erste Version: 10/2019
letzte Bearbeitung: 10/2019

Der Löwenmensch

F1480.

Ankunft

Vorgeschichte: F148. Kersti: D

Der Löwenmensch erzählt:
Ich kauerte mich zusammen und fauchte die Menschen mit den langen Stangen wütend an, die mich in Ketten legen wollten. Mehr wagte ich nicht, denn ich wußte ganz genau, daß es eine sehr dumme Idee gewesen wäre, sie wirklich anzugreifen.
"Ist der aber niedlich!"
Die Frau, die das sagte, fauchte ich auch an. Ich hatte das sehr genau verstanden - und ich hasse es, wie ein niedliches kleines Schmusetier behandelt zu werden, obwohl ich bestimmt genauso klug und vernünftig bin wie diese blöden Menschen!

Einer der Menschen drückte mich mit einer langen Stange zu Boden während ein anderer mir eine Kette um den Hals legte. Obgleich mich das gehörig ärgerte machte ich keinen ernst gemeinten Versuch, mich zu wehren. Es waren einfach zu viele Menschen da, als daß eine sofortige Flucht hätte erfolgreich sein können. Zumal ich genau wußte, daß sie mir einen Sender in den Körper eingepflanzt hatten, mit dem sie mich jederzeit finden konnten. Es gab ganz bestimmt auch eine Möglichkeit, diesen Sender loszuwerden, dachte ich mir, nur konnte ich noch längst nicht gut genug sprechen, um unauffällig danach zu fragen.

Die beiden Männer, die mich angekettet hatten, traten aus der Reichweite der Kette zurück ich fauchte sie noch einmal an - das hatten sie dafür verdient daß sie mich die letzten drei Tage wie ein Gepäckstück behandelt hatten - und ließ sie nicht aus den Augen, bis sie wieder in den Flugwagen gestiegen waren, in dem sie mich hierhergebracht hatte.

Dann erst sah ich mich aufmerksam um. Ich lag auf einer großen Matratze die in einer Raumecke lag. Die unsympathische Frau, die diese blöde Bemerkung gemacht hatte, war da, der Mann, der bisher die Befehle gegeben hatten, zwei Uniformierte und ein Mensch, der nicht größer war als ich. Ich sah ihn genau an. Ich mochte ihn auf Anhieb. Leider war die Kette nicht lang genug um zu ihm hinzugehen.

Also stand ich auf, sah ihn an und bettelte:
"Bitte komm her!"
Als hätte er nur darauf gewartet rannte er in meine Arme, mit so viel Schwung, daß wir beiden umfielen und auf der Matratze landeten. Lachend balgten wir uns ein wenig - ich achtete natürlich sorgfältig darauf, meine scharfen Löwenkrallen eingezogen zu lassen. Dann sah ich auf und blickte in eine gezogene Pistole. Ich erstarrte vor Schreck, mit meinem zweijährigen neuen Freund in den Armen und sagte leise:
"Hinter dir."

Er sah sich um und brüllte den Erwachsenen an:
"Nimm das sofort weg, das ist mein Freund!"
Der Uniformierte senkte zögernd sie Waffe ein wenig, ließ aber den Finger am Abzug.
"Gori komm sofort hierher." sagte der Mann der die Befehle gibt, in einem bemüht ruhigem Ton zu seinem Sohn.
"Tu was er sagt. Wir spielen nachher weiter, wenn sie uns nicht sehen." flüsterte ich meinem neuen Freund ins Ohr und ließ ihn los.

Der Junge stand auf, sah den Uniformierten an und sagte wieder:
"Tu das weg, das ist mein Freund."
"Du kannst die Waffe wegnehmen." sagte auch der Mann, der die Befehle gibt und der Uniformierte gehorchte.

Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das erschreckt hatte. Mein neuer Freund wurde gehörig ausgeschimpft, weil er mit mir gespielt hatte. Dennoch tat er was ich gehofft hatte: bei der ersten Gelegenheit, die sich ergab, kam er zu mir spielen.

Gori kam täglich mehrfach zu mir und brachte immer das ein oder andere Spielzeug mit. Natürlich wurden wir von Zeit zu Zeit erwischt, wenn wir miteinander tobten und ich wurde auch immer dafür bestraft, daß wir das machten. In meinen Körper hatten sie ein Gerät eingepflanzt, das sich Strafer nannte. Der Mann, der die Befehle gibt oder die Frau mit den blöden Bemerkungen, brauchten nur Daumen und Zeigefinger aneinander zu reiben, damit der Strafer mir Schmerzimpulse durch das Nervensystem jagte, die höllisch wehtaten. Oft machte er das so lange, bis ich mich gar nicht mehr bewegen konnte und mir alles wehtat. Dennoch bettelte ich meinen Freund jedesmal an, daß er auch wirklich wiederkam und mit mir spielte. Wenn ich alleine war, war es nämlich so langweilig, daß ich die Strafen gerne in Kauf nahm, um weiter mit ihm spielen zu können.

Nach und nach wurden die Strafen mit immer weniger Ausdauer und Überzeugung durchgeführt und schließlich gaben sie es ganz auf. Zumal ich ja noch SOOO süß und klein war. Und vor allen Dingen nicht zu blöd, um diese Tatsache gezielt auszunutzen.

Kersti

Fortsetzung:
F1481. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben