erste Version: 8/2016
letzte Bearbeitung: 11/2016

Industrialisierung, Weimarer Republik und Drittes Reich: Thakars faszinierendes Abenteuer

F780.

Das Abenteuer hatte ich jetzt jedenfalls. Und es war bestimmt nicht langweilig oder lasch, wie ich bisher immer geschimpft hatte

Vorgeschichte: F78. Kersti: D

Thakar erzählt:
Ich verließ das Postamt und dachte träumerisch über den Brief an Ranbir nach, den ich gerade abgegeben hatte.

Seine letzten Briefe hatten mir gezeigt, wie ähnlich seine Lebenssituation doch der meinen war, obwohl ich Throhnfolger war, während er als Sohn einer Kurtisane für die Nachfolge seines Vaters überhaupt nicht in Betracht kam.

Außerdem war ich mir unsicher, ob meine Stellung als Prinz eines örtlichen Herrscherhauses die Situation nun verbesserte oder verschlechterte. Das bedeutete nämlich, daß ich eine Leibwache hatte, die mich auf Befehl meines Adoptivvaters überallhin begleiten sollte. Eigentlich war er nicht mein Vater sondern mein Onkel, aber ich hatte ihn ein Leben lang als Vater angesprochen und da mein Vater in den Krieg gezogen war, als ich zwei war und von den Engländern hingerichtet worden war als ich zehn war, war mein Onkel für mich so lange ich mich erinnern konnte einfach Vater gewesen. Glücklicherweise beteten meine Leibwachen mich nicht an, ... - Als ich klein war, hatte der Vater von dem Führer meiner jetzigen Leibwache mich oft auf der Schulter getragen und mir Geschichten aus der Zeit erzählt als er noch jünger war und gefährliche Abenteuer erlebt hatte. Ich war auch manchmal bei seiner Familie zuhause gewesen und hatte mit seinen Kindern gespielt. Später war er sowohl der Befehlshaber meiner Wache als auch mein Lehrer im Schwertkampf gewesen und mein Freund Paran, der jetzige Leiter meiner Wache hatte zusammen mit mir Schwertkampf gelernt. Aber ich haßte es trotzdem, auf Schritt und Tritt von einer Gruppe Bewaffneter begleitet zu werden. Immerhin hatte ich mich diesmal damit durchgesetzt, daß ich wohl kaum meinen Brief wie ein unbekannter Bürger abgeben konnte, wenn ich von zehn Leuten mit Schwertern begleitet werde.

Plötzlich schlug mir jemand von hinten auf den Kopf und ich verlor die Besinnung.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich sehr unbequem über einen Pferderücken. Ich hatte einen stinkenden Lappen im Mund, der mich am Sprechen hinderte und mir das Gefühl vermittelte, ich müßte bestimmt gleich ersticken. Jeder Huftritt rammte mir das Rückrat des Tieres in den Bauch, meine Arme und Beine waren auf dem Rücken zusammengefesselt und so weit ich feststellen konnte, steckte ich in einem Kartoffelsack, der an einem Packsattel befestigt war. Viel mehr konnte ich dazu, wo ich mich befand, nicht sagen.

Ich lauschte auf die Gespräche der Männer um mich herum und hörte wie sie über mich spotteten und darüber redeten, daß sie mich zu Krishna bringen würden. Ich fragte mich, was ich bei einer hinduistischen Gottheit sollte. Schließlich würde ich die ganz bestimmt nicht anbeten! Leider schienen sie zu wissen, wer ich bin, was hieß, ich hatte ein richtiges Problem.

Ich überlegte was ich tun könnte, prüfte die Fesseln und ob ich mich daraus befreien könnte, doch es gelang mir nicht, an die Knoten zu kommen.

Ich dachte an den letzten Streit mit meinem Leibwächter, wie bitterlich ich mich beschwert hatte, daß ich keinen Schritt alleine tun durfte, so daß ich nie etwas richtiges erlebte. Ich wollte auch solche Abenteuer wie mein Freund und Wächter. Na goßartig! Das Abenteuer hatte ich jetzt jedenfalls. Und es war bestimmt nicht langweilig oder lasch, wie ich bisher immer geschimpft hatte. Und das hatte ich ganz bestimmt nur mir selbst zuzuschreiben! Ich hatte ja unbedingt ganz allein ins Postamt gehen wollen. Wenn wir zu zweit gewesen wären, wie er es gewollt hatte, dann hätte der Feind es viel schwerer gehabt, unerkannt nahe genug an mich heranzukommen.

Wie auch immer, es machte wenig Sinn, mich selbst zu zerfleischen, ich sollte mir eher überlegen, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskomme.

Ich hörte, wie die Leute um mich herum darüber redeten, daß sie einen Reiter hinter sich bemerkt hatten, der ihnen im Galopp folgte. Sie schickten drei Leute nach hinten, die ihm auflauern und ihn töten sollten.
"Paran, paß bloß auf dich auf, daß sie dich nicht auch noch erwischen!" dachte ich zu meinem Leibwächter hin. Ich war mir sicher, daß er der Reiter war, der uns folgte, dummerweise war ich mir genauso sicher, daß er alleine war.

Die Männer, die ihm auflauern sollten, holten uns wärend des restlichen Tagesrittes nicht ein und sie kamen auch in der Nacht nicht, als die anderen schliefen. Ich glaubte, daß Paran sie besiegt hatte, während meine Feinde vermuteten, daß die Männer einfach pflichtvergessen seien und deshalb nicht zurückgekommen seien.

Am Besten wäre es ja, wenn sie mich irgendwo am Rande des Lagers vergessen hätten, aber leider war mir dieses Glück nicht beschieden. Sie legten mich dicht ans Feuer, wo sie mich gut im Auge behalten konnten und wo es mir eindeutig zu warm war. Die Männer gaben mir nichts von ihrer Malzeit ab und auch nichts zu trinken, aber ich sagte mir, daß das die Geringste meiner Sorgen war. So schnell verhungert ein Mensch nicht und auch verdursten dauert ein paar Tage. Viel mehr Sorgen bereitete mir die Frage, ob Paran sich irgendeine wahnsinnige Heldentat einfallen lassen würde - oder was er tun würde, falls es mir nicht gelingen würde zu entkommen. Ich glaubte ja, daß mein Onkel sich darüber im Klaren war, daß Paran immer sein Bestes getan hatte, um mich zu schützen und ihn deshalb nicht unangemessen bestrafen würde. Aber ich war überzeugt daß Paran selbst es sich niemals verzeihen könnte, sollte ich dieses Abenteuer nicht überleben. Ich machte mir Sorgen, daß er dann Selbstmord begehen könnte. Sie redeten an den nächsten Tagen nicht mehr darüber, daß sie das Gefühl hätten, vefolgt zu werden, doch das konnte alles heißen.

Sie müssen mich ungefähr eine Woche lang durch die Gegend geschleppt haben. Ganz sicher bin ich mir nicht, denn ich fühlte mich zunehmend elend und benommen und war mir irgendwann nicht mehr sicher, wie viele Tage vergangen waren. Sie gaben mir alle paar Tage zu trinken aber nichts zu essen, doch die meisten gesundheitlichen Sorgen machte mir mein Kopf, der sich einfach nicht richtig anfühlte.

Aus den Gesprächen, die ich mithörte, kam ich zu dem Schluß, daß die Leute, die mich entführt hatten, ein ziemlich asozialer Haufen waren. Der Kern der Gruppe waren fünf Männer, die richtig Geld zu haben schienen und einer Sorte Hinduisten angehörten, die meinten, Menschen und Tiere zu quälen sei besonders gottgefällig. Ich hatte das erste mal, als sie mir den Knebel aus dem Mund genommen hatten, um mir zu trinken zu geben, versucht aus ihnen herauszubekommen, was sie mit mir vorhatten, doch hatte ich dabei nur Spott geerntet. Nachdem der zweite Versuch zu noch weniger Erfolg geführt hatte, hatte ich es aufgegeben und einfach nur noch still versucht mir aus zufällig mitgehörten Gesprächsfetzen einen Reim zu machen. Das war nicht viel informativer, aber ich kam nach und nach zu dem Eindruck, daß sie mich in irgendeinen Tempel schleppen wollten, um mich ihrem Gott zu opfern. Offensichtlich waren sie die Sorte verdrehter Typen, von denen man normalerweise glaubt, es gäbe sie nur in Märchen, für die irgendein Geschichtenerzähler mal wieder einen richtig Bösen gebraucht hatte.

Schließlich hielten sie an, hoben mich vom Pferd und warfen mich irgendwo runter. Es muß sehr hoch gewesen sein, denn ich fiel einige Zeit einfach nur. Lange genug, um mich zu fragen, wie hoch das eigentlich war. Dann traf ich auf und spürte wie meine Knochen brachen. Ich hatte das Gefühl, es wäre mir jeder einzelne Knochen im Leib gebrochen und spürte, wie beim atmen blutiger Schaum aus Mund und Nase kam.

Ich wußte, ich lag im Sterben, und brauchte mir keine Hoffnungen zu machen, daß ich das überleben könnte.

Ich merkte daß einige Wesen im Feinstofflichen warteten, die mir sagten, daß sie mich mit nach Hause nehmen wollten. Ulkigerweise sahen sie eher wie furchterregende Dämonen aus, aber ich spürte, daß ich sie kannte und daß wir befreundet waren. Ich mußte einfach warten, bis mein sterbender Körper mich losließ, dann würde ich ihnen folgen können.

Mir gefiel der Gedanke nicht, denn ich machte mir Sorgen um meinen Leibwächter, aber ganz offensichtlich hatten sie mir ihrer Einschätzung recht. Aber wie sollte er mit der Geschichte umgehen?
*Bring dich bloß nicht um, wenn du das erfährst, Paran!* dachte ich mir.

Kersti

Fortsetzung:
F781. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI23. Kersti: Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.