erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F574.

Es ist allgemein bekannt, daß es nicht möglich ist, Sklaven so auszubilden, daß sie die nötige Disziplin, für tiefergehendes spirituelles Training aufbringen

Vorgeschichte: F571. Kersti: D

Terman erzählt:
Beim nächsten Treffen sagte der Leiter des Tempels, daß er mir diesmal aus ausbildungstechnischen Gründen leider nichts über den spirituellen Lehrer meines Neffen erzählen könne. Aber die Auflösung des Rätsels würde es beim nächsten mal geben. Auch der Junge hätte ein Verbot über seine augenblickliche spirituelle Trainingsaufgabe zu reden.

Mir fiel keine Veränderung an dem Jungen auf. Er war der Ansicht daß mein Neffe dazulernte, erklärte mir woran er die Lernfortschritte erkannte und schien beschlossen zu haben, die Hände durchgehend auf den Rücken gefaltet zu lassen. Ich besprach mit ihm die Fragen, die ich zu unserem letzten Gespräch hatte, und er gab Antworten, die noch mehr Fragen aufwarfen, so daß ich bis zu meinem nächsten Besuch wieder reichlich zu grübeln hatte. Immerhin wurde mir bewußt, daß ich diesen Zustand der Verwirrung aus meiner Zeit im Tempel des Schweigens kannte und erinnerte mich, daß meine damaligen Lehrer mir erklärt hatten, daß das ein Zeichen sei, daß ich etwas Wesentliches lernte, das mein Denken auf eine höhere Ebene hob.

Beim Treffen danach bekam ich dann nur den Tip, ich solle den Jungen nach dem Schmuck in seinen Unterarmen fragen.

Als ich mit dem Jungen redete, sah ich daß sein Unterarm durchbohrt und dort einfacher Schmuck hindurchgeschoben worden war. Ich fragte ihn danach.

In einem unpassend ruhigen und entspannten Ton erzählte der Junge mir, daß sein Vorgesetzter ihn vor unserem letzten Treffen zu sich gerufen hatte, ihm eröffnet hätte daß er um zwei Priesterränge aufgestiegen sei - ich könne mir ja vorstellen, daß ihn das gar nicht begeistert, hätte, weil das hieße, daß man ihn von dem Zeitpunkt ab jederzeit zum Tempel des Schweigens schicken könnte. Er wüßte nicht, was zu der Entscheidung geführt hätte, daß sie ihn hierbehalten hätten. Danach hätte er ein Messer genommen, seine Arme durchbohrt, sie ihm auf dem Rücken fixiert und ihm befohlen, so zu tun, als hätte er kein Problem. Da er nicht hätte erklären dürfen, was los sei und es ihm deshalb nicht gelungen sei, die jüngeren Priester dazu zu bewegen, daß sie ihn füttern, hätte er einige Wochen gehungert, ehe plötzlich mein Neffe begonnen hatte, ihn zu jeder Malzeit zu füttern, bis er satt sei. Danach sei die Übung als bestanden gewertet worden.

Der Junge erklärte mir, daß er meinen Neffen nachher befragte hatte, warum er das getan hätte. Dieser hätte ihm erklärt, er hätte nach und nach ziemlich genau herausgefunden, welche Probleme sein spiritueller Lehrer gehabt hätte und dann mit einem älteren Priester darüber gesprochen. Der Ältere hätte ihm geraten, nicht mit seinem spirituellen Lehrer darüber zu sprechen sondern ihn einfach zu füttern. Der Junge, der spiritueller Lehrer meines Neffen war, erklärte mir, daß das einen wesentlichen Lernfortschritt bei meinem Neffen darstellen würde, denn mein Neffe hätte bisher kein Mitgefühl für die Probleme anderer Leute gezeigt, er hätte keine Arbeit, die er begonnen hätte, lange durchgehalten und sich bisher nie länger zuverlässig um jemanden gekümmert. Daß er jetzt alle drei Fähigkeiten auf einmal gezeigt hätte, wäre ein sehr gutes Zeichen. Und er sei so froh über den Fortschritt seines Schülers, daß er meinte, daß sich der ganze Ärger beinahe schon dafür gelohnt hätte.

Ich war überrascht, denn mir war bis dahin nicht klar gewesen, wie viel Zuneigung und Hingabe der Junge meinem Neffen entgegenbrachte.

Trotzdem verstand ich seine Geschichte nicht:
"Wie hat er denn verhindert, daß du heimlich mit den Leuten redest?" fragte ich.
"Gar nicht. Er hat sich darauf verlassen, daß ich seine Anweisungen befolge." antwortete der Junge.
Ich mußte mich verhört haben. Es ist allgemein bekannt, daß es nicht möglich ist, Sklaven so auszubilden, daß sie die nötige Disziplin, für tiefergehendes spirituelles Training aufbringen. Deshalb mußte man den Sklaven im Tempel des Schweigens ja die Zunge herausschneiden, während man sich bei Adeligen darauf verlassen kann, daß sie den Sinn der spirituellen Übung des Schweigens tiefgreifend genug verstehen, daß sie auch ohne solche Maßnahmen schweigen.
"Wer hat dich festgehalten, als dir die Arme durchbohrt wurden?"
"Niemand."
"Wie haben sie überwacht, daß du nichts heimlich ißt?" fragte ich.
"Haben sie nicht. Sie hätten es sicherlich erfahren, wenn ich regelmäßig irgendwo etwas genascht hätte, aber sie haben keine besonderen Maßnahmen ergriffen, um mich zu überwachen. Sie verlassen sich darauf, daß wir ihre Anweisungen befolgen." erklärte der Junge.
"Und wenn dein Vorgesetzter etwas sagt, tust du das?"
"Normalerweise ja."
"Und was machen sie, wenn du ungehorsam bist?"
"Ich bin in dem Sinne nicht ungehorsam. Wenn ich eine Anweisung bekomme, die ich für falsch halte, widerspreche ich. Meist endet das aber damit, daß sie genauer erklären, warum sie die Anweisung für richtig halten und ich dann doch tue, was sie sagen." erklärte er.
"Verlassen sie sich bei allen Sklaven darauf, daß sie die Anweisungen befolgen?"
"Nein, am Anfang nicht. Das müssen die Jungen erst lernen. Aber später schon."
"Und wie lernen sie es?"
Er erklärte, daß zuerst mit Druck und Kontrolle gearbeitet würde. Man würde das Gefühl erzeugen, daß sie jeden zu allem bewegen können und daß es deshalb zwecklos sei, sich zu weigern. Ab irgendeinem Punkt würden die Schüler aber bemerken, daß sie Dinge lernen, die sie glücklicher, selbstsicherer und zufriedener machen, obwohl das was äußerlich betrachtet geschieht, das nicht erklärt. Gleichzeitig würde aber der Druck langsam seine Wirksamkeit verlieren, weil man vor keiner möglichen Strafe mehr wirklich Respekt hätte. Daher wäre später vor allem die Faszination für das, was es hier zu lernen gab, der Antrieb, die Befehle der höheren Priester zu befolgen.
"Und sie verlassen sich wirklich darauf, daß du Schmerzen, Hunger und Spott in Kauf nimmst, um spirituelle Übungen gut zu machen, die dich dahin führen, daß dir letztlich die Zunge herausgeschnitten wird?"
"Es ist komplizierter. Einerseits ist es so, daß jeder der etwas länger dabei ist, tatsächlich diese Faszination für die Ausbildung hat. Das Ausmaß der Motivation ist unterschiedlich, aber jeder sieht, daß sich die Ausbildung lohnt, daß sie glücklicher macht. Es ist aber auch so, daß egal ob man gehorcht oder nicht, das Ausmaß an Unannehmlichkeiten nicht wesentlich unterschiedlich ist. Man kann Schmerzen und Hunger nicht ausweichen, indem man ungehorsam ist, man bekommt sie nur auf andere Weise präsentiert. Gleichzeitig lernt man am meisten, wenn man auf den Rat der Älteren hört, also ist es lohnender zu gehorchen. Und dann ist da immer ein grundlegendes Vertrauen. Ich bin mir nicht immer sicher, ob mein Lehrer mit seinen Entscheidungen recht hat, aber ich weiß, daß er das macht, von dem er meint, daß es die bestmögliche Ausbildung für mich ist und das unabhängig davon, ob ich gerade tue, was er von mir will oder nicht. Was von ihm kommt, ist weder Willkür noch Bosheit. Ich muß mich vor ihm nicht fürchten, weil er mich nicht fallenlassen wird. Und daneben ist meine Faszination für die Ausbildung hier tatsächlich so groß, daß ich mir denke, wenn man am Ende für seinen Eifer bestraft wird, indem einem die Zunge herausgeschnitten wird, oder indem man seinen späteren Herrn ins Grab begleiten muß, dann ist die Ausbildung tatsächlich so wichtig, daß ich das dafür in Kauf nehme. Ich bin tatsächlich ganz froh hier in diesem Tempel zu sein und nicht bei meinem Vater - den ich übrigens sehr mag - auf dem Hof zu arbeiten. Ich denke mir nur, daß es doch möglich sein muß, solche Dinge zu unterrichten, ohne den Schülern solche Kröten zu servieren!" erklärte der junge Priester.
Bei dem letzten Satz klang seine Stimme richtig wütend.

In den folgenden Wochen merkte ich erneut, daß dieser halbe Junge ein kurzes Gespräch gebraucht hatte, um mir für ein halbes Jahr zu denken zu geben. Und mir wurde bewußt, daß es bisher außer ihm nur einen Menschen gegeben hatte, dem das zwei mal gelungen war. Es handeltete sich um die beiden kurzen Gespräche, die ich im Tempel des Schweigens mit dem höchsten Priester des Tempels geführt hatte. Die hatten mir über Jahre hinweg immer wieder neu zu denken gegeben. Ich fragte mich, wie es kam, daß mich ein solcher Junge von niedrigster Abkunft ausgerechnet an den höchsten Priester des gesamten Landes erinnerte.

In den alten Aufzeichnungen des Tempels des Schweigens, war beschrieben, daß man alles mögliche probiert hätte, um den niederen Rassen spirituelle Disziplin zu vermitteln und letztlich hätte nur Gewalt und Zwang funktioniert. Wilde, so stand da zu lesen, würden nur dann spirituelle Disziplin üben, wenn man sie kastriert, damit sie nicht ständig herumhuren. Schweigeübungen würden sie nur dann machen, wenn man ihnen die Zunge herausschneidet, arbeiten nur, wenn man sie schlägt, wenn sie es nicht tun.

Die heutigen Sklaven niederer Rasse entsprechen diesem Bild längst nicht mehr und in den Aufzeichnungen wurde diese Veränderung dadurch erklärt, daß die Götter alle männlichen Sklaven kastriert hatten und daher die nächste Sklavengeneration ausschließlich aus Mischlingen zwischen Göttern und Menschen bestanden hätte. Deren Anlagen für spirituelle Disziplin wären daher weitaus besser gewesen.

Die heutigen Sklaven, so meinte man, hätten schlechtere Anlagen für spirituelle Disziplin als die heutigen Adeligen. Wir wären zwar alle Mischlinge, aber Adelige hätten mehr von dem Blut der Götter als Sklaven und deshalb auch bessere spirituelle Anlagen.

Wenn ich jetzt aber mich mit diesem jungen Priester vergleiche, dann hat er ganz unzweifelhaft mehr Motivation für spirituelle Disziplin als ich. Wenn ich gehört hätte, daß mir die Zunge herausgeschnitten wird, wenn ich gut lerne, dann hätte ich mein Bestes getan, um völlig unfähig zu erscheinen und möglichst keinerlei spirituelle Disziplin zu üben. Ich habe sowieso immer nur getan, was meine Lehrer von mir verlangt haben, weil ich von ihnen gelobt werden wollte. Und bei der ersten Kleinigkeit, die mir Angst gemacht hat, habe ich den Tempel verlassen, was ich ja auch leicht konnte, da ich eben kein Sklave war.

Die Einstellung des jungen Priesters war eine ganz andere. Für ihn war jede Angst ein Ansporn, spirituelle Disziplin zu üben, um diese Angst beherrschen zu lernen. Wenn er für seine Arbeit an seinen Ängsten bestraft wurde, ärgerte ihn das zwar, aber er nahm auch jede noch so harte Strafe in Kauf, wenn er dann nur weiter spirituelle Disziplin üben durfte. Auch an seinen Begabungen konnte kein Zweifel bestehen: Der Junge hatte, als ich ihn kennenlernte, bereits die Prüfungen bestanden, für die ihm später ein höherer Tempelrang zuerkannt worden war, als ich ihn habe. Er hatte zu diesem Zeitpunkt aber nur 1 1/4 Jahre Tempelausbildung. So schnell hatte ich nie gelernt und das kann ich auch nicht nur damit erklären, daß ich keine ernstzunehmende Motivation für die Tempelausbildung gehabt hatte, denn ich wollte ja immerhin anerkannt werden und habe die Übungen deshalb gemacht, wie mir gesagt worden war. Nein, dieser Sklave niederster Rasse war auch besser begabt als ich.

Mich interessierte die Meinung des jungen Priesters zu dieser Sklaventhematik, daher beschloß ich, ihn beim nächsten Treffen danach zu fragen.

Kersti

Fortsetzung:
F575. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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