erste Version: 12/2019
letzte Bearbeitung: 12/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Der Bruder des Prinzen

F1574.

Es gibt Zeiten, da hasse ich meinen Beruf

Vorgeschichte: F1573. Tanan LZB45-321-37: Meine Befürchtungen bestätigten sich. Ich kam wieder in so einen Zustand, wo ich eine Zeit, die mir ewig vorkam, außer Schmerzen nichts anderes wahrnahm

Der Leibarzt des Königs, Kiwar von Lenniskalden erzählt:
Es gibt Zeiten, da hasse ich meinen Beruf. Ich war damals Arzt geworden, weil ich Menschen hatte helfen wollen, denn rund um mich herum hatte es immer wieder viele kranke Kinder gegeben, die kein Arzt behandelt hatte, weil die Eltern sich das nicht hatten leisten können.

Als ich dann Arzt wurde und versuchte, in einer ähnlich armen Gegend eine Praxis aufzubauen, stellte ich fest, daß das, was ich mir vorgestellt hatte, gar nicht funktionierte. Der einzige Grund weshalb Mütter dort mit ihren Kindern zum Arzt gingen war, sie kastrieren zu lassen, weil man sie dann teurer verkaufen kann. Ich kannte auch die andere Seite der Geschichte, denn mein älterer Bruder war damals kastriert und an das Militär verkauft worden, damit wir drei jüngeren Kinder die Schule bis zum Abschluß besuchen und dann an eine bessere Stelle verkauft werden können. Meine Mutter hatte tagelang geweint, nachdem sie ihn verkauft hatte und wir erfuhren später, daß er bei der ersten Schlacht, an der er teilgenommen hat, gefallen war. Sie fragten mich nicht einmal, ob ich auch mit dem Preis runtergehen oder kostenlos behandeln könnte, sondern wollten nur, daß ich ihre Kinder kastriere. Davon wollte ich nicht leben, also suchte ich nach einer Alternative.

Ich hatte immer gehört, man könne sich einen Arztbesuch nicht leisten. Mir war nicht klar gewesen, daß niemand auch nur im Traum auf den Gedanken gekommen wäre, den Arzt zu fragen, ob er auch kostenlos behandeln könnte. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube, auch da wo ich aufgewachsen bin, ist niemand auf diesen Gedanken gekommen. Das war mir nur als Kind nicht bewußt gewesen. Ich dachte es läge daran, daß Ärzte zu geizig sind, um sich um arme Kinder zu kümmern, deren Eltern nicht zahlen können.

Diesmal erkundigte ich mich genauer, wie die einzelnen möglichen Arbeitsstellen beschaffen waren, denn eine Privatpraxis für Reiche konnte ich nicht finanzieren, also brauchte ich eine bezahlte Stelle als Arzt. Dabei stellte ich fest, daß überall ein erheblicher Anteil der Arbeit darin bestand, Sklaven Strafer einzupflanzen, Kinder zu kastrieren, Anschlüsse für Computer ins Gehirn einzupflanzen und andere Dinge, die sich kein Mensch für sich persönlich wünschen kann.

Die Bewerbung im Palast reichte ich zwar ein, rechnete aber nicht damit, angenommen zu werden. Zu meinem Erstaunen wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, der damalige Leibarzt des Königs führte ein längeres Gespräch mit mir und gab mir die Stelle als Assistenzarzt am Palast. Diese Arbeit hatte auch einen richtig positiven Aspekt, denn wir wurden angehalten jeden kleinen Sklavenjungen genauso sorgfältig zu behandeln wie den König oder adelige Staatsgäste, eine Einstellung, die mir gefiel. Lediglich sehr teure Behandlungen wurden nicht bezahlt. Im Allgemeinen gab es dann aber preiswertere Alternativen, die mir akzeptabel erschienen.

Später, als ich schon über ein Jahr dort arbeitete, fragte ich den damaligen Leibarzt, warum ausgerechtnet ich ausgewählt worden sei, obwohl doch diverse Bewerber Adelige gewesen seien.
"Ich habe schlechte Erfahrungen mit Adeligen gemacht. Sie sind viel zu häufig der Ansicht, um Sklaven bräuchte man sich nicht richtig zu kümmern und die stellen nun einmal den größten Teil unserer Patienten." antwortete der mir.

Andererseits war es auch im Palast so, daß die Jungen, die als Söhne von Sklavinnen im Palast zur Welt kamen, kastriert wurden, wenn sie keinen Vater mit ausreichendem Einkommen hatten, der sich zu dem Kind bekannte. Der "Vater" konnte durchaus auch Sklave und auch ein Eunuch sein, denn ab einem bestimmten Rang bekam man ein Gehalt und verschiedene Belohnungen für gute Leistungen ausbezahlt und das reichte dann, um ein Kind zu finanzieren. Bei Sklavinnen war man der Ansicht, daß Kinder dem Arbeitgeber Arbeitszeit kosten und daher das Kind dem König gehört. Jungen wie Mädchen wurden im Palast aufgezogen, besuchten eine Schule und wurden erst als Erwachsene verkauft, wenn der Palast sie nicht als Arbeitskräfte brauchte und sie auch nicht für ein Stipendium in Frage kamen.

Allerdings gab es da einen Aspekt, der mich zuerst sehr negativ beeindruckte, denn ab dem 14. Lebensjahr wurde von Mädchen wie kastrierten Jungen erwartet, daß sie als Freudenmädchen oder Lustsklaven für die Gäste des Palastes dienten. Die Jugendlichen waren da allerdings anderer Ansicht als ich:
"Wieso, dann gucken wir uns an, wem der gefällt und der geht dann hin und bedient ihn."
Das ging so weit, daß sich einmal ein Gast beschwerte, daß es unter den Bediensteten keine jungen schönen Frauen gäbe. Der König fragte ihn daraufhin, ob das möglicherweise daran liegen könnte, daß jeder wüßte, daß er eine der Bediensteten im Palast eines anderen Adeligen geschlagen und vergewaltigt hätte. Da müsse er sich nämlich nicht wundern, wenn sich attraktive Mädchen von ihm fernhalten.

Mir gefiel diese Antwort und der damalige König war daraufhin deutlich in meiner Achtung gestiegen.

Kersti

Fortsetzung:
F1575. Kiwar von Lenniskalden: Tanan fragte mich, ob ich jetzt wüßte, warum er die Straferfilme für echt hielt

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben