erste Version: 8/2021
letzte Bearbeitung: 8/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Kind, das falsch gespielt hat

F1766.

Ich fragte mich, ob dieser Techniker die gesamte Regierung so um den Finger wickelte wie Disa mich um die Finger wickelt!

Vorgeschichte: F1765. Der Kapitän: Sie mußte es irgendwie geschafft haben, den Firewall zu umgehen und sich die Wartungsberichte anzusehen

Der Kapitän erzählt:
Auf dem Flug haben wir viel mehr gearbeitet als normal und wir hatten dabei viel mehr Spaß. Das Kind hatte auch eine Art, die Mannschaft zum arbeiten zu animieren, die mich an einen Hund erinnerte, der Herrchen zu einem Spaziergang bewegen will. Sie war dabei so hartnäckig in ihrem "Komm das macht doch Spaß, du willst doch arbeiten!" daß man es am Ende selber glaubt, auch wenn man gerade seinen miesen Tag gehabt hatte. Daß wir viel gearbeitet haben, lag natürlich auch daran, daß wir Schrott eingekauft hatten und den jetzt in Ordnung brachten, um ihn verkaufen zu können. Ich war erstaunt, wie detailliert das Technikerkind darüber Buch führte. Vor der Fahrt hatte ich sie nur verdächtigt, sie würde jede Schraube im Schiff kennen, denn sie hatte nur an Daten zur Verfügung gehabt, was wir dort eingetragen hatten und das war sehr ungenau gewesen. Nach der Fahrt war jede Schraube auf dem Schiff korrekt in den Ersatzteil- und Ladungslisten eingetragen.

Schließlich kamen wir am Ziel heraus und wurden von der Raumüberwachung des Zielplaneten angesprochen und nach unseren Absichten gefragt. Ich stellte uns als Fernhändler vor, der technische Produkte verkaufen und Lebensmittel und Rohstoffe einkaufen will. Kaum waren wir gelandet präsentierte das Mädchen mir einige Aussschnitte aus dem offensichtlich geheimen Regierungs-Schriftverkehr und erklärte mir, daß sie hier genau das brauchten, was wir mitgebracht hatten. Sie würde jetzt losgehen und mit ihnen über den Kaufpreis verhandeln. Das Kind war weg, ehe ich etwas dazu sagen konnte.

"Du wirst sehen, sie wickelt jetzt die ganze Regierung um ihre kleinen Finger." sagte mein ältester Mitarbeiter und grinste.
Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf. Dann sagte ich, daß ich wohl mal schauen sollte, daß dem Kind nichts passiert.

Ich ging also in die Raumstation, wo ich niemals Kinder hätte allein herumlaufen lassen, wenn ich gefragt worden wäre und suchte nach dem Kind. Schließlich sind Raumstationen gewöhnlich Orte, wo so einige halbseidene Gestalten herumlaufen. Diese allerdings wirkte sehr ordentlich und gut gepflegt, auch wenn sie technisch ausgesprochen primitiv war. Sie hatte wahrscheinlich nicht nur ein perfekt gewartetes Lebenshaltungssystem mit tadellos intaktem Ersatzsystem. Sie hatten sicher auch volle Ersatzteillager. Jeder, der mir begegnete, war freundlich und hilfsbereit als ich erklärte, daß ich meinen Lehrling suche und wies mir auch den Weg in die richtige Richtung. Ich fand das Kind relativ schnell und sah, daß sie in ein Gespräch mit einem Mann vertieft war, der die Uniform trug, die auch das Stationspersonal getragen hatte. Die beiden sahen zu mir her und das Mädchen sagte zu dem Mann, daß ich ihr Kapitän wäre.

Der Mann sprach mich in genau demselben Dialekt unserer Sprache an, den auch mein Mädchen, Disa, verwendete und stellte sich als Staatsekretär für Raumfahrt und Technik vor. Er hätte den Auftrag die Technik des Planeten zu modernisieren und suche dafür geeignete technische Bauteile. Innerhalb von ein paar Minuten hatte er mir die gesamte Ladung für einen guten Preis abgekauft. Bei diesem Gespräch fiel mir auf, daß er nicht nur denselben Dialekt sprach, sondern auch die Anschlüsse hatte, die Disa hatte. Und als ich dann wieder mit meinen Gedanken allein war, fragte ich mich, ob dieser Techniker möglicherweise die gesamte Regierung so um den Finger wickelte, wie Disa mich um die Finger wickelt! Ich konnte mir das jedenfalls lebhaft vorstellen.

Kersti

Fortsetzung:
F1764. Disa LZB7-42-38: Natürlich gehörte das Schiff eigentlich dem Kapitän, aber da ich es repariert habe und mir immer von dem Geld kaufen konnte, was ich wollte, hatte ich fast das Gefühl, als würde es mir gehören

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben