang bei der Übersiedlung in einen anderen Kulturkreis. Er entsteht dadurch, daß man die Verhaltensregeln, -muster, Sitten und Bräuche erlernen muß, sowie durch die eigene psychischen Reaktion auf das Neue und Unbekannte. Auch bei einem Ortswechsel im Heimatland kann ein Kulturschock vorkommen.
4.8
Das Kulturschock-Modell geht davon aus, daß die Anpassung an das Leben in einer anderen Kultur in mehreren Phasen abläuft.
Ausgangspunkt (Euphorie): In der ersten Phase dominieren meist Vorfreude und Neugier auf die bevorstehende Zeit. Am Zielort ist vieles anders, interessant und anregend. Der Auslandversetzte ist wissbegierig, begeistert und fühlt sich wie ein Ethnologe, der das tägliche Leben an allen Fronten erforscht. In der ungefähr dreimonatigen Phase stehen eher die positiven, angenehmen Seiten der unbekannten Kultur im Vordergrund; ein allgemeiner Optimismus bis hin zur Euphorie kann vorkommen.
Abstieg (Entfremdung): Nach einer Weile des Hochs beginnt die unangenehme, störende Seite des Lebens am neuen Ort aufzufallen. Der ausländische Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin wird auf verwirrende Eigenschaften und Verhaltensweisen der Einheimischen aufmerksam. Die eigene Gemütslage verschlechtert sich und die Zufriedenheit nimmt ab.
Tiefpunkt (Eskalation): Die dritte Phase ist der eigentliche Kulturschock, die Reaktion eines in eine ungewohnte Kultur versetzten Menschen auf kognitiver, emotionaler und physiologischer Ebene, die sich durch verschiedene Stress-Symptome ausdrückt. Mögliche Zeichen von Kulturschock sind Nervosität, Reizbarkeit oder umgekehrt Müdigkeit und Langweile, Ess- oder Schlafstörungen, Heimweh, Schwermut, psychosomatische Erscheinungen wie Kopfweh oder Verdauungsstörungen. In dieser Phase können Spannungen und Streit in der Familie oder am Arbeitsplatz ausbrechen oder sich zuspitzen.
Aufstieg (Missverständnisse): Der vierten Phase geht die entscheidende Einsicht voraus, dass die Verständigungsschwierigkeiten weder in der eigenen Person, noch beim anderen liegen, sondern aus dem kulturellen Unterschied heraus entstehen. Anpassung an die fremde Kultur (Phase D) Die Anpassung an die fremde Kultur vollzieht sich im Zeitraum von etwa sechs Monaten bis höchstens einem Jahr nach der Einreise. Der Auslandentsandte ist wieder positiver eingestellt, fühlt sich besser, beherrscht die wesentlichen Verhaltensregeln und Umgangsformen, kann sich verständigen, lernt Leute kennen usw. Kurzum: es geht wieder aufwärts.
Endpunkt (Verständigung): In dieser Periode ist das gefühlsmässige Gleichgewicht erneut hergestellt. Das Leben hat sich im Rahmen der normalen Schwankungen zufriedenstellend eingependelt. Der Betroffene empfindet gewisse Aspekte des Lebens vor Ort als angenehmer oder unangenehmer als in der Heimat und sieht mit einem realistischen Blick die Vor- und Nachteile des Gastlandes.
Je nach durchlebtem Konflikt kann die Kurve ganz flach oder sehr tief ausfallen, sie wird auch nicht von allen vollständig durchlaufen. In manchen Fällen gibt es überhaupt keinen Wendepunkt, der Migrant verharrt in seiner Krise. Dies kann soweit führen, dass er den Auslandsaufenthalt vorzeitig abbricht und die Situation eskaliert. Einige Arbeitsmigranten werden zu Dauernörglern, sie bleiben zwar im Ausland, leiden jedoch an ihrem Schicksal und am Gastland. Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst und lassen sich nicht in ein starres Zeitkorsett drängen.
4.8, 4.9
Das Kulturschock-Modell wurde weiterentwickelt, indem auch die Rückkehr in die Reintegration in die Heimatkultur berücksichtigt wurde. Dieser Reintegrationsprozess verläuft analog zum Kulturschock in der Ferne, da der Rückkehrer neue Werte adaptiert und ebenso alte Werte abgelegt hat. Entsprechend nimmt er seine Heimat nun anders wahr.
4.9
Der Rückkehrschock trifft die meisten Leute ziemlich unerwartet. Man freut sich auf die Heimkehr und stürzt nach der Ankunft sehr rasch - meist innerhalb weniger Wochen - in ein Loch. Wenn man sich in eine fremde Kultur integriert hat, gleich wo, hat man sich unabsichtlich und unvermeidlich weiterentwickelt. Unabhängig davon, ob der Aufenthalt unbeschwert oder problematisch zu Ende gegangen ist, man ist jetzt ein anderer Mensch als derjenige, der vor einigen Jahren abgereist ist; man hat andere Verhaltensweisen, Werthaltungen, Einstellungen kennengelernt und teilweise angenommen. Die Leute daheim haben sich natürlich gleichfalls verändert, aber vermutlich in einer anderen Richtung als man selbst und wahrscheinlich weniger dramatisch. Man spürt im Berufs- und im Privatleben, dass man mit den Menschen in seiner Umgebung nicht mehr ganz auf der gleichen Wellenlänge ist.
Die Reintegration in der Heimat entwickelt sich ähnlich der Verarbeitung des Kulturschocks im Gastland. Sechs bis zwölf Monate vergehen, bis man alte und neue Beziehungen wieder aufnimmt, die Balance zwischen neuen und alten Wertvorstellungen, Normen und Verhaltensmustern findet und sich wieder daheim fühlt.
Kultur ist die Gesamtheit aller Konventionen und Normen, nach denen sich das Verhalten von Angehörigen einer Gesellschaft ausrichtet. Sie kann daher als die "Summe der Gewohnheiten einer Gesellschaft?" betrachtet werden. Dieser Kulturbegriff umfaßt alle mentalen Denk-, Fühl- und Handlungsmuster, dieder Mensch im Lauf seines Lebens erlernt hat und entsprechend derer er voraussichtlich folgerichtig handeln wird. Die Kultur ist damit ein universelles Orientierungssystem, das jedoch typisch für eine Gesellschaft oder Gruppe ist. Dieses System setzt sich aus spezifischen Symbolen zusammen und wird von der jeweiligen Gesellschaft tradiert. Aufgrund dieser kulturellen Paradigmen wird eigenes und fremdes Verhalten beurteilt und eingeordnet. Bewusst werden eigene Kulturstandards meist erst im Kontakt mit Menschenunterschiedlicher kultureller Herkunft, wenn eine interkulturelle Handlungssituation entsteht.
4.9
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Kulturschock
Schröter-Kunhardt meint über die Integrationsschwierigkeiten nach einem Nahtodeserlebnis:
Man spricht in diesem Zusammenhang von einem Kulturschock-Phänomen.
1.10
Zunächst einmal ist die Vermutung stichhaltig, daß ein Kulturschock auftreten könnte.
Ein Mensch der sein Leben lang geglaubt hat, in einer Realität zu leben, wo mit dem Tod alles zuende ist und wo es keine Götter, Engel Geister und Dämonen gibt und dann ein Nahtodeserlebnis hat ist ein einer sehr ähnlichen Situation, wie jemand, der in einer anderen Kultur ist. Er lebt ja nicht nur in einer anderen Kultur, er lebt in einer anderen Welt als er dachte. Er hat einen möglichen Beweis erlebt, daß die Leute, die er bisher für arme Irre, die an Unsinn glauben, gehalten hat, vielleicht recht haben könnten. Vielleicht. Die andere Deutungsmöglichkeit wäre, daß er selbst verrückt geworden ist und eine unglaublich überzeugende Wahnvorstellung hatte.
Damit ist die Grundlage der eigenen Wertvorstellungen erschüttert, die letztlich begründet, warum die eine Handlungweise richtig und angemessen ist und die andere schädlich oder gefährlich. Das heißt, alles was seine bisherige Sichtweise der eigenen Kultur ausmachte ist für den Betroffenen infrage gestellt.
Beim Nahtodeserlebnis ist etwas merkwürdiges zu beobachten. Während des Erlebnisses selbst tritt anfangs eine Phase der Verwirrung auf:
O7.67
Anfängliche Verwirrung im außerkörperlichen Erlebnis
Danach scheint der Betroffene plötzlich die Situation zu verstehen und verhält sich als wäre er im Jenseits schon immer zuhause gewesen und mit den dortigen Abläufen vertrtaut.
O7.59
Wissen in Nahtodeserfahrungen
Und wenn er zurückkehrt tritt dann häufig etwas auf, das wie ein Rückkehrerschock wirkt.
Das heißt im Jenseits tritt kein Kulturschock auf, sondern nur etwas, das an das Aufwachen mitten aus einem Traum heraus erinnert. Wenn man aus einem Traum herausgerissen wird, kann es vorkommen, daß man zuerst verwirrt ist weil man geistig noch ganz im Traum steckt und sich zuerst mal wundert, warum man im Bett liegt. Das typische Muster des Kulturschocks ist aber in den Berichten nicht zu beobachten.
Dagegen ist nach der Rückkehr ins Leben oft etwas zu beobachten, das man für einen Rückkehrerschock halten könnte.
Was das Nahtodeserlebnis in vielen Betroffenen auslöst
Ein Nahtodeserlebnis ist eine Erfahrung, die für viele Betroffene das gesamte Weltbild infrage stellt. Oft befürchten die Betroffenen, das Erlebnis sei ein Symptom einer psychischen Krankheit. Sie befürchten sich lächerlich zu machen und ausgegrenzt zu werden, falls sie davon erzählen.
1.11, 2.25
Das Sprechen über ein Nahtodeserlebnis ist oft mit Schwierigkeiten verbunden. Die Betroffenen stoßen beispielsweise im Krankenhaus bei den Fachleuten auf Unverständnis. "Die Ärzte", erzählte eine 65-jährige Frau, "haben mir nicht geglaubt. Das merkt man ja an den Blicken und Äußerungen, dass sie dachten, ich bilde mir etwas ein. Dadurch hatte ich eine Sperre, dass ich das niemand erzählen kann. Ich habe gedacht: Wenn die Ärzte mir nicht glauben, wie können mir andere Menschen glauben?" Die meisten Menschen behalten aus ähnlichen Gründen ihr Erlebnis für sich.
1.7,
1.11, 2.25
Berichte Betroffener über ihr Leben nach einem Nahtodeserlebnis lassen darauf schließen, dass manche auch an der eigenen psychischen Gesundheit zu zweifeln beginnen.
1.7
Wenn jemand der ein Erlebnis das er als so zentral und wichtig empfindet, wie das meist bei Nahtodeserlebnissen der Fall ist, hatte und dieses nicht mit anderen besprechen kann, ohne Unverständnis und Zweifel zu ernten, so führt das dazu, daß er sich als außerhalb der Menschheit stehend empfindet.
1.11
Hinzu kommt, daß das allgemein positive Bild von Nahtodeserlebnissen gelegentlich dazu führt, daß, daß Menschen die mit der Erfahrung Probleme haben, es nicht wagen, um Hilfe zu bitten.
1.11, 2.25
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
Werbung ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.