erste Version zwischen: 29.08.01 und 13.1.2002
letzte Bearbeitung: 7/2010

VA29.
Satire: Psychologische Folgen des Rollenspiels

Das Gott-Syndrom

Übergeordneter Artikel:
V232. Kersti: Götter, Dämonen, Erzengel - oder - Wer oder was ist Gott?
Dieser Text:
Es ist schon seit längerem bekannt, daß die ununschränkte Macht der Rollenspielmeister in ihrer erfundenen Welt bei ihnen gelegentlich zu einer Geisteskrankheit namends Syndrom Divinitoris1. führt. Hauptsymptom dieser Krankheit sind - Gerüchten zufolge - Dialoge wie der folgende:
Rollenspieler: "Mein Gott!"
Spielleiter: "Ja?"
2.
Diese Art von Dialogen beweist ohne jeden Zweifel, daß Spielleiter in einem gemeingefährlichen Ausmaß unter Realitätsverlust leiden.

Da unsere Geheimdienste inzwischen in ihrer unermeßlichen Weisheitzu dem Schluß gelangten, daß Rollenspieler wie auch Walldorfschulen3. und Esoteriker4. ein wesentlicher Bestandteil der neuen Gefahr von rechts sind, wurden durch Tonbandprotokolle neue Daten in den Wohnungen der Rollenspieler ohne deren Wissen erhoben. Die Protokolle konnten den Anfangsverdacht nicht erhärten, was zeigt, wie gewieft diese Rechten heutzutage sind.

Allerdings zeigte sich, daß die oben erwähnte Krankheit weitaus gefährlicher ist, als anfangs befürchtet. Hier eine Tonbandmitschrift eines Originalgespräches in der Wohnung eines rollenspielenden Ehepaares:
Ehefrau: "Du mußt bedenken, daß Pfarrer es ziemlich schwer haben mit ihrer Familie. In der Kirche geht es noch. Die Gläubigen sind sicherlich so höflich, ihn nicht in seinem Glauben zu beirren."
Ehemann: "Ach - so schlimm kann das doch nicht sein. Ich habe damit doch auch keine Probleme."
Ehefrau: "Du als Gott hast ja auch etwas mehr Selbstvertauen als sie. Stell dir vor, du wärest nur ein niederer Pfarrer und müßtest mit einem respektlosen Menschen, wie es unserem lieben Freund Karl auskommen. - Eine Schwester seiner Frau ist schließlich mit einem Pfarrer verheiratet. Der muß ja Komplexe kriegen, wenn Karl ihm ständig erzählt, daß das alles nicht stimmt, dieser Ungläubige."
Ehemann: "Aber ich bin doch mit Dir Ketzerin verheiratet - und ich habe immer noch keine Komplexe. Dabei lästerst du mir immer wieder auf unglaublich infame Weise5.."
Ehefrau: "Ja - Du bist ja auch Gott - und als solcher hast du ein ganz anderes Selbstvertrauen."
6.

Wie weit der Irrsinn bei diesen beiden Befallenen fortgeschritten ist, zeigte sich unter Anderem darin, daß sie trotz dieser offensichtlich sehr ernsten Symptome während des gesamten Gespräches ununterbrochen kicherten.

Deshalb empfielt der gutachtende Psychologe, die Betreffenden wegen gemeingefährlichen Wahnsinns in eine geeignete Anstalt einzuweisen7..

Kersti

Anmerkungen:
  1. Wörtlich: Gott-Syndrom
  2. So ein in Rollenspielerkreisen weit verbreiteter Witz.
  3. 26.2.97 - Hausdurchsuchung im Verlag "Die andere Realität" wegen eines Artikels von Trutz Hardo
    Zitat aus besagtem Artikel: "Und dies ist das eigentliche Ziel meines Farbromans: Die Liebe füreinander auf der Erde zu vermehren."
    Diese Aussage beweist natürlich eine äußerst rechte Einstellung.
  4. "Schwarzbuch Anthroposophie" sowie darauffolgende Artikel, in denen die Anthroposophie pauschal als rechts verschrien wurde.
  5. Die Ehefrau leugnet in anderen Mitschnitten tatsächlich beharrlich ihren Glauben an die Göttlichkeit ihres Ehemannes, während der Mann regelmäßig auf ihre Gebete an Gott antwortet, wie in obigem Witz beschrieben. Durch diese Aussage ist der Unglaube der Ehefrau als Schauspielerei entlarvt.
  6. Tonbandprotokoll vom 25.12.2002 ab 15 Uhr.
  7. Das ist uns zum Glück nicht passiert...
V107. Kersti: Rollenspiel
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R4: Kersti: Die Standartrollenspielwelt
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
RI. Kersti: R - Rollenspiel
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V17. Kersti: Brief über angemessenen Umgang mit Verleumdungen
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