F1511.

Die stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama fragte mich, ob wirklich Menschen essen das wäre, weshalb die Menschen nicht auf ihre Friedensangebote eingehen

Vorgeschichte: F1510. Danien Wolf: "Nein, das bedeutet, daß Reptos Barbaren sind." gab ich zurück und sofort war eine heiße Diskussion im Gange

Danien Wolf erzählt:
Dann, zwei drei Tage später kam Aannann an und meinte, daß meine Diskussionen doch erstaunliche Auswirkungen gezeitigt hätten. Die stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama hätte befohlen, daß man mir keine weiteren Körperteile abgeschnitten werden dürften, weil sie mit mir reden wolle. Ich glaubte das einfach nicht. Diese Wendung war zu absurd.

Um weiterhin Fleisch zuhause zu haben, holte er einen neuen jungen Mann ins Haus und stellte ihn mir als Sindo, seinen neuen Braten vor. Der Junge wirkte ängstlich und unglücklich sagte aber immer wieder, daß er selbstvertändlich gerne als Aannanns Braten dienen würde, daß es ihn freuen würde, daß der Reinigungsschake geschmeckt hatte.

Ihn brauchte auch niemand unter der Dusche hervorzuholen damit er sich zügig auf den Tisch legte, als ihm der erste Unterschenkel amputiert werden sollte. Ich sah seinen ängstlichen Gesichtsausdruck, als Aannann die Schlinge um das Bein legte. Ich beobachtete wie das Messer arbeitete, Aannann das Bein abbrach. Ich sah wie sich die Angst in fassungsloses Unglauben verwandelte, als Aannann ihm das Bein vor die Nase hielt. Aannann deutete diese Reaktion wie immer völlig falsch und meinte, daß das ein gutes Zeichen wäre. Ich widersprach diesmal und erklärte ihm, daß sich diese Situation vor allem völlig falsch anfühlt, weil das Nervensystem nicht wie gewohnt gewarnt hat, als etwas Schlimmes passiert ist. Er fragte mich daraufhin, warum ich dann am nächsten Tag so entspannt gewirkt hätte. Ich erklärte ihm, daß das daran lag, daß mir das auch vor Augen geführt hatte, wie hoffnungslos meine Situation war und daß ich am nächsten Tag schlicht sehr entmutigt gewesen war, trotzdem war es natürlich für mich wichtig gewesen meine Gefühlslage wieder ins Gleichgewicht zu bringen, daher hatte ich mich darum bemüht. Die Fluchtpläne mußte ich schließlich nicht erwähnen, damit das verständlich wird.

Trotz meines völligen Unglaubens wurde ich von den Leuten der stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama abgeholt und sollte mit ihr reden. Sie fragte mich eingehend, ob wirklich das mit den Menschen essen das Problem wäre, weshalb die Menschen absolut nicht bereit wären, auf ihre Friedensangebote einzugehen. Man könne das doch nicht aufhören, sie bräuchten doch was zu essen. Ich erklärte ihr, daß sie mir nicht erzählen könnte, daß Raubtiere, wie sie es von ihrer Herkunft wären, sich nur von einer einzigen Art Fleisch ernähren könnten. Sie solle einfach mal nachschauen, was sie denn früher gegessen hätten, bevor sie die Menschen verklavt hätten. Für den Einstieg würde ich ihnen aber Schweinefleisch empfehlen, das fast genauso schmeckt wie Menschenfleisch.

Als ich wieder nach Hause kam - wie kam ich nur dazu, dieses Wort zu verwenden? - fragte ich mich, ob ich geträumt hatte oder ob diese Echsen wirklich nicht begriffen hatten, daß ihr Menschenfleisch essen der Faktor war, warum uns ein Frieden mit ihnen undenkbar erschien? Das war doch offensichtlich!

Ich redete also mit Aannann über das Gespräch und er bestätigte mir, daß auch er nie auf den Gedanken gekommen sei, daß Menschen mit niemandem Frieden schließen würden, der Menschen ißt. Seine Braten wären doch immer recht zufrieden gewesen, ihm als Nahrung dienen zu dürfen. Ich erklärte ihm, daß mich das sehr irritiert hätte, bis mir einige Feinheiten aufgefallen seien, beispielsweise daß Kelo, wenn er mit Aannann redete, immer nur sagte, er sei zufrieden, sprach er aber mit mir, argumentierte er ausschließlich damit, daß ich weniger gefoltert werde und länger lebe, wenn ich tue, was man mir sagt. Für mich würde das jedenfalls nicht klingen, als wäre er glücklich gewesen, eine Malzeit zu sein, sondern als hätte er sich mit dem Unvermeidlichen abgefunden, weil er nichts dagegen tun konnte. Auch mit ihm diskutierte ich einige Stunden über das Thema und setzte ihm auseinander wie ich das Verhalten der hier gezüchteten Menschen verstand.

In den nächsten Tagen kam Aannann an, erklärte, er hätte Schweinefleisch besorgt und wolle das mit seinen Gästen heute Abend probieren. Ich solle es zubereiten und dann servieren. Beim essen wollten alle mit mir reden und genau wissen wie die Menschen über Menschenfresserei denken. Ich erklärte ihnen das genau und wunderte mich, daß sie solche Schwierigkeiten hatten zu begreifen, warum Menschen das gar nicht gut finden können.

Am nächsten Tag lud er dann den menschlichen Botschafter ein, und befahl uns, ihm ebenfalls Schweinefleisch zu servieren. Dieser wollte das nicht wirklich glauben, woraufhin ihm mein neuer Leidensgefährte sagte, daß er dafür garantieren könnte, denn wenn es Menschenfleisch gegeben hätte, wäre das sein Fleisch gewesen und das hätte er zweifellos bemerkt.

Danach wollten mich erstaunlich viele andere Echsen aus hohen Regierungskreisen und diverse Echsenwissenschaftler sprechen. Ich war ständig unterwegs und führte mit jedem ähnliche Diskussionen.

Etwas später sollte ich wieder mit der stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama sprechen. Sie fragte mich, wie man denn unter Menschen üblicherweise Kriegsgefangene behandelt. Ich nannte ihr den Namen des interstellaren Abkommens - an das sich übrigens auch die Drachen hielten - und riet ihr sich eine Abschrift durch den Botschafter unseres Volkes geben zu lassen, damit sie das schriftlich hätte. Ich würde natürlich die wesentlichen Punkte auswendig kennen und wäre gerne bereit, ihr bei der richtigen Anwendung zur Seite zu stehen.

Sie befolgte diesen Rat offensichtlich, denn kurz darauf teilte sie mir mit, daß sie neue Gefangene gemacht hätten, die sie danach behandelt hätten und ich sollte ihr sagen, wer davon für mich ein geeigneter Arbeitspartner wäre, um einen Entwurf für einen Friedensvertrag auszuarbeiten, der mit hoher Wahrscheinlichkeit von Menschen angenommen oder zumindest als Verhandlungwürdig angesehen würde.

Ich erklärte, daß die Bitte so ungewöhnlich wäre, daß ich nicht einschätzen könnte, wie irgendjemand darauf reagiert. Ich würde vorschlagen, daß ich mit jedem einzelnen darüber rede und ihm erkläre, warum ich diese Bitte für ernst gemeint halte. Dann würde ich mit denjenigen daran arbeiten, die sich auf das Vorhaben einlassen.

Kersti

Fortsetzung:
F1512. Danien Wolf: Ich führte Gespräche, erzählte meine Geschichte und beantwortete Verschwörungstheorien, die den menschlichen Offizieren dazu eingefallen waren und erklärte, warum das so nicht stimmen konnte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben