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Einführung F37. Was ist ein Vampir?
C'he erzählt: Ich lebte in einem kleinen Dorf in einem relativ abgelegenen Fürstentum, zu dem nur drei Dörfer und ein kleiner Weiler mit drei Gehöften zählte. Im allgemeinen waren die Dörfler der Ansicht, es recht gut getroffen zu haben mit ihrem Fürsten. Die Steuern waren niedriger als im umliegenden Land - und im gewissen Sinne ziemlich merkwürdig nach üblichen Standarts. So verlangten sie beispielsweise kaum Getreide, dafür mußte wir aber jedes Tier - gleich ob Ochse oder Kaninchen - was wir schlachten wollten, zu ihnen hochbringen und sie töteten es und brachten es ohne das Blut zurück. Manchmal bekamen wir auch zusätzliches Fleisch. Nun - das war für uns kein Problem. Aber merkwürdig war es schon. Aber Fürsten sind eben manchmal merkwürdig und in deren Angelegenheiten mischt man sich besser nicht ein. Auch als Herren und Richter waren sie gerecht und mild. Ganz anders, als wir es von anderen Dörfern der Nachbarfürstentümer hörten, wo manchmal jemand aus einer Laune heraus hingerichtet wurde. Und es gab bei uns auch keine Hexenverbrennungen.
Und doch gingen merkwürdige Gerüchte um. Wir Kinder wurden gewarnt, uns nicht mit der fürstlichen Familie abzugeben und niemals dort oben eine Stellung anzunehmen, denn dort wäre es nicht geheuer. Die Maria war damals - kurz bevor der Sohn des Herrn aufgetaucht war - beispielsweise spurlos verschwunden. Und der Hannes noch etwas früher. Dabei hatte sie vorher bei den Besuchen im Dorf immer so begeistert von ihrem Leben dort erzählt - und wie gut es dort war, wie freundlich die herrschaftliche Familie zu ihnen wäre. Fast als gehörten sie dazu. Andererseits arbeitete die Maja dort schon seit über zehn Jahren und sie war immer zufrieden dort gewesen. Aber sie kann auch nicht sagen, wo die Maria hinverschwunden ist, nur daß es hieß, sie wäre schwanger und dann ist sie verschwunden.
Der Sohn des Herrn war übrigends kein Baby, als er auftauchte - sondern vier oder fünf Jahre alt - und tatsächlich waren sich die Leute nicht einmal einig ob er ein Junge oder ein Mädchen war. Und es war erst recht nicht klar, wer die Mutter war. Es gab keine Frau unter den Herrschaften - nur den Herrn und einen ziemlich verschrumpelt wirkenden Onkel, der auch einiges zu sagen hatte. Heimlich hinter vorgehaltener Hand wurde er die Fledermaus genannt und es hieß daß die Herrschaften sich in Vollmondnächten in große Fledermäuse verwandeln und man sie über dem Schloß herumflattern sehen kann.
Ich war zehn Jahre alt, als ich einmal abends nicht rechtzeitig vorm Dunkelwerden heimkehrte. Plötzlich hörte ich Hufgetrappel hinter mir - ging vom Weg um den Reiter vorbeizulassen, doch der hielt sein Pferd und stieg ab. Es war der Sohn des Herrn - der auch etwa zehn Jahre alt zu sein schien. "Hallo, wollen wir spielen?" fragte er. Ich war etwas überrascht, daß so ein hoher Herr mit mir spielen wollte. Dann dachte ich an die vielen unheimlichen Geschichten über die herrschaftliche Familie. Am liebsten wäre ich weggelaufen und ich wußte gar nicht was ich sagen wollte. "Sie erzählen immer so blöde Geschichten über uns und keiner will mit mir spielen." sagte er. Ich wußte gar nicht was ich sagen sollte, nur daß ich weg wollte. Aber mir fiel keine Ausrede ein, um mich verdrücken zu können also blieb ich stehen und starrte ihn einfach nur an. Schließlich waren die Mitglieder der herrschaftlichen Familie genau der Grund, warum uns gesagt wurde, daß wir nicht nachts draußen herumrennen sollten. So lange die Sonne scheint, so hieß es, sei es ungefährlich. "Komm steig mit auf mein Pferd, dann bringe ich dich nach Hause." Ich gehorchte weil mir keine Ausrede einfiel, um nicht auf das Pferd steigen zu müssen. Doch er stieg einfach hinter mir auf, hielt mich fürsorglich fest und brachte mich bis an die Haustür.
Am nächsten Abend nach Sonnenuntergang kam er wieder ans Haus und fragte, ob ich mit ihm spielen wolle. Ich war entsetzt, denn da er mich beim Öffnen der Tür gesehen hatte, konnten meine Eltern schlecht erzählen ich wäre nicht da. Und es war auch kaum möglich dem Sohn des Herrn des Hauses eine solche Bitte abzulehnen. Also kam ich heraus. Vor der Tür des Hauses hielt ein Stallbursche zwei Pferde bereit. Der Sohn des Fürsten fragte mich, ob ich selber reiten könne oder lieber mit ihm auf einem Pferd reiten wolle. Ich konnte nicht reiten. Aber ich war mir absolut sicher, daß ich lieber alleine von einem Pferd fallen wollte, als mit ihm zusammen auf einem Pferd zu sitzen. Also sagte ich, ich könne reiten. Er nickte und half mir aufzusteigen. Bei dem Pferd konnte ich mich zumindestens darauf verlassen, daß es mir nicht absichtlich wehtun würde.
Ohne viel zu überlegen ließ der Fürstensohn sein Pferd zuerst im Schritt gehen - was ich noch problemlos hinbekam und am Ortsausgang lostraben. Erschrocken klammerte ich mich an die Mähne meiner Stute und die Zügel glitten mir durch die Hände, als sie seinem Hengst folgte. Daraufhin begann mein Pferd zu galloppieren. Ein Mißverständnis. Nur nicht in Panik geraten, sonst, kriege ich das Pferd gar nicht mehr unter Kontrolle. Gewaltsam entspannte ich meine Muskeln und zwang mich, meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Das Pferd galloppierte und jetzt, wo ich mich etwas entspannt hatte, merkte ich, daß es nicht so schwer war, sich festzuhalten, wie es mir zuerst erschien. Ich griff in die Mähne und zog mich wieder gerade, dann überlegte ich, wie ich es schaffen sollte die Zügel wieder richtig zu fassen, ohne die Mähne loszulassen... Verdammt war das Pferd schnell. Vielleicht sollte ich auch eher mit ihm reden, dann brauchte ich die Mähne nicht loszulassen. Ich konzentrierte mich, zwang meine Stimme, ruhig zu klingen und redete sanft auf das Pferd ein. "Ruhig Kleines, Scheritt, ganz ruhig. Es frißt dich ja keiner. Alles in Ordnung Kleines." Es wurde tatsächlich langsamer und blieb stehen und sah sich nach dem anderen Pferd um. Ich atmete auf. Dann setzte ich mich wieder grade hin, sammelte die Zügel ein und lenkte es zurück auf den Weg. "Ist alles in Ordnung?" fragte der Fürstensohn und an seiner Stimme konnte ich hören, daß ihn das Ganze erschreckt hatte. Mich ja auch, aber das würde ich vor ihm nie zugeben. "Ja alles in Ordnung. Sie hat sich nur ein wenig erschreckt." antwortete ich, sobald ich mir sicher war, meine Stimme wieder völlig unter Kontrolle zu haben. Ich war sauer. Selbst so ein Tölpel von Fürstensohn wußte, daß Bauern es sich nicht leisten können, ein Pferd zum reiten zu halten. Die Pferde im Dorf wurden vor den Wagen oder Pflug gespannt. Um richtig reiten zu lernen, hatten selbst die Reicheren keine Zeit. Er überschüttete mich mit Entschuldigungen, die ich ärgerlich abwehrte. Den Rest des Weges ritt er im Schritt. Vielleicht war es doch keine Absicht gewesen.
In der Burg wurde ich vom Fürsten herzlich willkommen geheißen. Eine Dienerin servierte mir eine Malzeit, wie ich sie noch nie bekommen hatte. Im Dorf war das Essen immer knapp und so sagte ich selbstverständlich nicht nein. Der Fürstensohn aber sagte, er hätte keinen Hunger und sah nur zu, wie ich aß. Über das Essen auf der Burg gab es keine Gerüchte, deshalb aß ich es alles auf. Das Mädchen, das mich bediente, scherzte währenddessen entspannt mit dem Fürstensohn. Offensichtlich mochten sie einander. Auch ich entspannte mich langsam. Während des Essens unterhielten wir uns ein wenig. Danach spielten wir einige Spiele, die ich auch im Dorf immer spielte und das Dienstmädchen, das nur drei oder vier Jahre älter war als ich, spielte mit.
Am nächsten morgen erwachte ich in einem weichen Bett in einer kleinen Kammer. Ich wunderte mich, wo ich war, dann fiel mir wieder ein, was am Vortag geschehen war und ich begriff, daß ich wohl irgendwo in der Burg war. Ich stand auf und stellte fest, daß statt meines alten Kleides ein neues, schöneres bereitlag. Das gefiel mir überhaupt nicht. Das sah mir zu sehr danach aus, daß sie mich hierbehalten wollten. Und wenn konnte ich da nur etwas gegen tun, indem ich gleich das Land verließ. Dummerweise war das alte Kleid nicht da. Ich runzelte die Stirn und zog es an. Dann ging ich zur Tür. Die war immerhin nicht abgeschlossen. Ein gutes Zeichen. Ich trat in den Gang und lauschte. Dann ging ich in die Richtung, aus der ich lachende Menschenstimmen hörte.
Er führte zur Küche, wo eine rundliche Frau gerade Brot buk. Das Mädchen von gestern half ihr dabei und sie unterhielten sich leise. Als ich hereinkam, brachen sie ihr Gespräch ab, schauten beide auf und sahen mich an. Ich erwiderte ihren Blick. "Schön. Du bist schon wach. Was möchtest du denn frühstücken, Kind?" "Hab keinen Hunger." meinte ich kurz angebunden. Die jüngere lachte leise - nicht unfreundlich - und sagte dann: "Komm, das kannst du mir nicht erzählen. Und der Herr wird mich schlagen, wenn du unzufrieden bist. Komm, Kind. Sag schon was würdest du am liebsten essen?" "Ich esse gar nichts, wenn ihr mir nicht zuerst sagt, was das hier soll." erwiderte ich trotzig. "Na komm - haben wir dir etwas getan? Schmoll nicht, Kleines. Möchtest du..." Sie zählte eine ganze Reihe Gerichte auf, die sich eine normale Familie höchstens einmal im Jahr leisten kann. Ich ließ sie schweigend ausreden. "Was ist? Was willst du nun?" "Warum habe ich ein neues Kleid bekommen?" "Hast du etwas gegen neue Kleider? Das ist ein Geschenk vom Burgherrn." "Nein. Warum hat er es mir geschenkt?" "Er möchte, daß du ein schönes Kleid hast." "Warum möchte er das?" "Gefällt es Dir nicht?" "Doch. Aber ich will nach Hause." "Nein, Kind, du bleibst hier. Der Herr möchte, dich als Gespielin von seinem Sohn hierbehalten." Hätten sie das nicht gleich sagen können?
Ich ballte die Fäuste und wechselte abrupt das Thema, um sie deshalb nicht anzubrüllen. Sie hatten sich das schließlich nicht ausgedacht. "Ich will Butterbrot." Die beiden Frauen starrten mich verwirrt an. Dann griffen sie erleichtert das Thema Essen auf und die Ältere holte ein Brot aus der Kammer, schnitt mir eine Scheibe ab und schmierte dick Butter drauf. Ich nahm es in die Hand und kaute mit düsterem Gesicht darauf herum. "Wann muß ich mit diesem Mistkerl spielen?" fragte ich als ich fertig war. "Gera!" "Ich will nach Hause." "Du nennst den jungen Herrn nicht Mistkerl, weder in seiner Abwesenheit noch in seiner Anwesenheit, verstanden?" sagte die ältere der Frauen streng. "Wann muß ich mit ihm spielen?" "Erst nach Sonnenuntergang, Mädchen. Bis dahin kannst du tun was du willst. Das Pferd, das du gestern geritten hast ist ein Geschenk des Herrn an dich und es steht dir frei, jeden Tag deine Eltern zu besuchen."
Die folgenden Wochen und Monate auf der Burg besänftigten mein Mißtrauen. Der Sohn des Herrn war immer nett zu mir, wir spielten wunderbaren Spiele und ich durfte tagsüber machen, was ich wollte. Meist ritt ich ins Dorf und spielte mit meinen Freundinnen dort.
Eines Tages sagte er zu mir, daß er mit mir Mann und Frau spielen wollte. Und zwar - so erklärte er mir - wollte er mit mir in Bett gehen und da machen, was Mann und Frau miteinander machen. Meine Mutter hatte mich bei einem meiner Besuche zu Seite genommen und mir gesagt, daß ich auf keine Fall mit dem Herrn schlafen solle, denn Hochgestellte sind immer nur so lange nett zu einem, bis sie plötzlich merken, daß man schwanger ist, und dann nennen sie einen Schlampe und das Kind muß ohne Vater aufwachsen. Deshalb sagte ich: "Nein, das ist ein blödes Spiel, das mag ich nicht spielen." Zuerst bettelte er mich an, dann drohte er mir, so lange, bis ich wütend aus dem Zimmer und zur Treppe stürmte ... und feststellte daß die Tür von außen verriegelt war. Ich fuhr wütend herum und schimpfte: "Laß mich sofort raus!" Doch er packte mich, warf mich zu Boden schob mein Kleid hoch und ich wehrte mich nach Leibeskräften, trat biß und kratzte. Doch er war stärker als ich, stärker als jeder Mensch, den ich je erlebt hatte, zerriss die Unterhose und stieß mir sein hartes spitzes Ding in den Unterleib. Irgendwann gab ich den Kampf auf und ließ es zu, daß das Ding weiter in einen Körper eindrang, obwohl es schrecklich weh tat. Als er sich befriedigt aufrichtete schluchzte ich vor Angst und Schmerzen. Plötzlich war er wieder der nette Junge, als den ich ihn kennenlernte, tröstete mich, versuchte mich zu beruhigen. Als ich nur noch mehr weinte nahm er mich auf den Arm brachte mich in einen Nachbarraum, in dem ein warmes Bad für mich vorbereitet war und wollte mich waschen wie ein kleines Kind. Ich jagte ihn fort und wusch mich allein. Von da ab durfte ich die Räume, in denen er ich vergewaltigt hatte, nicht mehr verlassen. Ich bekam weiterhin dasselbe gute Essen, er war wieder unablässig nett zu mir, aber er weigerte sich, über die Vergewaltigung zu reden. Als eine Blutung nicht kam, begriff ich, daß ich schwanger war. In den ersten Wochen der Schwangerschaft hatte ich mich gut gefühlt - außer, daß mir ziemlich oft übel war. Danach bekam ich manchmal Krämpfe. Der Herr holte dann einen Arzt, der mir immer riet, im Bett zu bleiben und zu ruhen und Kamillentee zu trinken. Außerdem sollte ich viel Fleisch essen, damit ich kräftig genug bliebe um das Kind mitzuernähren. Obgleich ich diese Ratschläge gewissenhaft befolgte, fühlte ich mich jeden Tag schlechter. Im dritten Monat setzte ein nagender Schmerz ein, wegen dem mir der Arzt strenge Bettruhe verordnete. Der Herr selbst pflegte mich liebevoll, brachte mir die Malzeiten ans Bett und las mir Geschichten aus seinen vielen Büchern vor. Ich hatte schon viele schwangere Frauen gesehen. Reva und Jana waren sogar noch halbe Mädchen gewesen und meine Mutter hatte mit mir darüber gesprochen und gesagt, daß ich nicht mit einem Mann - wer auch immer - schlafen solle, ehe ich voll ausgewachsen sei, weil es nicht gut für eine Frau sei, ein Baby versorgen zu müssen, ehe sie erwachsen ist. Aber keine dieser Frauen hatte sich dermaßen mies gefühlt, wie ich. Alle hatten sie fast die gesamte Schwangerschaft gearbeitet. Und ich war erst im vierten Monat und fühlte mich - als würde das Kind mich von innen auffressen - ja - genau so. Zu Beginn des vierten Monats kam mir das erste mal der Gedanke, daß ich diese Schwangerschaft vielleicht nicht überleben würde. Der Arzt versuchte mir das auszureden. Doch seine Worte, seine Stimme wirkte auf mich nicht ehrlich. Ich forderte, daß meine Mutter mich besuchen solle. Als dann jedes einzelne Mitglied der herrschaftlichen Familie versuchte, mir das auszureden, war mir klar, daß ich wirklich in Lebensgefahr schwebte und daß sie es aus irgendeinem Grunde geheimhalten wollten. Ich versuchte mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, sie zu überreden. So lange, bis der Sohn des Herrn, mein Freund - das hatte ich zumindest immer gedacht - irgendwann Daumenschrauben aus der angeblich nie benutzten Folterkammer holte und mir sagte, daß er sie benutzen würde, wenn ich nicht mit meinen unangemessenen Forderungen aufhören würde. Ich sah ihn an. Verdammt. In dem Augenblick war ich absolut sicher, daß ich an dieser merkwürdigen Schwangerschaft sterben würde - und sie würden mir noch nicht einmal erlauben, meine Mutter wiederzusehen. Und ich hatte ihn für einen Freund gehalten. In der Nacht weinte ich. Ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Danach redete ich nicht mehr über meine Mutter. Aber ich wußte, daß ich fliehen wollte. Ich bezweifelte, daß das etwas bringen würde, denn ich hatte das Gefühl, daß es tatsächlich diese Schwangerschaft war, an der ich sterben würde. Ich wartete auf den Augenblick, wo ich lange genug allein war, um den Raum unbeobachtet verlassen zu können. Doch ich wartete vergeblich. Teils, weil ich wirklich fast nie allein war, teils weil ich so schwach war, daß ich den größten Teil der Zeit schlief und wohl die wenigen Fluchtchancen verschlafen habe, die sich geboten hätten, wenn ich es nur gemerkt hätte. Da ich jetzt über meine Befürchtungen schwieg, benahm sich der Sohn des Herrn wieder wie der liebevolle Freund, für den ich ihn gehalten hatte. Er dachte sich jeden Tag irgendeine nette Überraschung aus. Streichelte mich zärtlich, wenn ich vor Schmerzen weinte - das kam bald täglich vor. Meist drängte ich die Schmerzen so gut es ging zurück und versuchte sie mir nicht anmerken zu lassen. Ich hatte schließlich meinen Stolz. Aber wenn das Kind sich bewegte, schien es als würde alles in mir zerrreißen. Irgendwann brach dann einfach meine Selbstbeherrschung zusammen. Die Schmerzen wurden jeden Tag schlimmer. Aber er ließ mich nie allein - und das war, was ich mir am dringendsten wünschte - daß er mich alleinließ, damit ich fliehen konnte. Verdammt - ich wollte nicht hier herumliegen und tatenlos auf meinen Tod warten - nur wenn er da war, hatte ich natürlich nicht die geringste Chance auf Flucht, weil er gesund und stark war - und ich ernsthafte Zweifel hatte, daß meine Kräfte auch nur reichen würden, damit ich es bis in den Pferdestall schaffte - ein Pferd entwenden wäre dagegen relativ einfach - und unter den Umständen würde mir der Stallbursche wahrscheinlich den Rücken decken und dafür sorgen, daß ich ungesehen heimkam. Eines Tages - etwa viereinhalb Monate nach Beginn der Schwangerschaft - nahmen die Schmerzen plötzlich ins schier unermeßliche zu. So als würde jemand von innen meinen Bauch aufschneiden. Ich konnte ein leises Wimmern nicht unterdrücken und sofort war Raidi an meiner Seite. Er fragte was ist. Ich beschrieb das Gefühl. Vorsichtig, um mir nicht noch mehr wehzutun, tastete er meinen Bauch ab. Er rief seinen Freund Gari. Dann sagte er sanft: "Du mußt jetzt sehr tapfer sein." In dem Augenblick war ich wütend. Einfach nur wütend. Denn ich war mir sicher, daß mein letztes Stündchen geschlagen hatte und daß das, wofür ich sehr tapfer sein müßte mein Tod war. Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu, dann krümmte ich mich zusammen, weil ein rasender Schmerz in meinen Bauch stach. Er zog die Bettdecke zur Seite und schob das Nachthemd hoch. Ich machte keinen Versuch, etwas dagegen zu tun, weil mir klar war, daß ich keine Chance hatte. Noch ein Stechen, dann sah ich, daß der Bauch tatsächlich von innen aufgeschnitten wurde. "Er kommt raus." sagte mein Geliebter leise, faßte in die offene Wunde und riß sie noch weiter auf. Ich keuchte vor Schmerz, ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Dann sah ich wie er ein dunkles, faltiges etwas, das gar nicht wie ein Baby aussah, aus meinem Bauch herausholte und zusammen mit dem anderen Vampir den Raum verließ. Ich hörte wie er liebevoll mit diesem Etwas redete, so als wäre es tatsächlich ein Baby. Dann war er weg. Er war ja auch kein Mensch. Ich versuchte die Beherrschung wiederzugewinnen. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen. Ich kann mir auch nicht so ganz erklären, wie ich es in dem Zustand bis auf den Hof der Burg geschafft habe. Aber als ich keuchend an die Stalltür gelehnt innehielt, landete der Burgherr neben mir und fragte mich, was los sei. Ich sagte gar nichts, sah ihn nur schweigend an. Er redete mit mir, als wäre ich ein armes verwirrtes Kleinkind das einen Alptraum gehabt hatte, streichelte mich, versuchte mich zu beruhigen und ich blieb nur unbeweglich stehen. Mist. Es war mißlungen. Wortlos ließ ich es zu, daß er mich in eine kleine Kammer führte und mich dort aufs Stroh legte. Er redete immer noch beruhigend auf mich ein. Ich schwieg, wußte nur, daß es mir nicht gelingen würde, zu fliehen. Dann beugte er sich über mich, biß mich in den Hals und saugte mir das Blut aus. Als er den Kopf wieder hob und sich das Blut von den Lippen leckte, war ich längst tot. Der Tod war eine Erlösung nach den Schmerzen der letzten Monate. Als ich meinen Körper verließ, wartete schon mein Schutzengel auf mich. Ich fragte ihn bei der Besprechung meines Lebens, warum ich denn so etwas hatte erleben müssen. "Diese Erfahrung mußtes du machen, denn du bist dafür verantwortlich, daß es die Vampire gibt." erklärte er mir. Fortsetzung: F840. Nachts kommen die Vampire Quelle Erinnerung an ein eigenes früheres Leben. V12. Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben EGI. Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten V231. Frühere Leben von mir FI23. Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer
Plötzlich war er wieder der nette Junge, als den ich ihn kennenlernte, tröstete mich, versuchte mich zu beruhigen. Als ich nur noch mehr weinte nahm er mich auf den Arm brachte mich in einen Nachbarraum, in dem ein warmes Bad für mich vorbereitet war und wollte mich waschen wie ein kleines Kind. Ich jagte ihn fort und wusch mich allein.
Von da ab durfte ich die Räume, in denen er ich vergewaltigt hatte, nicht mehr verlassen. Ich bekam weiterhin dasselbe gute Essen, er war wieder unablässig nett zu mir, aber er weigerte sich, über die Vergewaltigung zu reden. Als eine Blutung nicht kam, begriff ich, daß ich schwanger war.
In den ersten Wochen der Schwangerschaft hatte ich mich gut gefühlt - außer, daß mir ziemlich oft übel war. Danach bekam ich manchmal Krämpfe. Der Herr holte dann einen Arzt, der mir immer riet, im Bett zu bleiben und zu ruhen und Kamillentee zu trinken. Außerdem sollte ich viel Fleisch essen, damit ich kräftig genug bliebe um das Kind mitzuernähren.
Obgleich ich diese Ratschläge gewissenhaft befolgte, fühlte ich mich jeden Tag schlechter. Im dritten Monat setzte ein nagender Schmerz ein, wegen dem mir der Arzt strenge Bettruhe verordnete. Der Herr selbst pflegte mich liebevoll, brachte mir die Malzeiten ans Bett und las mir Geschichten aus seinen vielen Büchern vor. Ich hatte schon viele schwangere Frauen gesehen. Reva und Jana waren sogar noch halbe Mädchen gewesen und meine Mutter hatte mit mir darüber gesprochen und gesagt, daß ich nicht mit einem Mann - wer auch immer - schlafen solle, ehe ich voll ausgewachsen sei, weil es nicht gut für eine Frau sei, ein Baby versorgen zu müssen, ehe sie erwachsen ist. Aber keine dieser Frauen hatte sich dermaßen mies gefühlt, wie ich. Alle hatten sie fast die gesamte Schwangerschaft gearbeitet. Und ich war erst im vierten Monat und fühlte mich - als würde das Kind mich von innen auffressen - ja - genau so.
Zu Beginn des vierten Monats kam mir das erste mal der Gedanke, daß ich diese Schwangerschaft vielleicht nicht überleben würde. Der Arzt versuchte mir das auszureden. Doch seine Worte, seine Stimme wirkte auf mich nicht ehrlich. Ich forderte, daß meine Mutter mich besuchen solle. Als dann jedes einzelne Mitglied der herrschaftlichen Familie versuchte, mir das auszureden, war mir klar, daß ich wirklich in Lebensgefahr schwebte und daß sie es aus irgendeinem Grunde geheimhalten wollten.
Ich versuchte mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, sie zu überreden. So lange, bis der Sohn des Herrn, mein Freund - das hatte ich zumindest immer gedacht - irgendwann Daumenschrauben aus der angeblich nie benutzten Folterkammer holte und mir sagte, daß er sie benutzen würde, wenn ich nicht mit meinen unangemessenen Forderungen aufhören würde. Ich sah ihn an. Verdammt. In dem Augenblick war ich absolut sicher, daß ich an dieser merkwürdigen Schwangerschaft sterben würde - und sie würden mir noch nicht einmal erlauben, meine Mutter wiederzusehen. Und ich hatte ihn für einen Freund gehalten. In der Nacht weinte ich. Ich konnte es einfach nicht unterdrücken.
Danach redete ich nicht mehr über meine Mutter. Aber ich wußte, daß ich fliehen wollte. Ich bezweifelte, daß das etwas bringen würde, denn ich hatte das Gefühl, daß es tatsächlich diese Schwangerschaft war, an der ich sterben würde. Ich wartete auf den Augenblick, wo ich lange genug allein war, um den Raum unbeobachtet verlassen zu können. Doch ich wartete vergeblich. Teils, weil ich wirklich fast nie allein war, teils weil ich so schwach war, daß ich den größten Teil der Zeit schlief und wohl die wenigen Fluchtchancen verschlafen habe, die sich geboten hätten, wenn ich es nur gemerkt hätte.
Da ich jetzt über meine Befürchtungen schwieg, benahm sich der Sohn des Herrn wieder wie der liebevolle Freund, für den ich ihn gehalten hatte. Er dachte sich jeden Tag irgendeine nette Überraschung aus. Streichelte mich zärtlich, wenn ich vor Schmerzen weinte - das kam bald täglich vor. Meist drängte ich die Schmerzen so gut es ging zurück und versuchte sie mir nicht anmerken zu lassen. Ich hatte schließlich meinen Stolz. Aber wenn das Kind sich bewegte, schien es als würde alles in mir zerrreißen. Irgendwann brach dann einfach meine Selbstbeherrschung zusammen. Die Schmerzen wurden jeden Tag schlimmer. Aber er ließ mich nie allein - und das war, was ich mir am dringendsten wünschte - daß er mich alleinließ, damit ich fliehen konnte. Verdammt - ich wollte nicht hier herumliegen und tatenlos auf meinen Tod warten - nur wenn er da war, hatte ich natürlich nicht die geringste Chance auf Flucht, weil er gesund und stark war - und ich ernsthafte Zweifel hatte, daß meine Kräfte auch nur reichen würden, damit ich es bis in den Pferdestall schaffte - ein Pferd entwenden wäre dagegen relativ einfach - und unter den Umständen würde mir der Stallbursche wahrscheinlich den Rücken decken und dafür sorgen, daß ich ungesehen heimkam.
Eines Tages - etwa viereinhalb Monate nach Beginn der Schwangerschaft - nahmen die Schmerzen plötzlich ins schier unermeßliche zu. So als würde jemand von innen meinen Bauch aufschneiden. Ich konnte ein leises Wimmern nicht unterdrücken und sofort war Raidi an meiner Seite. Er fragte was ist. Ich beschrieb das Gefühl. Vorsichtig, um mir nicht noch mehr wehzutun, tastete er meinen Bauch ab. Er rief seinen Freund Gari. Dann sagte er sanft: "Du mußt jetzt sehr tapfer sein." In dem Augenblick war ich wütend. Einfach nur wütend. Denn ich war mir sicher, daß mein letztes Stündchen geschlagen hatte und daß das, wofür ich sehr tapfer sein müßte mein Tod war. Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu, dann krümmte ich mich zusammen, weil ein rasender Schmerz in meinen Bauch stach. Er zog die Bettdecke zur Seite und schob das Nachthemd hoch. Ich machte keinen Versuch, etwas dagegen zu tun, weil mir klar war, daß ich keine Chance hatte.
Noch ein Stechen, dann sah ich, daß der Bauch tatsächlich von innen aufgeschnitten wurde. "Er kommt raus." sagte mein Geliebter leise, faßte in die offene Wunde und riß sie noch weiter auf. Ich keuchte vor Schmerz, ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Dann sah ich wie er ein dunkles, faltiges etwas, das gar nicht wie ein Baby aussah, aus meinem Bauch herausholte und zusammen mit dem anderen Vampir den Raum verließ. Ich hörte wie er liebevoll mit diesem Etwas redete, so als wäre es tatsächlich ein Baby. Dann war er weg. Er war ja auch kein Mensch. Ich versuchte die Beherrschung wiederzugewinnen.
Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen. Ich kann mir auch nicht so ganz erklären, wie ich es in dem Zustand bis auf den Hof der Burg geschafft habe. Aber als ich keuchend an die Stalltür gelehnt innehielt, landete der Burgherr neben mir und fragte mich, was los sei. Ich sagte gar nichts, sah ihn nur schweigend an. Er redete mit mir, als wäre ich ein armes verwirrtes Kleinkind das einen Alptraum gehabt hatte, streichelte mich, versuchte mich zu beruhigen und ich blieb nur unbeweglich stehen. Mist. Es war mißlungen. Wortlos ließ ich es zu, daß er mich in eine kleine Kammer führte und mich dort aufs Stroh legte. Er redete immer noch beruhigend auf mich ein. Ich schwieg, wußte nur, daß es mir nicht gelingen würde, zu fliehen. Dann beugte er sich über mich, biß mich in den Hals und saugte mir das Blut aus. Als er den Kopf wieder hob und sich das Blut von den Lippen leckte, war ich längst tot.
Der Tod war eine Erlösung nach den Schmerzen der letzten Monate.
Als ich meinen Körper verließ, wartete schon mein Schutzengel auf mich. Ich fragte ihn bei der Besprechung meines Lebens, warum ich denn so etwas hatte erleben müssen. "Diese Erfahrung mußtes du machen, denn du bist dafür verantwortlich, daß es die Vampire gibt." erklärte er mir.
Fortsetzung: F840. Nachts kommen die Vampire