O7.1 Kersti: Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu Nahtodeserfahrungen (Quellen hierzu)

ausgegliedert aus O7.: 2/2009
letzte Überarbeitung: 5/2009

O7.A5

Die Grenzen unseres Gehirns und das Rätsel der Nahtodeserfahrung

Die Erdgebundenheit unseres körperlichen Bewußtseins

Warum wir keine unbenutzten Gehirnbereiche haben

Seit vor 1 Mill bis 400 000 Jahren mit den Australopethicinen die ersten Menschen entstanden, nahm die Gehirngröße der Menschen ständig zu. Die Australopethicinen hatten eine Gehirngröße von 400-500 Kubikzentimetern, Bei Homo habilis waren es schon 600-700, Homo erectus hatte 900-1100 und heutige Menschen haben ein Gehirn mit etwa 1350 Kubikzentimetern. 4.19 S.27

Diese Gehirn ist evolutionär aus zwei Gründen ein Nachteil. Zum einen hat es einen sehr großen Energieverbrauch: Obwohl es nur 2% der Körpergewichtes ausmacht, verbraucht es 20% vom Gesamtenergieverbrauch des Menschen. 4.19 S.48

Zum anderen paßt ein Kopf mit einem so großen Gehirn bei der Geburt nur sehr schlecht durch den wegen des aufrechten Ganges engen Geburtskanal im Becken des Menschen. Deshalb kommen Menschen zur Welt bevor ihr Nervensystem ausgereift ist, etwa ein Jahr früher als sie es mit einem kleineren Kopf müßten.

Wenn irgendetwas in diesem "teuren" Gehirn für das Überleben und die erfolgreiche Vermehrung unnötig wäre, würde es durch die Evolution eingespart, wie Vögel auf vielen Inseln im Ozean ihre Flugfähigkeit verloren haben, als sie nicht mehr gebraucht wurde und deshalb nur Energie kostete, ohne einen Überlebensvorteil zu bieten.
O5.8 Flugunfähige Vögel

Warum unser Gehirn keine unbenutzte Verarbeitungsfunktionen hat

Doch selbst wenn ein Gehirnbereich, der normalerweise für eine bestimmte Aufgabe vorgesehen ist, hierfür nicht gebraucht wird, so wie das Sehzentrum nicht benötigt wird, wenn das Auge funktionsunfähig ist, werden die entsprechenden Teile für andere Aufgaben verwendet.
O7.92 Kersti: Nicht benutzte Gehirnbereiche werden anders verwendet

Warum unser Gehirn nur unsere Alltagswelt richtig darstellt

Das Denken ist an den Aufbau der materiellen Welt angepaßt und die angeborene Struktur unseres Denkens liefert deshalb ein vereinfachtes Modell der Struktur der materiellen Welt. 4.20.7, 4.25

Dabei sind diejenigen Bereiche besonders gut entwickelt, die in unserer Entwicklungsgeschichte wichtig zum Überleben waren. So waren unsere Vorfahren Affen, die auf ein sehr gutes räumliche Sehen angewiesen waren, damit sie ihre Greifhand in genau dem richtigen Augenblick um den Ast schließen. Später wurde diese Fähigkeit beispielsweise benötigt, damit ein Stein, den wir werfen das trifft, was er treffen soll. Wir haben deshalb im Gehirn die Auswertungsfunktionen, die zum räumlichen Sehen erforderlich sind und ein gewisses räumliches Vorstellungsvermögen. 4.20.7

Grundsätzliches Problem von vereinfachten Modellen: Ungenauigkeiten und Fehler außerhalb des zentralen Gültigkeitsbereiches des Modells. 4.19 S.92

Die Wahrnehmung der Fledermaus als Analogie zu der Nichtausdrückbarkeit der Nahtodeserfahrung durch Vorstellungen des Gehirns

Die Wahrnehmung der Fledermäuse

Die Wahrnehmungs- und Fortbewegungsarten der Fledermäuse unterscheiden sich von den menschlichen sehr deutlich. Fledermäuse verwenden das Echo ihrer Ultraschallrufe, um sich zu orientieren. Fledermäuse können in absoluter Dunkelheit zwar ohne Augenlicht fliegen, verlieren aber mit verschlossenen Ohren die Orientierung. Dasselbe passiert, wenn man mit Hilfe eines Maulkorbes verhindert, daß die Fledermausrufe zu hören sind. Blinde verwenden manchmal Schnalzlaute oder das Geräusch ihres Stockes, um sich im am Echo zu orientieren. Während wir zur Orientierung Lichtwellen wahrnehmen, die von Objekten reflektiert werden, nehmen Fledermäuse zurückgeworfene Schallwellen wahr. Fledermäuse unterbrechen ihre Ortungsrufe periodisch, um in den kurzen Pausen ihrem Echo zu lauschen. Die Schallortung funktioniert quasi als akustisches Stroboskop. Je dichter diese Lautblitze auf der Zeitachse zusammenrücken, desto genauer wird das Bild, das sich eine Fledermaus von ihrer Umgebung macht. Aus diesem Grunde rufen Fledermäuse bei Annäherung an ein Beuteinsekt immer häufiger, bis die Rufserie schließlich mit einem kurzen niederfrequenten Summton unmittelbar vor dem Beutefang abbricht. Da eine Fledermaus ihr Echo hört, würde sie auch ihre Schreie hören - und das würde ihr empfindliches Gehör schädigen. Deshalb zieht ein Muskel im Innenohr den Bruchteil einer Sekunde vor dem Schrei den Steigbügel von der schalleitenden Membran zurück. Der Ruf wird so nicht weitergeleitet, die Fledermaus ist kurzzeitig taub. 4.11

Die Rufe haben Frequenzen im Ultraschallbereich zwischen 15 kHz und 150 kHz, der Hörbereich des Menschen reicht von 20 kHz bis 16 Hz. Selten können Menschenen die Tiefsten Ruffen von Fledermäusen noch hören. Hunde und Katzen können Fledermausrufe hören. Die Ultraschallfrequenzen nicht den Zweck, die Fledermäuse für potentielle Beutegreifer unhörbar zu machen ? Ultraschall ist vielmehr im Nahbereich das bessere Ortungssystem. Ultraschall verliert sich mit zunehmender Entfernung schneller als tiefere Töne. Ultraschallsender und -empfänger funktionieren also nur im Nahbereich, haben dort aber den Vorteil, daß hohe Frequenzen mit einer kurzen Wellenlänge verbunden sind und deshalb die abgehörte Umgebung, fotografisch gesprochen, sehr viel besser auf als lange Wellen bzw. niedrigere Frequenzen auflösen: Je kleiner die Wellenlänge, desto kleinere Objekte und feinere Objektstrukturen werden erfaßt. Der Abendsegler, ortet mit etwa 20 kHz hart an der menschlichen Hörgrenze, eine Zwergfledermaus stößt Ortungsrufe von etwa 50 kHz aus. Teilt man die Schallgeschwindigkeit von 340 m/s durch 20 und 50 kHz, so erhält man 17mm und 6,8 mm. Dagegen kann das menschliche Auge Punkte von 0,1mm Größe voneinander unterscheiden. Das Licht selbst erlaubt Auflösungen im Bereich von wenigen Nannometern. Beide Fledermäuse nehmen ihre Beute je nach Größe also nur als verschwommene Punkte oder Formen wahr. Fühler und Beine sind ganz sicher nicht zu erkennen. Zu welchem Zeitpunkt ein Echo zurückkommt, gibt an, wie weit der Gegenstand entfernt ist und das Richtungshören der Fledermäuse ist besser als das des Menschen. 4.11

Weiche Gegenstände werfen ein schwächeres und verwaschenderes Echo zurück als harte Gegenstände, eine Fledermaus kann also hören wie hart ein Gegenstand ist. Ebenso werfen glatte Oberflächen ein schärferes und stärkeres Echo zurück als unebene, bei denen ein Teil des Schalles durch Interferenzen verschluckt wird. Die Fledermaus würde also wahrscheinlich uneben mit weich gleichsetzen und Gegenstände die ein scharfes Echo zurückwerfen als hart und glatt wahrnehmen. Dagegen ist die Wellenlänge des Echos durch den Ruf vorgegeben, es gibt also nichts, das dem menschlichen Farbensehen entspricht. Eine Fledermaus kann also sehen wie weich oder hart ein Gegenstand ist und wie eben oder uneben seine Oberfläche ist. Bei Beutetieren, die kleiner als das Auflösungsvermögen des Echoortungssystems sind, besteht die Gefahr, daß weiche Gegenstände und Gegenstände mit einer unebenen Oberfläche für kleiner gehalten werden, als sie sind, weil sie ein schwächeres Echo geben als gleichgroße Beutetiere mit glatter harter Oberfläche. Daß der Körper von Nachtfaltern meist stärker behaart ist als der von Tagfaltern dient also möglicherweise dazu, sich für Fledermäuse schlechter erkennbar zu machen.

Die Auswertung im Gehirn muß der, die wir für das Auge haben, ähnlicher sein als der die wir für das Gehör haben, da die Fledermäuse für die Jagd ein regelrechtes Bild ihrer Umgebung benötigen und ihnen ein ungefähre Richtungshören nicht reicht. Sie müssen als fliegende Tiere auch ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen besitzen als viele Menschen. Unabhängig von der Echoortung hören Fledermäuse auch andere Geräusche und finden Beutetiere wie Raupen anhand ihrer Krabbelgeräusche. Dieser Höreindruck ist nicht mit einer Entfernungsangabe verbunden und müßte der Fledermaus etwa so vorkommen wie uns unser normales Hören, nur daß sie viel mehr Einzelheiten wahrnimmt. Außerdem können sie ja auch sehen, wenn auch nicht besser als Menschen bei derselben Beleuchtung.

Wo wir zwei Sinne haben - hören und sehen - haben Fledermäuse also drei Sinne - hören, sehen und echoorten - von denen zwei ein für menschliche Begriffe verschwommenes dreidimensionales Bild liefern während der dritte nur eine Richtungsangabe macht.

Probleme bei der Übersetzung der Wahrnehmung der Fledermaus in menschliche Vorstellungsbilder

Thomas Nagel hat vorgeschlagen, die Wahrnehmungsweise einer Fledermaus als Analogie zu verwenden, um zu verstehen, warum das Erlebte sprachlich so schlecht ausdrückbar ist. 3.3 S.301

Beim Vergleich mit dem Erleben einer Fledermaus weist Nagel auf die Notwendigkeit hin, die Perspektive des betreffenden Lebewesens einzunehmen. So genügt es nicht, sich nur so zu verhalten wie das besagte Lebewesen, also beispielsweise kopfüber in einem dunklen Raum zu hängen, und ansonsten aber erlebnismäßig vom gegenwärtigen Erfahrungsereich auszugehen. 3.3 S.301

"Was bliebe letzten Endes von der Weise übrig, wie es ist, eine Fledermaus zu sein, wenn man die Perspektive der Fledermaus entfernte?" - Nagel nimmt die Irreduzibilität der subjektiven Perspektive als Hindernis für die Reduktion des Mentalen auf Physisches. Der Zurückgekehrte hätte dann zur Beschreibung nur die Möglichkeiten der eigenen Erfahrung. Nagel: "Überlegungen darüber, wie es ist, eine Fledermaus zu sein, scheinen uns daher zu der Schlussfolgerung zu führen, daß es Tatsachen gibt, die nicht in der Wahrheit von Gedanken bestehen, die in menschlicher Sprache ausgedrückt werden können. Wir können zur Anerkennung der Existenz solcher Fakten gezwungen werden, ohne die Fähigkeit zu besitzen, sie festzustellen oder zu erfassen." 3.3 S.301

Angesichts dieser Schwierigkeiten ist es äußerst problematisch, schwer auszudrückende Gefühle im Anschluss an eine Erfahrung zu messen. So versucht beispielsweise Ring, aftereffects und persönliche "Entwicklung" anhand von Skalen ("levels of moral, ego and faith developement") aufzuschlüsseln. Es kann ein Jenseits geben, das sich unseren irdischen Erfahrungen entzieht. Doch auch zu diesem hätten wir nur über unsere Erfahrung einen Zugang. 3.3 S.301

Eine ganze Reihe solcher Analogien führten Autor: John Burdon Sanderson Haldane in " Buch: Possible Worlds and Other Papers" dazu, zu sagen: "Nun ist mein Verdacht, daß das Universum nicht nur sonderbarer ist, als wir es uns vorstellen, sondern auch sonderbarer als wir es uns vorstellen können."1.

 
Inhalt

Feinstoffliches Orginal der Wahrnehmung und irdische Übersetzung

VB159.2.4.2 Kersti: Unterhaltungen des Außerkörperliche Reisenden, an die sich die von ihm besuchte Person nachher nicht erinnern kann
VB159.2.4.3 Kersti: Fehlidentifizierung von Gegenständen in der Außerkörperlichen Erfahrung
O7.22 Kersti: Synästhesie: Zusammenhänge zwischen Licht und Liebe in Nahtodeserfahrungen
O7.31 Kersti: Woher kommen abstrakte Formen in Nahtodeserfahrungen, Synästhesie und beim Aurensehen?
O7.33 Kersti: Keine Worte für Nahtodeserlebnisse
O7.37 Kersti: Sind die Gespräche der Nahtodeserlebnisse akustische Halluzinationen beispielsweise im Rahmen einer Schizophrenie?

Wenn unser Bewußtsein etwas erlebt, das unser Gehirn nicht verarbeiten kann

Es ist inzwischen wohl klar, daß Nahtodeserfahrungen reale Wahrnehmungen von irgendetwas enthalten.
O7.13 Kersti: Nahtodeserlebnisse: Einbildung oder jenseitige Wirklichkeit?

Es gibt einige Hinweise, daß in Nahtodeserfahrungen Dinge wahrgenommen werden, die wir uns normalerweise nicht einmal vorstellen können.
O7.33 Kersti: Keine Worte für Nahtodeserlebnisse
O7.59 Kersti: Wissen in Nahtodeserfahrungen
O7.92 Kersti: Blinde können im Außerkörperlichen Erlebnis sehen
O7.94 Kersti: Dimensionen in Nahtodeserfahrungen
Zusätzlich zeigen uns die Schwierigkeiten, die bei der Erforschung von Nahtodeserfahrung und anderer spirituelle Erfahrungstypen auftreten, daß uns wohl einiges daran, wie sie in unser Bewußtsein treten in die Irre führt.

Die Erklärung hierfür ist, daß wir alle Erfahrung, die uns im Körper bewußt werden soll durch unser Gehirn schleusen müssen, das sich im Laufe der Evolution eben nicht an das Jenseits - was immer das ist - sondern an unsere materielle Realität angepaßt hat. Dadurch wird jegliche Erfahrung, die aus einer völlig anders gearteten Realität stammt, zwangsläufig erheblich verfälscht.

Viel schwieriger ist es zu klären, welcher Teil dieser Erfahrungen durch die Funktionsweise unseres Gehirns hervorgerufen wird und wie die Realität aussieht, die dahintersteht. Genau das ist jedoch die Frage, die geklärt werden muß, um diese Erfahrungen zu verstehen.

Texte die sich mit Teilproblemen hiervon beschäftigen, sind folgende:
O7.93 Kersti: Das Jenseits als kollektives Superbewußtsein der Menschheit
O7.C6 Kersti: Gefühlssynästhesie und Esoterik: Aurensehen
O7.95 Kersti: Gibt es im Jenseits Kulturen oder sind die kulturellen Unterschiede Folgen der Überformung der Erfahrungen beim Erinnern?
VA237. Kersti: Das Dimensionen­verständnis­problem
V44. Kersti: Dimensionen der Wirklichkeit: Woran ich erkennen konnte, daß es auf höheren Ebenen mehr Dimensionen gibt

Kersti


O7.1 Kersti: Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu Nahtodeserfahrungen (Quellen hierzu)
  1. Autor: John Burdon Sanderson Haldane: Buch: B143.8 Possible Worlds and Other Papers. (1930) London: Chatto & Windus

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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