F1519.

Wir haben den Reptos gesagt, daß wir giftige Drähte im Körper haben, aber wenn sie technische Arbeit für uns hätten, würden wir sie erledigen

Vorgeschichte: F1518. Danien Wolf: Ein strahlendes Lächeln

Danien Wolf erzählt:
Dira von Leuenhorst hatte offensichtlich wesentlich bessere Verbindungen zu den Zuchtmenschen, als mir bewußt gewesen war. Außerdem hatten die Zuchtmenschen offensichtlich die gesamte Technik des Reptoplaneten im Griff. Jedenfalls erklärte sie mir, wenn ich ihr an der Regierung der Reptos vorbei Nachrichten schicken wollte, sollte ich diese dem Techniker geben, der zu meiner Mannschaft gehörte und er würde dafür sorgen, daß das bei ihr landet. Sie hätten Mittel und Wege, ihr die Nachrichten zukommen zu lassen.

Ich wartete bis ich wieder auf ihrem Schiff war und kein anderer als mein eigener Techniker anwesend war, bis ich ihn danach fragte, denn ich glaubte, daß das Schiff selbst uns sowieso nicht verraten würde und daß die anderen möglicherweise nicht vorsichtig genug waren.
"Ach wir haben den Reptos gesagt, daß wir garnicht eßbar sind, weil wir giftige Drähte im Körper haben, aber wenn sie irgendeine technische Arbeit für uns hätten, würden wir sie jederzeit gerne erledigen. Da die hiesigen Reptos genauso arrogant und ignorant sind wie unsere Freigeborenen, sind sie gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß das ein Sicherheitsrisiko sein könnte. Und Dira ist nun wirklich jemand, die sowohl ein guter Diplomat als auch ein guter Mensch ist, auf die können wir uns wirklich verlassen." antwortete Deris LZB83-541-27.
"Dira hat auch etwas Merkwürdiges gesagt, was für mich so klang, als hättet ihr die Regierung an euch gerissen." sagte ich.
"Sie hat nicht ganz unrecht, aber es bringt nichts. Die Freigeborenen sind noch schwerer krank als wir und wir wissen nicht, was man tun müßte, um das so schnell zu heilen, wie es eigentlich nötig wäre." antwortete er.

Mir war klar, daß diese Krankheit dieselbe Ignoranz war, wie mir bei Aannann aufgefallen war, der sich ernsthaft eingebildet hatte, Kelo würde gerne von ihm aufgegessen, weil er begriffen hätte, daß das seine wahre Berufung wäre. Dabei hatte er mir erzählt, daß man ihm als Kind beigebracht hatte, daß er lernen müßte, zufrieden zu sein, wenn man ihn essen will, weil er eben dazu da war und ihn immer wieder angewiesen hatte, diese Zufriedenheit zu üben. Auch bei den Gehorsamsübungen hatte er üben sollen, zufrieden zu sein, wenn er sich selbst gefoltert hat und dabei alles richtig gemacht hat. Da er ein Kind gewesen war, das auf seine reptiloiden Bezugspersonen angewiesen war, hatte er sich bemüht, ihnen zu gefallen.

Ich beschrieb, daß Kelo sich nur sehr begrenzt bewußt gewesen war, daß er zufrieden sein geübt hatte und deshalb an Stellen zufrieden war, wo das irrational war. Ich hatte auch den Eindruck gehabt, daß er sich selbst nicht genug hinterfragt hatte, um zu bemerken, wann er nicht nachgab, weil Widerstand zwecklos war, sondern weil er geliebt werden wollte. Außerdem erzählte ich, daß ich das Gefühl hatte, daß Kelo, wenn ihm gesagt wurde, daß sein Fleisch gut schmeckt, das scheinbar mit Liebe verwechselt hat. Insgesamt hatte ich den Eindruck, daß diese verdrehte Erziehung ihn psychisch sehr verwirrt hatte.

"Wir erklären die Dinge unseren Kindern anders. Natürlich können wir es uns überhaupt nicht leisten zu rebellieren und sind außerdem gezielt auf Gehorsam gezüchtet. Wir erklären das aber als Überlebensstrategien."
"Das hat Kelo bei mir auch gemacht, sonst hätte ich gar nicht verstanden, was er mir sagen will. Trotzdem war ihm wohl selber oft unklar, was er will und was nicht."
"Das ist doch auch schwer zu trennen. Ich meine, da werden mir mit der Drohung, mich sonst so zu foltern, daß ich mich sowieso nicht mehr gegen wehren kann, Implantate aufgezwungen, die mich innerhalb von zwanzig Jahren vergiften. Und dann arbeite ich mit den Implantaten und jeden Tag stelle ich fest, daß das, was mir im Leben am meisten Spaß macht, ist, eben diese Implantate zu benutzen, die mich umbringen werden und mit so grausamen Schmerzen verbunden waren. Was soll ich denn dabei denken, das läßt sich doch nicht mehr klar in ein ich will es oder ich will es nicht auseinandersortieren!" erklärte Deris und klang gleichzeitig wütend und verzweifelt.
"Oder in ein ich mag Aannann oder ich hasse ihn." ergänzte ich.
"Du magt Aannann?" fragte mich Deris LZB83-541-27 mit einem plötzlich sehr interessierten Gesichtausdruck.
"Ja. Wenn ich nicht gerade stinksauer auf ihn bin, weil er so ein verbohrter Idiot ist, der die offensichtlichsten Dinge nicht sieht. So Sachen wie, daß ich nicht als seine Malzeit enden will."
Als er weiterfragte, beschrieb ich ihm so einige der fruchtlosen Diskussionen mit Aannann, in denen er mir geduldig und freundlich immer wieder erklärt hatte, daß ich schon noch begreifen würde, daß meine wahre Berufung darin bestünde, ihm als Malzeit zu dienen. Er schien irgendwie völlig immun gegen die Erkenntnis zu sein, daß ich nicht anfangen würde, so etwas zu glauben und daß selbst Kelo keinesweg sterben wollte, auch wenn er glaubte daß Menschen nun einmal als Nahrung für Echsen geboren wurden.

Kersti

Fortsetzung:
F1530. Danien Wolf: Dann erklärte ich, daß das eine Grußformel ähnlich unserem "Hals und Beinbruch!" war, mit der Aannann sich immer gerne von seinen guten Freunden verabschiedet hätte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben