erste Version: 4/2020
letzte Bearbeitung: 4/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Die Kriegs-Geisteskrankheit der adeligen Offiziere

F1722.

Es gab diese Diplomaten und das machte mich neugierig

Vorgeschichte: F1726. Siman Wolf: Wir hatten herausfinden wollen, warum die XZB12-Kriegssklaven so unfaßlich gefährliche Fußtruppen waren

Treron XZB12-5-13 erzählt:
Es gab diese Diplomaten und das machte mich neugierig. Daher sprach ich mit der Küche ab, daß ich ihnen das Essen bringen würde, um sie mir mal anzusehen. Die Leute waren aber etwas komisch. Normalerweise kann man so etwas machen und die Adeligen, die man bedient, nehmen überhaupt nicht zur Kenntnis, das jemand da ist und erzählen alles, was kein Mensch wissen darf. Die reagierten aber anders und wollten von mir lauter Dinge wissen, wo ich mich fragte, was eigentlich eine kluge Antwort ist.

Sie fragte mich beispielsweise, ob es eigentlich bei uns normal wäre, daß die Leute sich gegenseitig mit Bomben angreifen. Ich erklärte ihnen, daß wir XZB12s dafür bekannt sind, daß wir schwierige Typen richtig schnell wieder so zur Vernunft bringen, daß sie sich keine Unverschämtheiten mehr wagen und daß es uns gar nicht interessiert, ob die schwierigen Typen zum Hochadel gehören wie besagter Bombenleger. Daher würden die größten Idioten immer auf unser Schiff geschickt.

Außerdem sagte ich ihnen, daß sie sich keine Sorgen machen müßten, wenn seltsame Dinge auf dem Schiff passieren. Anständige Leute wären bei uns sicher und ich würde doch davon ausgehen, daß sie anständige Leute wären. Davon ging ich tatsächlich aus, aber ich hätte dasselbe gesagt, wenn ich genau gewußt hätte, daß sie nicht anständig wären. Kriminelle Adelige wie der Bombenleger, dem wir eine Deckenplatte auf den Kopf hatten fallen lassen, verstehen so etwas als Drohung, während freundliche Adelige oft gar nicht auf den Gedanken kommen, daß so etwas eine Drohung sein könnte und das ist es in ihrem Fall auch nicht, weil sie eben wirklich anständige Leute sind. Ich glaube allerdings, daß ein Staat nur so lange funktioniert, so lange immerhin sein König weiß, daß man keine Kriminellen als Diplomaten ausschickt, damit die mit Feinden verhandeln und daher waren das bestimmt keine Kriminellen.

Sie forderten mich auf, mich zu ihnen zu setzen und ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte, weil ich mich fragte, ob sie mir noch mehr so Fragen stellen wollten, wo es ziemlich schwierig ist, eine kluge Antwort zu finden. Außerdem wußte ich nicht, was der Kapitän ihnen eigentlich erzählt hat und wenn ich das Falsche sage, konnte das den Friedensvertrag gefährden. Ich schrieb mit dem Tablet einen der Techniker mit einem Codewort an, er solle mich überwachen und mich warnen, wenn ich was Falsches sage.

Die Diplomaten waren ausgesprochen aufmerksam, ich sah an der Miene von einem von ihnen, daß ihm das aufgefallen war und er sich seinen Teil dazu dachte. Ich mußte also viel vorsichtiger sein als üblich. Das war ein Grund mehr, die Techniker beobachten zu lassen, aber es beunruhigte mich, zumal ich mir ziemlich sicher sein konnte, daß man bei ihnen andere Tricks braucht als bei unseren Freigeborenen, damit sie nichts in den falschen Hals bekommen.

"Sind sie darüber informiert, warum wir hier sind?" fragte einer der Leute.
Tatsächlich war ich über jedes kleinste Detail informiert, weil Tharr alles, was er wußte, mit mir besprochen hatte, weil er meinen Rat wollte und ich mir daher möglichst viele Überwachungsfilme angesehen hatte, um zu sehen ob ich die Gespräche anders auffasse als er. Das war oft der Fall gewesen, weil ich so anders aufgewachsen bin. Allerdings hielt ich es nicht für klug, das zu sagen, also antwortete ich:
"Ich habe mich informiert gehalten, da ich als Krieger ein großes Interesse daran habe, daß der Friede zustande kommt, denn schließlich sind wir Zuchtmenschen diejenigen, die letztlich in den Schlachten sterben."
"Laut ihrer Uniform sind sie ein Unteroffizier des Schiffes, aber sie scheinen sich sehr viel mehr mit den Sklaven zu identifizieren?" fragte der nach der Prinzessin hochrangigste Diplomat.
"Ja. Das sind schließlich meine Brüder. Da wir geclont sind, bin ich mit jedem von ihnen so nahe verwandt, als wären sie alle meine eineiigen Zwillinge."
Die Prinzessin fragte, was denn das Wort geclont bedeutet und ich erklärte ihr, wie das Verfahren funktioniert.
"Hast du dann denn gar keine Mutter?" fragte sie.
"Die Frau, in deren Bauch ich war, ist schon irgendwie meine Mutter. Zwar bin ich körperlich nicht mit ihr verwandt, aber sie hat mir die Brust gegeben, mich getröstet, wenn ich als kleines Kind geweint habe und ich besuche sie jedes mal wenn ich von einem Flug zurückkomme." antwortete ich mit dem üblichen Muttertrick.
"Dann haben diese Frauen in der Gesellschaft der Sklaven eine zentrale Bedeutung?" fragte mich ein Mann, der etwas studiert hatte, was sie Soziologie nennen. So weit ich das verstanden hatte ist das eine Wissenschaft mit dem Zweck, die Psychologie von Gemeinschaften zu erforschen, für die es in den Universitäten der Freigeborenen kein Gegenstück gibt. Wir Zuchtsklaven denken über solche Themen aber schon nach und ich glaube daß das unsere Freigeborenen nur deshalb nicht tun, weil sie sonst erkennen würden, wie wir über sie denken und was sie tun. Allerdings hatte er das ganz richtig erkannt und das war etwas, über das wir nicht reden wollten, weil sie die Funktion hatten, wichtige Informationen zentral zu sammeln und an uns zu verteilen, damit wir und besser gegen neue negative Entwicklungen bei den Freigeborenen schützen können.
"Sie ist halt meine Mutter." antwortete ich ausweichend.
Der freigeborene Diplomat erkannte offensichtlich sehr genau, warum ich auswich und ich fragte mich, wie gut eigentlich das Studium war, das sie Soziologiestudium nennen. Es mußte besser sein als die hiesigen Studiengänge, wenn er so genau den Punkt traf.
"Ich habe gelesen, daß sie Soziologie studiert haben, dann müßten sie doch in der Lage sein mir zu erklären, wie eine Gesellschaft ohne Sklaverei funktioniert. Das würde mich nämlich interessieren, weil ich finde daß man hier einiges ändern müßte." lenkte ich ab.
"Und ich frage mich, wie eine Gesellschaft MIT Sklaverei funktioniert." antwortete der Soziologe.
"Wenn sie mich fragen, muß es etwas im Gehirn von Menschen kaputtmachen, wenn sie andere Menschen zu Sklaven machen. Man sollte denken, daß sie wissen, daß man sich dann damit beschäftigen muß, wie Sklaven denken, weil man sich sonst selbst in Probleme bringt. Stattdessen hat unsere Freiborenengesellschaft kein Gegenstück zu ihrer Soziologie." sagte ich.
Irgendjemand prustete. Die Antwort des Soziologen zeigte, daß er schon wieder mehr verstanden hatte, als ich vorausgesehen hatte und Sachen richtig interpretiert hat, die Freigeborene immer völlig falsch verstehen. Da es Dinge gab, die ich ihnen nicht erzählen wollte, gefiel es mir gar nicht, daß ich regelmäßig dermaßen danebenlag, wenn ich Vermutungen anstellte, wie eine bestimmte Formulierung verstanden oder mißverstanden würde. Das war völlig unkalkulierbar!

Während ich darüber grübelte, erzählten die Diplomaten so negative Dinge über unsere Adeligen, daß ich mich fragte, was sie damit erreichen wollten. Nicht daß irgendetwas davon gelogen gewesen wäre, aber was dachten sie sich dabei? Ich hörte ihnen zu und gab nur gelegentlich zu erkennen, daß ich zuhörte, weil mir diese Entwicklung zu seltsam vorkam. Diplomaten sollte doch normalerweise höflich zu dem Feind sein, mit dem sie verhandeln?

Allerdings schien der Ärger echt zu sein. Die adeligen Idioten unserer Seite schienen sich so einiges geleistet zu haben, was man sich Diplomaten gegenüber wirklich nicht leisten darf.

Kersti

Fortsetzung:
F1723. Theorn Tiger, der Soziologe der Delegation: Unglaublich! Und einen so gebildeten Menschen betrachten seine Offizierskollegen als eine Art Affe, der nur auf Körperkraft gezüchtet war?

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben