erste Version: 11/2016
letzte Bearbeitung: 11/2016
Die Wissenschaftlerin erzählt:
Die wilden Menschen mit denen ich studierte, fragten mich auch oft, ob ich denn kastriert werden wollte und waren nicht zufrieden, wenn ich sagte, daß es nicht meine Entscheidung gewesen war, ob ich zur Zucht ausgewählt wurde, daß ich aber zufrieden gewesen war als man mir sagte, daß ich nicht zur Zucht genutzt werden sollte und mich deshalb kastrieren lassen sollte. Sie fragten mich immer wieder, was ich denn gewollt hätte, aber ich konnte mit der Frage nichts anfangen und ich wußte auch nicht, wonach sie eigentlich fragten.
Sie verstanden auch nicht, warum ich so gerne studierte und so viel freiwillig zu Fächern las, die mir weder durch meinen Forschungsauftrag noch durch das Studium, das ich machte, vorgegeben waren.
Mit ihrer persönlichen Freiheit war es aber auch nicht weit her, denn offensichtlich dachten sie die meiste Zeit nur über Sex nach, ließen sich also von ihrem Fortpflanzunginstinkt gängeln, und stritten sich untereinander darum, wer mit wem Kinder zeugen durfte. Manche dieser Streits waren offensichtlich indem sie sich deshalb mit Fäusten traktierten, andere hoch ritualisiert und mit so komplizierten Dingen wie Eheverträgen und Hochzeitsritualen verbunden. Ich glaube eigentlich, daß die wilden Menschen dem Sex und dem Kinderaufziehen alles unterordnen, weil das dabei rauskommt, wenn wer am meisten Sex haben will sich am besten fortpflanzt.
Da hatte ich dadurch, daß einmal aufgrund meines Stammbaumes und meiner persönlichen Entwicklung entschieden worden war, daß ich eben nicht zur Zucht eingesetzt werde, viel mehr Zeit, die ich damit verbringen konnte, Dinge zu tun, die ich selber aus meinen eigenen Gründen will!
Diese Argumentation sahen sie übrigens auch nicht ein.
Stattdessen waren sie der Ansicht, mit mir wäre etwas falsch, weil ich nicht die Dinge wollte, die ihre durch natürliche Zuchtwahl entstandenen Instinkte wollten, sondern mir die Aufgaben gefielen, für die ich von Vampiren gezüchtet worden war.
Zu den Aufgaben von uns zehn Austauschstudenten gehörte es auch, zu entscheiden, welche der wilden Studenten, die mitwollen würden, tatsächlich an dem Austausch teilnehmen sollten. Dabei wurden einige Dinge bedacht.
Wir sorgten beispielsweise dafür daß jeder Student, der prinzipiell infrage kam, mindestens einmal ein Gespräch mit einem Vampir hatte. Es gab Studenten, die sobald er den Raum betrat, schneeweiß wurden und sich so schnell wie möglich verdrückten. Dabei wußten sie natürlich, daß sie gar nicht in Gefahr waren, weil Vampire seit Jahrhunderten keine Menschen mehr einzeln gejagt hatten. Menschen in denen dieser durch jahrtausendealte Jagd von Vampiren auf Menschen entstandene instinktive Angst dermaßen stark war, waren natürlich nicht geeignet, weil sie die ganzen Jahre des Austausches in Angst und Schrecken verbracht hätten. Andere hatten zwar durchaus Angst, waren aber in der Lage ein normales Gespräch zu führen und dabei ihre Würde zu wahren. Sie hatten also ungefähr die Mentalität zu diesem Thema, die nach den Aufzeichnungen, die damals die Vampire für die Zucht angefertigt hatten, der Mann gehabt hatte, der damals so zentral das Schicksal der Zuchtmenschen verändert hatte, indem er die Vampire darauf aufmerksam machte, daß es für so unkreative Wesen wie sie nicht klug ist, wenn sie die Kreativität der Menschen nicht nutzen. Sie konnten an einem solchen Austausch teilnehmen, weil sie sich mit der Zeit noch weiter entspannen würden und deshalb zwar Vampire dauerhaft als irgendwie unheimlich wahrnehmen würden, aber trotzdem entspannt mit ihnen umgehen konnten, sobald eine gewisse Vertrautheit da ist. Eine dritte Gruppe reagierte wie ich sogar positiv auf Vampire. Das lag daran, daß Zuchtmenschen, die zur Ausbildung und zum Studium zu den wilden Menschen geschickt worden waren, auch Kinder gezeugt hatten und deren Nachkommen unter den wilden Menschen lebten. Seit die Vampire bei drohenden Hungersnöten immer die Bevölkerung einer ganzen Stadt einfingen und schlachteten, war Angst vor Vampiren kein Faktor mehr, der das Überleben ernsthaft begünstigte, daher wurden Menschen, denen Vampire sympathisch vorkamen, in den wilden Städten immer häufiger.
Das zweite Thema war, daß es bestimmte Dinge gab, die wir den Studenten beibringen wollten. Ihnen war zugesichert worden, daß sie sich frei aussuchen dürfen, was sie lernen wollen, daher wählten wir umgekehrt die Studenten aus, die von sich aus Interesse an genau den Themen mitbrachten, wo sie das lernen würden, was wir an Wissen in die Stadtstaaten einbringen wollten, um bestimmte Dinge zu verbessern. Außerdem hatte der Rat der Stadt Wünsche, was die Studenten lernen sollten und auch das mußte bei der Auswahl der richtigen Schüler berücksichtig werden.
Im Augenblick suchten wir Zuchtmenschen nach einem Weg, diese regelmäßigen Übervermehrungen zu beenden und argumentierten damit, daß dadurch nur die Beziehungen zwischen Menschen und Vampiren belastet wurden. Wir gingen davon aus, das das überzeugen würde, sobald eine konkrete Lösung spruchreif war. Glücklicherweise bekamen viele Menschen mehr Kinder als sie haben wollten, sie begriffen also auf irgendeiner Ebene, daß sie zu viele Kinder bekamen, so daß damit zu rechnen war, daß sie durchaus bereit waren, sinnvolle Bevölkerungskontrollmaßnahmen anzunehmen. Daher diskutierten wir mit unseren privaten Freunden unter den wilden Studenten auch, welche Art von Maßnahmen ihnen wünschenswert erschienen und welche sie untragbar fanden. Bei ihrem pochen auf den eigenen Willen, war es nämlich am Sinnvollsten, ihnen das Gefühl zu geben, sie hätten sich für alles selbst entschieden, wozu man sie bewegen wollte und daher mußte man sich etwas ausdenken, was sie als ihren eigenen Willen annehmen können, wenn man sie dazu bewegen will, regelmäßig nur zwei bis drei Kinder zu bekommen.
Fortsetzung:
F845.
Schließlich war er ein Mensch und hatte deshalb ein ureigenstes Interesse daran, die Dinge zu tun, die für Menschen gut sind
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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