erste Version zwischen: 16.5.01 und 29.08.01
letzte Überarbeitung: 6/07

V320.

Im oberen Teil der Brücke wird man verrückt!

Übergeordneter Artikel:
VA3. Kersti: Warum spirituelles Lernen so irritierend ist
Dieser Text:
Es wird jetzt vielleicht manchen überraschen, daß dieser Artikel jetzt keine eindringliche Warnung vor der Scientologie-Church enthält. Vor ihr habe ich an anderer Stelle oft genug gewarnt, das mag reichen.

Als der "obere Teil der Brücke" wird in der Scientology-Church alles bezeichnet was nach "clear" kommt. Tatsächlich ist einer der Scherze, die ich am häufigsten mit Menschen austausche, die den Zustand, den man in der Scientology-Church Clear nennt, erreicht und danach weitergearbeitet haben der, daß ich sinngemäß schreibe: "Du weißt doch: Ich bin fürchterlich verrückt und habe schrecklichen Verfolgungswahn. ;-)" Immer wieder - und wir lachen jedesmal herzlich gemeinsam darüber.

Der Scherz hat einen sehr ernsten Hintergund. Jeder, mit gleich welcher Methode er an sich gearbeitet hat, an dem Punkt, wo er alle greifbaren Probleme gelöst hat, dennoch weiterarbeitet, stellt fest, daß sein Verhalten, seine Wahrnehmungen und sein Weltbild sich in einer Weise verändern, die er früher immer mit dem Wort "verrückt" in Verbindung gebracht hat.
Ein Beispiel: V68. Kersti: Ich erinnere mich an Jesus - Bin ich jetzt verrückt?
oder: V233. Kersti: Warum ich die wilden Geschichten über Xenu und Konsorten im Wesentlichen für wahr halte
Ich habe bewußt etwas ziemlich Heftiges herausgegriffen, um deutlich zu machen, wie erschreckend es wirkt.

Allerdings geht es noch wesentlich weiter mit den Parallelen. Denn wenn ich mit Leuten umgehe, die behandlungbedürftige seelische Erkrankungen haben, sage ich zu Ansichten, die von anderen als absoluter Humbug abgetan werden, oft: Im Prinzip hast Du recht - aber sooo gefährlich ist das doch nicht. Gerade bei den Begründungen behandlungbedürftiger Psychosen. Bei Schizophrenen stelle ich fest, daß sie telepathische Fähigkeiten haben - und mit den Wahrnehmungen, die sie haben, nicht zurechtkommen.

Es ist wie bei dem Unterschied zwischen dem Leben im Gefängnis und dem Leben in Freiheit: Gefangene die im Gefängnis "schwierig" aufsässig sind oder nur Blödsinn machen kommen in Freiheit meist besser zurecht als "brave" Gefangene. Der Grund dafür besteht darin, daß das Leben im Gefängnis zwar nicht schön - aber ganz eindeutig einfacher ist als das Leben in Freiheit. Deshalb ist es einigen einfach zu langweilig und sie denken sich zu ihrer eigenen Unterhaltung oft Streiche und Blödsinn aus oder fordern so indirekt von den Wärtern, daß sie die Situation interessanter gestalten, was den Wärtern das Leben natürlich anstrengender macht. "Brave" Gefangene sind dagegen oft durch das Leben in Freiheit einfach überfordert. (B29.)

Die meisten Menschen leben in einem selbstgezimmerten Käfig aus Glaubenssätzen und "clear" heißt eben, daß man fähig ist, diesen Käfig aus eigener Kraft zu verlassen und es nicht mehr als Überforderung empfindet. Nun ist es aber wesentlich einfacher und kraftsparender in diesem Käfig zu leben, weil dann alles nach vorgefertigten Programmen abläuft und man keine eigenen Entscheidungen treffen muß. Den geistigen Käfig verlassen macht das Leben zwar interessanter aber auch viel komplizierter. Diejenigen aber die in dem landen, was man landläufig als Irrenanstalten bezeichnet, sind die, die ihn nicht freiwillig verlassen, sondern deren geistiger Käfig unter der Gewalt ihres Lebens zerbrochen ist. Und denen ist das Leben "draußen" zu schwer.

Wer ein Maß an geistiger Gesundheit erreicht hat, das deutlich über das übliche Maß hinausgeht, setzt damit geistige und seelische Reserven frei, die andere Menschen in dem Maße nicht haben. Im Rahmen der üblichen Konventionen kann man die nicht sinnvoll nutzen. Und - an Konventionen hält man sich sowieso nur noch, aus Rücksicht auf eigene Bedürfnisse, aus Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer, oder weil sie eine vernünftige Lösung für irgendein Problem bieten. Der Glaube daran, daß irgendein Glaubenssystem oder irgendeine Konvention absolut richtig sei, geht irgendwo verloren. Man wird also in seinen Ansichten autonomer, freier, eigensinniger. Und man läßt sich - ohne dabei leichtsinnig oder besonders risikofreudig zu werden, auf Erfahrungen ein, die man vorher nie auch nur ansatzweise in seine Nähe gelassen hätte.

Kersti

V68. Kersti: Ich erinnere mich an Jesus - Bin ich jetzt verrückt?
V140. Kersti: Die zerstörerische Arroganz der herrschenden Meinung
V214. Kersti: Wie richtig oder falsch ist das Weltbild der Scientology-Church?
V233. Kersti: Warum ich die wilden Geschichten über Xenu und Konsorten im Wesentlichen für wahr halte
V234. Kersti: Fantasy und Wahrheit
V235. Kersti: Was heißt "clear"?
V236. Kersti: Der Gedankenkristall und die Zeitenwende
V277. Kersti: Das Prinzip der Narrenfreiheit
V278. Kersti: Die kleinen grauen in den UFO's lügen
V281. Kersti: Wie man Menschen von außen in eine Sekte sperren kann...
V295. Kersti: Magie ist so natürlich wie atmen
V318. Kersti: Option: "Und ich hatte doch recht gehabt!"
V319. Kersti: Was heißt "Ichlosigkeit"?
VA1. Kersti: Sekteneigenschaften als Folge von Ausgrenzung
VA3. Kersti: Leide ich unter Verfolgungswahn?
VA16. Kersti: Wissenschaft als Sekte
VA33. Kersti: Real ist, was nicht verschwindet, wenn man nicht mehr daran glaubt?
VA45. Kersti: Was ist an Heiligen so gefährlich, daß man sie unbedingt totschlagen muß? oder Wunder sind wie eine Vergewaltigung
VA50. Kersti: Denken verboten Schilder...
VA85. Kersti: Scientology: Wie der Eindruck entsteht, Hubbard hätte mehr geleistet als menschenmöglich
VA87. Kersti: Die wahre Größe unserer geistigen Macht
VA244. Kersti: Die Entwicklung des "typischen Scientologen"
VA248. Kersti: Wie funktioniert Reinkarnationstherapie?
VA249. Kersti: Muß man sich entscheiden ob man das Gottbewußtsein oder den Aufstieg der Erde in die fünfte Dimension anstreben will?
VA256. Kersti: Werden Indigokinder irrtümlicherweise auf ADHS behandelt?
VA260. Kersti: Leben mit der Fähigkeit zu vernetztem Denken
VA271. Kersti: Gibt es Weltbilder, die an sich gefährlich sind?
VA297. Kersti: Ist Rationalismus das Gegenteil von Mystik?
VA306. Kersti: Was bringt einen halbwegs vernunftbegabten Menschen dazu einen solchen Mist zu glauben?
VA310. Kersti: Ein esoterisches Weltbild hat kaum Einfluß auf das Alltagsleben
VA311. Kersti: Welche Auswirkungen haben Erinnerungen an frühere Leben auf dieses Leben?

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.