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letzte Bearbeitung: 1/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Der Bruder des Prinzen

F1603.

Ich fragte die Prinzessin was denn los war und wurde angefahren, daß ich sie endlich wegbringen sollte

Vorgeschichte: F1605. Der Schulleiter: Ich wußte doch nicht, daß die Abiturprüfungen auf dem Niveau sind, bei dem wir in die Schule kommen!" antwortete der Palasttechniker
F1755. Dira von Leuenhorst: Im königlichen Palast fand ich es wieder fast so seltsam wie damals beim ersten mal auf der Zuchtstation

Tanan LZB45-321-37 erzählt:
Dann war ich auch schon auf der Reise und hatte wieder mehr Zeit, die ich mir vertrieb, indem ich mit dem Schiffssimulator gegen das Schiff Raumschlacht spielte.

Wir waren kaum zwei Tage unterwegs, als Dira plötzlich mit wutschnaubendem Gesicht aus dem Salon kam und sagte, ich solle sie sofort auf ihr eigenes Schiff zurückbringen. Ich fragte sie, was denn los war und wurde angefahren, daß ich sie endlich wegbringen sollte.
"Prinzessin ich bringe sie selbstverständlich zurück zu ihrem Schiff, wenn sie das wollen. Trotzdem erschreckt es mich, wenn ich sie so wütend sehe und ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mir den Grund dafür erklären könnten." antwortete ich, während ich mich in Richtung meines Beibootes in Bewegung setzte.
Trotzdem bekam ich auf dem Weg ins Boot, außer, daß sie zurück in ihr Schiff will, nichts von ihr zu hören. Sie schien nur vor Wut zu schäumen.

Als wir in meinem Beiboot waren und ich mich schon angestöpselt hatte und losgeflogen war, fing sie im Passagierraum an zu schimpfen. Sie war so am Fluchen und sich aufregen, daß ich es nicht für sinnvoll hielt sie zu unterbrechen, weil ich dachte, dann kriege ich keine Antwort, sondern nur eins auf den Deckel. Ich war ernsthaft beunruhigt, besonders, weil ich immer noch nicht wußte, was der König eigentlich angestellt hatte, um sie so zu verärgern. Er hatte offensichtlich etwas verlangt, was gar nicht ging, aber was?

Als ich am anderen Schiff angekommen war, stöpselte ich mich aus, um sie persönlich zu verabschieden und noch einen Versuch zu starten, aus ihr herauszubekommen, was eigentlich passiert war. Jetzt entschuldigte sie sich und erklärte mir, daß sie so wütend gewesen war, daß sie nicht einmal hatte klar denken können und fragte mich, ob ich sie ins Schiff begleite. Sie bräuchte eine Berater, der den König besser kennt als ihre Leute, um sich eine bessere Strategie zu überlegen. Ich erklärte ihr, daß ich das natürlich gerne machen würde und informierte das Schiff, damit es mich anfunkt, wenn ich besser zurückkehren sollte weil es sonst Probleme mit dem König gibt.

Als sie bei ihren Beratern ankam, fragte ich, wo ich mich einstöpseln dürfe und war dann überrascht, daß mir das verboten wurde. Als er meine verblüffte Miene sah, erklärte ihr technischer Offizier:
"Es tut mir leid, ihnen das verbieten zu müssen, aber ich bin zu dem Schluß gekommen, daß sie durch diesen Anschluß so viel Datenverarbeitungskapazität haben, daß sie theoretisch in der Lage sein müßten, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen, die wir gegen Datendiebstahl ergriffen haben zu umgehen."
Sobald ich mich von dieser Überraschung erholt hatte, antwortete ich.
"An ihrer Logik ist nichts auszusetzen. Ich bin lediglich überrascht, weil ich mich mein Leben lang gefragt habe, warum die Freigeborenen in unserer Kultur sich gar keine Gedanken darüber machen, ob wir sie überwachen könnten. Und da es so Typen gibt, denen man nicht begegnen darf, weil sie jeden, den sie sehen, zum Spaß quälen oder weil sie dafür bekannt sind, daß sie Sklaven nur so zum Vergnügen zu Tode foltern, benutze ich selbstverständlich die Überwachungskameras in den Gängen nahe der Stelle, wo ich gerade arbeite, um zu sehen, wer in der Nähe ist. Besonders unangenehme Typen werden von den Gehirnen dauernd überwacht und alle Sklaven, die ihnen in die Quere kommen könnten, gewarnt, daß sie sich verstecken sollen, bis er vorbei ist. Obwohl ja eigentlich auffallen müßte, daß solche mehrfachen Mörder niemals durch Zufall einem Techniker begegnen, kommt niemand auf den Gedanken, daß wir sie überwachen könnten. Wir haben uns immer gefragt, woran es liegt, denn eigentlich ist das ja naheliegend. Da es Intelligenztestergebnisse gibt, die belegen, daß wir durch die generationenlange Zucht um ein vielfaches intelligenter sind als der durchschnittliche Freigeborene, dachten wir immer, es läge daran. Und jetzt kommen ihr an und kommt auf all die naheliegenden Gedanken, bei denen wir uns immer gefragt haben, warum das niemandem auffällt. Da ihr Freigeborene mit einer normalen Intelligenz seid, kann also die Intelligenzthese nicht zutreffen. Offensichtlich muß es irgendetwas im Gehirn eines Menschen kaputtmachen, wenn er Menschen als Sklaven hält, um ihnen unzumutbare Dinge aufzwingen zu können." sagte ich.
"Und damit wären wir beim Thema." meinte die Prinzessin. Jetzt endlich erklärte sie auch, warum sie so wütend gewesen war. Der König hatte nämlich von ihr verlangen wollen, daß sie in ihrem Land auch solche Operationen durchführten, wie sie das mit uns machten. Außerdem hatte er verlangt, daß sie Gehirnschiffe herstellten. Und er hatte behauptet, daß die Unannehmlichkeiten für die Betroffenen so unwichtig seien, daß sie das doch machen müßte.

Ich fragte mich, wie der König eigentlich derart unsensibel hatte sein können. Er hatte mich vor der Reise unter vier Augen sprechen wollen und mir erklärt, daß unser Sternenreich sehr dringend Verbündete braucht, um nicht unterzugehen, daher würde ich ernsthaft Ärger bekommen, wenn ich irgendetwas tue, was dieses dringend benötigte Bündnis gefährden könnte. Und jetzt tat dieser Typ etwas, das dieses dringend notwendige Bündnis tatsächlich gefährdete!

Während Diras Leute sich ihrer Empörung Luft machten, überlegte ich, wie ich strategisch vorgehen konnte, um für diese Situation eine Lösung zu finden. Schließlich hatte ich meine eigenen Gründe, warum ich dieses Bündnis wollte. Wir hatten ein Personalproblem, das der Grund für die Forderung war, nur hatten wir vor Jahren einmal eine Analyse erstellt, die belegte, daß dieses Personalproblem hausgemacht war. Wenn man beispielsweise nach den Schlachten die Schlachtfelder wirklich sorgfältig nach Verletzten absuchen würde, könnte man wesentlich mehr Verletzte dort retten, die nach einem Krankenhausaufenthalt durchaus noch für diverse mehr oder weniger qualifizierte Tätigkeiten zu gebrauchen wären. Wo genug von uns waren, hatten wir dem inzwischen ein Ende bereitet, denn es gibt auf einem Sternenschiff erstaunlich viel, was sich als Waffe mißbrauchen läßt. Aber an den meisten anderen Stellen war es immer noch so, daß arme Freigeborene oder Sklaven von adeligen Kriminellen zu Tode gefoltert wurden, einfach weil sie Spaß an so etwas hatten. Darüber hinaus machte man sich, wenn eine Basis aufgegeben wurde, oft nicht die Mühe, alles Personal zu evakuieren, was albern war, denn das war in den meisten Fällen mit den vorhandenen Mitteln möglich. Wo irgendein Arzt oder Techniker von unserer Zuchtstation tätig war, setzten wir dem Problem Grenzen, doch überall sonst war es immer noch so, daß diverse Menschen an Krankheiten starben, die so leicht und billig zu behandeln waren, daß man die Medikamente ungestraft aus öffentlichen Mitteln bezahlen und heimlich an die Bevölkerung ausgeben konnte, ohne daß jemand fragt, warum man denn so viele von diesen Medikamenten kauft, als wolle man eine ganze Stadt behandeln. Daß ich eine Ausbildung hatte, die bei uns als erste Hilfe zählt, aber tatsächlich reichte, um im Notfall auch mal einen Arzt zu ersetzen, bis das Schiff, in dem man fliegt, beim nächsten Hafen ankommt, liegt auch daran, daß das typische kleine Sternenschiff zwar oft einen Techniker hat aber keinen Arzt und ich will nicht an etwas sterben, das ich problemlos selbst behandeln könnte. Statt sicherzustellen daß niemand unnötig stirbt, jonglierte man lieber mit viel zu wenig Personal. Vielleicht war das die Gelegenheit die Studie die wir dazu mal erstellt hatten, abzustauben und auf ganz andere Weise erneut an den Mann zu bringen. Schließlich konnte Dira sie dem König persönlich reinwürgen und er konnte es nicht einfach ignorieren. Ich ließ mir das also vom Schiff zufunken.

Ich sagte, daß sich die Anwesenden sicherlich vorstellen könnten, daß ich da anderer Ansicht sei als der König, schließlich sei ich operiert worden und die Drähte, die mir da in den Körper eingepflanzt worden waren, würden mich innerhalb von zwanzig Jahren vergiften. Im Vergleich dazu würde mir das Leben eines Gehirnschiffes durchaus attraktiv vorkommen, denn Geron sei immerhin 500 Jahre alt und außerdem weiß ich, wie es sich anfühlt Beiboote zu fliegen und das mache ich sehr gerne. Ich erklärte, daß das Problem, wegen dem der König sie so unter Druck setzen würde, hausgemacht war und daß wir mal eine Studie erstellt hatten, die belegt hatte, daß man das Personalproblem auch anders lösen kann und daß wir damit nicht durchgedrungen waren. Ich sagte ihnen, daß das Original natürlich von den Autoren, die es erstellt hatten, unterschrieben sei, aber sie dürften die Daten verwenden, wie es ihnen am geschicktesten vorkommen würde, auch wenn das hieße, die Quellen zu verschleiern. Ich zog die Daten auf einem Stick von dem Typ, den Diras Leute verwendeten - es war meine Aufgabe gewesen, einen Adapter zu bauen, der sowohl die Daten in ein geeignetes Format konvertiert, als auch die passenden Stecker hat, um Daten von ihrem Computersystem auf unseres zu übertragen, daher hatte ich von allem, was man dazu braucht, mindestens ein Exemplar.

Ich riet ihr, auf keinen Fall nachzugeben, da ein Staat, der seine eigenen Bürger nicht wertschätzt, automatisch ein Personalproblem bekommt.

Kersti

Fortsetzung:
F1608. Tanan LZB45-321-37: "Weißt du, was mich wundert: Du wirkst wirklich so, als wärest du mit dir und der Welt zufrieden." sagte der Arzt plötzlich
F1707. Theorn Tiger: Wir hatten uns geeinigt, daß wir so nicht weitermachen konnten, da der König offensichlich ein klareres Signal brauchte, um zu begreifen, daß es Dinge gibt, die ein König nicht von seinen Verbündeten verlangen darf

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben