erste Version: 3/2020
letzte Bearbeitung: 3/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Königssohn und Fürstensohn

F1688.

Ich raffte mich also auf und versuchte der Sicherheitschef zu sein, den er brauchte

Vorgeschichte: F1687. Kiwar von Lenniskalden: Richte Diro einen schönen Gruß aus. Wenn er nichts ißt, werde ich ihn ans Bett fesseln und eine Magensonde legen

Diro von Karst erzählt:
Selis hatte - wie die anderen, die mir das essen gebracht hatten - gesagt daß ich etwas essen müßte. Aber ich hatte einfach keinen Appetit. Sie hatten mich zu überreden versucht, aber mir wurde von dem Anblick nur schlecht.

Nach gut einer Woche kam Selis herein und sagte mir, wenn ich heute nichts essen würde, würde er mir eine Magensonde legen lassen, er hätte das mit dem Arzt abgesprochen. Mir gab das irgendwie Hoffnung, weil ihm dann ja vielleicht doch nicht ganz egal wäre, ob ich lebe oder sterbe. Dann fragte er mich ob ich den Prinz im Stich lassen wollte, wenn er gerade seinen Vater verloren hat. Das war aber das Falsche, denn ich dachte an meinen Vater, der mir mein Leben kaputt gemacht hatte und konnte mich erst recht nicht zum essen zwingen.

Am nächsten Tag kam dann tatsächlich der Arzt stellte mir ein Tablett mit essen hin und erklärte mir, daß ich bis zum Abend mindestens die Hälfte davon gegessen haben müßte, sonst müßte er mir wirklich eine Magensonde legen. Ich erklärte ihm, daß ich doch versucht hätte zu essen, doch ich konnte einfach nichts runterwürgen. Allein schon bei den Gedanken würde mir schlecht. Er fragte mich, ob ich den Prinz denn ausgerechnet zu einer Zeit im Stich lassen wollte, wo er sowieso schon alles verloren hat, was ihm einmal Sicherheit gegeben hat. Nein, das wollte ich nicht. Trotzdem sagte ich, daß ich doch gar nicht wüßte, ob er mich noch mag und ich mußte weinen. Ich erklärte ihm, warum mein ganzes Leben sinnlos ist, wenn mich der Prinz nicht mehr mag. Der Arzt meinte in einem ironischen Ton, daß ich doch lieber dem Prinz selber die Entscheidung überlassen sollte, ob er mich noch haben will, statt sie ihm aus der Hand zu nehmen, indem ich mich langsam umbringe. Damit hatte er möglicherweise recht.

Ich versuchte also bis zum Abend zu essen, schaffte aber nicht einmal den halben Teller. Der Arzt kam herein, kontrollierte was ich gegessen hatte und meinte nur:
"Komm das schaffst du auch noch."
Er blieb bei mir, bis ich es geschafft hatte und redete mir täglich gut zu bis ich genug gegessen hatte, daß ich zumindest nicht verhungern würde.

Dann kam der Prinz zurück und tat das, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Er regte sich nämlich als allererstes auf, ob man mir denn nicht genug zu essen gegeben hatte. Das war gegenüber Selis und Kiwar so unfair, daß ich das unbedingt richtigstellen mußte und ich erklärte ihm, daß mein eigentliches Problem mein schlechtes Gewissen gewesen war. Dafür erklärte er mich für verrückt, weil ich doch nichts für die Dinge können würde, die mein Vater tut und daß ich es hätte wissen müssen, war für in erst recht kein Beweis, daß ich alles falsch gemacht habe. Er meinte er hätte seinen Vater auch gekannt aber deshalb wäre er noch längst nicht in der Lage gewesen, alles vorherzusehen, was er tut - warum um alles in der Welt ich dann der Ansicht wäre, daß ich jede Handlung meines Vaters vorhersehen könnte? Damit hatte er wahrscheinlich auch recht. Andererseits die Rachefantasien, die mir dann gekommen waren, so erklärte ich, würden ja beweisen, daß ich ein richtig böser Mensch wäre. Auch das ließ Turin nicht gelten, er erklärte mir, daß mein Vater den lieben langen Tag solche Dinge getan hatte und ich hätte sie nicht getan, sondern nur gedacht. Das wäre ein Unterschied. Dummerweise hatte er damit Unrecht. Ich hatte nicht nur meinen Vater ermordet sondern auch einige andere Menschen, von denen der ein oder andere das verdient hatte, aber bei weitem nicht jeder. Das verriet ich ihm aber nicht.

Bei Licht betrachtet war da einzige Argument das übrigblieb, daß ich meinen Prinz nicht im Stich lassen wollte, der ein viel besserer Mensch war als ich.

Ich raffte mich also auf und versuchte der Sicherheitschef zu sein, den er brauchte.

Kersti

Fortsetzung:
F1689. Diro von Karst: Toll jetzt ist ein zweijähriges Kind schon ein besserer Sicherheitschef als ich

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben