F1509.

"Seltsam." antwortete ich und versuchte meine Gefühlslage zu beschreiben, natürlich ohne meinen mißlungenen Fluchtplan auch nur zu erwähnen

Vorgeschichte: F1508. Danien Wolf: "Ein sehr seltsames. Ich kann gar nicht glauben, daß mein Bauch völlig leer ist." antwortete Kelo.

Danien Wolf erzählt:
"Danien, während ich ins Wohnzimmer gehe und Kelo dort auf die Couch setze, gehst du unter die Dusche und bereitest alles vor, damit ich dir ein Bein abnehmen kann." befahl er mir.
Jetzt wußte ich, daß mir mein Fluchtplan nicht mehr gelingen würde. Ich starrte ihn entsetzt an.
"Komm. Ich kann mir vorstellen, daß es schwierig ist, sich so schnell darauf einzustellen. Aber du hast dazu ja unter Dusche noch ein wenig Zeit. Geh erst einmal duschen, dann geht es besser." ermunterte mich Aannann.
Ich setzte mich Richtung Dusche in Bewegung, denn was ich jetzt am wenigsten brauchen konnte, war ausgerechnet ein Aannann, der mir gut zuredet, daß ich doch einsehen müßte, daß es meine Berufung wäre, ihm als Nahrung zu dienen. Und er schien an diese Theorie auch noch ehrlich zu glauben.

Unter der Dusche grübelte ich weiter, ob es irgendeinen Ausweg aus der Misere gab, irgendeinen Trick, mit dem ich die Operation auf morgen verschieben und meine Flucht retten konnte. Das tat ich, obwohl ich jeden einzelnen dieser Gedanken schon vorher zig mal gewälzt hatte und die einzige Idee, die als praktikabel übriggeblieben war, war das Türschloß zu blockieren, dann den Strafer zu entfernen und schließlich in der Kanalisation zu verschwinden. Erstaunlicherweise fanden sich im Internet sogar Pläne der Kanalisation.

Wenn ich morgen allerdings nur noch ein Bein hätte, wäre der Plan schlicht nicht mehr umsetzbar.

"Danien. Komm. Du weißt doch, daß es keinen Zweck hat."
Wortlos sah ich Aannann an. Ich hatte inzwischen sicherlich eine ganze Stunde geduscht und selbstverständlich war mir keine Lösung eingefallen. Es war zwecklos und ich wußte es. Natürlich konnte ich jetzt einen Aufstand machen, nur bringen würde mir das garantiert nichts. Also folgte ich Aannann gehorsam in die Küche, legte mich wortlos auf den Tisch und hob auch brav das Bein als er die Messerschlinge darüberziehen wollte. Erst als er mich fragte, ob ich bereit wäre, brachte ich es einfach nicht über mich, zu antworten. Wieder wartete er eine ganze Weile einfach nur geduldig ab und sagte dann:
"Komm. Du kannst es so nicht ewig hinauszögern."
Das war mir durchaus klar, ich raffte mich zusammen und antwortete:
"Also gut, ich bin bereit."

Wie schon bei diesem Reinigungsschake, fühlte es sich lächerlich harmlos an. Eine Weile hörte ich ein leises Summen, spürte ein Kribbeln am Hüftgelenk. Dann faßte er hin und brach das Bein mit Kraft ab. Das tat weh, aber nicht so, wie man das erwarten würde, wenn einem ohne jegliche Betäubung ein Bein abgenommen wird. Er hob das Bein hoch und zeigte es mir.
"Siehst du, das ist dein Bein." sagte er.
Ich merkte, wie ich das Bein wie hypnotisiert anstarrte. Es fühlte sich einfach falsch an, das so vor mir baumeln zu sehen. In dem Augenblick war ich nicht unglücklich sondern fühlte eher so etwas wie Verwunderung, Fassungslosigkeit darüber, daß mein Bein, das doch eigentlich an meine Hüfte angewachsen sein müßte, vor mir in der Luft baumelte. Dieses Erstaunen wischte seltsamerweise die Verzweiflung weg, die ich vorher gefühlt hatte.
"Na wie fühlt sich das an?" fragte Aannann.
"Seltsam." antwortete ich und versuchte meine Gefühlslage zu beschreiben, natürlich ohne meinen mißlungenen Fluchtplan auch nur zu erwähnen. Ich würde mir einfach etwas neues ausdenken müssen, sagte ich mir. "Aber klar doch, das wird mir auch garantiert gelingen, wenn er mir ein Körperteil nach dem anderen abschneidet." kommtentierte ich meinen eigenen Gedanken sarkastisch.
"Siehst du, du wirst dich auch noch mit dem Gedanken anfreunden, mir als Nahrung zu dienen."
"Aber klar doch. Ich kann mir gar nichts besseres vorstellen!" gab ich sarkastisch zurück.
Aannann schmunzelte und meinte, da er mich jetzt endlich wiedererkennen würde, könnte er ja zum nächsten Schritt seines Planes übergehen.

Er packte mich in den Rollstuhl, schnallte mich darin fest, erklärte mir daß ich ihn ab jetzt nicht mehr verlassen würde, außer um die nächsten Körperteile abzuschneiden. Dann schnitt er mein Bein am Knie durch, legte es in eine Schüssel, die er auf die Ablagefläche vor mir auf den Rollstuhl tat. Er befahl mir, davon ein Schnitzel abzuschneiden und es ihm zum Abendessen zu servieren. Als ich ihn daraufhin nur schweigend anstarrte, meinte er grinsend, er würde sich jetzt ins Wohnzimmer zurückziehen und auf sein Schnitzel warten. Wahrscheinlich rechnete er mit deutlichen Verzögerungen. Andererseits würde es mir überhaupt nichts mehr bringen, jetzt einen Aufstand zu machen. Ich nahm das Bein, warf einen Blick in den Kühlschrank, wo die Arme und noch einiges mehr von Kelo lagen und kam in Versuchung, ihm ein Stück von Kelo zu servieren. Aber erstens war das albern, denn es würde mir rein gar nichts mehr bringen. Und zweitens war es auch nicht machbar, weil sein Fleisch viel fettiger war als meines.

Ich nutzte also die rollstuhlgerechte Küche von Aannanns Wohnung, um ihm ein Schnitzel aus meinem Bein zu braten und brachte ihm das, sobald ich fertig war.
"Ich sage dir doch, daß er es tun wird." hörte ich Aannann sagen, sobald ich das Wohnzimmer betrat.
"Und es ist auch nicht von mir." bemerkte Kelo, der bei diesen Worten wirkte wie immer, was ich bemerkenswert fand, wenn ich bedachte, daß ihm gerade beide Arme abgenommen und er ausgenommen worden war.
"Nein. Ich muß aber zugeben, daß ich in Versuchung war. Nur hätte das mir rein gar nichts gebracht." antwortete ich.
"Eine weise Entscheidung." kommentierte Kelo, der mich wie immer damit aufzog, daß ich mich viel braver verhielt, als meinen rebellischen Worten entsprach.

Aannann ließ mich das Schnitzel mit der Bemerkung probieren, daß ich wissen sollte, was ich ihm Gutes zu essen gab. Ich nahm tatsächlich einen Bissen, da ich mir dachte, daß das ja echt keinen Unterschied macht, ob ich einen Bissen davon probiere oder nicht. Ich merkte dann an, daß es ja fast wie Schweinefleisch scheckte.

Ich fühlte mich sehr seltsam berührt als er mir nach der Malzeit sagte, ich hätte ihm sehr gut geschmeckt und damit würde er sowohl das Fleisch als auch meine Kochkünste meinen. Ich sagte gar nichts dazu.

Ich starrte bis es aufgegessen war regelmäßig mein Bein im Kühlschrank an unf fühlte dabei eine sehr seltsame Faszination, die mir gruselig war.

Kersti

Fortsetzung:
F1510. Danien Wolf: "Nein, das bedeutet, daß Reptos Barbaren sind." gab ich zurück und sofort war eine heiße Diskussion im Gange

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben