erste Version: 3/2013
letzte Bearbeitung: 8/2017
Die zweite Vorstellung, die heftigen Widerstand hervorruft, ist die der multiplen Persönlichkeitsstörung. Auch die Existenz dieser ist aus meiner Sicht überzeugend belegt.
Terr definiert Kindheitstraumata als das mentale Ergebnis eines plötzlichen Schlages von außen oder einer Serie von Schlägen, die die Person vorübergehend hilflos macht und ihre bisherigen normalen Bewältigungsmechanismen und Verteidigunsstrategien zerstört. Sie erweitert damit die Definition des Traumas so, daß sie nicht nur die völlig überraschenden Ereignisse miteinbezieht sondern auch die, die durch langanhaltendes krankmachendes Vorausahnen gekennzeichnet sind. Dagegen zählt sie ereignisse die zwar extrem schrecklich sind, wo der Betroffene sich aber durchgehend in der Lage fühlt, angemessen damit umzugehen nicht als traumatisch. Alle Kindheitstraumen kommen nach dieser Definition von außen.B3.7
1. Wiederholtes erneut sehen oder fühlen der Traumaerinnerungen: Die Fähigkeit ein furchtbares Ereignis wiederzuerleben - meist in Form von visuellen Eindrücken, seltener als Tastempfindungen oder Gerüche, ist laut Terr ein wichtiges gemeinsames Charakteristikum aller durch äußere Umstände in der Kindheit hervorgerufenen psychischen Krankheiten. Dieses Wiedererleben wird meist durch äußere Eindrücke, die an die traumatische Erfahrung erinnern wachgerufen, es tritt aber gelegentlich auch völlig ohne äußeren Anlaß auf. Das geschieht oft während Ruhezeiten und in Phasen der Entspannung, reißt Kinder anders als Erwachsene aber selten unerwartet aus dem Alltag. Selbst diejenigen Kinder, die zur Zeit ihrer Traumatisierung Kleinkinder waren und keine voll ausgeprägten verbalen Erinnerungen daran haben, sehen Bildausschnitte, malen ihre traumatischen Erinnerungen oder spielen sie wie einen Filmausschnitt nach.B3.7
2. Wiederkehrende Verhaltensmuster, Wiederholungszwang: Traumatisierte Kinder wiederholen das traumatische Erlebnis oder Teile davon im Spiel und im alltäglichen Verhalten. Gewöhnlich ist ihnen nicht bewußt, daß ihre Verhaltensweisen Reinscenierungen des Traumas sind, daher erfährt man hierüber mehr, indem man Bekannte der Person befragt, als wenn man das betroffene Kind selbst befragt.B3.7
3. Traumaspezifische Ängste: Wer in der Kindheit schwer traumatisiert wurde, behält einige der daraus entstandenen Ängste bis weit in sein Erwachsenenleben. Dabei ist selten vorherzusehen wie spezifisch diese Ängste sein werden. So mag ein Kind, das von einem Hund gebissen wurde sich nachher vor Hunden allgemein oder aber nur vor Hunden der Rasse fürchten, zu der der beißende Hund gehörte.B3.7
4. Veränderte Einstellungen gegenüber Menschen, dem Leben und der Zukunft: Menschen, mit traumatischen Erfahrungen, entwickeln eine pessimistische und vorsichtige Einstellung gegenüber der Zukunft im allgemeinen oder den Menschen. Oft befürchten sie, daß weitere Traumen auf sie zukommen, auch wenn es zu dieser Befürchtung keinen konkreten Grund gibt.B3.7
1. Vollständige und detaillierte Erinnerungen: Die ersten Kinder erinnern sich etwa ab dem Alter von 1,5 Jahren an traumatische EreignisseB3.1. In diesem Alter sind Erinnerungssequenzen aber generell sehr viel kürzer als bei älteren KindernB4.3. Kinder, die zum Zeitpunkt des traumatischen Erlebnisses älter waren als etwa 28 bis 36 Monate, haben normalerweise klare und vollständige Erinnerungen an das Ereignis, die oft detaillierter sind, als die Erinnerungen von Erwachsenen, die dasselbe Erlebnis beobachtet haben. Sie können manchmal falsche Details oder Fehlinterpretationen enthalten, sind aber im Großen und Ganzen zutreffend und richtig.B3.7
2. Omen: Kinder, die ein einzelnes Trauma erlebt haben, deuten oft seltene Ereignisse, die keinen logischen Zusammenhang mit dem Trauma haben als möglichen Hinweis, an dem man hätte vorhersehen können, daß so etwas geschieht oder als Ursache des Traumas.B3.7
3. Fehlwahrnehmungen (- oder spirituelle Erfahrungen?): Terr spricht von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen, die an Psychosen erinnern, ohne ausgeprägt genug zu sein, um eine solche Diagnose zu rechtfertigen.B3.7
Die konkret von ihr genannten Beispiele für solche Fehlwahrnehmungen wie das Gefühl, der Täter sei anwesend, oder das Sehen der gestorbenen Schwester nach einem Unfall könnten ebenso gut als spirituelle Erfahrungen gedeutet werden. Siehe hierzu den fünften Teil des Artikels.
O11.6
Teil 6: Spirituelle Deutungen der False Memories zu Satanistischem rituellem Mißbrauch
Beispielgeschichte:Cowchilla
Am 15. Juli 1976
1. Leugnen und Gefühllosigkeit: Dies gilt als ein klassisches Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung, ist aber bei einzelnen Schicksalsschlägen nicht immer vorhanden und erstreckt sich meist auch über kürzere Zeit. Stark ausgeprägt und dauerhaft vorhanden ist dieses Symptom normalerweise nur dann, wenn mehrere Schicksalsschläge oder langanhaltende traumatische Situationen vorlagen. Kinder, die ihre Gefühle verdrängen, beschweren sich im Gegensatz zu Erwachsenen nicht darüber, innerlich wie taub zu sein. Um das so wahrzunehmen, braucht man die Erinnerung an viele Jahre, in denen man ein normales Gefühlsleben hatte. Ein aufmerksamer Beobachter kann aber beobachten, daß das Gefühlsleben abgestumpft ist. Die betroffenen Kinder vermeiden es, über sich selber zu reden. Teilweise vergessen sie große Teile ihrer Kindheit. Ein solches Kind könnte beispielsweise die Zeit von der Geburt bis zum Alter von neun Jahren vergessen.B3.7
2. Selbsthypnose und Dissoziation: B3.7
3. Rasende Wut oder extreme Passivität, zu der auch Selbsthaß gehören kann ist ein markantes Symptom von langanhaltendem Mißbrauch und Mißhandlung. Wut aber auch ihr Gegenteil, extreme Passivität zeigen sich bei lananhaltenden oder immer wiederkehrenden Traumata an den Stellen, wo Vertrauen zuhause sein sollte. B3.7
Der Grund für diese Verdrängung ist nicht, daß die Erfahrung so traumatisch ist, sondern er liegt darin, daß es eine tatsächlich oder vermeintlich lebensnotwendige Beziehung gefährden würde, wenn die Erfahrung erinnert würde3.17.
Die Existenz von Kryptomnesie ist durch Fälle bewiesen, in denen Personen oft nach Jahren ganze Ausschnitte von Büchern wiedergegeben haben, die sie viele Jahre zuvor gelernt und von denen sie vergessen hatten, daß sie sie gelernt hatten. In den meisten Fällen wurden die früher gelernten Texte nur wiedergegeben, ohne sie an die augenblicklichen Gegebenheiten anzupassen.B9.12 S.346
Ausführlich diskutiert wird sie in der parapsychologischen Forschung als Alternativerklärung für scheinbare paranormale Fähigkeiten.
VB166.
Die Bedeutung der Kryptomnesie für die parapsychologische Wissenschaftliche Forschung
Die Erinnerungen - ob sie geglaubt oder nicht geglaubt wurden - ließen sich besser nacherleben, man konnte geistig besser in die Zeit des Erlebnisses zurückkehren, die Details erscheinen lebhafter in den Sinneswahrnehmungen und im Nacherleben des Denkens und Fühlens, in der räumlichen Anordnung der Gegenstände und Personen. Sie sind als einzelne zusammenhängende Episoden mit zusammenhängender Handlung im Gedächtnis geblieben. All diese Eigenarten hatten Ereignisse von denen man nur wußte, aber an die man sich nicht erinnerte, nicht in dem Maße.B3.22
Erinnerungen, an die man glaubt, haben mehr persönliche Bedeutung, sind stärker mit anderen Erlebnissen verbunden und sind länger als nicht geglaubte Grinnerungen und Ereignisse, an die man sich nicht erinnert. Außerdem enthalten sie intensivere postive Gefühle und intensivere Geräusche, Gerüche und GeschmackserlebnisseB3.22.
Für das Wiedererleben von Gefühlen, das Gefühls für die Zeit, in der das Erlebte geschah, die Lebhaftigeit der Details und die Komplexität des erlebten Ereignisses, sind bei geglaubten Erinnerungen am größten, bei nicht geglaubten e-rinnerungen etwas schwächer ausgeprägt und bei nicht erinnerten aber geglaubten Ereignissen am Geringsten.B3.22
Die Stärke der damit verbundenen negativen Emotionen war bei nicht geglaubten Erinnerungen höher als als bei geglaubten Erinnerungen und geglaubten aber nicht erinnerten Ereignissen.B3.22
Prinzipiell gibt es zwei mögliche Formen von Erinnerungen geben an die man nicht glaubt: False Memories die man als falsch erkannt hat und echte Erinnerungen, die fälschlicherweise für unecht erklärt wurden. Die unmöglichen Erlebnisse zeigen, daß es sich zumindest bei einem Teil der nicht geglaubten Erinnerungen um Dinge handelt, die tatsächlich nie geschehen sind, um false Memories. Wie viele der restlichen Erinnerungen verworfene echte Erlebnisse sind, ist unklar.B3.22
Nachfolgend wurden zwei andere Untersuchungen durchgeführt, in denen nachgewiesen wurden, daß es diese beiden Klassen auch in Laborversuchen wirklich gibt.B3.23, B3.24
Die Tatsache, daß verworfene Erinnerungen auffallend oft mit negativen Emotionen verbunden sind und daß der häufigste Grund, weshalb sie verworfen wurden, ist, daß dem Betroffenen mitgeteilt wurde, es wäre so nicht geschehen, legt nahe, daß es sich beim für Unwahr erklären einer Erinnerung oft um den ersten Schritt der Verdrängung handeln könnte und daß Verdrängung oft soziale Gründe hat.
VB206.
Erinnerungen, an die man selber nicht glaubt
1896 schrieb Sigmund Freud, daß die Unterdrückung der Erinnerungen an sexuellen Mißbrauch zur Hysterie bei erwachsenen Frauen führen könne. Später kam er zu dem Ergebnis, daß diese Erinnerungen Fantasien (d.h. letztlich False Memories) seien. John Briere, Conte, Herman, Schatzow kamen in ihren Forschungen später zu dem Ergebnis daß ein großer Teil der Personen die als Kinder sexuell mißbraucht wurden, keine Erinnerungen an den Mißbrauch haben und unterstützten damit Freuds ursprüngliche These, daß nicht erinnerter Kindesmißbrauch zu hohen Raten an psychischen Krankheitssymptomen führen würden. Den Prozentsatz des Mißbrauches, der verdrängt wurde gaben Briere und Conte mit 59%, Herman und Schatzow mit 28%, Polonsky & Fullilove mit 31% an.B3.1
Laut Jennifer J. Freyd wird Mißbrauch vor allem dann verdrängt, wenn wichtige Bezugspersonen des Kindes es mißbraucht haben, auf die das Kind zwingend angewiesen ist.3.17
Daß traumatische Erinnerungen tatsächlich verdrängt werden können, wurde mit der im folgenden kurz zusammengefaßten Studie von Linda Meyer Williams nachgewiesen:
In Jennifer J. Freyds Buch " Betrayal Trauma fand ich die Aussage, daß David S. Holmes oft dafür zitiert wird, daß es trotz 60 Jahren der Forschung keine Nachweise für Verdrängungen aus kontrollierten Laborversuchen gibt3.17. Ich las mir den Satz durch und dachte mir: "Selbstverständlich gibt es das nicht! Verdrängung tritt bei Erfahrungen auf, für die wir glauben, die Erinnerung daran nicht ertragen zu können. Es geschieht bei traumatischen Erfahrungen. So etwas fügt man doch keinem Menschen im Rahmen von Laborversuchen zu! Zumindest sollte man das nicht tun ..." mir fiel leider gleich ein Gegenbeispiel ein:Mehr als ein Drittel erinnert sich nicht an einen Kindesmißbrauch, der zu einem Klinikaufenthalt führte
In den 1970ger Jahren wurden alle bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Mißbrauch in einer größeren Stadt in den Notfallraum der städtischen Kliniken gebracht, um dort behandelt, untersucht und zum Tathergang befragt zu werden. Vom 1.4.1973-30.6.1975 wurden 206 Mädchen zwischen 10 Monaten und 12 Jahren als Teil einer größeren Studie untersucht, um die Auswirkungen von sexuellen Übergriffen auf Kinder Jugendliche und Erwachsene zu untersuchen. Die dabei entstandenen Berichte mit dem Kind und Angehörigen wurden dabei dokumentiert und aufgehoben.1990 und 1991 wurde der Aufenthaltsort von 153 dieser Mädchen aufgefunden und sie wurden persönlich kontaktiert. Zehn Frauen lehnten ein Gespräch ab, zehn stimmten zu, erschienen dann aber nicht zum Interview. 136 Frauen wurden letztlich interviewt. Vier davon wurden ausgeschlossen, da der ursprüngliche Bericht keinen sexuellen Mißbrauch enthielt, drei gaben an, sie hätten den ursprünglichen Bericht erfunden, daher wurden 129 Frauen Teil der Untersuchung.
Die Interviewer waren zwei Frauen in den Vierzigern, eine Schwarze und eine Weiße, die geschult worden waren, um auch bei problematischen Themen angemessen auf die Gesprächspartnerinnen eingehen zu können. Sie benutzten ein Protokoll, das erfahrungsgemäß bei Personen, von denen bisher nicht bekannt ist, daß sie mißbraucht wurden, zu hohen Raten von Berichten über sexuellen Mißbrauch führt. Wenn entweder das in den Unterlagen bezeichnete Ereignis oder von Mißbrauch durch den dort genannten Täter erzählt wurde, wurde angenommen, daß die Versuchperson sich an den dokumentierten Mißbrauch erinnert.
Mehr als ein Drittel (38%) der Frauen erinnerten sich auch nach einer intensiven Befragung nach sexuellem Mißbrauch weder an das Ereignis, wegen dem sie ursprünglich ins Krankenhaus kamen noch daran, vom Täter jemals sexuell belästigt worden zu sein. In den Fällen, wo die Kinder durch den Mißbrauch körperlich verletzt wurden und durch die Interviewer als besonders glaubwürdig eingestuft wurden, erinnerten sich noch mehr, nämlich 52% nicht an den Mißbrauch. Wer durch Fremde mißbraucht wurde, konnte sich mit höherer Wahrscheinlichkeit daran erinnern, mißbraucht worden zu sein, als diejenigen die durch Familienmitglieder mißbraucht wurden. Während nur 55% der Kinder, die zum Tatzeitpunkt zwischen 0 und 3 Jahren alt waren, den Mißbrauch vergaßen, waren es 62% der 4-6-Jährigen. Die Älteren verdrängten wieder weniger, nämlich 31% der 7-10-Jährigen und 26% der 11-12-Jährigen.B3.1
Die von Holmes untersuchte Forschung zu Verdrängung bewegte sich im Gegensatz hierzu glücklicherweise in dem Rahmen, in dem Experimente moralisch vertretbar sind und konnte daher auch keine Verdrängung nachweisen, da keine Gründe vorlagen, diese moralisch vertretbare Forschung unbedingt verdrängen zu wollen.B3.20Mascha und Dascha: "Aber was die Experimente angeht, ist alles wie ausgelöscht"
Mascha und Dascha (1950-2003)B8.9, bekamen anfangs gemeinsam nur einen Paß ausgestellt, der auf den Namen Daria Iwanowna KriwoschljapowaB8.10, S.19 lautete, weil sie Siamesische Zwillinge sind, die ab der Hüfte zusammengewachsen sind. Erst als Erwachsene konnten sie das ändern lassen.
VB203.3.2 Zwei Personen in anderthalb Körpern: siamesische Zwillinge
Ihrer Mutter wurde gesagt, sie seien gestorben, was die Zwillinge tatsächlich nicht warenB8.10, S.5ff. Stattdessen holte Pjotr Kusmitsch Anochin (1898-1974) sie in eine Klinik, um wissenschaftliche Experimente mit ihnen zu machenB8.10, S.21f.Es ist unzweifelhaft möglich, wissenschaftliche Forschung an Kindern zu betreiben, ohne sie zu quälen. Man kann herausfinden von welchem der beiden Nervensysteme aus ein Körperteil mit Nerven versorgt ist, indem man ein Kind streichelt oder kitzelt, indem wam Spiele spielt vom Typ "Wer merkt zuerst, daß ich ihn anfasse?". Man müßte sich nur bei der Planung der Experimente genau darum Gedanken machen, was für das Kind gut ist und sich Experimente ausdenken, an denen ein Kind Spaß haben kann.
Ganz anders ging Pjotr Anochin vor. Wenn er wissen wollte, welches Bein durch das Nervensysem welches Kindes versorgt wurde, piekste er in das Bein, die Kinder wurden in Experimenten unterkühlt, bekamen kochend heiße Flaschen in die Hände gedrückt. Experimente, die ihnen ganz bestimmt traumatische Erfahrungen beschert haben, die in wissenschaftlichen Arbeiten sorgfältig dokumentiert wurden.B8.10, S.21ff
Dascha schreibt über diese Zeit: "Wir haben beide ein gutes Gedächtnis. Wir erinnern uns an unser Zimmer und an die Schwestern, die Putzfrauen, das Essen - aber was die Experimente angeht ist alles wie ausgelöscht. Wir wissen nur das, was wir in Filmen gesehen, von den Ärzten gehört oder in der Dissertation gelesen haben."B8.10, S. 29f
Als sie das Krankenhaus verließen, in dem sie so erforscht worden waren, waren die beiden Mädchen sechs Jahre alt, wegen der Vernachlässigung trotz ihrer normalen Intelligenz um Jahre in der Entwicklung zurückgeblieben, konnten noch nicht selbstständig essen oder aufs Klo gehen und konnten nur wenige Worte sprechen. Die Ärzte und Schwestern der Klinik, die sie nach dieser Zeit aufgenommen hat, waren entsetzt über den Zustand der Kinder und meinten: "Es war offensichtlich, daß niemand euch als menschliche Wesen betrachtet hatte." B8.10, S.33
Die Forscher die sie so unmenschlich behandelt haben, waren sich keines Unrechts bewußt.
Zitat: "Anna Jefimirowa, die junge Ärztin ist immer noch fest davon überzeugt, dass das Krankenhauspersonal sich nach Kräften darum bemüht hat, uns unsere Familie zu ersetzen, und dass wir sehr undankbar sind, weil wir anders darüber denken."B8.10, S.31Selbstverständlich hatte Pjotr Anochin nicht zum Thema Verdrängung geforscht, sondern es ging darum inwieweit Siamesiche Zwillinge unabhängige Persönlichkeiten entwickeln und unabhängig auf Reize reagieren.B8.10, S.21-35
Der russische Neurophysiologe Pjotr Kusmitsch Anochin gewann durch seine Beiträge zur Entwicklung einer Neurokybernetik und die Anwendung seiner Ideen in der Medizin und Psychologie breite internationale Anerkennung.B8.11
Daß gerade Menschen, die andere gnadenlos ausnutzen vom Ausgenutzten auch noch Dankbarkeit erwarten, ist gar nicht so selten. Ein anderes Beispiel habe ich hier beschrieben.
VA145.6.1
"Bin ich undankbar?"
In anderen Fällen werden Teile der traumabezogenen Erfahrungen verdrängt, während andere Teile durchgehend erinnert werden. Auch diese Erfahrungen können falsch bewertet oder verstanden werden.B3.21
Als dritte Gruppe gibt es Menschen, die alle traumabezogenen Erinnerungen oder ganze Lebensphasen verdrängt haben.B3.21
Solche Erinnerungen können genauso zutreffend sein, wie durchgehend erinnerte Ereignisse.
In einem späteren Artikel erwähnt Linda Meyer Williams, daß etwa 1/6 der Frauen, die sich in der obigen, Studie an den früheren Mißbrauch erinnerten, von einer Phase erzählten, in der sie den Mißbrauch vergessen hatten. Die Erinnerungen derjenigen, die zeitweise vergessen hatten, waren ebenso zutreffend, wie die derjenigen Frauen, die sich durchgehend an ihre Erfahrung erinnert hatten. B3.16Belege für die Richtigkeit wiederaufgetauchter Erinnerungen an Mißbrauch wurden in verschiedenen Studien laut der Übersichtsstudie von Bowman in 47-74% der ambulanten Patienten, 85-94% der Patienten mit einer dissoziativen Störung gefundenB3.12. Erinnerungen, die dauerhaft in Erinnerung blieben, und zeitweise verdrängte Erinnerungen lassen sich gleich häufig bestätigenB3.12, B3.15 S.16f.
Daß sich wieder aufgetauchte Erinnerungen oft bestätigen lassen, trifft nicht nur auf Erinnerungen zu, die im verbalen Gedächtnis gespeichert waren, sondern auch auf solche, die vor dem Erlernen der Sprache und bevor das Gehirn völlig ausgereift ist, gemacht wurden. Stanislav Grof hat in seinem Buch "Die Welt der Psyche" einige Erinnerungen an Geburtserlebnisse nachrecherchiert, die im Rahmen von LSD-Sitzungen hochkamen. Einige davon ließen sich anhand der Krankenhausakten bestätigenB3.11 S.50, S.110.
Während Erinnerungen an traumatische Erfahrungen, die dauerhaft im Bewußtsein geblieben sind und verdrängte Erinnerungen, die vor längerer Zeit wieder eins Bewußtsein gekommen sind, ungefähr gleich starke Symptome im augenblicklichen Leben erzeugen, sind einige Trauma-Symptome in der Phase, in der sie wieder ins Bewußtsein treten, verstärkt.B3.19
In der Phase in der traumatische Erinnerungen wieder ins Bewußtsein treten, bleiben die durch den Mißbrauch hervorgerufene Wut, Angst und Depressionen unverändert. Auch Probleme im Umgang mit Sexualität und Sorgen über sexuelle Themen bleiben in dieser Phase auf demselben Niveau wie bei Menschen, die sich schon länger erinnern.B3.19
Verdrängte traumatische Erinnerungen treten zunächst in Form von Flashbacks wieder in Erinnerungen. Neben Erinnerungsbildern aus den früheren Situationen können auch Geräusche, Geschmäcker, Gerüche, Gefühle, Schmerzen als Flashbacks wiedererlebt werden. Dies kann zur selben Zeit wie die Bilder auftreten - also als Film mit Geräuschen, Geschmack, Gerüchen, Gefühlen, Schmerzen. Die einzelnen Aspekte einer Erinnerung können aber auch einzeln als Flashback auftreten, beispielsweise als Schmerzen oder Gerüche ohne begleitetende Erinnerungsbilder.B3.19
Es gibt einzelne Betroffene, die sich durchgehend erinnerten und andere, die sexuellen Mißbrauch vollständig verdrängen. Die meisten Menschen, die in der Kindheit mißbraucht wurden, haben jedoch generell lückenhafte Kindheitserinnerungen und erinnern sich an einen Teil der schlimmen Erfahrungen aus ihrer Kindheit, während andere Aspekte verdrängt sind. Fälle in denen eine Mißhandlungs- und Mißbrauchsgeschichte vollständig verdrängt wurden und die Erinnerungen später vollständig wieder ausgegraben wurden, sind selten. Daß Betroffene gerichtlich gegen ihre mißbrauchenden Angehörigen vorgehen, ist ebenfalls die Ausnahme.B3.21
Einen anderen Ansatz haben John und Helen Watkins bei der Arbeit mit Ich-Zuständen, wie sie die unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile nennen, indem sie Hypnotherapie nutzen, um abgespaltene und verdrängte Persönlichkeitsanteile zu erreichen und zu therapieren. Das tun sie unabhängig davon, ob ihre Patienten als Multiple Persönlichkeit diagnostiziert werden könnten oder nicht.B1.6
Der normale Mensch scheint also Persönlichkeitsanteile mit ausreichend differenziert ausgeprägter eigener Persönlichkeit zu haben, daß es Sinn macht, sie für therapeutische Zwecke oder zur Klärung der eigenen Motivationslage manchmal wie einzelne Personen zu behandeln.
Verschiedene Persönlichkeitsanteile zu haben ist also nicht krankhaft, krankhaft ist es nur, wenn zwischen diesen Persönlichkeitsanteilen erhebliche Kommunikationsstörungen oder gefährlicher Streit bestehen. Zu Kommunikation zählt in diesem Zusammenhang auch der direkte Austausch von Erinnerungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen zwischen den Persönlichkeitsanteilen.
Logischerweise wird daher
Das hat mehrere Gründe.
Nach dem Tod der Großmutter geht es dann bergab
Das was Jeanette Walls da als Erziehungsverhalten ihrer Eltern beschreibt, ist eine verblüffende Mischung aus erschreckender Vernachlässigung - und sehr sorgfältiger, liebevoller, durchdachter Erziehung, die großen Wert auf Bildung legt. Beide Elemente stehen beinahe beziehungslos nebeneinander. Auffällig ist aber, daß die beiden Eltern in ihrem Leben nur eines weitgehend durchhalten: Sich mit ihren Kindern beschäftigen, sich um sie kümmern. Es gelingt ihnen nicht immer, aber es ist zu erkennen, daß sie dieses Bemühung in ihrem Leben nie aufgeben.Anders ist es dagegen in ihrem beruflichen Wirken. Die Mutter möchte gerne Künstlerin sein, ist aber nicht in der Lage, sich ein Umfeld zu schaffen, wo die diesem Wunsch kontinuierlich nachgehen kann, sondern sie schwankt immer zwischen Verschwendung und Armut, auch ein beträchtliches Erbe hilft ihr nicht, diesen Wunsch umzusetzen. Sie hat auch eine Ausbildung als Lehrerin, doch nur die Angst um die Kinder bringt sie einmal dazu, diese Ausbildung auch zu nutzen, um das Überleben der Familie zu sichern. Der Vater ist zwar in der Lage, immer wieder Anstellungen zu finden, die eine hohe Qualifikation erfordern, nicht jedoch soziale Konflikte so strategisch anzugehen und zu lösen, daß er eine Stelle länger halten kann. Stattdessen fühlt er sich immer von Ausbeutern verfolgt und flieht in ein anderes Bundesland der USA - was zumindest in dem einen nachvollziehbaren Fall bestimmt nicht sinnvoll war, denn man sollte annehmen, daß die Familie ihn vor Gericht gewonnen hätte.
Bis die Großmutter stirbt, kriechen die Eltern immer wieder bei ihr unter, wenn sie nicht zurechtkommen, um dann nach einer Pause wieder in ihr eigenes chaotisches Leben einzutauchen. Nach dem Tod der Großmutter geht es dann bergab, das Verhalten der Eltern wird zunehmend dysfunktional, sie versuchen in der kaputten Herkunftsfamilie des Vaters unterzukriechen, was alles noch schlimmer macht. Schließlich sind beide Eltern obdachlos, während drei der vier Kinder sich ein normal erfolgreiches Leben aufbauen, indem sie sich gegenseitig und auch dem vierten Kind, der jüngsten Schwester helfen.
1987 bis 2011 schwankte in der Bundesrepublik Deutschland die Zahl der gemeldeten Fälle von "Vollzug des Beischlafs mit einem Kind oder Vornahme einer ähnlichen sexuellen Handlung nach § 176a Abs. 2 Nr. 1 StGB" zwischen 1 und 2 Fälle auf 100 000 Einwohner. Inzest wurde als solches nicht aufgeführt, so daß keine exakt mit der vorhergehenden vergleichbare Zahl zur Verfügung steht.B7.4
Da stellt sich natürlich die Frage: Hat Kindesmißbrauch zugenommen, wird er nur häufiger gemeldet als damals oder liegt der Unterschied darin, daß die Statistik sich auf eine abweichende Definition des Verbrechens bezieht oder an der vollständigeren Erfasssung der Verbrechen? Wie häufig ist Kindesmißbrauch wirklich? Wird er häufiger oder seltener?
1972 wurde eine Studie zu Vergewaltigungen begonnen. Dabei wurden alle bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Mißbrauch in einer größeren Stadt in den Notfallraum der städtischen Kliniken gebracht, um dort behandelt, untersucht und zum Tathergang befragt zu werden. Dabei nahm man zunächst an, daß normalerweise erwachsene Frauen durch fremde Männer vergewaltigt würden. Mehr als 2/5 der Vergewaltigungsopfer der ersten Welle dieser Studie waren unter 18 Jahre alt. Niemand hatte vor der Studie angenommen, daß so ein hoher Anteil der Vergewaltigungsopfer so jung wären. Deshalb wurde einige Jahre später an den inzwischen erwachsen gewordenen betroffenen Kindern eine zweite Studie durchgeführt, die ich oben bereits erwähnt hatteB3.16:
O11.1.3
Mehr als ein Drittel erinnert sich nicht an einen Kindesmißbrauch, der zu einem Klinikaufenthalt führte
Tatsächlich wird auch heute noch nur ein kleiner Prozentsatz der Mißbrauchsfälle gemeldet. So wurden in einer von Raupp und Eggers durchgeführten Studentenbefragung 7% der Kindesmißbrauchsfälle gemeldet, aber nur 3,3% der Inzestfälle. Auch die Meldungen bei Beratungsstellen und ähnlichem sind recht selten.B7.17
USA: Bei einer 2002 veröffentlichten Befragung einer randomisierten Bevölkerungsstichprobe in den USA hatten 14.2% der Männer 32.3% der Frauen im Alter unter 18 Jahren sexuellen Mißbrauch durch mindestens fünf Jahre ältere Personen erlebt. Hierbei zählten auch Küßchen, wenn sie als sexuell einsortiert wurden. Bei 46.8% Prozent dieser Mißbrauchsfälle handelte es sich um Inzest und in 52,8 der Fälle fand eine Penetration entweder mit dem Penis oder mit einem anderen Objekt statt. 22.2% der Männer 19.5% der Frauen wurden körperlich mißhandelt. 21% derjenigen, die Mißbrauch oder Mißhandlung erlebt hatten, wurden sowohl mißbraucht als auch mißhandelt und in beiden Fällen wurden die Betroffenen als Erwachsene häufiger erneut Opfer vergleichbarer Taten.B7.5 Insgesamt schwanken die Ergebnisse von Untersuchungen zur Häufigkeit des sexuellen Kindesmißbrauchs in der USA je nach inhaltlicher Definition des Begriffs und Altersgrenzen zwischen 6 und 62% bei Frauen und zwischen 3 und 31% bei Männern.B7.6
Bei den wenigen jeweils für ein Land repräsentativen Umfragen schwankten die Ergebnisse zur Häufigkeit von Mißbrauch zwischen 9% und 33% bei Frauen und zwischen 3% und 16% bei Männern. Der Anteil der Inzestfällle an der Gesamtzahl der Mißbrauchsdelikte beträgt bei Frauen 14-44% und bei Männern 0-25%.B7.6
Beispielgeschichte, Kersti:Walter C. Young et. Al. berichten von 38 Patienten mit Dissoziativer Identitätsstörung, die sich an rituellen Mißbrauch durch satanistische Kulte erinnern. Während in diesen Fällen keine handfesten Beweise für die Existenz der Kulte gefunden wurden, gab es einige Indizien, die darauf hinweisen, daß die betreffende Geschichte wahr sein könnte. Es gab Narben und andere gesundheitliche Folgen, die wahrscheinlich nicht selbst verursacht waren, Kultmitglieder derselben Gegend konnten sich teilweise gegenseitig mitsamt den Rollen im satanischen Kult identifizieren, obwohl sie keine Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen.B1.12Die satanistische Sekte aus dem Nachbarort
Vor einigen Jahren machte ich eine Erfahrung die mich erheblich verwirrte.Eines Tages meldete sich eine Person bei mir, die in einem Nachbarort aufgewachsen war. Sie erzählte mir Erinnerungen, die mich massiv verwirrten. Wenn man ihr glauben würde, war sie von ihren Eltern mißbraucht und als Mißbrauchsopfer in einer Sekte herumgereicht worden, die sowohl satanistisch war als auch etwas mit dem Nationalsozialisten zu tun hatte. Neben ihr gab es noch eine Bekannte die sich erinnerte, zu derselben Sekte zu gehören. Neben ihren Eltern und deren Bekannten gehörten offensichtlich das gesamte soziale und gesellschaftliche Umfeld zu der Sekte. Der behandelnde Arzt und frühere Kinderarzt, das Sonnenstudio, ein Spielsalon den sie zufällig am Bodensee gefunden hatte. Die örtliche Klinik stellte der Sekte Räume zur Verfügung und die Kirche diente zu satanistischen Ritualen. Kinder wurden mit Medikamenten, Drogen, Drohungen und Gewalt gefügig gemacht und im Rahmen von Ritualen ermordet.
Normalerweise hätte ich das für ein reines Märchen gehalten, denn es müßte doch zumindestens einem meiner Bekannten etwas aufgefallen sein, wenn in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, so etwas gang und gäbe wäre!
Das jedoch gelang mir nicht, denn die beiden Personen waren so verzweifelt, psychisch angeschlagen, mit sich selbst im Widerspruch und allgemein unglücklich, wie das nach solchen Erfahrungen zu erwarten gewesen wäre. Ihre Reaktionen, wenn sie diese rätselhaften Szenen erinnerten, waren so, wie bei Menschen, die sich an reale traumatische Erfahrungen erinnerten.
Sie erzählten mir von einem Therapeuten, dessen therapeutisches Verhalten in ihren Erzählungen sehr kompetend und vernünftig wirkte - und der glaubte daß seine Patienten, die aus ganz Deutschland kamen, alle in einer solchen weltweit vernetzten satanistischen Sekte seien.
Es gelang mir nicht die inneren und äußeren Widersprüche der Geschichte aufzulösen und ich suchte jahrelang immer wieder in der Literatur nach einer möglichen Auflösung des Rätsels.
Es ist bekannt, daß religiöse Gemeinschaften gelegentlich entgleisen, kranke Sozialstrukturen entwickeln, die schließlich zu Verbrechen innerhalb der Organisation führenB7.8. Es gibt auch dokumentierte Beispiele für satanistisch motivierte VerbrechenB1.5 S.48, B5.9. Zwischen dem 13.6.1984 und 30.6.1989 wurden in den USA 22827 Kinder vermißt gemeldet und 9348 wurden nicht wiedergefundenB1.5 S.54f. Die Gerichtsmedizinerin Elisabeth Türk, machte in Deutschland bei der Untersuchung von Leichen, die eingeäschert werden sollen und deshalb durch einen Gerichtsmediziner untersucht werden müssen, die Erfahrung, daß der Arzt, der den Totenschein ausgefüllt hat, in etwa 10% der Fälle Anzeichen übersehen hat, die auf einen Mord hindeuten könnten. Sie schlägt deshalb vor, daß alle Leichen noch einmal durch einen Gerichtmediziner untersucht werden sollten. In der Gerichtsmedizin wird angenommen, daß zu den bekannten Morden noch einmal ungefähr so viele Morde hinzukommen, bei denen von dem Arzt, der den Totenschein ausgefüllt hat, nicht erkannt wurde, daß es sich nicht um eine natürliche Todesursache handelte, sondern um einen Mord. Es wird angenommen daß jährlich etwa 11 000 nichtnatürliche Todesfälle unerkannt bleiben. Dazu sollen etwa 2000 Todesfälle im Zusammenhang mit medizinischen Maßnamen kommen.B7.3 S.88
Insgesamt erscheint es durchaus denkbar, daß solche Erinnerungen zu Satanistischem rituellen Mißbrauch auf reale Verbrechen zurückgehen, die wie Inzest und Kindesmißbrauch allgemein vor 50 Jahren heute noch kollektiv verdrängt werden.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
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