F1947.

"Du hast doch sicherlich die ganze Abteilung auf Abhörgeräte untersucht, Xita?"

Vorgeschichte: F1946. Karl: Ich würde ja gerne Xitas Gesicht sehen, wenn sie merkt, welch primitive veraltete Technik wir benutzen, um sicherzustellen, daß niemand unbemerkt Gespräche führt, die er nicht führen darf!

Xita LZB23-17-20 erzählt:
Nachdem ich grob eingeschätzt hatte, was dieser Kultur am meisten nützen könnte, baute ich jeden Tag aus den vorhandenen primitiven Bauteilen etwas zusammen, was sie hier so noch nicht kannten und führte es vor. Tagsüber stand ich über die Telefonanlage jedem für Fragen zur Verfügung. Da sich jeder wunderte, daß ich durchaus parallel mehrere mehrstündige Telefongespräche führen konnte, bot mir das eine ausreichende Tarnung für das, was ich aus meinen eigenen Gründen machen wollte.

Ich verfolgte systematisch jede einzelne Leitung nach, um herauszubekommen, wo es nach draußen ging. Die ersten paar Male, war ich manchmal zu langsam beim erkennen des Endgerätes, so daß das ein Klingelzeichen von sich gab. Danach wußte ich, daß ich schnell reagieren mußte, damit das nicht passiert. Mein neuer Vorgesetzter warnte mich, daß das aufgefallen ist und zwar ohne mich zu verwarnen oder zuzugeben, daß er das tat. Ich bin mir sicher, daß er das absichtlich tat, denn er hatte mir nacher einen bedeutungsvollen Blick zugeworfen.

Während ich das Netz durchmaß, stellte ich fest, daß es keinen Weg nach draußen gab. Alle vorhandenen Leitungen waren so kurz, daß sie offensichtlich im Inneren dieser unterirdischen Anlage sein mußten. Ich wunderte mich, denn das konnte so einfach nicht sein. Es mußte einen Weg nach draußen geben. Bei einem Gespräch, das sich um Briefe nach Hause und Heimaturlaub drehte, fragte ich, was sie eigentlich machen müssen, wenn sie nach Hause anrufen wollen.
"Grundsätzlich ist erwünscht, daß Kontakte nach Hause möglichst über Briefe abgewickelt werden, die mit dem Abteilungsleiter Satz für Satz durchgesprochen werden. Es geht nicht darum, irgendwelche privaten Geheimnisse zu erfahren, sondern das ist die Gelegenheit an der unsere Mitarbeiter lernen sollen, was sie sagen dürfen und was zu geheim ist. Es gibt ja regelmäßig Heimaturlaub, so daß sie es bis dahin gelernt haben müssen." erklärte er mir, "Wenn eine Hochzeit oder Ähnliches ansteht, können Gespräche von einer Telefonzelle aus geführt werden, die direkt mit dem äußeren Netz verbunden ist. Ich als Abteilungsleiter darf aber auch von meinem Büro aus nach außen telefonieren. Dazu rufe ich die Vermittlung an und die Gespräche werden handvermittelt, indem die Telefonistin mich mit der richtigen Leitung verbindet."
Ich war konsterniert. Handvermittelt! Andererseits muß ich sagen, daß das wirklich klug gemacht war, denn die Deutschen hatten es mit diversen Kulturen zu tun, die ihnen technisch so weit überlegen waren, daß das wirklich die einzige Möglichkeit war, die Kontrolle über die Kommunikation zu behalten. Sie wußten, was sie taten. Und mein lieber Vorgesetzter hatte wieder dieses Schmunzeln drauf, das mir sagte, daß er sehr genau wußte, warum ich diese Frage stellte.

Einige Tage später, rammte er mich, als ich einen Eimer mit Kalk trug, so heftig, daß dieser mir aus der Hand fiel und fuhr mich dann an, den Dreck, den ich mache, müßte ich auch wegmachen. Außerdem fiel ihm ein technisches Gerät aus der Hand und klang, als wäre etwas darin zerbrochen. Er hob es wieder auf, faßte mich bei der Hand und zog mich in die Besenkammer. Ich war verwirrt, denn das war untypisch für ihn. Die nächste, sehr leise gestellte Frage war wieder richtig typisch und erklärte alles.
"Du hast doch sicherlich die ganze Abteilung auf Abhörgeräte untersucht?"
"Ja, das habe ich und hier oder in deinem Büro habe ich keine gefunden, allerdings weiß ich nicht genug über die Technik von der Kultur der Isais, um deren Abhörgeräte zu identifizieren, wenn ich sie sehe." antwortete ich.
"Vor der Isais müssen wir uns nicht fürchten. Ich habe in dieser Mappe einige Sachen zusammengestellt, die du wissen solltest, von denen ich aber annehme, daß es ungünstig wäre, wenn meine oder deine Vorgesetzten wüßten, daß du sie weißt. Ich könnte wegen Hochverrat hingerichtet werden, wenn sie es erfahren. Du siehst dir die Mappe an, reparierst das Gerät und machst den Fußboden sauber, so daß du ein Alibi hast, sollten wir doch etwas übersehen haben. Die Mappe läßt du hier unter dem Brett liegen und sagst mir bescheid, wenn du fertig bist." erklärte er mir und ging raus.

Ich schraubte das Gerät auf und merkte, daß nichts darin kaputt war. Der Lärm war von einer Schachtel mit losen Schrauben gewesen, die an einer freien Stelle eingeklemmt war. Ich stellte die Schraubenschachtel zu den anderen Schraubenschachteln, prüfte das Gerät auf Funktionsfähigkeit, brachte einen Wackelkontakt in Ordnung, schraubte es wieder zu und las die Mappe durch.

Wie offensichtlich immer, wenn ich mit diesem Vorgesetzen rede, fühlte ich mich durchschaut, als gäbe es wirklich diese märchenhafte Technik des Gedankenlesens. Gibt es natürlich nicht. Aber ihm war offensichtlich völlig klar, daß wir hinter dem Rücken unserer Vorgesetzten unsere eigene Politik machten und er hatte mir Informationen zukommen lassen, von denen die Adeligen meiner eigenen Kultur definitiv nicht wissen durften, daß ich sie wußte.

Die Isais war nicht eine Vertreterin von irgendeinem Einzelplaneten von irgendwo ganz weit weg, sondern die Botschafterin einer politischen Macht, die die mehr als die halbe Milchstraße beherrschte, die galaktische Konföderation. Und Deutschland hatte die Absicht, eine weltweite Volksabstimmung zu organisieren, mit der die Erde den Beitritt zur galaktischen Konföderation erklären wollte. Wenn die Mehrheit der intelligenten Erdenbewohner für den Beitritt stimmt, hieße das das unser Adel die Macht über die Erde verloren hätte, da die Galaktische Konföderation so mächtig ist, daß niemand sich mit ihr anlegen kann.

Wie hatte unser Adel es geschafft, das vor uns geheimzuhalten?

Immerhin erklärt es, warum unsere Herren jeden umbringen, der auch nur in die Nähe der Isais kommt. Es erklärte auch die ausgesprochene Härte des Ultimatums, dessen Text ich zur Erde transportiert hatte.

Kersti

Fortsetzung:
F1948. Xita LZB23-17-20: Am nächsten Tag war ich micht den schönsten Verschwörungstheorien darüber befaßt, aus welchen krausen Gründen mir mein Vorgesetzter diese Informationen absichtlich als Falschinformationen unterschieben könnte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben