erste Version: 12/2012
letzte Bearbeitung: 1/2013

Reinkarnationserinnerung: Der Schreiberpriester

F167.

Sehnsucht nach dem Nomadenleben

Vorgeschichte: F166. Kersti: Es war so furchtbar

In den nächsten Jahren arbeitete ich an unterschiedlicher Stelle als Schreiber. Da ich Tätigkeiten mochte, bei denen man viel herumreisen kann, wurde ich auch häufig in diesen Bereichen eingesetzt. Da ich bei einem Teil dieser Aufgaben alleine unterwegs war, hätte ich mich jetzt durchaus vorm Meditieren drücken können, doch inzwischen hatte ich gemerkt, daß es mir gut tat, weil es mir einen inneren Frieden gab, den ich vorher nicht gekannt hatte. Ich hatte dann auch immer das Gefühl, daß da jemand war, der mich mochte und das was ich tat und dachte billigte. Meist tat er das jedenfalls.

Die meiste Zeit war ich mit mir selbst und meinem Leben zufrieden. Wenn ich den früheren Mädchen aus meiner Klasse wiederbegegnete, stellte ich fest, daß sie in Verhalten und Aussehen bald nicht mehr eindeutig von denen, die einmal ein Junge gewesen waren, zu unterscheiden waren. Die ungesunde Gedrücktheit und Fügsamkeit verblaßte nach und nach. Auch sie wirkten die meiste Zeit selbstbewußt, entspannt und zufrieden.

Ich lernte bei einem der Älteren die Sprache der Nomaden und wurde danach immer wieder mit zu Verhandlungen geschickt, die Nomaden mit den Ägyptern führten, um während trockener Jahre ihr Vieh am Nil tränken zu dürfen. Ich hatte die Aufgabe die Verhandlungsergebnisse zu protokollieren. Natürlich erhielt ich dabei auch Gelegenheit das Leben der Nomaden aus nächster Nähe mitzuerleben und mit ihnen zu reden.

Schon beim ersten mal, als ich ein solches Nomadenvolk sah, war ich erstaunt, wie viele tiefe Gefühle das in mir auslöste. Ich zählte ihre Ziegen und dachte mir, daß es bestimmt schön wäre, mit so einer Ziegenherde in der Wüste unterwegs zu sein. Ich beobachtete ein Pärchen, wie sie miteinander scherzten und beneidete sie um ihre Vertrautheit. Ich sah eine stolze junge Frau und irgendetwas wie Sehnsucht und Bewunderung wurde in mir aufgewühlt. Ich sah den Schamanen des Stammes. Er sah mich sehr nachdenklich an, ruhig und als könne er auf den Grund meiner Seele sehen und würde in mir irgendetwas bedeutsames sehen. Und eine Art Grauen erwachte in mir, obwohl er mir nicht böse vorkam, nur nachdenklich. Er nickte mir nach unserem Blickaustausch zu. Komischerweise hatte ich Angst, er könne mich mitnehmen und zwingen, auch Schamane zu werden. Dabei wußte ich, daß er dazu nicht die Macht hatte.

Wenn die Nomaden nach dem Tränken wieder hinaus in die Wüste zogen, hätte ich sie am liebsten begleitet. Da war so eine Sehnsucht. Ich hätte natürlich fliehen können und versuchen mit den Nomaden zu leben und ich hatte im Grunde keinen Zweifel, daß es mir gelungen wäre, meinen Platz in dieser Gesellschaft zu finden. Aber andererseits war da dieser Blick des Schamanen und mir schien, daß meine Angst er könne mich zwingen, Schamane zu werden, nicht mehr gegenstandslos wäre, hätte ich Ägypten verlassen. Alle Schamanen der Nomaden grüßten mich mit einem Respekt, den sie meinen Priester-Vorgesetzten nicht entgegenbrachten. Und so weit ich wußte, hatte ich nichts getan, das diesen Respekt verdiente.

Eines Tages sprach mich der Schamane einer der Stämme an. Er fragte mich, wie ich dazu stände, daß sie mich kastriert hatten. Aber im Grunde, das war mir klar, wollte er wissen, wie ich mein Leben insgesamt empfand. Ich fand daß das eine ausführlichere Antwort erforderte und forderte ihn auf, sich zu mir auf einen Stein zu setzen. Er stellte mich so viele Fragen, daß ich ihm letztlich fast mein gesamtes Leben erzählte.
"Ich war ein Kind. Für mich war das immer nur die Wahl zwischen mich fügen und sterben. Aber wenn man die Freiheit hat, dann lohnt es sich, darum zu kämpfen." schloß ich.
"Meinst Du, ein Schamane ist frei?" fragte er mich.
Ich dachte wieder an diese seltsame Angst, daß er mich mitnehmen und zum Schamanen machen könne. Und in mir kam wieder dieses seltsame Grauen hoch.
"Ich weiß nicht." antwortete ich.
Gegenüber den höheren Priestern Ägyptens hatte ich nie erzählt, welche intensiven Gefühle die Nomaden in mir auslösten. Ich wußte aber, daß sie glaubten, daß das ein Zeichen ist, daß man selber vor kurzem noch zu den "primitiven Völkern" gehört hatte, wie sie es nannten. Ich fand nicht, daß die Nomaden wirklich primitiv waren. Sie waren frei - zumindest viel freier als ein Bauer Ägyptens und das waren immerhin 80% der Bevölkerung. Und sie wirkten auf mich auch wacher und intelligenter als die ägyptischen Bauern, die sich nur mit Alltagsproblemen beschäftigten, weil sie so arm waren und viel arbeiten mußten, um genug zum Leben zu haben. Erst die gebildeten Leute, angefangen mit Schreiberpriestern wie mir, konnten den freien Nomaden das Wasser reichen, fand ich. Und ich wußte nicht, ob die hohen Priester im Tempel einem Schamanen gewachsen wären. Trotzdem wollte ich nicht Schamane sein, das wußte ich genau.

Kersti

Fortsetzung:
F180. Kersti: Ich ahnte nicht, warum er mir diese Frage stellte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI14. Kersti: Inhalt: Der Schreiberpriester

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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