erste Version: 7/2019
letzte Bearbeitung: 7/2019

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1351.

Ich träumte von ewiger Verdammnis und wie es ist, nicht mehr fühlen zu können

Vorgeschichte: F1361. Mirko: Zunächst waren da noch Angst, Haß und Schmerz, doch auch das wurde immer schwächer immer ferner, verschwand, bis da nur noch völlige Leere und Dunkelheit war

Ehon erzählt:
Als ich die Kinder ins Bett geschickt hatte, sah ich nach, was mit Khar und Geron war und stellte fest, daß sie sich um Mirko kümmerten, der irgendwohin abgedriftet war, wo er für Menschen nicht erreichbar war. Khar sagte mir, ich solle mich ins Bett legen, denn sie würden mich wecken, sobald sie Mirko wieder ins hier und jetzt geholt hätten, dann müßte ich nämlich Nachtwache bei ihm halten.
"In diesem Zustand darf man ihn nicht allein lassen." erklärte Khar.

Ich träumte von ewiger Verdammnis und wie es ist, nicht mehr fühlen zu können. Ich träumte, wie ich für schuldig erklärt, zu ewiger Verdammnis verurteilt und dann immer und immer wieder zerfetzt wurde, bis ich mich nicht wieder zusammensetzen konnte. Ich träumte von Ewigkeiten der Hoffnungslosigkeit und davon daß ich buchstäblich wie Dreck behandelt wurde, weil ich wie Dreck aussah.

Jemand schüttelte mich heftig und sagte, ich solle aufstehen. Ich fühlte mich wie gerädert und zu Tode erschöpft.
"Laß mich in Ruhe oder ich schlage dich zu Brei!" brüllte ich ihn an.
"Was ist denn mit dir los?" fragte Geron.
Ich richtete mich auf und versuchte richtig wach zu werden, dann wurde mir klar, was ich dem kleinen Jungen angedroht hatte - und ich hatte es wörtlich gemeint, nicht wie man so etwas normalerweise versteht. Es war natürlich typisch Geron, daß er sich dadurch bei weitem nicht so hat beeindrucken lassen, wie die erwachsenen Männer, mit denen, als ich so gereizt war, gar nichts mehr anzufangen gewesen war. Dabei hatte ich mich da bemüht, mich zu beherrschen und mich entschuldigt, wenn mir etwas rausgerutscht war, was nun wirklich nicht ging. Diesmal war ich noch nicht wach genug gewesen, um über beherrschen auch nur nachzudenken.
"Tut mir leid. Ich war noch mitten in einem Alptraum." antwortete ich.
"Wovon handelte der Alptraum?" fragte Geron.
"Von ewiger Verdammnis." antwortete ich.
"Na großartig. Glaubst du daß du wach bleiben kannst oder müssen wir uns Sorgen machen, daß du auch noch abdriftest, wenn wir dich bei Mirko Wache halten lassen?" fragte er.
"Das weiß ich nicht!" fuhr ich ihn an.
"Dann komm mit. Das müssen wir mit Khar besprechen." befahl Geron in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, daß er von mir erwartete, daß ich ihm gehorche.
Ich stand auf, zog mir etwas an und folgte ihm zu Mirkos Zimmer, wo Khar neben dem Bett seines schlafenden Freunde kniete. Ich hatte Kopfschmerzen und fühlte mich immer noch ziemlich benommen.
"Was ist los? Du solltest doch ins Bett gehen." sagte Khar.
"Ehon hat von ewiger Verdammnis geträumt und er war beim aufwachen so wütend, als hätte er mich am liebsten in winzige Fetzen gerissen." antwortete Geron.
Da hatte er mich aber durchschaut. Nur waren Fetzen noch zu groß! Es hatte aber nichts mit Geron zu tun, sondern mit Gott - oder was ich dafür gehalten hatte.
"Wie fühlst du dich jetzt?"
"Ziemlich benommen und matschig, als hätte ich nur Brei im Kopf."
"Mist. Wen nehmen wir denn dann?" sagte Khar.
"Dirk kann Wache halten. Er ist durch das Thema durch." antwortete Geron.
"Ehon du legst dich hier auf das Sofa, damit die Wache es merkt, wenn du auch noch abdriftest."
Geron war schon unterwegs, um Dirk zu holen.

Ich holte eine Decke aus dem Schrank und legte mich hin. Khar heilte etwas, so daß ich mich wesentlich besser fühlte, als ich einschlief. Trotzdem hatte ich in der Nacht noch mehr Alpträume und ich fühlte mich, als ich am nächsten Tag aufwachte, wieder sehr zerschlagen und beunruhigend gereizt. Jetzt war Mira da und fragte mich, wie es mir geht. Ich knurrte sie nur an, woraufhin sie meinte, ich solle liegen bleiben, sie würde mich ein wenig heilen. Ich spürte etwas wie einen angenehmen kühlen Wind und fühlte mich dann deutlich wacher. Als ich mich bei mir bedankte und entschuldigte, wirkte sie amusiert und fragte mich, ob ich mich fähig fühlte, einen normalen Tag zu bewältigen.
"Ich glaube, es würde mir sehr gut tun, einen normalen Arbeitstag zu bewältigen, das lenkt mich von Verdammnis und ähnlichen Themen besser ab, als alles andere, was ich tun könnte." meinte ich.
Mira nickte und wies mich in einem Befehlston an, mich zuerst bei Khar zu melden.

Khar erlaubte mir nicht, mich abzulenken, sondern er wollte zuallererst meine neuesten Träume von der ewigen Verdammnis erzählt bekommen. Ich erzählte ihm, daß alles begonnen hatte, indem ich mich zunehmend krümelig gefühlt hatte und diverse Träume gehabt hatte, wo mich jemand in winzige Fetzen zerhackt hatte.
"Irgendwie habe ich das Gefühl, mir sind da Miriams Häcksler begegnet, nur ist mir immerhin, so lange ich wach bin, bewußt, daß das nur Erinnerungen sind."
"Ich denke auch, daß Miriam da am Thema der ewigen Verdammnis dran war." antwortete Khar.
Khar erzählte, daß er sich Sorgen gemacht hatte und daher morgens kurz mit jedem einzelnen Kind der Magieklasse geredet hatte. Das Schlimmste, was eines von ihnen gehabt hatte, war ein schwach ausgeprägter magischer Kater. Nichts wirklich Beunruhigendes. Da hatte ich gar nicht dran gedacht. Offensichtlich war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen.

Kersti

Fortsetzung:
F1362. Mirko: Ich habe gegessen und getrunken, dann schlief ich wieder ein und träumte, die ganze Welt wäre eine Wüste