erste Version: 2/2014
letzte Bearbeitung: 2/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F326.

"Wir müssen überlegen, was wir für Kalle tun können, noch mehr solche Folterorgien wird er nicht überleben."

Vorgeschichte: F229. Kersti: D

Karl erzählt:
Ich stehe hinter der Tür und lausche. Die berühmten Physiker, mit denen ich zusammenarbeite, haben sich getroffen und sie reden über mich. Ich lausche normalerweise gerne unbemerkt, wenn andere über mich reden, weil sie dann viel verständlicher erklären, wie sie über mich denken, als wenn sie mir dasselbe ins Gesicht sagen. Es ist nämlich so, daß sie in Gesprächen, wo ich unbeteiligter Zuhörer bin, erst eine Situation erzählen, in der ich etwas gemacht habe und erst danach erklären, wie sie mein Verhalten deuten. Wenn sie mit mir reden, sagen sie aber nur die Deutung. Da diese Deutung meines Verhaltens normalerweise zumindest teilweise falsch ist, weiß ich nicht wovon sie reden und fühle mich ungerecht beurteilt, habe aber auch keine Chance, das richtigzustellen, weil ich nicht weiß, wie sie auf ihre Gedanken kommen. Wenn ich Gespräche die über mich geführt werden, belausche, hilft mir das also, an die Grundlagen zu kommen, die ich brauche um anderen erklären zu können, was mein Verhalten bedeutet.

"Wir müssen überlegen, was wir für Kalle tun können, noch mehr solche Folterorgien wird er nicht überleben." meinte Oberth.
"Und dabei tut er immer so, als wäre gar nichts passiert."
"Ja. Er hat Mut und Tapferkeit für zehn und Starrsinn für zwanzig. Ich habe nur den Eindruck, daß das gerade gar nicht gut für ihn ist." meinte Oberth.
"Er wird von den Schergen mißbraucht, gefoltert und verraten, hört sich ihre persönlichsten Sorgen an, erschießt sie und hält dann eine Trauerrede, an der man merkt, daß er ehrlich um sie trauert. Wenn man ihn beobachtet, dann bekommt der Begriff bedingungslose Liebe eine ganz neue Bedeutung: 'Ich liebe dich - egal was ich tue und egal was du tust.'"

"Kalle, du kannst ruhig reinkommen. Du mußt nicht vor der Tür lauschen, es geht schließlich um dich." sagte Oberth plötzlich.
Da es wenig Sinn macht, vorzugeben, ich wäre nicht da, komme ich rein.
"Das ist ein Thema, über das ich mir selber oft schon Gedanken gemacht habe, ohne eine Lösung zu finden. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ihr mehr Glück habt." meinte ich.

Hermann Oberth sah mich mit einem seltsam prüfenden Gesichtsausdruck an, gab sich dann sichtlich einen Ruck und meinte:
"Wenn du mich fragst, solltest du ganz in unserem Projekt arbeiten und mit Hermann Göring Post nur noch zensiert austauschen, wie alle anderen Mitarbeiter von uns auch. In zwei Dritteln der Fälle wo du für Foltern eingefangen wurdest, hatte Göring seine Finger im Spiel."
Ich fühlte einen scharfen Stich in der Seele, als hätte Oberth mir ein Messer ins Herz gestochen und es umgedreht. Ich wurde so von seelischem Schmerz überschwemmt, daß ich einfach nur in Tränen ausbrach.

Oberth hatte selbstverständlich recht. Nur hatte ich über dieses Thema nie nachgedacht, weil Göring in der Zeit nach den Drogeneinweihungen die einzige Person gewesen war, bei der ich mir einerseits sicher war, daß sie mich liebt und die andererseits nicht in Gefahr schwebte, wenn ich zeige, daß ich sie liebe. Ich hatte ja immer wieder erlebt, daß alle Menschen zu denen ich erkennbar eine liebevolle Beziehung aufgebaut hatte, ermordet wurden, um mich von meinen sozialen Beziehungen zu isolieren. Elly, ein Lehrling aus der Fabrik, wo ich meine Lehre gemacht hatte, mein dortiger Lehrer, mein Japanischlehrer, selbst meine Leibwachen hatten sie regelrecht gejagt. Ich hätte es einfach nicht ertragen können, auch noch Göring zu verlieren. Andererseits hatte sich genau das inzwischen geändert. Ich hatte eine enge persönliche Beziehung zu diesen Wissenschaftlern und ich würde jetzt nicht mehr völlig allein dastehen, sollte ich Göring verlieren.

Oberth ließ sich durch meine Tränen nicht aufhalten. Er wartete, bis ich mich so weit wieder gefangen hatte, daß ich ihm weiter zuhören konnte und erklärte dann, daß die Sicherheitsmaßnahmen unseres Zentrums sehr wahrscheinlich ausreichen würden, um mich zu schützen, sofern ich das nicht selbst sabotieren würde. Er wüßte daß Göring und ich einander lieben würden, wie Vater und Sohn, aber Göring hätte keine ausreichende Kontrolle über seinen eigenen Geist und würde mich dadurch immer wieder unbeabsichtigt in Gefahr bringen. Es wäre nie klar, ob ein Vorschlag irgendwohin zu gehen, auf posthypnotische Suggestionen zurückging und letztlich dazu führen würde, daß ich wieder eine solche Folterorgie erlebe.

Die Erklärung führt zu weiteren Tränen, eben weil es ständig genau so gewesen war und alles, was ich unternommen hatte, um das zu verhindern, letztlich nicht gereicht hatte. Sobald ich mich halbwegs wieder gefangen habe, sagte ich, daß ich mich nicht in der Lage fühle, das jetzt sofort zu entscheiden.

Er antwortet, daß er das selbstverständlich nicht über meinen Kopf hinweg entscheiden könne, denn Göring würde, was das angeht, nur auf mich hören. Aber wenn ich damit einverstanden wäre, würde er es für am Klügsten halten, wenn er zunächst mit Göring redet, da es für ihn ja ein ebenso schmerzhaftes Thema sei. Wenn beide darüber vorher in Ruhe nachgedacht hätten, wären wir sicherlich eher in der Lage, ohne uns gegenseitig zu verletzen, zu besprechen, was wir wollen. Was grundsätzlich ein sehr kluger, Gedanke war, wie ich wußte. Wenn ich das Thema selber gegenüber Hermann Göring angesprochen hätte, hätte dieser das als "Kalle liebt mich nicht mehr." fehlinterpretieren können.

Hermann Oberth wie er leibt und lebt: Er sagt jedem alles in Gesicht, von dem er meint, der andere müsse sich damit auseinandersetzen und läßt sich durch nichts aufhalten. Tatsächlich tat mir genau das gut, weil es mir einerseits zeigte, daß er stabil mit meinen Gefühlen umgehen konnte und mich andererseits dazu brachte, mich selber mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen - was ich in den letzten Jahren viel zu wenig getan hatte, weil ich zu sehr mit dem puren Überlebenskampf beschäftigt gewesen war.

"Hermann, das sollte aber jemand anders als du mit Göring besprechen. Ich habe nämlich Göring gestern erzählt, wie gut es mir getan hat, daß du dich so fürsorglich um mich gekümmert hast. Und er war eindeutig sehr eifersüchtig."
"Eifersüchtig? Ich dachte, er ist erwachsen?" meinte Oberth bissig.
"Oh es ist ihm durchaus bewußt, daß das irrational ist. Aber das Leben war auch für ihn die letzten Jahre der pure Wahnsinn und wenn ein Mensch über Jahre hinweg über seine Grenzen hinaus belastet wird, dann reagiert er nicht immer rational." meinte ich.
"Und das sagt gerade der immer rationale Kalle." kommentierte Oberth.
"War das eben rational?" fragte ich zurück und bekam keine Antwort. Selbstverständlich konnte jeder sehen, daß meine Reaktion eben nicht rational gewesen war, fand ich.

Ich jedenfalls wußte ganz genau, daß ich nicht immer rational war. Seit dieser ersten Folterorgie hatte ich mich pausenlos wie eine Bombe kurz vor der Explosion gefühlt. Ständig war ich so unter Spannung, daß der geringste Anlaß reichte, damit ich plötzlich so mörderisch wütend war, daß ich am liebsten denjenigen erschossen hätte, der mir gerade gegenüberstand und irgendeine unschuldige Bemerkung gemacht hatte. Und ich hatte eine Pistole dabei. Ich war gut genug ausgebildet, um ihn mit bloßen Händen zu ermorden.

Und dann bin ich natürlich ein fantasievoller Mensch, ein Erfinder. Die meisten Ideen, die aus meiner Erfindungsgabe kombiniert mit dieser mörderischen Wut entstanden, waren völlig indiskutabel. Der allererste Gedanke, der mir zu Görings Haushälterin war:
"Soll sie doch mal in Haushofers Frankensteinlabor gehen und erleben wie es ist, so gefoltert zu werden."
Das war für mich natürlich nicht umsetzbar. Aber mir fiel sofort ein, wie man aus beinahe jedem Gerät und jedem Einrichtungsgegenstand des großen Haushaltes tödlich gefährliche Fallen bauen könnte, mit denen ich sie schwer verletzen oder ermorden könnte. Ich brauchte nur in der entsprechenden Stimmung einen harmlosen Stuhl anzuschauen und sofort fiel mir so etwas ein. Unfaßlich! Diese Ideen waren natürlich völlig indiskutabel. Es ist keine angemessene Strafe für ein bißchen in meinem Zimmer quatschen oder Nippesgegenstände abstauben, wenn man einen Unfall hat, nach dem man tot oder fürs Leben verkrüppelt ist. Diese Ideen sortierte ich also sofort aus.

Aber es fiel mir natürlich durchaus noch einiges andere ein. Dinge die eigentlich harmlos waren, aber sie zur Weißglut bringen würden. Bevor ich irgendetwas umsetzte, dachte ich sorgfältig darüber nach, ob es nicht vielleicht doch gefährlich für irgendjemanden sein könnte - dennoch entging mir immer wieder etwas, was ich hätte bedenken sollen. Ich hatte manchmal das Gefühl, daß meinen rasende Wut sich an mir vorbei in die Streiche einschlich und dort Unheil anrichtete. Jedenfalls führte das immer wieder zu sehr ernsten Gesprächen mit Hermann Göring.

Rational - ICH??? - Die sollten mal sehen, welcher Wahnsinn in meinem Kopf abging!

Kersti

Fortsetzung:
F367. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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