4/2010

Reinkarnationserinnerung: Mördervogeljäger

F112.

Das darf man den Menschen nicht übel nehmen, die haben Instinkte, die ihnen unvernünftige Dinge sagen

Nach vier Tagen machten sie mich los, aber die Finger und Zehen waren immer noch ruhiggestellt und mir wurde streng gesagt, daß ich den Verband nicht abmachen darf, weil sonst die Operation noch mal gemacht werden muß. Ich nickte ernst und als die junge Frau mich in die Arme nahm, kuschelte ich mich an sie, weil mir der Körperkontakt die letzten Tage so gefehlt hatte.

Sie trug mich über die Wiese, auf der die Häuser der Zuchtstation gerade grasten zu einem der kleineren Häuser. Wie bei dem Haus in dem ich geboren war, waren die Fenster vergittert, doch drinnen war das Haus mit Gittern in vier Zimmer aufgeteilt in denen je ein erwachsener Mann von uns lebte. Zu einem wurde ich gesetzt, zu einem zweiten mein Bruder.

Meiner kam sofort zu mir herüber und begrüßte mich herzlich.
*Na, haben sie dich in den letzten Tagen schlimm alleingelassen?* fragte er dann.
Ich begann bitterlich zu weinen, als ich daran dachte, wie einsam und im Stich gelassen ich mich die letzten Tage gefühlt hatte und der Erwachsene hielt mich in den Armen und tröstete mich.

*Die Menschen sind bei der Pflege der Verletzten manchmal schrecklich unvernünftig. Sie hätten das Brett mit dir ja nur zu mir ins Zimmer stellen müssen, damit ich mich immer um dich kümmern kann. Das hätte ihnen gar keine Mühe gemacht, aber auf solche Gedanken kommen sie einfach nicht.* meinte er zu mir.
*Aber warum tun die denn so etwas gemeines?* fragte ich immer noch weinend.
*Weißt du, das darf man ihnen nicht übel nehmen. Die Menschen können nichts dafür daß sie Instinkte haben, die ihnen ganz unvernünftige Ideen einreden. Sie sind nicht so klug und vernünftig wie wir, aber sie meinen es gut mit uns.* erklärte er und streichelte mich über den Rücken.

Damit konnte er recht haben - denn ich hatte ja gemerkt, daß die Menschen nicht unfreundlich zu mir sein wollten. Sie hatten einfach nicht verstanden hatten, warum ich das so schrecklich fand, daß nicht immer jemand bei mir war und mit mir gekuschelt hat. Bisher hatte ich immer nur die Menschen erzählen hören, daß wir Instinkte haben, die uns dazu bringen, etwas zu tun. Aber er erklärte mir, daß es ja völlig logisch ist, daß Wesen, die nur so ein minderwertiges Kommunikationsmittel wie die Sprache zur Verfügung haben, sehr viel mehr von ihren Instinkten abhängig sind, als wir. Schließlich kann man mit der Telepathie Gedanken direkt und vollständig zum Gesprächspartner übermitteln.

*Mutti meinte, es ist gemein, daß sie uns nur erschaffen haben um Mördervögel zu jagen und dabei gar nicht daran gedacht haben, daß dann ja so viele von uns bei der Jagd sterben.*
*Das hat sie irgendwie recht, aber das muß man auch verstehen. Menschen sind so bemitleidenswert wehrlos, wenn die Vögel auf einem Haus ein Nest bauen, dann haben sie meist schon alle, die in dem Haus wohnen, aufgefressen, ehe wir Jäger ihnen zuhilfe kommen können. Sie brauchen uns halt wirklich ganz dringend.* erklärte er mir.
*Sie meinte, es ist auch gemein, uns Stahlkrallen anzuoperieren.*
*Damit hat sie unrecht. Ohne Stahlkrallen ist die Jagd viel zu gefährlich. Ich will nicht sterben und auch nicht noch häufiger verletzt werden, als es sowieso schon bei der Jagd passiert. Da nehme ich lieber die Schmerzen von den Operationen vor der ersten Jagd in Kauf.* erklärte er.

Dann zeigte er mir die Narben von der Jagd und erzählte, wie er sich die schwerste dieser Verletzungen zugezogen hatte. Damals war sein linker Oberschenkel halb durchgebissen gewesen und man hatte die großen Adern und die Muskeln wieder zusammennähen müssen, damit er das Bein nicht verliert. Außerdem hatte man den Knochen genagelt, damit er nachher nicht mehr so umgeknickt war wie direkt nach der Verletzung. Als mein Lehrer mich nacherleben ließ, wie schlimm das wochenlang wehgetan hatte, stimmte ich ihm zu, daß Krallen wirklich besser waren. Er erklärte mir auch, daß Ärzte ganz wichtige Menschen sind, weil man ohne ihre Hilfe an den meisten Verletzungen stirbt.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F113. Kersti: Fortsetzung: Und sie haben ich nicht mal bei ihm bleiben lassen, bis er tot ist
F111. Kersti: Voriges: Man läßt keine hilflosen Verletzten allein!
FI10. Kersti: Inhalt: Mördervogeljäger
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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