erste Version: 9/2019
letzte Bearbeitung: 9/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Leben des perfekten Kriegers

F1444.

Da ich nicht an die Existenz von mythologischen Orten glaube, kam ich zu dem Schluß, daß das wohl eine Art Krankenhaus sein mußte

Vorgeschichte: F1443. Geson XZB12-56-78: Er erklärte, er hätte die Anweisung, jedes Teil kontrollieren zu lassen, daher könne er sich nicht in die Hölle scheren, ehe er dies getan hätte
F1524. Dira von Leuenhorst: Die Kapitäne interessierten sich nicht genug für die Schlacht, um zu merken, daß die Kriegssklaven den Plan geändert hatten. Sie schrieben den Erfolg ihrer eigenen Genialität zu.

Geson XZB12-56-78 erzählt:
Die nächste Schlacht überlebte ich unverletzt, in der danach verlor ich auf dem Schlachtfeld die Besinnung und dachte, daß das jetzt das Ende ist.

Ich kam aber wieder zur Besinnung und wenn ich an den Himmel geglaubt hätte, hätte ich vermutet, daß das wohl der Himmel sein muß, denn die Bettdecken waren glatt und weich, alles war abgerundet, Lautsprecherstimmen klangen viel weicher und lebendiger als auf unserem Schiff und überhaupt war alles anders. Da ich nicht an die Existenz von mythologischen Orten glaube, kam ich zu dem Schluß, daß das wohl eine Art Krankenhaus sein mußte, denn ich hatte Schmerzen und als ich nachsah stellte ich fest, daß mir beide Beine fehlten. Außerdem waren diverse Schläuche an meinen Körper angeschlossen.

Und das hieß wohl, daß ich immer noch lebendig war. Irgendjemand hatte mich also auf dem Schlachtfeld aufgelesen und es waren nicht meine eigenen Leute gewesen. Ich wollte nachsehen, was die Geräte über meinen Gesundheitszustand sagten und stellte genervt fest, daß die Anzeigen nicht in Sichtweite waren. Dann suchte ich mein Tablet und fand es nicht.

Schließlich sprach ich eine Krankenschwester an und fragte sie, wie hier alles funktionierte. Sie erklärte mir, daß das kleine Schränkchen auf Rollen, das neben meinem Bett stand, als Nachttisch bezeichnet wurde und für die persönlichen Gegenstände des Patienten da sei. Ich hatte das für irgendein Medikamentenschränkchen oder so gehalten, sah es mir an und dachte mir, daß da meine Ausrüstung jedenfalls nicht reinpaßte. Ehe ich das aussprechen konnte, sagte sie, daß bei meiner Ausrüstung aber nichts gewesen sei, was aussah, als könne es etwas Persönliches sein, wenn man mal von dem Tablet absieht. Das sei zwar ein einfach aussehendes Standartgerät, aber da könne man ja schon davon ausgehen, daß da auch private Daten drauf seien. Ich war verwirrt, denn offensichtlich gab es für sie einen Unterschied zwischen persönlichen Gegenständen und persönlicher Ausrüstung. Ich fragte also nach, was es mit diesem Unterschied auf sich hatte. Sie sah mich sehr seltsam an und erklärte mir dann, daß persönliche Gegenstände Gegenstände sind, die nicht zur durch die Armee ausgegebenen Standartausrüstung gehören, da man sie sich entweder selbst gekauft oder geschenkt bekommen hat. Sie wären den betreffenden Menschen oft sehr wichtig, weil sie ihn an Menschen erinnerten, die ihnen etwas bedeuteten. Ich erklärte ihr, daß wir uns keine Gegenstände kaufen könnten, weil wir kein Geld zugewiesen bekamen und daß wir deshalb nur das besitzen was uns als Ausrüstung zugewiesen wird. Dann sagte ich:
"Ich habe mir ja schon länger gedacht, daß man einen Kurs von Freigeborenenanthropologie in den Lehrplan aufnehmen sollte, weil ihr Freigeborenen so anders aufwachst, daß man ständig etwas mißversteht, wenn man mit euch zu tun hat."
Sie schien diesen Satz für irgendeine Art Witz zu halten, dabei fehlte unserer Ausbildung wirklich exakt das. Irgendwie war es aber gut, daß sie das so verstanden hatte denn danach ging sie wesentlich entspannter mit mir um, auch wenn ich nicht so ganz verstanden habe, warum sie das so entspannt hat.

Ich fragte sie, ob außer mir noch jemand von uns hier im Krankenhaus wäre. Als sie das bejahte, wollte ich die Patientenliste aufrufen und stellte fest, daß mir der Zugang zu den Daten verweigert wurde. Ich fragte nach, ob das Gerät eine Fehlfunktion hatte. Sie verneinte das und erklärte mir, daß das etwas mit Privatsphäre zu tun hätte und als ich sie nach der Definition dieses Wortes fragte, erklärte sie, daß es Gesetze gab, die verboten, daß man auf die persönlichen Daten anderer zugreifen darf.
"Wollen sie denn daß jeder alles über sie weiß?" fragte sie mich.
"Nein. Und sie können mir glauben, daß wir durchaus unsere Methoden haben, sicherzustellen, daß Vorgesetzte die Dinge nicht erfahren, die wir sie nicht wissen lassen wollen. Aber daß es Gesetze gibt, die es verbieten, solche Dinge im Computer nachzuschauen, das war mir unbekannt. Ich habe immer gedacht, Gesetze wären nur dazu da, uns zu unterdrücken. Wo findet man diese Gesetze?" fragte ich.
Sie wußte zwar wie man das Gesetzbuch aufruft, aber nicht wo dieses spezielle Gesetz finden konnte, daher ließ ich eine Suchfunktion über das Gesetzbuch laufen und las mir das entsprechende Gesetz samt Nebenbemerkungen durch. Natürlich gab es eine Ausnahmeregelung für Zuchtmenschen, die uns das Recht auf Privatsphäre absprach. Ich zeigte ihr diese mit der Bemerkung, daß das ja mal wieder typisch wäre.
"Oh das tut mir aber leid. Die Kapitänin hat aber befohlen, daß ihr genauso zu behandeln seid wie unsere eigenen Leute." sagte sie.
"Das spricht sehr für die Kapitänin. Wir werden sie in ehrenvoller Erinnerung behalten." antwortete ich. Ich verriet ihr aber nicht daß wir sie - also die Kapitänin, diese Krankenschwester und jeden der zu erkennen gab, daß er sich ebenso dafür einsetzen wollte, daß wir dieselben Recht erhielten, wie jeder Freigeborene, der Liste der Personen hinzufügen würden, die diejenigen von unseren Leuten, die ihre erste Schlacht überlebt hatte auswendig lernen sollten, damit sie im Zweifel wußten, an wen man sich wenden kann, wenn man die Hilfe eines Freigeborenen braucht, um irgendein Problem zu lösen.

Kersti

Fortsetzung:
F1445. Geson XZB12-56-78: "Meine Güte, er gibt sein Leben für seine Kameraden - wenn das nicht Liebe ist, was ist es denn sonst?"

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben