erste Version: 12/2016
letzte Bearbeitung: 12/2016

Industrialisierung, Weimarer Republik und Drittes Reich: Thakars faszinierendes Abenteuer

F866.

Leider war, daß die Hälfte meiner Leibwache aus Kindern in meinem Alter bestand, nur die eine Hälfte eines offensichtlichen Problems

Vorgeschichte: F818. Kersti: D

Thakar erzählt:
Einige Wochen, nachdem mein Vater hingerichtet worden war, rief mein Onkel mich zu sich. Er zeigte mir ein Schreiben der Engländer, in dem sie ankündigten, sie würden jetzt unser Volk entwaffnen, weil es immer wieder Raubüberfälle gegeben hätte. Mein Onkel meinte, er würde mit allen Leuten, die er zusammenkratzen könnte, dahin reiten, wo sie damit anfangen wollten und könnte nur hoffen, daß es nicht zu Toten kommen würde. Ich sollte zu den Engländern reiten und ihnen die Idee ausreden. Dann sagte er, er müsse jetzt alles vorbereiten und ließ mich damit allein.

Ich drehte mich zu Parans Vater um, sobald er den Raum verlassen hatte und meinte:
"So und jetzt?"
"Du hast einen Auftrag erhalten und du wirst ihn so gut wie möglich erfüllen müssen." antwortete er.
Tatsächlich fühlte ich mich vor Entsetzen über diese Nachricht wie erstarrt, denn egal wie man es drehte, das konnte gar nicht gutgehen. Trotzdem mußte ich es zumindest versuchen, denn wir konnten uns einen weiteren Krieg gar nicht leisten. Ich machte mich auf den Weg zurück in mein eigenes Zimmer und fragte meine Leute, ob die Vorbereitungen für den Ritt schon im Gange wären. Sie meinten, daß die zweite Gruppe schon jetzt packen und sie dann ablösen würde. Morgen früh beim Morgengrauen ginge es dann los. Danach fragte ich Parans Vater, ob er wüßte, wer vielleicht etwas mehr über die Engländer wüßte und mir einen brauchbaren Rat geben könnte. Meinen Geschichtslehrer wollte ich auf alle Fälle sprechen, doch ich wollte auch mit jedem anderen reden, der vielleicht eine Idee haben könnte, wie man Engländern klar machen konnte, daß das was sie sich da ausgedacht hatten, eine Idee war, die einfach nicht funktionieren konnte.

Besonders große Hoffnungen machte ich mir dabei nicht und nachdem ich mit so vielen Leuten wie möglich geredet hatte, wurde meine Stimmung noch düsterer.

Für meine Begriffe hatten beide Seiten der Auseinandersetzung eine Arroganz die ihnen einen dickeren Panzer zum Schutz vor jeglicher Erkenntnis der Realitäten des Lebens lieferten, als die Mauern unserer Burg, in der ich aufgewachsen war. Damals als ich zur Armee geflohen war, hatten die Krieger immer noch davon geredet, daß die Engländer gar nicht siegen könnten, weil sie ja Helden wären und allein aufgrund ihres Heldenmutes zum Sieg bestimmt seien. Mein Vater hatte das anders gesehen und schon relativ kurz nach Beginn des Krieges meinem Onkel vorgerechnet, daß wir am verlieren waren und keine Chance auf Sieg hätten, weil wir einfach zu wenig Leute hatten. Daß wir den Engländern vormachten, daß wir doppelt so viele Leute hätten, wie wir tatsächlich hatten, machte unsere Armee eben nicht wirklich doppelt so groß. Die ganzen Lügen, politischen Winkelzüge, und Versuche die Engländer immer genau in die Falle zu locken, führten zwar dazu daß die Engländer oft in Hinterhalte und Fallen gerieten, aber sie bewirkten nicht, daß wir plötzlich doppelt so viele Leute hatten und jeder Tote blieb eben tot. Das hatte damals niemand hören wollen, so daß der Krieg weitergeführt worden war, bis praktisch kein gesunder erwachsener Mann mehr übrig war. Außerdem verdächtigte ich meinen Onkel, daß er das Ganze nicht rechtzeitig aufgegeben hatte, weil er Angst hattte, daß sie ihn dann hinrichten könnten. Ich würde das niemals laut aussprechen, weil daraus nichts Gutes entstehen konnte, aber ich hielt meinen Onkel für einen Feigling.

Die Engländer waren, was Ignoranz anging, kein Stück besser als mein eigenes Volk. Sie waren der Ansicht, daß jeder, der nicht englisch als Muttersprache sprach und eine helle Haut hatte, nur ein Barbar sein konnte und meinten, das unbedingt jedem, mit dem sie redeten, dick aufs Butterbrot schmieren zu müssen. Vorhersehbarerweise fühlte sich dadurch natürlich jeder beleidigt, der ein Gefühl für seine eigene Menschenwürde hatte. Die Engländer waren aber der Ansicht, daß es doch empörend sei, daß der Rest der Welt nicht einsah, daß er in Vergleich zu ihrer Heiligkeit der Engländer minderwertig sei. Auf den Gedanken daß eine solche Haltung sich negativ auf ihre diplomatischen Beziehungen auswirken könnte, kamen sie gar nicht. Mit der Realität hatte dieses Selbstbild der Engländer natürlich nur geringe Ähnlichkeit. Das weltweit vorbildlichste Bildungssystem hatten nämlich die Deutschen. Die Briten waren dagegen eher als die führenden Seeräuber und Sklavenhändler bekannt, was für meine Begriffe beides keine positiven Attribute waren und ganz bestimmt nicht durch ihre Religion, das Christentum, zu begründen war, mit dem sie meinten, jedes Verbrechen rechtfertigen zu können.

Ich hatte die Bibel nämlich gelesen und da stand was anderes drin, dem ich wesentlich eher zustimmen konnte, als dem Denken der Engländer. Komischerweise schien schon Jesus das Problem gehabt zu haben, das ich auch habe, nämlich daß die Hilfesuchenden ihn einfach nicht in Ruhe gelassen haben und absolut nicht bereit waren, sein Bedürfnis nach Ruhe und ausreichend Pausen zu achten. Nur hatte er keine Tante, die ihn zum arbeiten zwingt und keine Leibwache, die ihn vor den allzu Aufdringlichen schützt.

Am nächsten Morgen brachen wir auf, noch bevor es richtig hell geworden war. Wir hatten Pferde zum wechseln dabei, denn dieses Jahr waren genug Pferde erwachsen genug geworden, daß zumindest wir Jungen sie problemlos reiten konnten. Leider war, daß die Hälfte meiner Leibwache aus Kindern in meinem Alter bestand, auch wenn ich gerne mit meinen Freunden unterwegs war, nur die eine Hälfte eines offensichtlichen Problems. Parans Vater hatte einen steifen Arm, an dem das einzige, was er vernünftig bewegen konnte, die Finger waren. Seinem Stellvertreter fehlte als Teil einer Narbe, die sich von der Stirn über die Wange zog, das linke Auge. Einem weiteren Mann fehlte der rechte Fuß und so fort. Ich fragte mich, was die Engländer wohl denken würden, wenn sie uns sehen. Andererseits waren die Gedanken der Engländer deren Problem. Wir hatten einfach keine anderen Männer.

Kersti

Fortsetzung:
F867. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI23. Kersti: Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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