erste Version: 11/2016
letzte Bearbeitung: 11/2016
Vorgeschichte:
F840.
Nachts kommen die Vampire
Ein anderes Leben spielte in einer Zeit, die eher wie die Zeit der Industrialisierung wirkte.
Die Wissenschaftlerin erzählt:
Ich wuchs bei den Vampiren auf und besuchte als Kind eine Schule. Meine Mutter, die mindestens ein Kind pro Jahr bekam, kannte ich zwar. Sie war aber, nachdem ich nach einem halben Jahr abgestillt wurde, die meiste Zeit mit ihrem jeweils nächsten Kind so beschäftigt, daß sie sich nur wenig um mich kümmern konnte. Wie alle Menschen spendete ich regelmäßig Blut für die Vampire, jeweils so viel wie man mir abzapfen konnte, ohne mich zu schädigen. Das war, als ich ausgewachsenen war, jede Woche ein halber Liter. Ich wurde - als klar war daß ich zwar begabt aber nicht in allen Punkten den Zuchtzielen der Vampire entsprach - ausgewählt um Wissenschaftlerin zu werden und zu den Ärzten geschickt, um mich kastrieren zu lassen. Ich ging also hin, legte mich also hin und hielt still, während sie mir den Bauch aufschnitten, Gebärmutter, Eierstöcke und Vagina entfernten und schließlich auch die äußeren Geschlechtorgane entfernten, weil das nur eine Ablenkung von meiner eigentlichen Arbeit wäre. Ich weinte dabei zwar vor Schmerzen, wollte aber keine Betäubung, weil die Vampire das nicht so gerne sehen. Wir wurden auf hohe Schmerztoleranz gezüchtet und es wurde erwartet, wenn wir die bei jeder Gelegenheit bewiesen, die sich dazu ergab. Ein guter Mensch tut sein Bestes um alle Ansprüche, die an ihn gestellt werden, bestmöglich zu erfüllen.
Nachdem die Wunde verheilt war, bestellte mich die Vampirkönigin zu sich. Zuerst redete sie mit mir ein wenig darüber, wie mir mein Leben gefiel. Ich war zu dem Zeitpunkt sehr zufrieden, weil ich Spaß an meiner anspruchsvollen Ausbildung hatte und mir sagte, daß ich als Zuchtmutter vermutlich weniger glücklich gewesen wäre. Das war natürlich auch so beabsichtigt, denn wir wurden als Wissenschaftler gezüchtet und zu den Zuchtzielen gehörte eben auch, daß wir an dieser Arbeit Spaß hatten.
Zu der Zuchtlinie, die als Leihmütter für Vampire dienten, gehörte ich sowieso nicht. Sie waren sehr dick, fleischig, dienten oft als Amme für abgestillte Kinder und konnten problemlos jeden zweiten Tag einen halben Liter Blut spenden und gleichzeitig drei Kinder stillen. Deshalb waren sie auch in der Lage eine Vampirlarve zu ernähren, bis sie die Größe eines ausgewachsenen Vampirs hatte. Sie wurden gerne als Futter für die Ameisen gemästet, die die Herren der Vampire waren und taten eher die einfachen Arbeiten. Sie sollten mit wenig essen viel Fleisch und Blut produzieren können, zuverlässig ihre Arbeit erledigen und am Ende zufrieden zum Schlachter gehen oder willig und gehorsam als Leihmutter für einen Vampir dienen. Da die Leihmutteraufgabe die schwierigste von allen war, hatte ich einige der Frauen kurz vor dem Ende der Schwangerschaft interviewen sollen, um zu prüfen wie zufrieden sie waren. Ich setzte mich also neben den unförmigen, nachdem die Wirbelsäule im Rücken mehrfach durchgeschnitten worden war, mit einer Winde langezogenen Körper und interviewte die Frauen dazu, wie sie sich als Mutter eines Vampirs fühlten. Sie hatten tatsächlich mütterliche Gefühle für den jungen Vampir, der sie von innen heraus auffraß und sagten, daß es sich für sie gut anfühlte, ihnen alles zu geben, was er brauchte. Da ein Vampir viel länger leben könnte als ein Mensch, würde sich das doch alles lohnen und die Schmerzen gehören eben dazu. Ich beurteile das Ausmaß der Zufriedenheit und die Menge der mütterlichen Gefühle, weil danach ausgewählt wurde, welche der Mütter, Väter, Schwestern und Brüder dieser Frauen gute Zuchtbewertungen erhalten würden. Schließlich sollte ein Mensch die ihm bestimmte Arbeit gerne tun und sich über die Aufgaben freuen, die ihm zugeteilt werden, damit im Staat alle glücklich sind und ich als Mensch kann besser als ein Vampir beurteilen, welcher Mensch glücklich ist. Ich sollte deshalb auch eine Weile mit Menschen kurz vorm schlachten reden und beobachten, wie sie sich bei der Schlachtung verhalten oder beurteilen, wer den Befehl zur Kastration gerne annimmt, zufrieden zum Arzt geht und sie hinnehmen kann, ohne zu glauben, ihm würde etwas Wesentliches weggenommen. Seine Geschlechtorgane braucht ein Mensch nur, wenn er zur Zucht dient und wenn er als Arbeiterin dient, sollte er es als gut empfinden, kastriert zu werden.
Auch Vampire und Ameisen arbeiteten in der Zuchtwahl, doch die Aufgaben, die wir hatten, unterschieden sich subtil. Vampire und Ameisen erledigten beide eher die Routinearbeiten entschieden aber auch, welche Menschen den Zuchtzielen am ehesten entsprechen, die Vampir- und die Ameisenkönigin trafen Entscheidungen über Zuchtziele und langfristige Pläne, wir Menschen sollten vor allem Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge beifügen, wir waren nämlich weitaus kreativer als sie. Daß man die Technik der Blutspenden zur Ernährung der Vampire verwendet, statt gesunde Menschen ganz auszutrinken, war auch ein durch Menschen gemachter Verbesserungsvorschlag gewesen.
Ich wunderte mich, warum ich nacheinander in mehrere Arbeitsgebiete eingeteilt wurde und obwohl meine Vorgesetzten jedes mal mit mir zufrieden waren, wieder versetzt wurde. Auch daß jedes mal die Vampirkönigin persönlich mit mir sprach, war seltsam. Nach drei Jahren dieser Art praktischer Ausbildung redete sie mit mir über die Welt außerhalb des Staates. Sie erklärte mir, daß ich ja wüßte, daß wir schon immer regelmäßig Menschen auf die Universitäten der wilden Menschen geschickt hatten, um uns über deren wissenschaftliche Fortschritte auf dem Laufen zu halten.
Das wußte ich, denn es gab unter meinen Lehrern zwei, die bei den wilden Menschen studiert hatten und dann heimgekehrt waren, um sich kastrieren zu lassen und hier als Lehrer zu dienen. Außerdem hatte ich natürlich einige andere Berichte von solchen Studien gelesen und Bücher die von wilden Menschen gekauft worden waren, weil wir sie für gute Lehrwerke hielten. Als sie mir erklärte, daß ich zum Studieren zu den Wilden geschickt werden sollte, war ich erstaunt, denn weder gehörte ich in die Zuchtlinien, die für solche Aufgaben normalerweise ausgewählt wurden, weil sie besser mit der Lebensweise bei den Wilden klar kamen, noch war ich unkastriert geblieben, damit ich dort nicht aufalle.
Die Königin erklärte mir, daß wir diesmal einen öffentlichen Studentenaustausch mit einer Universitätsstadt der Wilden machen würden. Daher wäre es wichtig, diesmal kastrierte Wissenschaftler der zentralen Zuchtlinien zu schicken, damit die Leute sehen können, daß wir gezüchteten Menschen mit unserem Los zufrieden sind und es im Großen und Ganzen nicht schlechter geht als wilden Menschen. Es ist auch wichtig, daß sie begreifen daß wir unsere Menschen nicht belügen oder betrügen, sondern daß ihr eure Aufgabe ohne Zwang erfüllt, weil ihr euren Platz im Staat gerne ausfüllt.
Das erschien mir logisch.
Fortsetzung:
F842.
Der Mann fragte überrascht, wie sie denn auf den Gedanken gekommen waren, hier könne man doch nicht wirklich für die Hygiene garantieren
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
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