erste Version: 5/2020
letzte Bearbeitung: 5/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Verhandlungen mit Glühwürmchen

F1527.

Ich fragte mich, in welchem Zoo ich eigentlich hier gelandet war

Vorgeschichte: F1526. Torin LZB99-1102-2: Ich weiß nicht, warum die Freigeborenen Kinder immer für dumm halten

Die Computerspezialistin Silva Hai erzählt:
Bei den einleitenden Gesprächen waren wir so beschäftigt, daß wir wohl nicht aufgepaßt haben, wo Dira von Leuenhorst, die Prinzessin ist. Jedenfalls war sie, als wir den Kopf wieder für Kinder freihatten, spurlos verschwunden.

Wir merkten das ziemlich gleichzeitig und waren natürlich entsetzt. Glücklicherwiese meldete sich sofort jemand über Raumlautsprecher und erklärte uns, daß er bemerkt hätte, daß das Kind sich von uns entfernt und daß er sie zu den anderen Kindern in die Schule gebracht hätte, weil er dachte, ein Kind wäre dort besser aufgehoben als an jeder anderen Stelle der Station und daß er sie uns zurückbringen würde, sobald wir sie brauchen. Er zeigte uns über einen der in die Wand eingelassenen Bildschirme auch, wie sie sich mit einem anderen Kind, das wie manche der Technikersklaven einen auffallend großen Kopf hatte, angeregt unterhielt. Ich fragte mich, wie sie ihre Kinder zur Welt brachten, denn der große Kopf mußte doch zu Problemen führen.

Ich überlegte, was man am Besten macht und kam zu dem Schluß, daß ein Kind hier jetzt eher störend wäre. Der Stationskommandant war zwar sofort zu uns gekommen und hatte mit uns geredet, aber ich hatte den Eindruck, daß er im Grunde keine Zeit hatte und wir ihm lästig waren. Jedenfalls tat er etwas völlig Unsinniges, indem er uns auf das Schiff gehen ließ, wo seine Elitetruppe stationiert war und uns erlaubte, dort drei Wochen mit technischer und strategischer Spionage zu verbringen, obwohl wir noch keinen Friedensvertrag hatten.

Das wirkte wie ein Hinhaltetaktik, also versuchte ich unauffällig herauszufinden, was der Grund dazu war, bekamen aber keine sinnvolle Auskunft.

Der Typ, der uns über den Raumlautsprecher angesprochen hatte, sorgte dafür, daß die Prinzessin genau rechtzeitig eintraf, um sich die Rede des Kapitäns anzuhören. Wir waren viel früher in dem kleinen Hörsaal, wo er diese Rede vor seinen Offizieren hielt und bekamen daher mit, daß ein sehr muskulöser Typ von seinen Offizierskollegen offensichtlich gemobbt wurde. Er ging damit sehr souverän um, entdeckte allerdings, daß diese sich nicht auf Worte beschränkten sondern sich gleich mit Bombenlegen versuchten. Er brachte die Bombe samt dem Idiot, der so unverschämt gewesen war, sich auf den für den muskulösen Kerl extra reservierten besonders stabilen Stuhl zu setzen, raus zum entschärfen.

Ich fragte mich wie man so irre sein kann einen voll besetzen Saal mit Bomben zu spicken!

Der muskulöse Typ, für den die Bombe gedacht gewesen war, kam so spät zurück, daß er sich kaum gesetzt hatte, ehe sich die andere Tür öffnete und der Kapitän selbst den Raum betrat. Die Rede beschäftigte sich fast nur damit, daß der Kapitän sich Bombenanschläge aber nicht bieten lassen würde und daß man Sklaven nicht mit dem Strafer foltert. Also mit Dingen, die für jeden nicht Wahnsinnigen eine Selbstverständlichkeit sein sollten.

Ich fragte mich, in welchem Zoo ich eigentlich hier gelandet war.

Kaum waren wir allein in den uns zugewiesenen Räumen, sprach mich die Prinzessin an und sagte mir, daß ihr ein Kind von den Technikerzuchtsklaven einen Adapter gebaut hätte, mit dem wir in das Computersystem aller Schiffe des Lichtreiches eindringen können, da es unser Datenformat an das des Lichtreiches anpaßt und uns die richtigen Eingangsspannungen liefert. Außerdem hatte sie sich eine Bauanleitung für diverse technische Geräte geben lassen. Was sie aber gewundert hätte war, daß er ihr gesagt hätte, wenn sie die Fachbegriffe nicht versteht, solle sie sich an Sitar LZB2-37-10 wenden, das wäre doch komisch. Sie hätte gedacht, daß sie glauben, daß er tot ist und außerdem hätten sie ihm doch einen Decknamen verpaßt, damit das nicht rauskommt.

Das war allerdings komisch!

Ich erzählte das also dem Soziologen, damit er sich darüber Gedanken macht, was dahinter stecken könnte.

Ich dachte über Sitar LZB2-37-10 nach. Er war sehr jung gewesen, als meine große Schwester dabei gewesen war, wie wir ihn gefangengenommen haben und er hatte immer gesagt, daß es bei uns viel besser wäre als zuhause. Da er hoch intelligent war und außerdem das Wissen über die überlegene Technik des Lichtreiches hatte, stieg er hoch auf und unterrichtete an der Universität der Hauptstadt technische Kurse. Ich habe ihn, kurz nachdem wir ihn gefangen haben, noch im Gefängniskrankenhaus kennengelernt und mich mit ihm unterhalten. Er hat mir erzählt, daß er ja nur ein Sklave war, den sie gezüchtet hatten, um Dinge mit ihm zu machen, die niemand freiwillig mit sich machen lassen würde. Sie hatten ihm nämlich Drähte in den Körper eingepflanzt, die ihn innerhalb von zwanzig Jahren vergiften würden.

Mit ihm über technische Dinge zu reden war so interessant, daß ich mich nach dem Abitur in seine Kurse einschrieb, um von ihm lernen zu können. Dabei stellte ich fest, daß ich ihn sehr mochte und daß er sich immer Zeit nahm, wenn man ihm Fragen zu seinen Kursen stellte. Meist erklärte er die Dinge, die ich nicht verstanden hatte, nachher noch einmal vor dem gesamten Kurs. Trotzdem packte er ein enormes Pensum in seine Vorlesungen. Irgendwann fragte ich ihn, ob es ihm denn nicht lästig wäre, daß er mir alles noch einmal erklären muß.
"Nein Silva. Irgendjemand muß mir ja sagen, was die Studenten nicht verstehen können, weil ihnen Grundwissen fehlt und daher ist es sehr gut, daß du mich immer fragst und ich bei der nächsten Vorlesung weiß, was sie nicht verstanden haben und es noch einmal so erklären kann, daß sie es auch wirklich verstehen."
Mit der Zeit gewöhnte er sich aber an, mir alles vorher zu erklären und dann erst seine Vorlesung zu halten. Später fragte mich die Königin, ob ihre Tochter auch Privatunterricht von ihm bekommen kann und ich habe arrangiert, daß sie bei unseren Gesprächen dabei ist. Ich hatte den Eindruck daß seine Vorlesungen dadurch besser wurden, daß er es zuerst einem Kind erklären mußte. Meine ältere Schwester Signa war immer dann dabei, wenn sie auf Heimaturlaub war.

Kersti

Fortsetzung:
F1726. Siman Wolf: Wir hatten herausfinden wollen, warum die XZB12-Kriegssklaven so unfaßlich gefährliche Fußtruppen waren

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben