erste Version: 3/2013
letzte Bearbeitung: 8/2017

O11.1

Satanistischer ritueller Mißbrauch - Ein komplexes Rätsel

Inhalt

O11. Kersti: Zusammenfassung und Inhalt
O11.1 Kersti: Teil 1: Satanistischer ritueller Mißbrauch - real?
O11.1.1 Kersti: Satanistischer ritueller Mißbrauch - real? Einleitung
O11.1.2 Kersti: Kindheitstraumen und ihre Folgen
O11.1.2.1 Kersti: Allgemeine Symptome von Kindheitstraumen
O11.1.2.2 Kersti: Kindheitstraumen: Typ 1: Kindheitstraumen durch ein einzelnes Ereignis
O11.1.2.3 Kersti: Kindheitstraumen: Typ 2: Störungen durch mehrere unterschiedliche oder langanhaltende Traumata
O11.1.2.4 Kersti: Kindheitstraumen und ihre Folgen: Mischtyp
O11.1.2.5 Kersti: Verratstrauma - Warum manche Ereignisse nicht erinnert werden
O11.1.3 Kersti: Verdrängung, Kryptomnesie und Wiederauftauchen von Erinnerungen
O11.1.3.1 Kersti: Kryptomnesie
O11.1.3.2 Kersti: Erinnerungen an die man nicht glaubt
O11.1.3.3 Kersti: Verdrängung traumatischer Erinnerungen
O11.1.3.3 Kersti: Mehr als ein Drittel erinnert sich nicht an einen Kindesmißbrauch, der zu einem Klinikaufenthalt führte
O11.1.3.3 Kersti: Mascha und Dascha: "Aber was die Experimente angeht, ist alles wie ausgelöscht"
O11.1.3.4 Kersti: Wiederauftauchen traumatischer Erinnerungen
O11.1.4 Kersti: Persönlichkeitsanteile und das Ausmaß an Dissoziation zwischen ihnen
O11.1.5 Kersti: Kollektive Verdrängung zum Kindesmißbrauch
O11.1.5.1 Kersti: Verdrängung und Verleugnung der Familie bei Kindesmißbrauch
O11.1.5.1.1 Kersti: Verleugnung des Mißbrauchs und der Mißbrauchsfolgen dienen nicht hauptsächlich dem Schutz vor Behördeneingriffen
O11.1.5.1.2 Kersti: Verleugnung durch das Kind: Die Instinkte sagen, es gibt keinen Ersatz für die eigenen Eltern
O11.1.5.1.2 Kersti: Nach dem Tod der Großmutter geht es dann bergab
O11.1.5.1.3 Kersti: Verleugnung durch den nicht mißbrauchenden und behandelnden Elternteil
O11.1.5.1.4 Kersti: Verleugnung durch den Täter
O11.1.5.2 Kersti: Kollektive Verdrängung: Die Häufigkeit von Inzest und Mißbrauch wurde erheblich unterschätzt
O11.1.6 Kersti: Erinnerungen an satanistischen rituellen Mißbrauch könnten Gegenstand von kollektiver Verdrängung sein
O11.2 Kersti: Teil 2: Falsche Erinnerungen: Die Generationenübergreifenden satanistischen Sekten existieren nicht
O11.3 Kersti: Teil 3: Die Wissenschaftliche Debatte: Achtung, es menschelt!
O11.4 Kersti: Teil 4: In welchem Verhältnis stehen die False Memories zu satanistischem rituellem Mißbrauch zur Realität?
O11.5 Kersti: Teil 5: Desinformationskampagnen: Was ist das Problem, wenn Mord, Dämonen und UFOs im Hinterhof die Tarnung ist?
O11.6 Kersti: Teil 6: Spirituelle Deutung der False Memories zu satanistischem rituellem Mißbrauch
O11.7 Kersti: Teil 7: Organisierte Kriminalität: eine andere Erklärung für rituellen Mißbrauch
O11.8 Kersti: Teil 8: Außerirdische Verwicklungen im rituellem Mißbrauch
O11.9 Kersti: Teil 9: Wann begann Mind-Control?
O11.10 Kersti: Teil 10: Wie löst man das Mind-Control-Problem?
O11.Q Kersti: Quellen

 
Inhalt

Teil 1: Satanistischer ritueller Mißbrauch - real?

1.1 Einleitung

Es wird von Gegnern der Vorstellung, daß es Satanistischen rituellen Mißbrauch gibt, immer wieder angezweifelt, daß echte Erinnerungen verdrängt und dann wieder bewußt werden können. Gerade das ist aber wissenschaftlich in mehrfacher Hinsicht erwiesen.

Die zweite Vorstellung, die heftigen Widerstand hervorruft, ist die der multiplen Persönlichkeitsstörung. Auch die Existenz dieser ist aus meiner Sicht überzeugend belegt.

 
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1.2 Kindheitstraumen und ihre Folgen

In diesem Abschnitt gebe ich im Wesentlichen erheblich gekürzt den Inhalt des Artikels "Childhood Traumas: An Outline and Overview" von Autor: Lenore TerrB3.7 wieder, da diese ziemlich ausgewogen, die wesentlichen Aspekte, die für die Forschung zu Kindheitstraumata wichtig sind, berücksichtigt. Sie arbeitet als Therapeutin für traumatisierte Kinder, hat aber auch wissenschaftliche Forschung veröffentlicht, in der sie die Erinnerungen betroffener Kinder mit den Fakten eines bekannten traumatischen Ereignisses vergleicht und mit Untersuchungen, wie sich diese Erinnerungen dann im Laufe der Jahre verändernB3.3-3.7. Obwohl Terr hier nur ihre eigene wissenschaftliche und therapeutische Arbeit in einem Reviewartikel behandelt, würde ich, wenn ich alles, was ich zum Thema so gelesen und in meiner therapeutischen Arbeit erfahren habe, betrachte, meinen, daß dieser Artikel das Wesentliche recht ausgewogen zusammenfaßt.

Terr definiert Kindheitstraumata als das mentale Ergebnis eines plötzlichen Schlages von außen oder einer Serie von Schlägen, die die Person vorübergehend hilflos macht und ihre bisherigen normalen Bewältigungsmechanismen und Verteidigunsstrategien zerstört. Sie erweitert damit die Definition des Traumas so, daß sie nicht nur die völlig überraschenden Ereignisse miteinbezieht sondern auch die, die durch langanhaltendes krankmachendes Vorausahnen gekennzeichnet sind. Dagegen zählt sie ereignisse die zwar extrem schrecklich sind, wo der Betroffene sich aber durchgehend in der Lage fühlt, angemessen damit umzugehen nicht als traumatisch. Alle Kindheitstraumen kommen nach dieser Definition von außen.B3.7

 
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1.2.1 Allgemeine Symptome von Kindheitstraumen

Als allgemeine Symptome von Kindheitstraumen nennt Lenore Terr:

1. Wiederholtes erneut sehen oder fühlen der Traumaerinnerungen: Die Fähigkeit ein furchtbares Ereignis wiederzuerleben - meist in Form von visuellen Eindrücken, seltener als Tastempfindungen oder Gerüche, ist laut Terr ein wichtiges gemeinsames Charakteristikum aller durch äußere Umstände in der Kindheit hervorgerufenen psychischen Krankheiten. Dieses Wiedererleben wird meist durch äußere Eindrücke, die an die traumatische Erfahrung erinnern wachgerufen, es tritt aber gelegentlich auch völlig ohne äußeren Anlaß auf. Das geschieht oft während Ruhezeiten und in Phasen der Entspannung, reißt Kinder anders als Erwachsene aber selten unerwartet aus dem Alltag. Selbst diejenigen Kinder, die zur Zeit ihrer Traumatisierung Kleinkinder waren und keine voll ausgeprägten verbalen Erinnerungen daran haben, sehen Bildausschnitte, malen ihre traumatischen Erinnerungen oder spielen sie wie einen Filmausschnitt nach.B3.7

2. Wiederkehrende Verhaltensmuster, Wiederholungszwang: Traumatisierte Kinder wiederholen das traumatische Erlebnis oder Teile davon im Spiel und im alltäglichen Verhalten. Gewöhnlich ist ihnen nicht bewußt, daß ihre Verhaltensweisen Reinscenierungen des Traumas sind, daher erfährt man hierüber mehr, indem man Bekannte der Person befragt, als wenn man das betroffene Kind selbst befragt.B3.7

3. Traumaspezifische Ängste: Wer in der Kindheit schwer traumatisiert wurde, behält einige der daraus entstandenen Ängste bis weit in sein Erwachsenenleben. Dabei ist selten vorherzusehen wie spezifisch diese Ängste sein werden. So mag ein Kind, das von einem Hund gebissen wurde sich nachher vor Hunden allgemein oder aber nur vor Hunden der Rasse fürchten, zu der der beißende Hund gehörte.B3.7

4. Veränderte Einstellungen gegenüber Menschen, dem Leben und der Zukunft: Menschen, mit traumatischen Erfahrungen, entwickeln eine pessimistische und vorsichtige Einstellung gegenüber der Zukunft im allgemeinen oder den Menschen. Oft befürchten sie, daß weitere Traumen auf sie zukommen, auch wenn es zu dieser Befürchtung keinen konkreten Grund gibt.B3.7

 
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1.2.2 Typ 1: Kindheitstraumen durch ein einzelnes Ereignis

Typ 1-Störungen: Für Traumatische Erfahrungen, die nur auf ein einzelnes Ereignis zurückgehen zählt Terr folgende charakteristischen Symptome auf:

1. Vollständige und detaillierte Erinnerungen: Die ersten Kinder erinnern sich etwa ab dem Alter von 1,5 Jahren an traumatische EreignisseB3.1. In diesem Alter sind Erinnerungssequenzen aber generell sehr viel kürzer als bei älteren KindernB4.3. Kinder, die zum Zeitpunkt des traumatischen Erlebnisses älter waren als etwa 28 bis 36 Monate, haben normalerweise klare und vollständige Erinnerungen an das Ereignis, die oft detaillierter sind, als die Erinnerungen von Erwachsenen, die dasselbe Erlebnis beobachtet haben. Sie können manchmal falsche Details oder Fehlinterpretationen enthalten, sind aber im Großen und Ganzen zutreffend und richtig.B3.7

2. Omen: Kinder, die ein einzelnes Trauma erlebt haben, deuten oft seltene Ereignisse, die keinen logischen Zusammenhang mit dem Trauma haben als möglichen Hinweis, an dem man hätte vorhersehen können, daß so etwas geschieht oder als Ursache des Traumas.B3.7

3. Fehlwahrnehmungen (- oder spirituelle Erfahrungen?): Terr spricht von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen, die an Psychosen erinnern, ohne ausgeprägt genug zu sein, um eine solche Diagnose zu rechtfertigen.B3.7

Die konkret von ihr genannten Beispiele für solche Fehlwahrnehmungen wie das Gefühl, der Täter sei anwesend, oder das Sehen der gestorbenen Schwester nach einem Unfall könnten ebenso gut als spirituelle Erfahrungen gedeutet werden. Siehe hierzu den fünften Teil des Artikels.
O11.6 Kersti: Teil 6: Spirituelle Deutungen der False Memories zu Satanistischem rituellem Mißbrauch

Beispielgeschichte:

Cowchilla

Am 15. Juli 1976

 
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1.2.3 Typ 2: Störungen durch mehrere unterschiedliche oder langanhaltende Traumata

Typ 2-Störungen: Charakteristiken von Zuständen, die aus mehreren unterschiedlichen oder langanhaltenden Traumata entstanden sind. B3.7

1. Leugnen und Gefühllosigkeit: Dies gilt als ein klassisches Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung, ist aber bei einzelnen Schicksalsschlägen nicht immer vorhanden und erstreckt sich meist auch über kürzere Zeit. Stark ausgeprägt und dauerhaft vorhanden ist dieses Symptom normalerweise nur dann, wenn mehrere Schicksalsschläge oder langanhaltende traumatische Situationen vorlagen. Kinder, die ihre Gefühle verdrängen, beschweren sich im Gegensatz zu Erwachsenen nicht darüber, innerlich wie taub zu sein. Um das so wahrzunehmen, braucht man die Erinnerung an viele Jahre, in denen man ein normales Gefühlsleben hatte. Ein aufmerksamer Beobachter kann aber beobachten, daß das Gefühlsleben abgestumpft ist. Die betroffenen Kinder vermeiden es, über sich selber zu reden. Teilweise vergessen sie große Teile ihrer Kindheit. Ein solches Kind könnte beispielsweise die Zeit von der Geburt bis zum Alter von neun Jahren vergessen.B3.7

2. Selbsthypnose und Dissoziation: B3.7

3. Rasende Wut oder extreme Passivität, zu der auch Selbsthaß gehören kann ist ein markantes Symptom von langanhaltendem Mißbrauch und Mißhandlung. Wut aber auch ihr Gegenteil, extreme Passivität zeigen sich bei lananhaltenden oder immer wiederkehrenden Traumata an den Stellen, wo Vertrauen zuhause sein sollte. B3.7

 
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1.2.4 Mischtyp

Mischtyp von Typ 1 und Typ 2: wenn ein einzelnes traumatisches Ereignis langanhaltende Folgen hat, das betroffene Kind dadurch beispielsweise seine Eltern oder sein Zuhause verliert, eine schwere Behinderung oder Entstellung erleidet, zu langanhaltenden Krankenhausaufenthalten und Schmerzen führt, dann führen die anhaltenden Belastungen oft dazu, daß Charakteristika von Typ 2 Störungen auftreten, während andererseits auch Charalteristika von Typ 1 Störungen beibehalten werden. Die betroffenen Kinder können beispielsweise Gefühllosigkeit entwickeln und ihren charakter wesentlich ändern, andererseits behalten sie aber meist klare Erinnerungen an das auslösende Ereignis, haben Wahrnehmungsverzerrungen und glauben an Omen, mit denen sie das Ereignis hätten vorhersehen können.B3.7

  1. Ständige Trauer und Depression
  2. Kindheitsverunstaltung, Behinderung und Schmerz

 
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1.2.5 Verratstrauma

In ihrem Buch " Buch: Betrayal Trauma" (Wörtlich: Verratstrauma) beschäftigt sich Autor: Jennifer J. Freyd mit der Frage, warum Menschen gewisse traumatische Erfahrungen verdrängen und andere nicht. Sie kommt zu der Schlußfolgerung daß vor Allem Erinnerungen an Verrat durch wichtige Bezugspersonenen verdrängt werden, von denen das Opfer abhängig ist. So werden Erinnerungen an inzestuösen Kindesmißbrauch häufiger verdrängt als Erinnerungen an Kindesmißbrauch, der nicht inzestuös ist3.17 S.139ff. Daneben tritt Amnesie auch bei Kriegsveteranen auf, wenn Vorgesetzte sie in irgendeiner Form mißbrauchen oder wenn Frauen von ihrem Partner vergewaltigt oder mißhandelt werden3.17 S.188ff. Tatsächlich konnte in mehreren Studien auch kein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Gewalt und dem Ausmaß der Verdrängung nachgewiesen werdenB3.19. Außerdem scheint emotionaler Mißbrauch bei Kindern zu mehr Dissoziation zu führen als körperlicher Mißbrauch und körperliche Mißhandlungen3.17 S.134f.

Der Grund für diese Verdrängung ist nicht, daß die Erfahrung so traumatisch ist, sondern er liegt darin, daß es eine tatsächlich oder vermeintlich lebensnotwendige Beziehung gefährden würde, wenn die Erfahrung erinnert würde3.17.

 
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1.3 Verdrängung, Kryptomnesie und Wiederauftauchen von Erinnerungen

1.3.1 Kryptomnesie

Als Kryptomnesie bezeichnet unterschwellige Erinnerungen, bei denen ein Mensch eine Information erfahren oder eine Fähigkeit erlernt hat und beides danach wieder vergessen hat. Später kommen diese Informationen oder Fähigkeiten wieder ins Bewußtsein, ohne daß die betroffene Person weiß, wie sie zu diesem Wissen gekommen ist.B9.12 S.343

Die Existenz von Kryptomnesie ist durch Fälle bewiesen, in denen Personen oft nach Jahren ganze Ausschnitte von Büchern wiedergegeben haben, die sie viele Jahre zuvor gelernt und von denen sie vergessen hatten, daß sie sie gelernt hatten. In den meisten Fällen wurden die früher gelernten Texte nur wiedergegeben, ohne sie an die augenblicklichen Gegebenheiten anzupassen.B9.12 S.346

Ausführlich diskutiert wird sie in der parapsychologischen Forschung als Alternativerklärung für scheinbare paranormale Fähigkeiten.
VB166. Kersti: Die Bedeutung der Kryptomnesie für die parapsychologische Wissenschaftliche Forschung

 
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1.3.2 Erinnerungen an die man nicht glaubt

In einer Studie zu Erinnerungen an die die Betroffenen selber nicht glauben, hatten zwischen einem Viertel und einem Fünftel der befragten Erstsemester eine Erinnerung, an die sie selbst nicht glaubten. 98 von den Studenten, die ein Erlebnis hatten, an das sie selbst nicht glaubten, nahmen an der Studie teil. Jeder von diesen wurde gebeten, drei Beispiele zu geben Die Gründe für diese Ungläubigkeit waren Folgende

35% der Teilnehmer vermuteten daß es sich in der Erinnerung um einen Traum gehandelt haben könnte.B3.22

Die Erinnerungen - ob sie geglaubt oder nicht geglaubt wurden - ließen sich besser nacherleben, man konnte geistig besser in die Zeit des Erlebnisses zurückkehren, die Details erscheinen lebhafter in den Sinneswahrnehmungen und im Nacherleben des Denkens und Fühlens, in der räumlichen Anordnung der Gegenstände und Personen. Sie sind als einzelne zusammenhängende Episoden mit zusammenhängender Handlung im Gedächtnis geblieben. All diese Eigenarten hatten Ereignisse von denen man nur wußte, aber an die man sich nicht erinnerte, nicht in dem Maße.B3.22

Erinnerungen, an die man glaubt, haben mehr persönliche Bedeutung, sind stärker mit anderen Erlebnissen verbunden und sind länger als nicht geglaubte Grinnerungen und Ereignisse, an die man sich nicht erinnert. Außerdem enthalten sie intensivere postive Gefühle und intensivere Geräusche, Gerüche und GeschmackserlebnisseB3.22.

Für das Wiedererleben von Gefühlen, das Gefühls für die Zeit, in der das Erlebte geschah, die Lebhaftigeit der Details und die Komplexität des erlebten Ereignisses, sind bei geglaubten Erinnerungen am größten, bei nicht geglaubten e-rinnerungen etwas schwächer ausgeprägt und bei nicht erinnerten aber geglaubten Ereignissen am Geringsten.B3.22

Die Stärke der damit verbundenen negativen Emotionen war bei nicht geglaubten Erinnerungen höher als als bei geglaubten Erinnerungen und geglaubten aber nicht erinnerten Ereignissen.B3.22

Prinzipiell gibt es zwei mögliche Formen von Erinnerungen geben an die man nicht glaubt: False Memories die man als falsch erkannt hat und echte Erinnerungen, die fälschlicherweise für unecht erklärt wurden. Die unmöglichen Erlebnisse zeigen, daß es sich zumindest bei einem Teil der nicht geglaubten Erinnerungen um Dinge handelt, die tatsächlich nie geschehen sind, um false Memories. Wie viele der restlichen Erinnerungen verworfene echte Erlebnisse sind, ist unklar.B3.22

Nachfolgend wurden zwei andere Untersuchungen durchgeführt, in denen nachgewiesen wurden, daß es diese beiden Klassen auch in Laborversuchen wirklich gibt.B3.23, B3.24

Die Tatsache, daß verworfene Erinnerungen auffallend oft mit negativen Emotionen verbunden sind und daß der häufigste Grund, weshalb sie verworfen wurden, ist, daß dem Betroffenen mitgeteilt wurde, es wäre so nicht geschehen, legt nahe, daß es sich beim für Unwahr erklären einer Erinnerung oft um den ersten Schritt der Verdrängung handeln könnte und daß Verdrängung oft soziale Gründe hat.

VB206. Kersti: Erinnerungen, an die man selber nicht glaubt

 
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1.3.3 Verdrängung

Als Verdrängung bezeichnet man es in der Psychologie, wenn eine Person traumatische oder einfach unangenehme Ereignisse vorübergehend oder vollständig vergißt oder sich von den Erinnerungen daran ablenkt.

1896 schrieb Autor: Sigmund Freud, daß die Unterdrückung der Erinnerungen an sexuellen Mißbrauch zur Hysterie bei erwachsenen Frauen führen könne. Später kam er zu dem Ergebnis, daß diese Erinnerungen Fantasien (d.h. letztlich False Memories) seien. John Briere, Conte, Herman, Schatzow kamen in ihren Forschungen später zu dem Ergebnis daß ein großer Teil der Personen die als Kinder sexuell mißbraucht wurden, keine Erinnerungen an den Mißbrauch haben und unterstützten damit Freuds ursprüngliche These, daß nicht erinnerter Kindesmißbrauch zu hohen Raten an psychischen Krankheitssymptomen führen würden. Den Prozentsatz des Mißbrauches, der verdrängt wurde gaben Briere und Conte mit 59%, Herman und Schatzow mit 28%, Polonsky & Fullilove mit 31% an.B3.1

Laut Autor: Jennifer J. Freyd wird Mißbrauch vor allem dann verdrängt, wenn wichtige Bezugspersonen des Kindes es mißbraucht haben, auf die das Kind zwingend angewiesen ist.3.17

Daß traumatische Erinnerungen tatsächlich verdrängt werden können, wurde mit der im folgenden kurz zusammengefaßten Studie von Autor: Linda Meyer Williams nachgewiesen:

Mehr als ein Drittel erinnert sich nicht an einen Kindesmißbrauch, der zu einem Klinikaufenthalt führte

In den 1970ger Jahren wurden alle bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Mißbrauch in einer größeren Stadt in den Notfallraum der städtischen Kliniken gebracht, um dort behandelt, untersucht und zum Tathergang befragt zu werden. Vom 1.4.1973-30.6.1975 wurden 206 Mädchen zwischen 10 Monaten und 12 Jahren als Teil einer größeren Studie untersucht, um die Auswirkungen von sexuellen Übergriffen auf Kinder Jugendliche und Erwachsene zu untersuchen. Die dabei entstandenen Berichte mit dem Kind und Angehörigen wurden dabei dokumentiert und aufgehoben.

1990 und 1991 wurde der Aufenthaltsort von 153 dieser Mädchen aufgefunden und sie wurden persönlich kontaktiert. Zehn Frauen lehnten ein Gespräch ab, zehn stimmten zu, erschienen dann aber nicht zum Interview. 136 Frauen wurden letztlich interviewt. Vier davon wurden ausgeschlossen, da der ursprüngliche Bericht keinen sexuellen Mißbrauch enthielt, drei gaben an, sie hätten den ursprünglichen Bericht erfunden, daher wurden 129 Frauen Teil der Untersuchung.

Die Interviewer waren zwei Frauen in den Vierzigern, eine Schwarze und eine Weiße, die geschult worden waren, um auch bei problematischen Themen angemessen auf die Gesprächspartnerinnen eingehen zu können. Sie benutzten ein Protokoll, das erfahrungsgemäß bei Personen, von denen bisher nicht bekannt ist, daß sie mißbraucht wurden, zu hohen Raten von Berichten über sexuellen Mißbrauch führt. Wenn entweder das in den Unterlagen bezeichnete Ereignis oder von Mißbrauch durch den dort genannten Täter erzählt wurde, wurde angenommen, daß die Versuchperson sich an den dokumentierten Mißbrauch erinnert.

Mehr als ein Drittel (38%) der Frauen erinnerten sich auch nach einer intensiven Befragung nach sexuellem Mißbrauch weder an das Ereignis, wegen dem sie ursprünglich ins Krankenhaus kamen noch daran, vom Täter jemals sexuell belästigt worden zu sein. In den Fällen, wo die Kinder durch den Mißbrauch körperlich verletzt wurden und durch die Interviewer als besonders glaubwürdig eingestuft wurden, erinnerten sich noch mehr, nämlich 52% nicht an den Mißbrauch. Wer durch Fremde mißbraucht wurde, konnte sich mit höherer Wahrscheinlichkeit daran erinnern, mißbraucht worden zu sein, als diejenigen die durch Familienmitglieder mißbraucht wurden. Während nur 55% der Kinder, die zum Tatzeitpunkt zwischen 0 und 3 Jahren alt waren, den Mißbrauch vergaßen, waren es 62% der 4-6-Jährigen. Die Älteren verdrängten wieder weniger, nämlich 31% der 7-10-Jährigen und 26% der 11-12-Jährigen.B3.1

In Autor: Jennifer J. Freyds Buch " Buch: Betrayal Trauma fand ich die Aussage, daß Autor: David S. Holmes oft dafür zitiert wird, daß es trotz 60 Jahren der Forschung keine Nachweise für Verdrängungen aus kontrollierten Laborversuchen gibt3.17. Ich las mir den Satz durch und dachte mir: "Selbstverständlich gibt es das nicht! Verdrängung tritt bei Erfahrungen auf, für die wir glauben, die Erinnerung daran nicht ertragen zu können. Es geschieht bei traumatischen Erfahrungen. So etwas fügt man doch keinem Menschen im Rahmen von Laborversuchen zu! Zumindest sollte man das nicht tun ..." mir fiel leider gleich ein Gegenbeispiel ein:

Mascha und Dascha: "Aber was die Experimente angeht, ist alles wie ausgelöscht"

Autor: Mascha und Autor: Dascha (1950-2003)B8.9, bekamen anfangs gemeinsam nur einen Paß ausgestellt, der auf den Namen Daria Iwanowna KriwoschljapowaB8.10, S.19 lautete, weil sie Siamesische Zwillinge sind, die ab der Hüfte zusammengewachsen sind. Erst als Erwachsene konnten sie das ändern lassen.
VB203.3.2 Kersti: Zwei Personen in anderthalb Körpern: siamesische Zwillinge
Ihrer Mutter wurde gesagt, sie seien gestorben, was die Zwillinge tatsächlich nicht warenB8.10, S.5ff. Stattdessen holte Autor: Pjotr Kusmitsch Anochin (1898-1974) sie in eine Klinik, um wissenschaftliche Experimente mit ihnen zu machenB8.10, S.21f.

Es ist unzweifelhaft möglich, wissenschaftliche Forschung an Kindern zu betreiben, ohne sie zu quälen. Man kann herausfinden von welchem der beiden Nervensysteme aus ein Körperteil mit Nerven versorgt ist, indem man ein Kind streichelt oder kitzelt, indem wam Spiele spielt vom Typ "Wer merkt zuerst, daß ich ihn anfasse?". Man müßte sich nur bei der Planung der Experimente genau darum Gedanken machen, was für das Kind gut ist und sich Experimente ausdenken, an denen ein Kind Spaß haben kann.

Ganz anders ging Pjotr Anochin vor. Wenn er wissen wollte, welches Bein durch das Nervensysem welches Kindes versorgt wurde, piekste er in das Bein, die Kinder wurden in Experimenten unterkühlt, bekamen kochend heiße Flaschen in die Hände gedrückt. Experimente, die ihnen ganz bestimmt traumatische Erfahrungen beschert haben, die in wissenschaftlichen Arbeiten sorgfältig dokumentiert wurden.B8.10, S.21ff

Dascha schreibt über diese Zeit: "Wir haben beide ein gutes Gedächtnis. Wir erinnern uns an unser Zimmer und an die Schwestern, die Putzfrauen, das Essen - aber was die Experimente angeht ist alles wie ausgelöscht. Wir wissen nur das, was wir in Filmen gesehen, von den Ärzten gehört oder in der Dissertation gelesen haben."B8.10, S. 29f

Als sie das Krankenhaus verließen, in dem sie so erforscht worden waren, waren die beiden Mädchen sechs Jahre alt, wegen der Vernachlässigung trotz ihrer normalen Intelligenz um Jahre in der Entwicklung zurückgeblieben, konnten noch nicht selbstständig essen oder aufs Klo gehen und konnten nur wenige Worte sprechen. Die Ärzte und Schwestern der Klinik, die sie nach dieser Zeit aufgenommen hat, waren entsetzt über den Zustand der Kinder und meinten: "Es war offensichtlich, daß niemand euch als menschliche Wesen betrachtet hatte." B8.10, S.33

Die Forscher die sie so unmenschlich behandelt haben, waren sich keines Unrechts bewußt.
Zitat: "Anna Jefimirowa, die junge Ärztin ist immer noch fest davon überzeugt, dass das Krankenhauspersonal sich nach Kräften darum bemüht hat, uns unsere Familie zu ersetzen, und dass wir sehr undankbar sind, weil wir anders darüber denken."B8.10, S.31

Selbstverständlich hatte Pjotr Anochin nicht zum Thema Verdrängung geforscht, sondern es ging darum inwieweit Siamesiche Zwillinge unabhängige Persönlichkeiten entwickeln und unabhängig auf Reize reagieren.B8.10, S.21-35

Der russische Neurophysiologe Pjotr Kusmitsch Anochin gewann durch seine Beiträge zur Entwicklung einer Neurokybernetik und die Anwendung seiner Ideen in der Medizin und Psychologie breite internationale Anerkennung.B8.11

Die von Holmes untersuchte Forschung zu Verdrängung bewegte sich im Gegensatz hierzu glücklicherweise in dem Rahmen, in dem Experimente moralisch vertretbar sind und konnte daher auch keine Verdrängung nachweisen, da keine Gründe vorlagen, diese moralisch vertretbare Forschung unbedingt verdrängen zu wollen.B3.20

Daß gerade Menschen, die andere gnadenlos ausnutzen vom Ausgenutzten auch noch Dankbarkeit erwarten, ist gar nicht so selten. Ein anderes Beispiel habe ich hier beschrieben.
VA145.6.1 Kersti: "Bin ich undankbar?"

 
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1.3.4 Vollständiges Erinnern, teilweise oder vollständige Verdrängung

Menschen, die traumatische Erfahrungen erlebt haben, können sich manchmal vollständig daran erinnern und dabei auch außergewöhnlich klare und detaillierte Erinnerungen haben. Diese Erinnerungen werden manchmal realistisch bewertet manchmal aber auch verharmlost, für unbedeutend oder falsch erklärt oder falsch eingeordnet, beispielsweise indem eine eindeutig sexuelle Handlung nicht als solche gesehen wird.B3.21

In anderen Fällen werden Teile der traumabezogenen Erfahrungen verdrängt, während andere Teile durchgehend erinnert werden. Auch diese Erfahrungen können falsch bewertet oder verstanden werden.B3.21

Als dritte Gruppe gibt es Menschen, die alle traumabezogenen Erinnerungen oder ganze Lebensphasen verdrängt haben.B3.21

 
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1.3.5 Wiederauftauchen traumatischer Erinnerungen

Es ist bekannt, daß im Rahmen von Therapien manchmal Erinnerungen an Ereignisse auftauchen, an die sich der Patient zwischen dem erinnerten Ereignis und dem Wiederauftauchen der Erinnerung jahrelang nicht erinnern konnte.

Solche Erinnerungen können genauso zutreffend sein, wie durchgehend erinnerte Ereignisse.

In einem späteren Artikel erwähnt Linda Meyer Williams, daß etwa 1/6 der Frauen, die sich in der obigen, Studie an den früheren Mißbrauch erinnerten, von einer Phase erzählten, in der sie den Mißbrauch vergessen hatten. Die Erinnerungen derjenigen, die zeitweise vergessen hatten, waren ebenso zutreffend, wie die derjenigen Frauen, die sich durchgehend an ihre Erfahrung erinnert hatten. B3.16

Belege für die Richtigkeit wiederaufgetauchter Erinnerungen an Mißbrauch wurden in verschiedenen Studien laut der Übersichtsstudie von Bowman in 47-74% der ambulanten Patienten, 85-94% der Patienten mit einer dissoziativen Störung gefundenB3.12. Erinnerungen, die dauerhaft in Erinnerung blieben, und zeitweise verdrängte Erinnerungen lassen sich gleich häufig bestätigenB3.12, B3.15 S.16f.

Daß sich wieder aufgetauchte Erinnerungen oft bestätigen lassen, trifft nicht nur auf Erinnerungen zu, die im verbalen Gedächtnis gespeichert waren, sondern auch auf solche, die vor dem Erlernen der Sprache und bevor das Gehirn völlig ausgereift ist, gemacht wurden. Autor: Stanislav Grof hat in seinem Buch Buch: "Die Welt der Psyche" einige Erinnerungen an Geburtserlebnisse nachrecherchiert, die im Rahmen von LSD-Sitzungen hochkamen. Einige davon ließen sich anhand der Krankenhausakten bestätigenB3.11 S.50, S.110.

Während Erinnerungen an traumatische Erfahrungen, die dauerhaft im Bewußtsein geblieben sind und verdrängte Erinnerungen, die vor längerer Zeit wieder eins Bewußtsein gekommen sind, ungefähr gleich starke Symptome im augenblicklichen Leben erzeugen, sind einige Trauma-Symptome in der Phase, in der sie wieder ins Bewußtsein treten, verstärkt.B3.19

In der Phase in der traumatische Erinnerungen wieder ins Bewußtsein treten, bleiben die durch den Mißbrauch hervorgerufene Wut, Angst und Depressionen unverändert. Auch Probleme im Umgang mit Sexualität und Sorgen über sexuelle Themen bleiben in dieser Phase auf demselben Niveau wie bei Menschen, die sich schon länger erinnern.B3.19

Verdrängte traumatische Erinnerungen treten zunächst in Form von Flashbacks wieder in Erinnerungen. Neben Erinnerungsbildern aus den früheren Situationen können auch Geräusche, Geschmäcker, Gerüche, Gefühle, Schmerzen als Flashbacks wiedererlebt werden. Dies kann zur selben Zeit wie die Bilder auftreten - also als Film mit Geräuschen, Geschmack, Gerüchen, Gefühlen, Schmerzen. Die einzelnen Aspekte einer Erinnerung können aber auch einzeln als Flashback auftreten, beispielsweise als Schmerzen oder Gerüche ohne begleitetende Erinnerungsbilder.B3.19

Es gibt einzelne Betroffene, die sich durchgehend erinnerten und andere, die sexuellen Mißbrauch vollständig verdrängen. Die meisten Menschen, die in der Kindheit mißbraucht wurden, haben jedoch generell lückenhafte Kindheitserinnerungen und erinnern sich an einen Teil der schlimmen Erfahrungen aus ihrer Kindheit, während andere Aspekte verdrängt sind. Fälle in denen eine Mißhandlungs- und Mißbrauchsgeschichte vollständig verdrängt wurden und die Erinnerungen später vollständig wieder ausgegraben wurden, sind selten. Daß Betroffene gerichtlich gegen ihre mißbrauchenden Angehörigen vorgehen, ist ebenfalls die Ausnahme.B3.21

 
Inhalt

1.4 Traumatische Erfahrungen Dissoziation und Persönlichkeitsanteile

 
Inhalt

Persönlichkeitsanteile und ihr Charakter

Persönlichkeitsanteile des Durchschnittsmenschen und Therapie

Autor: Friedemann Schulz von Thun macht das Verhalten einzelner Menschen als das Ergebnis des Zusammenwirkens eines "inneren Teams" anschaulich und therapiert innerpsychische Probleme, indem er die Mitglieder des inneren Teams behandelt und miteinander verhandeln läßtB1.1, wie das sonst zwischen verschiedenen Personen in Familientherapien und Mediation geschieht.

Einen anderen Ansatz haben Autor: John und Helen Watkins bei der Arbeit mit Ich-Zuständen, wie sie die unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile nennen, indem sie Hypnotherapie nutzen, um abgespaltene und verdrängte Persönlichkeitsanteile zu erreichen und zu therapieren. Das tun sie unabhängig davon, ob ihre Patienten als Multiple Persönlichkeit diagnostiziert werden könnten oder nicht.B1.6

Der normale Mensch scheint also Persönlichkeitsanteile mit ausreichend differenziert ausgeprägter eigener Persönlichkeit zu haben, daß es Sinn macht, sie für therapeutische Zwecke oder zur Klärung der eigenen Motivationslage manchmal wie einzelne Personen zu behandeln.

Verschiedene Persönlichkeitsanteile zu haben ist also nicht krankhaft, krankhaft ist es nur, wenn zwischen diesen Persönlichkeitsanteilen erhebliche Kommunikationsstörungen oder gefährlicher Streit bestehen. Zu Kommunikation zählt in diesem Zusammenhang auch der direkte Austausch von Erinnerungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen zwischen den Persönlichkeitsanteilen.

 
Inhalt

Anscheinend normale Persönlichkeitsanteile (ANPs) und Emotionale Persönlichkeitsanteile (EPs)

 
Inhalt

4.2 Kindanteile sind wie Kinder

Ich habe einige Bücher in denen die Behandlung jeweils einer Multiplen Persönlichkeit ausführlich beschrieben ist1.3, 1.4, 1.7, 1.8. Allen gemeinsam ist, daß dort die Kindanteile beschrieben werden, als wären sie Kinder mit allen Eigenarten die Kinder haben. Im dem Buch über Billy Milligan ist auch wiedergegeben, daß die Kinder auch - wie von Kindern zu erwarten - bei IQ-Tests für Erwachsene schlechter abschneiden als Erwachsene und eine ihrem subjektiv empfundenen Alters gemäße Sprachentwicklung haben. Selbst Gehirnwellenmuster, wie sie nur bei Kindern zu erwarten sind, tauchen bei ihnen auf1.7.

 
Inhalt

5. Kollektive Verdrängung zum Kindesmißbrauch

 
Inhalt

5.1 Verdrängung und Verleugnung der Familie bei Kindesmißbrauch

5.1.1 Verleugnung des Mißbrauchs und der Mißbrauchsfolgen dienen nicht hauptsächlich dem Schutz vor Behördeneingriffen

Die Verleugnung des sexuellen Mißbrauchs durch die Familie, den Mißhandler und auch das Kind selbst führt oft zu langwierigen Konflikten zwischen der Familie und den zuständigen Professionellen wie Schule, Jugendamt, Familienberatungsstellen und Gerichten. Verleugnung findet auch dann noch statt, wenn die möglichen rechtlichen Konsequenzen des Mißbrauchs keine Rolle mehr spielen, dient also nicht allein der Verscheierung gegenüber den Behörden sondern hat für die Betroffenen auch eine psychologische und soziale Funktion innerhalb der eigenen Familie.B7.10.1

 
Inhalt

5.1.2 Verleugnung durch das Kind: Die Instinkte sagen, es gibt keinen Ersatz für die eigenen Eltern

5.1.2.1 Verleugnung durch das Kind: Die Instinkte sagen, es gibt keinen Ersatz für die eigenen Eltern

Welche Funktion diese Verdrängung für das Kind hat, läßt sich aus der Etologie, der Verhaltensforschung zu Tieren heraus verstehen.
VB73.1 Kersti: Die Todesangst, die entsteht, weil man sehr schlechte Eltern hat, macht Kinder anhänglich
Kurz gesagt ist es so, daß ein junges Säugetier, wie ein menschliches Kind es ist, für sein Überleben unbedingt auf die Mutter angewiesen ist. Im Falle des Menschen kommt auch in Jäger- und Sammlerkulturen eine Abhängigkeit vom Vater hinzu, ohne den menschliche Kinder kaum erfolgreich aufgezogen werden können. Ein menschliches Kind braucht nicht nur Nahrung, Unterkunft und Liebe von seinen Eltern, sondern auch eine fundierte Einführung in die Regeln der Kultur, in der es aufgewachsen ist und eine Ausbildung in allen Fähigkeiten, die seinen zukünftigen Beruf betreffen. Wenn Eltern ihre Kinder nicht selbst in der beruflichen Tätigkeit ausbilden, müssen sie diese in den meisten Kulturen zumindest finanzieren. Darüberhinaus ist Kindererziehung immer erheblich schwieriger, wenn keine Großeltern und Geschwister der Eltern zur Verfügung stehen, die in schwierigen Zeiten die Eltern in der Kindererziehung gelegentlich vertreten und ihnen Pausen verschaffen können.

Logischerweise wird daher

 
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5.1.2.2 Wenn sich das Kind als böse oder verdorben wahrnimmt und die Eltern so von ihrer Schuld entlastet

Hier glaubt das Kind oft, es wäre verdorben und am Mißbrauch SchuldB1.11 S.289ff, B7.10.2.

Das hat mehrere Gründe.

Das hat mehrere Gründe.

 
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5.1.2.3 Warum Mißbrauch auch noch im Erwachsenenalter verleugnet wird

Gerade Menschen, die psychisch selbst belastet sind, brauchen die Stütze ihrer eigenen Eltern oft noch weit bis ins eigene Erwachsenenalter hinein, um erfolgreich Kinder aufzuziehen.

Nach dem Tod der Großmutter geht es dann bergab

Das was Jeanette Walls da als Erziehungsverhalten ihrer Eltern beschreibt, ist eine verblüffende Mischung aus erschreckender Vernachlässigung - und sehr sorgfältiger, liebevoller, durchdachter Erziehung, die großen Wert auf Bildung legt. Beide Elemente stehen beinahe beziehungslos nebeneinander. Auffällig ist aber, daß die beiden Eltern in ihrem Leben nur eines weitgehend durchhalten: Sich mit ihren Kindern beschäftigen, sich um sie kümmern. Es gelingt ihnen nicht immer, aber es ist zu erkennen, daß sie dieses Bemühung in ihrem Leben nie aufgeben.

Anders ist es dagegen in ihrem beruflichen Wirken. Die Mutter möchte gerne Künstlerin sein, ist aber nicht in der Lage, sich ein Umfeld zu schaffen, wo die diesem Wunsch kontinuierlich nachgehen kann, sondern sie schwankt immer zwischen Verschwendung und Armut, auch ein beträchtliches Erbe hilft ihr nicht, diesen Wunsch umzusetzen. Sie hat auch eine Ausbildung als Lehrerin, doch nur die Angst um die Kinder bringt sie einmal dazu, diese Ausbildung auch zu nutzen, um das Überleben der Familie zu sichern. Der Vater ist zwar in der Lage, immer wieder Anstellungen zu finden, die eine hohe Qualifikation erfordern, nicht jedoch soziale Konflikte so strategisch anzugehen und zu lösen, daß er eine Stelle länger halten kann. Stattdessen fühlt er sich immer von Ausbeutern verfolgt und flieht in ein anderes Bundesland der USA - was zumindest in dem einen nachvollziehbaren Fall bestimmt nicht sinnvoll war, denn man sollte annehmen, daß die Familie ihn vor Gericht gewonnen hätte.

Bis die Großmutter stirbt, kriechen die Eltern immer wieder bei ihr unter, wenn sie nicht zurechtkommen, um dann nach einer Pause wieder in ihr eigenes chaotisches Leben einzutauchen. Nach dem Tod der Großmutter geht es dann bergab, das Verhalten der Eltern wird zunehmend dysfunktional, sie versuchen in der kaputten Herkunftsfamilie des Vaters unterzukriechen, was alles noch schlimmer macht. Schließlich sind beide Eltern obdachlos, während drei der vier Kinder sich ein normal erfolgreiches Leben aufbauen, indem sie sich gegenseitig und auch dem vierten Kind, der jüngsten Schwester helfen.

B8.12

 
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5.1.3 Verleugnung durch den nicht mißbrauchenden und behandelnden Elternteil

Sowohl aus der Literatur1.8 S.229 als auch aus meiner eigenen Praxis kenne ich Beispiele für seltsame Reaktionen.
VB167.3.1.b2 Kersti: Die Mutter der mißbrauchten Miß Amerika meint, sie hatte eine glückliche Ehe gehabt

 
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5.1.4 Verleugnung durch den Täter

 
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5.2 Kollektive Verdrängung: Die Häufigkeit von Inzest und Mißbrauch wurde erheblich unterschätzt

Forscher und Ärzte hielten Inzest - den Koitus zwischen Verwandten - früher für selten und gaben für seine Häufigkeit die Daten aus Kriminalstatistiken an, die bis 1963 weltweit etwa bei ein bis zwei Fällen pro Million lagen. Sie waren sich bewußt, daß es eine hohe Dunkelziffer gab, hielten Inzest aber dennoch für sehr selten.B7.1

1987 bis 2011 schwankte in der Bundesrepublik Deutschland die Zahl der gemeldeten Fälle von "Vollzug des Beischlafs mit einem Kind oder Vornahme einer ähnlichen sexuellen Handlung nach § 176a Abs. 2 Nr. 1 StGB" zwischen 1 und 2 Fälle auf 100 000 Einwohner. Inzest wurde als solches nicht aufgeführt, so daß keine exakt mit der vorhergehenden vergleichbare Zahl zur Verfügung steht.B7.4

Da stellt sich natürlich die Frage: Hat Kindesmißbrauch zugenommen, wird er nur häufiger gemeldet als damals oder liegt der Unterschied darin, daß die Statistik sich auf eine abweichende Definition des Verbrechens bezieht oder an der vollständigeren Erfasssung der Verbrechen? Wie häufig ist Kindesmißbrauch wirklich? Wird er häufiger oder seltener?

1972 wurde eine Studie zu Vergewaltigungen begonnen. Dabei wurden alle bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Mißbrauch in einer größeren Stadt in den Notfallraum der städtischen Kliniken gebracht, um dort behandelt, untersucht und zum Tathergang befragt zu werden. Dabei nahm man zunächst an, daß normalerweise erwachsene Frauen durch fremde Männer vergewaltigt würden. Mehr als 2/5 der Vergewaltigungsopfer der ersten Welle dieser Studie waren unter 18 Jahre alt. Niemand hatte vor der Studie angenommen, daß so ein hoher Anteil der Vergewaltigungsopfer so jung wären. Deshalb wurde einige Jahre später an den inzwischen erwachsen gewordenen betroffenen Kindern eine zweite Studie durchgeführt, die ich oben bereits erwähnt hatteB3.16:
O11.1.3 Kersti: Mehr als ein Drittel erinnert sich nicht an einen Kindesmißbrauch, der zu einem Klinikaufenthalt führte

Tatsächlich wird auch heute noch nur ein kleiner Prozentsatz der Mißbrauchsfälle gemeldet. So wurden in einer von Raupp und Eggers durchgeführten Studentenbefragung 7% der Kindesmißbrauchsfälle gemeldet, aber nur 3,3% der Inzestfälle. Auch die Meldungen bei Beratungsstellen und ähnlichem sind recht selten.B7.17

USA: Bei einer 2002 veröffentlichten Befragung einer randomisierten Bevölkerungsstichprobe in den USA hatten 14.2% der Männer 32.3% der Frauen im Alter unter 18 Jahren sexuellen Mißbrauch durch mindestens fünf Jahre ältere Personen erlebt. Hierbei zählten auch Küßchen, wenn sie als sexuell einsortiert wurden. Bei 46.8% Prozent dieser Mißbrauchsfälle handelte es sich um Inzest und in 52,8 der Fälle fand eine Penetration entweder mit dem Penis oder mit einem anderen Objekt statt. 22.2% der Männer 19.5% der Frauen wurden körperlich mißhandelt. 21% derjenigen, die Mißbrauch oder Mißhandlung erlebt hatten, wurden sowohl mißbraucht als auch mißhandelt und in beiden Fällen wurden die Betroffenen als Erwachsene häufiger erneut Opfer vergleichbarer Taten.B7.5 Insgesamt schwanken die Ergebnisse von Untersuchungen zur Häufigkeit des sexuellen Kindesmißbrauchs in der USA je nach inhaltlicher Definition des Begriffs und Altersgrenzen zwischen 6 und 62% bei Frauen und zwischen 3 und 31% bei Männern.B7.6

Bei den wenigen jeweils für ein Land repräsentativen Umfragen schwankten die Ergebnisse zur Häufigkeit von Mißbrauch zwischen 9% und 33% bei Frauen und zwischen 3% und 16% bei Männern. Der Anteil der Inzestfällle an der Gesamtzahl der Mißbrauchsdelikte beträgt bei Frauen 14-44% und bei Männern 0-25%.B7.6

 
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6. Erinnerungen an satanistischen rituellen Mißbrauch könnten Gegenstand von kollektiver Verdrängung sein

Beispielgeschichte, Kersti:

Die satanistische Sekte aus dem Nachbarort

Vor einigen Jahren machte ich eine Erfahrung die mich erheblich verwirrte.

Eines Tages meldete sich eine Person bei mir, die in einem Nachbarort aufgewachsen war. Sie erzählte mir Erinnerungen, die mich massiv verwirrten. Wenn man ihr glauben würde, war sie von ihren Eltern mißbraucht und als Mißbrauchsopfer in einer Sekte herumgereicht worden, die sowohl satanistisch war als auch etwas mit dem Nationalsozialisten zu tun hatte. Neben ihr gab es noch eine Bekannte die sich erinnerte, zu derselben Sekte zu gehören. Neben ihren Eltern und deren Bekannten gehörten offensichtlich das gesamte soziale und gesellschaftliche Umfeld zu der Sekte. Der behandelnde Arzt und frühere Kinderarzt, das Sonnenstudio, ein Spielsalon den sie zufällig am Bodensee gefunden hatte. Die örtliche Klinik stellte der Sekte Räume zur Verfügung und die Kirche diente zu satanistischen Ritualen. Kinder wurden mit Medikamenten, Drogen, Drohungen und Gewalt gefügig gemacht und im Rahmen von Ritualen ermordet.

Normalerweise hätte ich das für ein reines Märchen gehalten, denn es müßte doch zumindestens einem meiner Bekannten etwas aufgefallen sein, wenn in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, so etwas gang und gäbe wäre!

Das jedoch gelang mir nicht, denn die beiden Personen waren so verzweifelt, psychisch angeschlagen, mit sich selbst im Widerspruch und allgemein unglücklich, wie das nach solchen Erfahrungen zu erwarten gewesen wäre. Ihre Reaktionen, wenn sie diese rätselhaften Szenen erinnerten, waren so, wie bei Menschen, die sich an reale traumatische Erfahrungen erinnerten.

Sie erzählten mir von einem Therapeuten, dessen therapeutisches Verhalten in ihren Erzählungen sehr kompetend und vernünftig wirkte - und der glaubte daß seine Patienten, die aus ganz Deutschland kamen, alle in einer solchen weltweit vernetzten satanistischen Sekte seien.

Es gelang mir nicht die inneren und äußeren Widersprüche der Geschichte aufzulösen und ich suchte jahrelang immer wieder in der Literatur nach einer möglichen Auflösung des Rätsels.

Autor: Walter C. Young et. Al. berichten von 38 Patienten mit Dissoziativer Identitätsstörung, die sich an rituellen Mißbrauch durch satanistische Kulte erinnern. Während in diesen Fällen keine handfesten Beweise für die Existenz der Kulte gefunden wurden, gab es einige Indizien, die darauf hinweisen, daß die betreffende Geschichte wahr sein könnte. Es gab Narben und andere gesundheitliche Folgen, die wahrscheinlich nicht selbst verursacht waren, Kultmitglieder derselben Gegend konnten sich teilweise gegenseitig mitsamt den Rollen im satanischen Kult identifizieren, obwohl sie keine Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen.B1.12

Es ist bekannt, daß religiöse Gemeinschaften gelegentlich entgleisen, kranke Sozialstrukturen entwickeln, die schließlich zu Verbrechen innerhalb der Organisation führenB7.8. Es gibt auch dokumentierte Beispiele für satanistisch motivierte VerbrechenB1.5 S.48, B5.9. Zwischen dem 13.6.1984 und 30.6.1989 wurden in den USA 22827 Kinder vermißt gemeldet und 9348 wurden nicht wiedergefundenB1.5 S.54f. Die Gerichtsmedizinerin Autor: Elisabeth Türk, machte in Deutschland bei der Untersuchung von Leichen, die eingeäschert werden sollen und deshalb durch einen Gerichtsmediziner untersucht werden müssen, die Erfahrung, daß der Arzt, der den Totenschein ausgefüllt hat, in etwa 10% der Fälle Anzeichen übersehen hat, die auf einen Mord hindeuten könnten. Sie schlägt deshalb vor, daß alle Leichen noch einmal durch einen Gerichtmediziner untersucht werden sollten. In der Gerichtsmedizin wird angenommen, daß zu den bekannten Morden noch einmal ungefähr so viele Morde hinzukommen, bei denen von dem Arzt, der den Totenschein ausgefüllt hat, nicht erkannt wurde, daß es sich nicht um eine natürliche Todesursache handelte, sondern um einen Mord. Es wird angenommen daß jährlich etwa 11 000 nichtnatürliche Todesfälle unerkannt bleiben. Dazu sollen etwa 2000 Todesfälle im Zusammenhang mit medizinischen Maßnamen kommen.B7.3 S.88

Insgesamt erscheint es durchaus denkbar, daß solche Erinnerungen zu Satanistischem rituellen Mißbrauch auf reale Verbrechen zurückgehen, die wie Inzest und Kindesmißbrauch allgemein vor 50 Jahren heute noch kollektiv verdrängt werden.

 
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Kersti: Teil 2: Falsche Erinnerungen: Die Generationenübergreifenden satanistischen Sekten existieren nicht


Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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