erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F552.

Wie hatte ich nur bezweifeln können, daß er mich liebt?

Vorgeschichte: F551. Kersti: D

Erigon erzählt:
Während ich versuchte, einen Weg zu finden, wie ich mit dieser Situation so zufrieden sein konnte, wie sie war, dachte ich beinahe über mein ganzes Leben nach.

Ich war der erstgeborene Sohn meines Vaters, denn er hatte mich als Jugendlicher mit einer jungen Sklavin gezeugt, einige Jahre bevor sein Vater eine Frau für ihn ausgesucht hatte. Meine Mutter war eine damals ebenfalls noch sehr junge Sklavin und eine Halbschwester meines Vaters gewesen, die kurz nachdem ich als Dreijähriger entwöhnt worden war, auf einen anderen Hof verkauft wurde. Das machte man mit den Mädchen immer, weil es nicht als gut galt, wenn Männer mit ihren Halbschwestern Kinder zeugen.

Meine wichtigsten Bezugspersonen waren danach meine Großmutter, die sich um mich kümmerte, als wäre ich ihr eigener Sohn und mein Vater, der oft kam, um mit mir zu spielen. Außerdem war da noch der Eunuch, der der Liebhaber meiner Großmutter war und die ganzen Tanten und Onkel, die meine Großmutter zur Welt gebracht hatte. Ich hatte erlebt, daß meine Onkel - genauer gesagt alle Halbbrüder meines Vaters, die Sklaven waren - kastriert wurden, als sie zwölf waren. Ich wußte auch, daß von unserem Hof alle zehn Jahre ein Sklave an den Tempel abgegeben werden muß, dessen Männlichkeit noch unversehrt ist. Doch als ich mit zwölf nicht kastriert wurde, kam ich nicht darauf, daß ich für den Tempel vorgesehen war, weil es als besonders glücksbringend galt, Erstgeborene an den Tempel abzugeben. Stattdessen machte ich mir Hoffnungen, ich könnte so leben wie mein Vater und eigene Kinder kriegen. Dabei wird das Sklaven nie erlaubt. Ich hatte mir Illusionen gemacht.

Ich fragte mich, ob mein Vater mich gemocht hatte.

Ich sprach später auch mit meinem spirituellen Lehrer über die Frage.
"Es ist für mich schwierig, mich da hineinzuversetzen. Wo ich aufgewachsen bin, gibt es keine Sklaven und keine Eunuchen. Jeder Mann hat nur eine Frau, mit der er Kinder bekommt und alle Menschen sind frei." begann er.
Ich war erstaunt, denn ich hatte nicht geahnt, daß es so etwas geben könnte. Das machte mich neugierig. Dazu mußte ich ihm viel mehr Fragen stellen.
"Hat dein Vater denn gewirkt, als könnte er irgendeinen der Sklaven nicht ausstehen?"
"Nein. Normalerweise war er freundlich zu jedem, außer jemand hat seine Arbeit nicht getan." antwortete ich.
"Hat er den Eindruck gemacht, als würde er dich mögen?"
"Als ich noch klein war ist er immer gekommen und hat mit mir gespielt, weil ich sein erster Sohn war. Ich bin einige Jahre älter als seine legitimen Söhne, weil er damals noch viel zu jung zum heiraten war."
"Wenn er so jung ist, hatte wahrscheinlich nicht dein Vater sondern dein Großvater die Entscheidung getroffen, daß du in den Tempel kommst."
"Ja. Stimmt."
Da war ich gar nicht drauf gekommen. Dabei war ganz klar, daß mein Vater noch zu jung war, um solche Entscheidungen treffen zu dürfen, weil sein Vater immer noch Herr des Hauses war.
"War dein Großvater jemals unfreundlich mit dir?"
"Nein, eigentlich nicht, außer wenn ich ungezogen war."
"Das heißt, er machte auch den Eindruck, daß er dich mag?"
"Ja."
"Nun ich denke, dann sind dein Vater und dein Großvater damit, daß sie einen Sklaven an den Tempel abgeben mußten, so umgegangen, wie du damit umgegangen bist, daß wir dich kastriert haben. Sie waren nicht glücklich darüber, aber sie haben sich gefügt, weil ein Aufstand keinen Zweck haben würde." erklärte er.
Damit konnte er recht haben. Und diese Erkenntnis erleichterte mich sehr.

Damit war mein Kindheitsempfinden, Teil einer großen liebenden Familie zu sein, nicht falsch. Die Mädchen wurden weggegeben, wenn sie alt genug waren, Kinder zu bekommen. Nicht weil man sie nicht mochte, sondern weil Inzucht schlecht war. Ich war weggegeben worden, weil mein Großvater Sklaven an den Tempel abgeben mußte. Mein Vater war wohl diesmal zum ersten Mal mit den Abgaben zum Tempel gefahren, um noch einen letzten Tag mit mir, seinem ersten Sohn, verbringen zu können, bevor ich ihn verlasse. Genau so, wie Mütter oft darum bitten, ihre Töchter auf dem Weg in ihr neues Zuhause begleiten zu dürfen, wenn sie in ein anderes Haus verkauft worden sind, um noch einen Tag mit ihnen verbringen zu können, ehe sie sie nie wiedersehen.

Und wir hatten auf dem Weg auch ein sehr langes Gespräch geführt. Darüber wie er mit mir gespielt hatte, als ich noch ganz klein war, darüber wie wir gemeinsam verschiedene Arbeiten gemacht hatten und er hatte mir am Ende gesagt, daß er immer stolz auf mich war. Wie hatte ich nur bezweifeln können, daß er mich liebt?

Kersti

Fortsetzung:
F553. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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