F1517.

In den folgenden Tagen stellte ich fest, daß jeder - gleich ob Echse oder Mensch - mit mir reden wollte, wann immer er ein Problem sah

Vorgeschichte: F1516. Danien Wolf: Ich erklärte, daß eine Diskussion über einen funktionierenden Friedensvertrag, davon handeln müsse, warum wir die Echsen und umgekehrt sie uns für Barbaren halten

Danien Wolf erzählt:
In den folgenden Tagen stellte ich fest, daß jeder - gleich ob Echse oder Mensch - mit mir reden wollte, wann immer er ein Problem sah. Ich delegierte, was ich nur konnte, an meine Sekretärin und stellte fest, daß die Zuchtmenschen unauffällig im Hintergrund ihr Bestes taten, um mir Arbeit abzunehmen. Wann immer ich sie dabei erwischte, bedankte ich mich bei ihnen. Sie erklärten mir daraufhin, daß sie ein doppeltes Interesse an diesen Friedensverhandlungen hätten, da sie schon an sich den Zuchtmenschen hier helfen wollten, nicht in unnötige Kriege geschickt werden wollten und außerdem das Ergebnis als Argument verwenden konnten, um ihre eigene Situation zu verbessern. Letztlich hatte ich aber den ganzen Tag Arbeit, weil ständig jemand einen Frage hatte, die angeblich nur ich klären konnte. Außer Essen, schlafen und Verhandlungen führen, gab es irgendwie nichts anderes mehr in meinem Leben.

Nach grob einem Monat Arbeit waren wir der Ansicht, daß unser Vertragsentwurf nicht mehr wesentlich verbessert werden konnte und schickten ihn nach Hause, um zu sehen, wie unsere heimische Regierung darauf reagieren würde. Wieder zwei Monate später kam das Schiff unserer Kronprinzessin Dira von Leuenhorst in unser System.

Ich wurde mit der stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama, ihrer und meiner Sekretärin und zehn unserer Leute zum Schiff geflogen. An Bord wurden wir von der Echse und den beiden von hier stammenden Zuchtmenschen getrennt, weil Dira unbedingt zuerst mit uns allein reden wollte. Sie hatte das so ausgedrückt, daß der Vorschlag für einen Friedensvertrag so unerwartet gekommen sei und von seinem Inhalt her so außergewöhnlich war, daß sie seine Bedeutung immer noch nicht so ganz einschätzen könnte. Ich dachte mir, daß das wohl eine diplomatische Art war, auszudrücken, daß sie ebenso viele Verschwörungstheorien in ihrem Kopf gewälzt hatte, wie jeder von uns.

Ihr erster Offizier war ein Zuchtmensch der Kriegerzuchtlinie und kümmerte sich um die Echse, bis wir mit inserem Gespräch fertig waren. Ich war recht froh darüber denn einen Offizier von uns oder den Glühwürmchen hätte ich nicht für diplomatisch genug gehalten, um kein Porzellan zu zerschlagen. Unsere Offiziere sind meist etwas besser darin, aber nicht viel, denn Offiziere sind eben keine Diplomaten. Wie man an meiner Diskussion mit den Echsenoffizieren sehen kann, kann diese direktere Art durchaus erhebliche Vorteile haben, aber sie hat an anderen Stellen eben auch ebenso deutliche Nachteile.

Auch Dira erzählte ich meine Geschichte und wie es gekommen war, daß ich jetzt diese Verhandlungen führte. Ich achtete bewußt darauf, ausreichend über seltsame Verschwörungstheorien, wenn doch eigentlich alles sich nur unerwartet gebessert hatte, zu reden, indem ich einige Beispiele von mir brachte, aber mit keinem Wort unterstellte, sie hätte so etwas auch gedacht. Bei den meisten Menschen hätte dieser Trick bewirkt, daß sie dann einfach über sich selbst nachdachten. Dira war Diplomatin und verstand es als Hinweis, daß ich ihr solche Gedanken unterstellte.

Dabei sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich das Zuchtmenschenmitglied meiner Delegation einstöpselte. Dira sah es auch und tippte in das Tablet, das sie vor sich liegen hatten den Satz ein, ob die Zuchtmenschen sie an ihren Erkenntnissen teilhaben lassen könnten.
"Selbstverständlich. Wir reden nachher drüber." erschien die Antwort auf ihrem Display.
Bevor ich in Gefangenschaft geraten war, wäre ich nie darauf gekommen, wie viele Informationen die Zuchtmenschen untereinander austauschen, einfach weil ich nicht darauf geachtet hatte. Seit ich sie einzeln aufgesucht hatte, schienen sie mich in ihren Club aufgenommen zu haben und das stellte mein Bild von ihnen Kopf. Sie hatten mit mir Pläne diskutiert - häufig nur in Andeutungen - die letztlich darauf hinausliefen, daß sie die gesamte Gesellschaft umkrempeln wollten, weil wir uns generell zu oft sinnlos grausam verhielten. Ich fand diese Ideen durchaus gut, war aber sehr verblüfft gewesen, wie weit sie gingen. Andererseits war ich aber durchaus damit einverstanden, denn diese Pläne würden die Welt zu einem besseren Ort machen. Ich sagte etwas, was nicht viel mehr als eine Andeutung in die Richtung war und Dira antwortete mit einer Andeutung, die mich stutzen ließ, weil ich sie so verstand, daß die Zuchtmenschen einen Staatsstreich durchgeführt hätten. Ich war verblüfft, denn bisher hatte niemand so etwas auch nur angedeutet ... andererseits wäre es typisch für sie, so etwas so zu regeln, daß niemand dabei umkommt und niemand auch nur merkt, was passiert ist. Ich gab eine entsprechende Antwort.

Kersti

Fortsetzung:
F1518. Danien Wolf: Ein strahlendes Lächeln

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben