erste Version: 12/2018
letzte Bearbeitung: 12/2018

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1146.

Ich sorgte dafür, daß Khar und Ehon in ihre zukünftigen Aufgaben als Leiter unseres Standortes so schnell wie machbar eingeführt wurden

Vorgeschichte: F1142. Khar: Als Ritter sollte ich an den Versammlungen teilnehmen, in denen wichtige Sachen des Ordens besprochen wurden

Tharon erzählt:
Seit einiger Zeit ist mir klar, daß ich wohl nicht mehr allzu lange leben werde. Damit meine ich nicht, daß ich meine Beine verloren habe, sondern daß ich seither ständig krank bin und jede noch so kleine Belastung mich aus den Latschen kippen läßt. Doch selbst in den besten Zeiten muß ich mich sehr schonen. Ich hatte auch vorher schon einmal eine sehr langwierige Genesung nach einer Verletzung erlebt, nur war es diesmal so, daß ich ab einem bestimmten Punkt nicht wie beim letzten mal nach jedem gesundheitlichen Rückschlag eher etwas gesunder und kräftiger geworden bin als nach dem vorherigen Rückschlag. Diesmal hatte ich mich etwa ein halbes Jahr nach dem Angriff einigermaßen gesund gefühlt und seither geht es mir nach jedem Rückschlag schlechter, die Pausen zwischen zwei Krankheiten werden kürzer und ich werde wegen immer geringerer Anlässe erneut krank. Daher delegierte ich jede Aufgabe, die ich irgendwie delegieren konnte, an andere und sorgte dafür, daß Khar und Ehon in ihre zukünftigen Aufgaben als Leiter unseres Standortes so schnell wie machbar eingeführt wurden. Ich erwähnte das niemanden gegenüber, weil es Khar sicherlich sehr entsetzen würde und weil inzwischen klar war, daß Darion nicht in der Lage sein würde, mich zu ersetzen, weil er ebenfalls nicht mehr gesund genug werden würde. Also würde der Posten an Khar hängenbleiben, sobald Khar alt genug ist, um ihn auszufüllen. Ich konnte nur hoffen, daß ich überhaupt so lange lebe, wie dafür notwendig.

Ich war sehr erleichtert zu sehen, daß Khar jetzt schon dachte, wie er für einen solchen Posten denken muß. Khar selbst war das offensichtlich nicht so klar, denn er fragte immer wieder, warum ich ausgerechnet ihn in der Versammlung sitzen haben wollte und warum Ehon auch ständig mitgenommen wurde. Keine Erklärung, die ich ihm gab, schien ihn zu überzeugen, daß er irgendetwas in dieser Versammlung zu suchen hätte, obwohl er mit allem was er sagte und dachte ganz offensichtlich den gesamten Orden im Blick hatte und wann immer sich niemand für eine Aufgabe meldete, die Khar für nötig hielt, diese Aufgabe freiwillig übernahm. Außerdem war ihm nicht klar, daß er dabei auch noch oft genau das machte, was normalerweise an mir hängengeblieben wäre, weil anderen der Weitblick fehlte, die Notwendigkeit der Maßnahme einzusehen. Khar erzählte mir nur die ganze Zeit, daß er überhaupt nicht verstand, warum es ihm nie gelang, sich weniger als zehn Stunden Arbeit mit diesen Sitzungen einzuhandeln, obwohl er sich jedesmal vornehmen würde, diesmal weniger zu machen.

Khar hatte offensichtlich auch nicht begriffen, daß ich, indem ich ihn regelmäßig auf mehr als die Hälfte der Sitzungen schickte und Ehon auf die restlichen mitnahm, einen erheblichen Teil meiner eigenen Aufgabe an Khar delegierte. Khars Aussage daß er Ehon, Rios oder Anna als Übersetzer brauchte, hatte ich ernst genommen und daher immer darauf geachtet, daß immer Anna da ist, wenn ich mit Khar gemeinsam dort aufkreuze.

Tatsächlich erschien ich auf immer weniger Sitzungen und redete oft nur im Krankenbett mit Khar und Ehon, um sicherzustellen, daß sie an alles Notwendige dachten. Man brauchte es nur kurz erwähnen, ohne viel dazu zu erklären. Das reichte völlig, damit Khar Ehon erklärte, warum das unbedingt notwendig war und dann alle Aufgaben übernahm, von deren Notwendigkeit er niemanden anders überzeugen konnte. Wenn er sich dann beschwerte, daß er sich immer zu viel Arbeit aufhalste, sagte ich ihm, daß er eben delegieren lernen mußte. Es dauerte etwas, bis er darauf kam, daß er nur seine bisherige Arbeit delegieren konnte und nicht etwa das, was er in den Sitzungen übernahm, weil niemand die Notwendigkeit dieser Arbeiten einsah.

Insgesamt machte mir Khar sehr viel Freude, er war nur einfach zu jung.

Absurderweise führt die Tatsache, daß Menschen, die sehen welche Dinge im Hintergrund erledigt werden müssen eben diese Dinge machen, dazu, daß man sie für faul hält. Die die dies nicht tun, weil ihnen nicht klar ist, warum diese Arbeiten zwingend nötig sind, bilden sich ein, man würde nicht arbeiten, weil sie unsere Arbeit für völlig unnötig halten. Daher meinen sie, wenn sie meine Position hätten, könnten sie nur faulenzen - und in dem Augenblick wo so jemand dann diese Position bekommt, faulenzt er. Dann geht logischerweise alles den Bach runter. Der mangels Weitblick Unqualifizierte glaubt dann, es läge nicht etwa an ihm, sondern an den anderen, denen er nicht die nötigen Anweisungen und Hilfestellungen gibt, damit sie wissen, was ansteht.

Kersti

Fortsetzung:
F1147. Rios: "Eine solche Schulleiterin entläßt man." sagte Khar