erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F557.

Ich komme immer mehr zu dem Schluß, daß hier noch Schlimmeres auf mich wartet als die Dinge, vor denen ich mich gefürchtet habe, aber ich habe trotzdem weniger Angst

Vorgeschichte: F556. Kersti: D

Erigon erzählt:
Sobald ich Zeit dazu fand, suchte ich den Verschneider auf. Ich war zu dem Schluß gekommen, daß ich ihn wirklich fragen wollte, wieso er so etwas Widersprüchliches gesagt hatte. Außerdem hatte mein spiritueller Lehrer mir auch erklärt, daß er, wenn er diese Arbeit tat, es auch für richtig halten würde, sie zu tun. Wir würden hier zur Hingabe ausgebildet, aber man wollte uns nicht zu Verbrechern erziehen. Daher würde bei uns einem Menschen nur dann eine solche Aufgabe übertragen, wenn er es auch wirklich für richtig hielt, sie auszuführen.

Wie bei unserer ersten, von meiner Seite sehr unfreiwilligen Begegnung kam bei jedem Wort, was er zu mir sagte, eine Herzlichkeit herüber, die mich verblüffte. Ich erklärte ihm wie sehr und was genau mich an seinem Verhalten verwirrt hatte und warum.

"Du mußt zwischen zwei Dingen unterscheiden. Einmal, was die Kastration für dich persönlich bedeutet und andererseits, was die Gesellschaft von dir braucht. Und manchmal braucht die Gesellschaft das eine von dir und für dich persönlich wäre etwas ganz anderes gut." fing er an.
Ich nickte.
"Wie du weißt, kann eine einzige Frau über zehn Kinder bekommen und ein Mann kann hunderte von Kindern zeugen."
Ich nickte.
"Wenn also jeder Mann und jede Frau Kinder bekommen dürfte, hätten wir schon, wenn deine Kinder groß sind, fünf mal so viele Leute, wie unser Land ernähren kann und fast alle diese Menschen müßten verhungern." fuhr er fort.
Das fand ich bei weitem nicht so logisch, weil ich mitbekommen hatte, daß die Sklavinnen sich sehr genau überlegt hatten, wann sie mit einem Mann und wann sie mit einem Eunuchen schlafen, damit sie die Kinder genau dann bekommen, wenn sie wirklich Kinder haben wollen. Ich nickte aber trotzdem, weil ich seinen Gedankengang zuende hören wollte.
"Deshalb werden alle Jungen, die keine Kinder bekommen sollen, kastriert und diejenigen Sklavinnen, die keine Kinder bekommen sollen, dürfen nur mit Eunuchen Sex haben."
Das wiederum war nachvollziehbar. Frauen zu kastrieren war nicht unmöglich - einige Tempel machten das - aber es war viel grausamer als die männliche Kastration und es kam viel häufiger vor, daß das betroffene Mädchen daran starb. Außerdem wäre die Art der Geburtenkontrolle, die die Sklavinnen betrieben, so nicht möglich, wenn die Sklaven keine Eunuchen wären.
"Du zählst zu den Jungen, die keine Kinder bekommen dürfen, damit sich die Menschen in Ägypten nicht zu sehr vermehren und keine Hungersnöte ausbrechen. Du hast nicht Haus und Hof um eine Familie zu ernähren, sondern bist Tempelsklave. Also habe ich dich kastriert."

"Du weißt daß ich traurig bin, daß ich keine Kinder mehr zeugen kann und daß du mir damit körperlich wehgetan hast. Du machst den Eindruck, als würdest du mich mögen und mir nur das beste wünschen. Und ich verstehe nicht, warum du dich trotzdem wohl damit fühlst, welche Arbeit du tust." sagte ich.
"Du bist genauso wie ich in einer Ausbildung, in der du Hingabe lernen sollst."
Ich nickte.
"Ich weiß nicht, ob du schon in dir Veränderungen bemerkt hast?" fragte er.
"Doch. Ich habe weniger Angst."
"Hast du weniger Gründe zur Angst?"
"Nein. Im Gegenteil. Ich komme immer mehr zu dem Schluß, daß hier noch Schlimmeres auf mich wartet als die Dinge, vor denen ich mich gefürchtet habe, aber ich habe trotzdem weniger Angst."
"Wie hat sich inzwischen deine Einstellung zur Kastration verändert?"
"Mir ist klargeworden, daß mein Wunsch nach Kindern und Familie von vorneherein nur eine Illusion war. Daher kann ich das auch einfach so nehmen wie es ist. Und ich habe festgestellt, daß ich das Leben hier irgendwie interessant finde, weil immer so etwas Unerwartetes kommt. Irgendwie fühle ich mich hier aufgehoben, weil ich weiß, was immer kommt, mir wird immer ein unerwarteter Weg gezeigt, wie ich damit umgehen kann, ohne es zu schlimm zu finden."
"Das habe ich auch so erlebt, aber du bist unerwartet schnell zu diesem Ergebnis gekommen. Und das macht es faszinierend. Weißt du, ich erlebe all die Jungen vor ihrer ersten Hingabeübung, wie sie waren, als sie zu uns kamen. Ich führe sie durch den Anfang der Übung hindurch und Monate später kommen sie alle wieder und wollten mit mir darüber reden. Und dann kann ich sehen, wie sehr sie sich weiterentwickelt haben, wie viel bewußter und reifer sie geworden sind."

"Alle wollen darüber reden?" fragte ich überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet.
"Ja das wollen sie. Dein Lehrer hat übrigens ziemlich lange dafür gebraucht, weil für ihn gerade die Kastration sein schlimmstes Angstthema war. Du warst ziemlich schnell, weil du schon während der Kastration sehr gelassen und entspannt damit umgehen konntest. Aber jeder kommt wieder zu mir, wenn er das Thema fast bewältigt hat und will noch einmal mit mir darüber reden. Und man sieht, daß jeder letztlich daran gereift und gewachsen ist."
"Hat mein Lehrer langsamer gelernt als andere?"
"Nein, das nicht. Du wirst deinem größten Angstthema noch begegnen, daher hast du vieles, was du lernen mußt, noch nicht erahnt. Für ihn war schon die erste Hingabeübung sein größtes Angstthema und er hat beinahe alles, was er an Problemen hatte, im Zusammenhang damit abgearbeitet. Das war für ihn sehr hart, weil er noch nicht an einfacheren Themen geübt hatte, wie man Ängste bewältigt, aber seine Ausbildung hat nicht länger gedauert als normal. Er war sogar etwas schneller als normal."
"Wo ich herkomme, wäre niemand von den Eunuchen auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet mit dem Verschneider eine Unterhaltung führen zu wollen."
"Wie haben sie sich denn durch die Kastration verändert?"
"Sie sind stiller und gehorsamer geworden."
"Hast du dich genauso verändert?"
Ich lachte.
"Ich glaube ich habe noch nie so viel geredet wie in den letzten Wochen!"
"Bist du gehorsamer geworden?"
"Eigentlich nicht. Ich habe vorher schon gehorcht."
"Mir kommst du aber nicht mehr so aufsässig vor wie am Anfang."
Ich starrte ihn verblüfft an. Dann meinte ich, er würde mich ja heute auch nicht kastrieren.
"Damit hast du recht. Andererseits - angenommen, du wärest heute hierhergebracht worden, damit ich dir die rechte Hand abhacke. Würdest du dann genauso reagieren wie bei deiner Kastration oder wäre etwas anders?"
"Ich glaube ich wäre wesentlich entspannter. Aber das ist schwer zu sagen. Schließlich wirst du mir heute nicht die Hand abhacken. Aber ich denke es ist einfach der Unterschied zwischen brav sein und Hingabe üben, der den Unterschied macht. Sie sind brav geworden, weil sie Angst haben - ich habe Hingabe geübt und dadurch weniger Angst."

Kersti

Fortsetzung:
F558. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.