erste Version: 9/2019
letzte Bearbeitung: 9/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Leben des perfekten Kriegers

F1451.

Wir retteten vorrangig die, die zu den Schiffen gehörten, die ihre Landefähren gestartet hatten und dann so viele von den anderen Leuten, wie wir konnten

Vorgeschichte: F1450. Geson XZB12-56-78: Es wurde mir erklärt, daß es Situationen gibt, bei denen wir den Befehl verweigern, weil der König das im Nachhinein absegnen würde

Geson XZB12-56-78 erzählt:
Es verging etwa ein Jahr, in dem wir 14 Angriffe flogen. Ich war inzwischen auf einem höheren Offiziersposten und befehligte alle Landefähren, die meisten mir bisher übergeordneten Offiziere waren auf die Offiziersposten der anderen beiden Schiffe versetzt worden, auf denen Zuchtmenschen dienten, die anderen Zuchtlinien angehörten und bisher zu niedrige Überlebensraten gehabt hatten, um schon eigene höhere Offiziere zu haben. Inzwischen nahmen aber auch bei ihnen die Überlebensraten deutlich zu und wir hatten die ersten Zugführer ihrer Zuchtlinien. Ich fragte mich, ob bald Offiziere von uns zu den Freigeborenen versetzt würden oder ob wir stattdessen zusätzliche Schiffe bekommen würden.

Dann kam der Tag, an dem wir unsere Befehlsverweigerungspläne das erste mal umgesetzt haben. Der Angriff selbst lief zunächst routinegemäß ab. Unsere Leute sicherten plangemäß das vorgesehene Gelände und nahmen den Planteten erfolgreich ein.

Dann aber kam eine Entsatzstreitmacht des Feindes, die einfach zu groß war. Ich befahl einen Alarmstart aller Landefähren von den drei Zuchtmenschenschiffen und stellte fest, daß nur ein anderer Offizier von den Schiffen, die nicht unsere waren, denselben Befehl gegeben hatte. Es war Dira von Leuenhorst die Kapitänin, die mir damals das Leben gerettet hatte. Daß die Fähren nicht wieder an Bord genommen wurden, lag sehr offensichtlich daran, daß sie diesmal nicht das ganze Schiff, sondern in einem wesentlich größeren Schiff nur die Landefähren befehligte. Sie protestierte nämlich über das Funknetz, mit dem sich die Schiffe untereinander koordinieren, gegen den unangemessenen Befehl. Trotzdem flog ihr Schiff ab, als die anderen Schiffe die Flucht ergriffen, ohne seine Landefähren wieder aufzunehmen.

Ich lotste die zusätzlichen Landefähren also zu meinem Schiff, das langsamer war, als die beiden anderen, weil es größer war. Dann befahl ich deren Mannschaften, die Landefähren zu verlassen und setzte eigene Landemannschaften darauf ein. Wenn wir so viele Menschen, wie wir mit den Schiffen, die wir hatten, transportieren konnten, aufnehmen wollten, mußten wir nämlich Cryo-Kapseln einsetzen, damit wir in den Landefähren ausreichend Lebenserhaltungskapazität haben, um sie in der kurzen Zeit, die wir hatten, um Leute aufzunehmen, zu den Sternenschiffen zu transportieren und das hatten die Freigeborenen einfach nicht gelernt.

Dann setzte unser Versorgungsoffizier und diejenigen, die für die Instandhaltung zuständig waren, jeden ein, der laut den Dienstakten geeignete Fähigkeiten hatte, um die Lebenshaltungskapazität aufzustocken, indem wir alle Ersatzmodule an das Lebenshaltungsnetz anschließen. Die Leute, die dabei keine Hilfe waren, verwendeten wir, um die Nahrungsmitteldepots, deren Inhalt wir auf dem Hinflug gegessen hatten, zu Schlafräumen umzubauen.

Wir retteten vorrangig die, die zu den Schiffen gehörten, die ihre Landefähren gestartet hatten und dann so viele von den anderen Leuten, wie wir konnten. Etwa ein Viertel der Überlebenden konnten wir nicht mitnehmen, weil wir nicht die Mittel hatten, um sie einigermaßen sicher am Leben zu erhalten. Sobald wir das System verlassen hatten, tauschten wir Versorgungsgüter so aus, daß alle Schiffe gleich gut versorgt waren und schickten dann die kleineren Schiffe vor, weil sie dadurch eine Woche an Nahrungsmitteln sparen konnten und die Gefahr fataler Fehler im Lebenshaltungssystem verringert wurde.

Letztlich waren drei mal so viele Leute im Schiff, wie die Papiere des Schiffes vorsahen. Die Lebenshaltungskapazität reichte anfangs nur knapp, das Essen reichte im Grunde nur für ein Drittel der Leute. Wir teilten es so ein, daß jede Person gleich viel zu essen bekam und sagten uns, daß die vier Wochen, die wir unterwegs sein würden, sowieso nicht reichen, um zu verhungern oder auch nur wegen Unterernährung ernsthaft Schaden zu nehmen. Sehr viel besorgniserregender war, daß die Lebenshaltungskapazität nur sehr knapp reichte. Wir nahmen uns daher alles, was wir an Ersatzteilen im Lager hatten, vor und setzten jeden ein, der dabei eine Hilfe sein konnte, um aus allem, womit das geht, zusätzliche Lebenshaltungsmodule zu bauen. Das ging langsam, aber als das erste Modul wegen Überlastung ausfiel und wir es reparieren mußten, hatten wir zwei zusätzliche Module fertig und konnten daher noch ein weiteres Modul abschalten und in Ruhe warten. Wir richteten von da ab einen regelmäßigen Wartungszyklus ein, bei dem zunehmend mehr Module gleichzeitig repariert werden konnten. Das war wegen der intensiven Dauerbelastung auch nötig, zumal wir einige Verschleißteile gegen Ende von Grund auf neu herstellen mußten, weil uns die Ersatzteile ausgingen.

Den Freigeborenen mußten wir natürlich sorgfältig erklären, warum wir ihnen nicht mehr bieten konnten, weil sie sonst Angst gehabt hätten. Besonders denen, die im Krankenhaus aufgewacht sind, mußten wir sehr oft sagen, daß unsere Geräte zwar primitiv aussehen, aber technisch genauso funktionieren wie ihre, daß der Unterschied also nur kosmetischer Natur ist.

Kersti

Fortsetzung:
F1453. Geson XZB12-56-78: Wie beim letzten Angriff schien zunächst alles glatt zu laufen und dann traf eine Entsatzstreitkraft ein, die diesmal von allen Seiten kam, so daß es uns nicht gelingen würde, aus dem System zu fliehen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben