erste Version: 2/2020
letzte Bearbeitung: 2/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F1635.

Während Tharr vom Licht mir früher nur bedrohlich erschienen war, verbrachte er jetzt viel Zeit damit, mir Dinge zu erklären

Vorgeschichte: F1633. Tharr vom Licht: Diro schien mich sogar zufriedenstellen zu wollen, wenn auch hauptsächlich, weil ich ihm einmal sehr viel Angst eingejagt habe

Diro von Karst erzählt:
Tharr vom Licht schien sich sehr verändert zu haben. Während er mir früher nur bedrohlich erschienen war, verbrachte er jetzt viel Zeit damit, mir Dinge zu erklären. Dabei ging es immer darum, warum man wie mit Menschen umgeht.

Turin schien sich seit unserer letzten Begegnung auch verändert zu haben. Der Prinz, der sich mir anfangs wohl nur deshalb angeschlossen hatte, weil er völlig verängstigt war und von mir Schutz erwartete, versuchte jetzt selber möglichst furchterregend zu erscheinen. Ich glaube, daß es aber in Wirklichkeit nur Angeberei war. Früher war ich stolz darauf gewesen, daß ich in meiner Jugend Menschen umgebracht hatte. Das hatte sich irgendwie in den Jahren nach der Torion verändert. Komischerweise hing das damit zusammen, daß ich inzwischen wirklich auf den Schiffen arbeite, wo ich stationiert bin. Früher war halt Leuten Angst einjagen das einzige was ich überhaupt konnte, also war ich stolz darauf. Inzwischen hatte ich mir diverse Kompetenzen erworben und bin zwar immer noch der Ansicht, daß man sich verteidigen können sollte, aber Leute umbringen ist für mich wirklich kein Ruhmesblatt mehr. Das machen doch nur diejenigen, die überhaupt nichts richtig können. Wer etwas kann, arbeitet und macht das auch viel lieber als andere Leute quälen.

Ich habe mich mit Turin länger unterhalten und nach dem was ich dabei so erfahren habe, ist er nicht wirklich kriminell geworden, sondern tut nur so. Ich beabsichtigte daher nicht, ihm zu verraten, daß es bei mir jemals anders gewesen war. Schließlich hatte ich immer versucht, möglichst viel Zeit im Palast zu verbringen, weil ich an einem Ort sein wollte, wo nicht jeder gemein zu mir ist. Jetzt weiß ich, daß man solche Orte als Vorgesetzter oder Adeliger auch erschaffen kann und wie das geht, daher brauche ich nicht mehr unbedingt einen Prinzen, um so etwas zu haben. Geändert hat sich inzwischen aber auch, daß ich den Prinzen mag. Da wir nach der Thorion nie mehr auf demselben Schiff waren, lag das nicht daran, daß der Prinz irgendetwas getan hat, damit ich ihn mag sondern daran, daß ich gelernt habe, Menschen zu mögen.

Jedenfalls gab ich dem Prinz den Rat, sich keinesfalls mit Tharr anzulegen, denn der hätte mir damals auf der Thorion eine Heidenangst eingejagt und sei durch Angeberei ganz bestimmt nicht zu beeindrucken. Außerdem könnte er Leute so bestrafen, daß niemand außer ihm und dem Bestraften wüßte, daß er bestraft wurde. Ich erzählte ihm auch ein paar Erlebnisse mit ihm, die mir damals auf der Thorion Angst eingejagt hatten.

Tatsächlich glaubte ich aber, daß Tharr uns gar nichts Böses tun wollte, sondern daß er beabsichtigte, mir das beizubringen, was ich nach der Zeit auf der Thorion so nach und nach gelernt habe. Ja, er hat mir damals wirklich furchtbare Angst eingejagt, andererseits muß ich zugeben, daß ich buchstäblich keine andere Sprache verstanden habe. Und er hat sich immerhin Mühe gegeben beim Sprachunterricht, auch wenn dafür so eine Fahrt einfach nicht ausreicht. Wenn er die Sorte Mensch gewesen wäre, die ich vor der Thorion war, dann wäre meine Fahrt auf der Thorion nicht die erste Fahrt seit Jahrzehnten gewesen, auf der niemand umgekommen ist, der nicht bei der Schlacht so schwer verletzt wurde, daß selbst der beste Arzt da nichts mehr machen kann.

Ich glaube, daß er wirklich der bestmögliche Lehrer zu der Frage ist, wie man unser ganzes Sternenreich zu etwas machen kann, wo niemand ständig so Angst haben muß, wie ich das früher immer vor jedem gehabt hatte, dem ich keine Angst einjagen konnte. Und ich beabsichtige das bei ihm zu lernen, denn ich glaube das ist das, was ich wirklich lernen will.

Kersti

Fortsetzung:
F1636. Der Prinz, Turin vom hohen Licht: Während mein Vater sich früher nicht für mich interessiert hatte, meckerte er jetzt ständig an mir herum

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben