erste Version: 6/2020
letzte Bearbeitung: 6/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Verhandlungen mit Glühwürmchen

F1776.

Tharr schien den König und seinen Sicherheitschef für Jugendliche zu halten, die ihre Pubertät noch nicht hinter sich haben

Vorgeschichte: F1741. Tharr vom Licht: Als Dira zurückkehrte, um die Verhandlungen fortzusetzen, war ich ein bißchen amusiert, wie wenig dieser Jugendlichen bewußt war, wie gut sie ihre Rolle ausfüllte

Theorn Tiger erzählt:
Tharr begrüßte zuerst die beiden Kinder, als wir das Raumschiff verließen. Dabei wirkte er erstaunlich väterlich, auch wenn er sich sichtlich bemühte, Dira wie die Königin zu behandeln, die sie einmal werden würde. Trotzdem schien ihn noch mehr zu interessieren ob Torin die Reise gefallen hatte.

Er wirkte nicht nur väterlich, wenn er mit Dira und Torin umging, die ja beide noch recht jung waren. Auch wenn er über den König und seinen Sicherheitschef redete, hatte man den Eindruck, er würde sie für Jugendliche halten, die ihre Pubertät noch nicht so ganz hinter sich haben. Ich fragte mich, ob er die anderen Zuchtmenschen auch für seine Kinder hielt. Oder vielleicht gleich das ganze Sternenreich.

Glücklicherweise war Tharr dabei so höflich, daß er niemandem auf die Füße trat.

Darüber hinaus tat Tharr wieder etwas Verwirrendes. Während er in seiner väterlichen Art dafür sorgte, daß das Kind sich keinesfalls überarbeitete, sondern mit Torins Klassenkameraden abends ein Fest feierte, hielt er es doch für nötig, Dira genau zu erklären bei welchem Politiker man welchen Hebel ansetzen kann und wie man wen am besten herumkriegt. Ich war ziemlich irritiert, denn warum wollte er unbedingt unsere Position in den Verhandlungen stärken?

Ich fragte schließlich Silas und der Zuchtmensch antwortete:
"Das ist doch ganz einfach. Wir setzen euch als Hebel an, um unser System umzukrempeln. Damit das funktionieren kann, müssen wir euch in eine starke Position bringen." antwortete er.
Ich war verblüfft, daß er sich auch kurz und bündig ausdrücken kann. Ich hatte in den zwei Jahren, die er bei uns war, oft gedacht, daß er das nie lernt! Das sagte ich dann auch, woraufhin Silas lächelte und sagte:
"Übung macht den Meister."
Ich fragte mich, ob es damals seinem älteren Halbbruder Sitar auch so schwer gefallen war, sich auf unser Niveau einzustellen.

Ich fragte Silva Hai, unsere Technikspezialistin, was sie dazu meinte und sie erklärte, daß das doch der Grund gewesen sei, daß sie Privatunterricht erhalten hätte. Wenn er mit ihr erst mal ausprobieren kann, was Studenten so verstehen, vergreift er sich nicht völlig im Niveau. Außerdem hätte der Privatunterricht für Dira bewirkt, daß seine Vorlesungen noch einmal wesentlich besser wurden. Er hätte die Anfängervorlesungen aber immer gerne an andere abgegeben, weil sie für ihn anstrengend gewesen seien, während ihm die Fortbildungen für fortgeschrittene Studenten und voll ausgebildete Techniker viel leichter von der Hand gegangen seien.
Ich fragte, ob Torin auch so ein Problem gehabt hätte.
"Das war nicht so extrem, aber er konnte schon jedem einzelnen Fachman für welchen technischen Bereich auch immer erklären, wie seine Arbeit geht. Bei ihm war eher die Breite seiner Grundausbildung beeindruckend als der Tiefgang, wobei der Tiefgang für ein Kind seines Alters natürlich auch verblüffend war. Aber immerhin kamen wir Erwachsenen da noch mit, was bei Silas nicht der Fall war. Außerdem hat er die Stimmung aufgelockert, so daß sich die Leute nicht zu sehr unter Druck gesetzt fühlten und das war sehr wertvoll, weil wir eben unter Zeitdruck standen." antwortete Silva.
"Wie hat er denn das gemacht?" fragte ich.
"Ach Torin scheint jedes Technische Gerät für ein Spielzeug zu halten, das nur dazu da ist, ihm Spaß zu machen, wenn er daran baut und diese Haltung hat er irgendwie an unsere Techniker weitergegeben, die plötzlich auch mit einer deutlich spielerischeren Haltung daran gegangen sind. Das hat gleichzeitig aber bewirkt daß sie effizienter geworden sind, auch wenn ich nicht verstehe, wie das funktioniert." erklärte Silva.
Das war wirklich merkwürdig.

Ich dachte eine ganze Weile nach, wie ich das verstehen sollte. Natürlich hatte sie recht, denn das Schiff war ein Jahr früher fertig geworden als ursprünglich geplant. Aber warum bewirkt eine spielerische Haltung, daß man besser arbeitet? Ich fragte Silas.
"Wenn man sich zu sehr in einen Gedanken verbeißt, kann man ihn nicht mehr loslassen, mit dem Ergebnis, daß man mögliche alternative Herangehensweisen nicht mehr sieht. Da wir das Schiff aber von Grund auf neu entwickeln mußten, da andere Bauteile zur Verfügung stehen als auf der Zuchtstation, braucht man eine spielerische Haltung, um die Alternativen sehen zu können." erklärte er.
Das gab Sinn. Der Junge war ja immer gerufen worden, wenn jemand nicht weiterkam. Natürlich war Silas eigentlich der Leiter dieses Bauprojektes gewesen, aber er konnte sich ja nicht um alles persönlich kümmern.

Kersti

Fortsetzung:
F1523. Dira von Leuenhorst: Meine Unzufriedenheit begann, als ich den Schlachtplan sah
F1730. Treron XZB12-5-13: Ich merkte bei der Ankunft am Treffpunkt mit der Hauptarmee, daß die Freigeborenen eine Möglichkeit gefunden hatten, Dira und den Rest ihrer Besatzung zur Weißglut zu bringen
F1743. Tharr vom Licht: Also sitze ich hier, fühle mich wie ein Monster und weiß nicht, wie ich das ändern soll

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben