erste Version: 6/2018
letzte Bearbeitung: 7/2018

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Mirko und Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1067.

Es war, als hätten Akten neue Bedeutungsebenen gewonnen, die sie vorher nicht gehabt hatten

Vorgeschichte: F1081. Mirko: "Ich bin noch nicht lange aus der Hölle heraus. Das ist mein erstes Leben als Mensch. ich muß noch viel lernen." sagte er.

Mirko erzählt:
Ich glaube, daß Khar das eigentlich als Scherz gemeint hatte, aber ich hatte tatsächlich das Gefühl, ich würde klüger. Es kann durchaus sein, daß dazu beigetragen hat, daß Khar besser gelernt hat, zu erklären. Aber ganz sicher habe ich auch besser gelernt, zu verstehen wie man Geheimdienstakten auswertet, denn nach Monaten der Arbeit an den Akten, entdeckte ich selbst beim Lesen der Akten Sätze, die mir signifikant erschienen und aus denen man wichtige Schlußfolgerungen ableiten konnte. Und nicht nur einen oder zwei, sondern es war, als hätten Akten neue Bedeutungsebenen gewonnen, die sie vorher nicht gehabt hatten.

Dann war es auch Zeit, nach Hause zurückzukehren.

Am Tag vor der Heimkehr besprach Tharon mit mir und den beiden Schwarzen Rittern, die mich begleiten sollten, den folgenden Tag. Da es keine getrennten Besprechungen gegeben hatte, wußte ich, daß der ältere Schwarze Ritter keine konkreten Anweisungen bekommen hatte, was er besprechen sollte. Ich vermutete, daß das daran lag, daß Khiris sowieso klar war, daß es zu seinen Aufgaben zählt, die allgemeine Stimmung der weißen Ritter zu uns herauszufinden und daß abgesehen davon mich sicher heimbringen eben der Auftrag war. Khar wurde schon deutlich genauer eingewiesen, indem ihm erklärt wurde, daß es ein gemeinsames Mittagessen geben würde - nicht nur damit wir diese Malzeit haben, sondern auch als Gelegenheit, bei der beide beteiligten Ritterorden abklopfen können, wie der jeweils andere Orden zu ihnen steht. Es wäre deshalb seine Aufgabe den eigenen Orden würdig zu vertreten.

Ich Gegensatz zu den beiden, hatte ich das Gefühl, mir würde jeder einzelne Satz vorgekaut und jeder einzelne Gedanke erklärt. Ich muß sagen, daß ich mich damit auch am sichersten fühlte.

In der Zeit vor diesem Gespräch, hatten mir Tharon und die Jungen viele Beweise vorgelegt, daß die weißen Ritter von den Gefährten Jesu unterwandert worden waren und daß mindestens einer der Spitzel sich in der Führungsebene befinden mußte. Daher rieten sie mir, sehr vorsichtig zu sein.

Tharon erklärte mir, daß es am klügsten wäre, wenn ich naiver rüberkommen würde, als ich bin. Dafür wäre ich nämlich ziemlich begabt, ich müßte mich nur auf mein Gewissen, das mir an der ganzen Welt die Schuld gibt konzentrieren und außerdem mich unfähig fühlen, weil sie mich entlarvt haben. Tätsächlich könnten sie aber beim aufarbeiten sowieso zu viel von der Persönlichkeitsstruktur von Gefangenen nach und nach sehen, als das jemals eine Chance bestanden hätte, daß sie mich eventuell nicht entlarven könnten. Abgesehen davon hätte mich ja schon die Höllenchronik als harmlos gelistet, sonst wäre ich gar nicht mehr am Leben, daher wären Khar oder er sowieso bald sicher gewesen, daß ich ein Unterwanderungsagent bin, weil sie die Chronik direkt abfragen können und meine Signatur nicht ausreichend getarnt ist. Dann sollte ich noch erwähnen, daß mir zu viel rausgerutscht ist... - Ich fand den Vorschlag zunächst absurd. Wer stellt sich schon selbst gern vor den eigenen Leuten als dümmer dar, als er ist?

Tharon bemerkte meine Vorbehalte. Wahrscheinlich waren sie auch nicht zu übersehen, denn als er diesen Vorschlag machte, fühlte ich mich - einfach unfähig!

"Du kennst doch sicherlich den Ratschlag, man solle bei seinen Recherchen ein geistiges Hobby nebenher pflegen, um zu vertuschen, worum es einem eigentlich geht?"
Ja den kannte ich.
"Was hältst du davon?" fragte er.
"Wir hatten uns darüber nach der Stunde unterhalten und dachten uns, ist ja schön und gut, aber normalerweise hat man eine Arbeit, mit der man vorgeblich sein Geld verdient, den wirklichen Auftrag und es darf auch nicht auffallen, daß man ungewöhnlich wenig Freizeit hat. Woher soll man also die Zeit zu so etwas nehmen?" antwortete ich.
"Khar, weshalb warst du letzte Woche zur Recherche in der Prager Universitätsbibliothek?" wandte sich Tharon an seinen Zögling.
"Ach eigentlich hatte ich nur irgendwo gelesen, daß es so Tiere gibt die Schuppen haben, Eier legen und Milch geben. Ich wollte mal nachschauen, ob das stimmt. Na ja und dann habe ich halt gleich eine ganze Menge Bücher über Tiere ausgeliehen, weil die so interessant aussahen."
"Was hältst du davon eine solche Recherche zur Tarnung zu nehmen?"
"Äh... " Khar wurde rot, "Meinst du nicht daß sie mich dann für ganz schön verrückt halten?" fragte er.
"Mirko, angenommen du hättest den Auftrag einen schwarzen Ritter zu überwachen, von dem dein Orden wissen will, aus welchem Grund er nach Prag gekommen ist und du würdest feststellen, daß er so - wieviele Bücher waren es?"
"So um die hundert habe ich aus dem Regal genommen und dann noch so drei über Medizin und zwanzig wegen den Hausaufgaben zur Psychiatrie. Dann habe ich ein Psychiatriebuch, eins über Medizin und 20 über Tiere ausgeliehen und mit nach Hause genommen." antwortete er.
"Was würdest du denken, weshalb dieser Schwarze Ritter in Prag ist, Mirko?"
"Es muß irgend etwas mit Tieren zu tun haben - mit exotischen Tieren, nehme ich an, denn wenn er so viele Bücher dazu ausleiht kann das nicht nur ein Hobby sein." antwortete ich.

"Und hättest du gedacht, daß es Khar dermaßen peinlich sein könnte, zu was er alle recherchiert?" fragte mich Tharon.
Bei der Frage wurde mir erst richtig bewußt, wie peinlich berührt der Junge gewirkt hatte, als er nach seinem letzten Recherchethema gefragt wurde. Wenn ich ihn richtig verstanden hatte, hatte er aber nicht nur in diese ungefährt 125 Bücher reingeschaut sondern auch noch in bestimmt zehn andere reingelesen, die er mal eben so unter den Tisch hat fallen lassen, weil er nach der ersten halben Seite aus dem Buch zu dem Schluß gekommen ist, daß er das doch nicht mitnehmen will. Die genannten 125 Bücher waren nur die, wo er zumindest überlegt hatte, daß er sie mit nach Hause nehmen könnte.
"Ich verstehe nicht wie so etwas peinlich sein kann. Er ist doch außergewöhnlich intelligent." meinte ich.
"Die andere sagen immer ich bin verrückt, wenn ich so etwas lese."
"Das hätte ich früher auch gesagt, weil ich gedacht hätte du bist ein Streber, der sich völlig überanstrengt, statt sein Leben zu genießen. Daß jemand Spaß daran haben könnte, so viel zu lesen, konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ach mein Gott, ich kann mir jetzt noch nicht vorstellen, wie so viel lesen Spaß machen kann!" erklärte ich.
"Wie du siehst, ist jedem Menschen genau das peinlich, worin er so gut ist, daß er dahinter seine gesamten Recherchen verstecken könnte, und was für ihn so wenig anstrengend ist, daß er es auch noch neben seiner ganzen Arbeit jederzeit aufrecht erhalten kann. Deine Stärke ist eben das naiv erscheinen. Und was dir wahrscheinlich gar nicht bewußt ist: Der Eindruck trügt. Anders kann ich mir nicht erklären, wie es kommt, daß du noch am Leben bist, obwohl außer dir fast alle, die Darions Angriff auf das Zentrum der Gefährten Jesu überlebt haben, tot sind."
Da hatte ich mir keine Gedanken drum gemacht. Ich war halt vorsichtig gewesen, weil ich gemerkt hatte, daß plötzlich seltsame Unfälle geschehen. Ein, zwei mal hatte auch das Essen nicht richtig geschmeckt und ich habe es verschwinden lassen.
"Auch wenn dir bei uns einiges rausgerutscht ist, was du nicht hättest erzählen sollen, ist dir immerhin an einer Stelle rausgerutscht, wo dir niemand wirklich etwas Böses wollte. Also hast du auf irgendeiner Ebene die Gefahrenlage richtig wahrgenommen und darauf reagiert." erklärte er, "Natürlich mußt du trotzdem mehr Disziplin in der Geheimhaltung lernen, aber du bist tatsächlich sehr gut darin, deutlich naiver zu erscheinen, als du wirklich bist und das solltest du ausnutzen."
Er konnte recht haben. Mir gefiel der Gedanke zwar nicht wirklich, aber andererseits ...
"Einen wirklich guten Agenten erkennt man nicht an seiner Intelligenz, sondern daran, daß er genug Selbsterkenntnis, Selbstbewußtsein und Selbstachtung hat, um sich darüber im klaren zu sein, daß das Gefühl der Peinlichkeit nur eine unbedeutende Unannehmlichkeit ist. Am Leben zu sein ist wichtiger und mit Menschenwürde im eigentlichen Sinne des Wortes hat es gar nichts zu tun, wenn man für dümmer gehalten wird, als man ist. Nach dem eigenen Gewissen handeln ist das Merkmal wahren Adels." meinte er.

Tharon hatte mir außerdem gesagt, daß ich bei meinem offiziellen Bericht einen bestimmten Satz an unauffälliger Stelle einflechten sollte sollte, der ein Codewort enthalten würde. Dann würde sich bei mir ein Vorgesetzter melden, dem ich erzählen sollte, was aus Darion geworden ist. In der Akte sollten dagegen nur die Dinge stehen, die Darion nicht gefährden würden, sollten sie den falschen Leuten in die Hände fallen.

Khar und Khiris begleiteten mich zu einem Gasthaus, wo Leute meines eigenen Ordens auf mich warten sollten.

Die beiden, die dann tatsächlich da waren, waren mein Mentor und ein gleichaltriger Freund aus der Ausbildung. Bevor wir weiterritten, setzten wir uns für das vorbestellte Mittagessen gemeinsam in ein Hinterzimmer. Abgesehen von der Begrüßung redeten die beiden kaum mit mir. Das wunderte mich nicht, denn sie sollten sich wahrscheinlich sowieso mehr auf Khar und den anderen Ritter konzentrieren.

Zunächst nahm der ältere Schwarze Ritter das Heft in die Hand, klärte grob die Formalitäten, dann aber kam wohl mein gleichaltriger Kollege auf den Gedanken, Khar auszuhorchen, weil er noch jung und unerfahren ist. Innerlich amusierte mich das: Ausgerechnet Khar! - gut er ist jung und unerfahren - aber leicht auszuhorchen? Während ich dem Gespräch weiter zuhörte, nahm mein Amusement zu, denn Khar hatte sich die Ratschläge des Vortages offensichtlich zu Herzen genommen. Ich kannte es ja von dem Jungen, daß seine Gedanken bei einem Gespräch Ausflüge zu den seltsamsten Themen unternehmen konnten - und das auf einem Niveau, bei dem ich innerhalb von Sekunden abschaltete, weil es mir einfach zu anstrengend war, ihm zuzuhören. Ich hatte mir mit der Zeit angewöhnt, ihm dann zu sagen, er solle sich dieses Thema bitte für die nächste Gelegenheit aufheben, wo er als Professor vor seinen Studenten steht, wir hätten hier an etwas anderem zu arbeiten. Girko, mein Kollege bekam große Augen und verstummte. Er hörte eine Weile zu, dann erkannte er eine Chance eine wesentliche Frage zu stellen, die Khar beantwortete. Er erklärte auf Rückfragen auch einiges dazu, dann fragte Girko nach etwas, was Khar ihm nicht beantworten durfte - ich hätte es gewußt, durfte das ihm aber auch nicht sagen. Khar machte den nächsten Ausflug, diesmal zu einer merkwürdigen Geisteskrankrankheit, die ausgerechnet mit Fliegenmaden in einer lange nicht verheilten Wunde erfolgreich behandelt worden war, danach erzählte er eine Menge seltsamer Theorien darüber, warum das funktioniert haben könnte. Ich beobachtete aus dem Augenwinkel meinen Mentor, der Khar, seinem Gesichtausdruck nach zu urteilen, unheimlich niedlich fand. Hoch intelligent und niedlich. Girko fand wieder eine Stelle, um sachbezogene Fragen zu stellen, erhielt Antworten zu dem, was Khar sagen durfte und veranlaßte den süßen kleinen Jungen mit der nächsten Frage zu Dingen, die hier nicht diskutiert werden durften, zu einem Ausflug über die abstrusen Höflichkeitsformen einer bestimmten Hölle. Danach wich Khar zu großen flugunfähigen Vögeln auf Madagaskar aus und zu Dinosauriern, riesigen Urzeitwesen, deren Knochen in verschiedenen Weltengegenden gefunden worden waren. Wieder einige sachbezogene Fragen weiter, fiel Khar ein, daß es Blumen gab, die von kleinen wie Edelsteine schillernden Vögeln bestäubt wurden, daß es in Afrika ameisenähnliche Wesen gab, die Ameisenhaufen aus Stein bauten. Er konnte auch erklären wie man Blütenspitzen klöppelt, Bücher zu verschiedenen Zeiten gebunden hat und Ähnliches. Ich staunte wie naiv Khar wirken konnte, wenn er so begeistert über Themen redete, über die andere Menschen nie nachdenken!

Als wir nach dem essen und dem langen Gespräch über alles Mögliche und Unmögliche schließlich weiterritten, fragte mein Mentor:
"Was meinst du - hat Khar dir irgendetwas gesagt, was er dir nicht hätte erzählen dürfen?"
"Nein." antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
"Warum nicht?"
"Weil"... ich unterbrach mich, da mir beinahe rausgerutscht wäre, daß ich genau wußte, welche Dinge Khar nicht hatte sagen dürfen. So viel durfte ich aber nicht verraten und auch die zweite Idee auf die ich kam, durfte ich keinesfalls aussprechen, sonst hätte ich verraten, womit ich sicherstellen wollte, daß die Leute nicht auf den Gedanken kommen, daß ich Dinge weiß, die ich nicht dem Falschen verraten darf.
"Ich kenne Khar und normalerweise unternimmt er bei weitem nicht so viele Ausflüge zu ausgefallenen Themen wie heute." antwortete ich so, daß ich das Wesentliche gesagt hatte, ohne mich dabei gleich mit zu verraten.
"Das dachte ich mir schon." meinte mein Mentor.
"Warum?"
"Weil sein älterer Kollege völlig entspannt geblieben ist." antwortete er.
Girko zog ein mißmutiges Gesicht.

Hmmm... darauf hatte ich nicht geachtet.

Ich dachte darüber nach, daß Khiris bei einem meiner Gespräche mit ihm etwas über Khar gesagt hatte, das klang als würde er ihn für den Heiland halten. Daher war ich mir gar nicht sicher, ob das wirklich so ein sicheres Zeichen war. Außerdem wußte ich einfach nicht, ob Khiris genug Ahnung von der Welt hatte, daß er hier wirklich als der bessere Fachmann zu gelten hatte als Khar. Nun - und wenn man sich die beiden betrachtete, fragte ich mich, ob nicht einfach die beiden Unerfahrensten zum Lernen ausgeschickt worden waren, weil der Kontaktmann, mit dem sie zu tun hatten, vertrauenswürdig war. Außerdem - wenn ich Girko betrachte, scheint mein eigener Orden da eine sehr ähnliche Einschätzung zu haben, denn er hatte da dieselbe Art Anfängerfehler gemacht, wie sie Khar gemacht hatte, als er mich enttarnt hatte.

Kersti

Fortsetzung:
F1074. Khar: Ich verstehe aber trotzdem nicht, warum spielen naiv ist.
F1080. Mirko: "Warum hast du diese Dinge gestern nicht so differenziert dargestellt?" fragte mich mein Mentor.

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI21. Kersti: Inhalt: Seelengeschwister aus der Hölle

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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