erste Version: 3/2020
letzte Bearbeitung: 3/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Königssohn und Fürstensohn

F1686.

Wahrscheinlich war ich doch so schlimm, wie alle denken und es wäre am Besten, wenn ich tot wäre

Vorgeschichte: F1685. Selis vom Dung: Dann tat Diro etwas, womit ich bei diesem harten Klotz nie gerechnet hätte. Er trat in Hungerstreik

Diro von Karst erzählt:
Ich kehrte in den Palast zurück, und der erste dem ich begegnete war Selis. Selis sagte er hätte mich erwartet und ich solle mitkommen. Dann führte er mich durch einige Gänge, doch statt einer Bürotür, öffnete er die Tür einer der Zelle, in denen wir bei Bedarf Adelige gefangensetzten. Ich sah ihn wortlos an und fragte mich, was ich jetzt tun sollte.

Mir wurde klar, daß ich gar nichts tun konnte, denn das worum es mir ging, war Liebe. Es war nicht wie früher, wo mich jeder nur umbringen wollte. Wenn einen jemand ermorden will, kann man etwas dagegen tun. Aber ich hatte gedacht, Selis mag mich und wenn einen jemand einfach nicht mehr mag, kann man gar nichts dagegen tun. Ich hatte auch gedacht, Sim mag mich und er hatte sich einfach umgebracht, weil er mir nicht mehr vertraut. Und der Prinz mag mich bestimmt auch nicht mehr.

Der Palast war für mich immer das Urbild einer besseren Welt gewesen, der Ort wo ich sein wollte, weil da alle viel freundlicher zueinander waren. Und dann als ich dachte, daß ich es geschafft habe, daß ich für immer da bleiben darf, war ausgerechnet mein Vater gekommen, und hatte alles kaputt gemacht. Es ist ja nicht nur so, daß sie mir deshalb kein Vertrauen mehr entgegen bringen, sondern er hat auch den Palast selbst kaputt gemacht und jetzt gab es das nicht mehr wirklich, wo ich mich meine ganze Kindheit und fast mein ganzes bisheriges Leben nach gesehnt hatte.

Doch auch das war nicht alles, denn ich war schuld. Ich hatte meinen Vater gekannt und ich hätte wissen müssen, daß es nichts Gutes heißen kann, wenn er mit mir reden will. Bei ihm gibt es grundsätzlich nichts Gutes, er denkt nur darüber nach, wie man andere Menschen quälen kann und er hat Spaß an so etwas.

Er hatte ja auch damals meine Mutter bei lebendigen Leibe aufgeschnitten und mir gezeigt, wo man hinstechen muß, damit es besonders weh tut und das ist etwas, das ich nie vergessen werde. Dann hatte er sie ganz langsam und qualvoll in ihre Einzelteile zerlegt. Später hat er mir immer wenn ich ungezogen war angedroht, er würde mit mir dasselbe machen wie mit meiner Mutter, wenn ich nicht tue was er will.

Im Grunde hatte er es nicht verdient gehabt, so friedlich und schmerzlos zu sterben, wie der Tod gewesen war, den ihm meine Giftmischung beschert hatte. Aber um ihm das zu geben, was er wirklich verdient hätte, hätte ich mich mit Dingen beschäftigen müssen, mit denen ich nun wirklich nichts mehr zu tun haben wollte und dann wäre ich auch nicht besser gewesen als er. Bei Licht betrachtet war es natürlich auch so ein Mord, der nur dadurch gerechtfertigt war, daß es das einzige war, was ihn davon abhalten würde noch viel mehr Menschen umzubringen.

Ich hatte mich entschlossen gehabt, daß ich keine Menschen mehr umbringen wollte und jetzt hatte ich es doch wieder getan, fand das auch noch befriedigend und hätte am liebsten noch mehr Schlimmes getan. Wahrscheinlich war ich doch so schlimm, wie alle denken und es wäre am Besten, wenn ich tot wäre.

Kersti

Fortsetzung:
F1687. Kiwar von Lenniskalden: Richte Diro einen schönen Gruß aus. Wenn er nichts ißt, werde ich ihn ans Bett fesseln und eine Magensonde legen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben