erste Version: 5/2020
letzte Bearbeitung: 5/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Kind, das falsch gespielt hat

F1760.

Mein Mutter fand schon im Kindergarten, daß ich falsch gespielt habe

Vorgeschichte: F176. Kersti: D

Disa LZB7-42-38 erzählt:
Meine Mutter fand schon im Kindergarten, daß ich falsch gespielt habe. Sie hat, wenn sie dazu gekommen ist, weil sie sich gerade nicht um ein weinendes Baby kümmern mußte, versucht, mir zu erklären, wie man richtig spielt, aber sie fand trotzdem immer, daß ich nicht gut genug spiele. Das stimmte auch, denn irgendwie haben die Kinder, die richtig spielen, viel schneller Maschinen gebaut und die Maschinen haben auch immer sofort funktioniert. Außerdem waren sie auch noch größer als die Maschinen, die ich beim spielen gebaut habe.

In der Schule ging das gleich so weiter. Alle sagten mir, daß ich besser lernen muß, sonst werde ich früher operiert und muß zehn Jahre früher sterben. Aber das ging eigentlich gar nicht. Egal was ich machte, es war nie gut genug.

Es gab auch andere Sachen, wo man nie etwas richtig machen kann. Beispielsweise hat ein Lehrer einem Freund von mir befohlen, daß er sich nackt ausziehen und ihm den Penis ablecken soll. Das dürfen wir aber gar nicht, sonst schneiden sie alles ab, was man so zwischen den Beinen hat. Also hat mein Freund zuerst versucht wegzurennen. Das ging aber gar nicht, weil er ja wie wir alle einen Strafer unter dem Schulterblatt eingepflanzt bekommen haben, als wir noch Babys waren. Den hat der Lehrer benutzt um ihn zu bestrafen, weil er nicht gehorcht hat und das so lange bis mein Freund gemacht hat was er gesagt hat und dann wurde er kastriert, weil er Sex gehabt hat. Der Lehrer hat dasselbe noch mit einem anderen Jungen aus unserer Klasse gemacht und dann hat er die Außentür der Raumstation aufgemacht, bevor er den Raumanzug richtig angezogen hatte.

Das verstand ich nicht, denn eigentlich muß doch jeder wissen, daß man stirbt wenn man so etwas macht.

Lehrer sind sowieso etwas ganz komisches. Sie behaupten, sie sollen uns erklären, wie unsere Arbeit geht, aber das wissen sie ja gar nicht. Ich glaube, daß nur Leute Lehrer werden, die schon im Kindergarten nicht richtig gespielt haben, denn das, was er da erzählt hat, wußte ich im Kindergarten schon besser. Die Erwachsenen haben auch gesagt, wir sollen nicht den Lehrer fragen, wenn wir eine Aufgabenstellung nicht verstehen, sondern die erwachsenen Techniker. Die sind ja immer am Internet angeschlossen, so daß man ihnen nur schreiben muß, wenn man eine Frage hat und sie erklären uns gerne alles.

Obwohl mein großer Bruder auf der Station gearbeitet hat und sich große Mühe gegeben hat, mir alles zu erklären, war ich in der Schule nicht gut genug. Das hatte ich mir schon gedacht, denn ich konnte ja sehen daß die meisten schneller gearbeitet haben als ich und weniger Fehler gemacht haben. Aber richtig klar wurde es, als ich in die Klinik gerufen wurde, damit die mir einen Zugang für die Infusionen legen können.

Die Infusionen sind dazu da, daß wir aufhören zu wachsen, denn wenn man noch wächst, kann man keine Drähte in den Körper einpflanzen, weil sie eben nicht mitwachsen. Also bekommen wir die Infusionen, die den Wachstumsfugen in den Knochen sagen, daß wir nicht mehr weiterwachsen dürfen, die Wachstumsfugen schließen sich und dann werden wir operiert.

Natürlich hat mir nicht gefallen, daß ich nicht groß werden soll, aber ich wußte, daß es keinen Sinn macht, ungehorsam zu sein, denn dann bekommen man die Infusionen nicht nachts wenn man schläft sondern die fesseln einen in der Klinik ans Bett und machen die Infusionen Tag und Nacht, bis das Wachsen aufgehört hat. Sie glauben immer, daß man absichtlich weiterwächst oder die Infusionen wegmacht, aber das macht keiner. Manche Leute wachsen einfach schneller als andere und manche haben schlimme Träume und reißen sich deshalb die Infusionen im Traum raus. Aber niemand macht das so absichtlich, weil niemand zusätzlich zu all den Dingen die sowieso gemacht werden, auch noch tagelang ans Bett gefesselt werden will.

Kersti

Fortsetzung:
F1761. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben