erste Version: 1/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Die Folgen eines Unfalls

F1553.

Am Ende war ich völlig verwirrt, weil ich doch nur das gemacht habe, was zuhause als normal gilt und hier hat das eine ganze Universität verändert?

Vorgeschichte: F1552. Kersti: Einer der Professoren dieser Universität hatte einen sehr sarkastischen Artikel darüber geschrieben, wie unsinnig es ist, solche anatomichen Präparate wie mich herzustellen

Zaris LZB42-77-5 erzählt:
Auch wenn ich neben dem, mit dem ich redete, auch noch einigen der anderen Studenten an den Tischen mit den Computeranschlüssen half, ihre Hausaufgaben zu machen, war meine eigentliche Arbeit keine Vollbschäftigung. Also vertrieb ich mir die Zeit damit, über den Computeranschluß den elektronischen Teil der Universitätsbibliothek durchzulesen. Das führte dazu, daß ich praktisch zu jedem Artikel den mein Professor schrieb, auch etwas beizutragen hatte, selbst wenn mich das Thema eigentlich gar nicht interessierte. Er war daher sehr erfreut über meine Mitarbeit, denn er konnte bei weitem nicht so schnell lesen wie ich. Er nannte mich dann immer als unbedeutenden Nebenautor seiner wissenschaftlichen Artikel. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Die meisten Menschen tun immer so, als würde es uns und unsere Arbeit gar nicht geben, obwohl wir tatsächlich viel mehr arbeiten als die meisten von ihnen.

Zunehmende Schmerzen im Bauchraum erinnerten mich ständig daran, daß man an dem was sie mit mir gemacht hatten in einem ziemlich überschaubaren Zeitrahmen stirbt. Allerdings strafte mein Gesundheitszustand den üblichen Statistiken offensichtlich Lügen. Sie hatten zwar die Sichtscheiben mehrfach abmontieren müssen um sie richtig von innen reinigen zu können, aber ich war immer noch deutlich gesünder, als jeder der vor mir dieselbe Operation durchgemacht hatte. Die Ärzte konnte sich nicht erklären, warum ich so lange überlebte, aber ich hatte schon zwei Jahre und damit doppelt so lange wie jeder andere überlebt und war immer noch gesünder als die meisten. Ich glaube, daß es daran liegt, daß jemand, der leben will generell länger lebt.

Dann erfuhr ich, daß der Universität ihr Universitätsgehirn weggenommen werden sollte, um es auf einem neu gebauten Kriegsschiff einzusetzen und ich dachte mir, daß das meine Chance war. Ich forderte bei der Zuchtstation eine vollständig Anleitung für die Gehirnschiffoperation an und wandte mich an meinem Professor und sagte ihm, daß ich die Stelle dieses Gehirns einnehmen wollte, weil ich sonst in absehbarer Zeit sterben würde.

Ich glaube der Professor hat gar nicht verstanden warum ich das wollte und er hat auch nicht wirklich geglaubt, daß das funktioniert, aber als ich ihm den Entwurf für den Antrag vorgelegt habe, war er trotzdem bereit, das so umzuschreiben, daß es klingt als käme es von ihm und den Antrag mich als Gehirn einzusetzen zu stellen.

Dann fing er plötzlich an und schleppte alle diejenigen unter seinen Professorenkollegen an, die etwas sympathischer waren und verlangte von mir, daß ich alle möglichen Studienabschlußprüfungen machte. Am Ende bescheinigte er mir ein abgeschlossenens Medizinstudium mit diversen Facharztqualifikationen, ein abgeschlossenenes Physikstudium mit mehreren abgeschlossenen Ingenieursstudiengängen, ein abgeschlossenes Biologiestudium mit diversen zusätzlichen Fachqualifikationen und ein abgeschlossenes Chemiestudium. Die praktischen Prüfungen, die ich dafür machte, waren natürlich extra alle für mich erstellt, weil ich nur Sachen machen konnte, bei denen man mit Computersteuerung arbeitet, aber es waren halt trotzdem praktische Prüfungen.

Dann schrieb er einen weiteren Artikel, in dem er darlegte, daß ich ganz bestimmt ein besseres Universitätsgehirn wäre, als jedes Gehirn das jede andere Universität hätte, weil ich weitaus umfassender gebildet wäre als üblich. Danach kamen ganz schön viele Leute vorbei, die mir erzählten, daß das gar nicht sein könnte, daß ich so viel weiß. Ich fragte sie, ob sie in der Lage wären zumindest zu ihren eigenem Fach Prüfungsfragen zu stellen, dann wüßten sie, daß ich zumindest, das besser kann als sie denken. Dann behaupteten sie ich, würde mogeln, ich hätte ja einen Computeranschluß. Ich riet ihnen dieselben Fragen doch mal dem Universitätstgehirn zu stellen. Das jetzige Universitätsgehirn hatte natürlich mehr Zeit als ich gehabt, um zu lernen, trotzdem hatte mich immer gewundert, warum es ihm offensichtlich so an gesunder Neugier mangelt. Jedenfalls schnitt es nur in sehr vereinzelten Themen besser ab als ich, obwohl es schon fünfhundert Jahre alt war und daher viel mehr Zeit gehabt hatte zu lesen. Es wollte auch nicht von der Universität weg, weil es meinte, jetzt wo es endlich wieder Spaß am Leben hatte, wollte es nicht in ein Kriegsschiff, wo man möglicherweise gleich auf dem ersten Flug erschossen wird.

Tatsächlich hatte ich mich sehr gewundert, was hier als Abschlußprüfung für ein Universitätsstudium durchging, denn das waren alles Sachen, die ich für die völlig normale Allgemeinbildung eines ausgewachsenen Technikers gehalten hatte. Es war mir völlig unverständlich, warum sie den Universitätsstudenten so wenig beibringen. Die, die mit mir gearbeitet haben, waren jedenfalls schneller mit dem Studium fertig als üblich und haben viel mehr gelernt. Als ich das meinem Profssor gegenüber erwähnte, schlug er vor auch die Erfolge meiner Studenten zu untersuchen - und zwar die, die nur über den Computeranschluß mit mir gearbeitet haben. Da mir das wie eine kluge Strategie erschien, wandte ich mich an die Studenten und obwohl längst nicht mehr alle da waren und nur ein Bruchteil von ihnen an der Untersuchung teilnehmen wollten, wunderte sich mein Professor, warum es so viele waren. Das verstand ich auch nicht. Ich habe mich mit völlig normal vielen Studenten unterhalten, da habe ich extra die anderen Techniker gefragt, ob das wirklich nicht normal ist.

Die ersten Ergebnisse der Studie wollte mein Professor nicht glauben, weil er dachte ich hätte nur meine besten Studenten ausgesucht. Also habe ich eine viel umfassendere Studie gemacht, wo ich alle verfügbaren Daten ausgewertet habe, einen Vergleich der Gesamtstudienergebnisse vor und nach meiner Ankunft und Ähnliches. Ich war dann selber überrascht, wie sich das geändert hat, seit ich hierherbgekommen bin. Allerdings haben sich weniger die Noten in den Studiengängen geändert und mehr die Prüfungsfragen, die immer schwieriger geworden sind. Außerdem ist unsere Universität im Rang der Universitäten aufgestiegen.

Am Ende war ich völlig verwirrt, weil ich doch nur das gemacht habe, was zuhause als normal gilt und hier hat das eine ganze Universität verändert? Das konnte nicht nur mein Professor nicht glauben, ich hatte damit auch ein Problem.

Am Ende machte wir eine Strategie, wo wir einen Teil der Ergebnisse zeigten, die zwar sehr fundiert und nicht widerlegbar wirkten, aber verschleierten, wie sehr sich das was ich gemacht hatte, tatsächlich ausgewirkt hatte. In dieser Kurzdarstellung haben wir dann auf die vollständige statistische Auswertung verwiesen, die noch deutlich klarere Ergebnisse hatte. Trotzdem lief die Diskussion darüber so heftig, daß ich Angst bekam, daß sie nicht mit dem diskutieren fertig sind, ehe ich tot bin.

Kersti

Fortsetzung:
F1554. Kersti: Ich hatten einen viel umfassenderen Anschluß ans Netz und das Gefühl mich endlich richtig ausdehnen zu können

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben