erste Version: 9/2021
letzte Bearbeitung: 9/2021

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Mosesleben

F1985.

Mein Vater war der Pharao

Vorgeschichte: F198. Kersti: D

Moses erzählt:
Mein Vater war der Pharao. Als ich ganz klein gewesen war und noch nicht sprechen konnte, war er noch nicht Pharao gewesen, aber sein Vater war tot gegangen und deshalb war er jetzt Pharao.

Aber eigentlich war er nicht mein richtiger Vater. Seine Frau hatte mich, als sie vierzehn war, im Fluß in einem kleinen Weidenkorb-Boot gefunden und sie hatte gesagt, daß sie mich behalten will. Deshalb war sie jetzt meine Mutter, aber ich war trotzdem ein Sklave, weil ich als Sklave zur Welt gekommen war und deshalb kein königliches Blut hatte.

Als ich drei war erklärte mir mein Vater, daß ich für den Tempeldienst vorgesehen war und deshalb gereinigt werden müßte. Deshalb würde er jetzt mit mir zum Arzt gehen, damit er mich reinigt. Mir war das ein bißchen undheimlich, denn ich wußte, daß dann alles was ein Junge zwischen den Beinen hat abgeschnitten wird. Das hatte mir Diros, einer der Priester gezeigt, der mich ausbilden sollte, weil er sein sehr guter Priester war. Er kam aus dem Tempel des Schweigens und sollte mir beibringen, wie man die Gedankensprache spricht. Er war mein Lieblingspriester denn er hat mich auch schon verstanden als ich noch so klein war, daß ich gar nicht sprechen konnte und er war auch ein Sklave wie ich.

Mein Vater brachte mich also zum Arzt und der hat mich gereinigt und das war wie ich gedacht habe, es hat nämlich ziemlich weh getan. Mein Vater hat gesagt daß ich doch schon ein großer Junge bin und das aushalten kann aber ich fand nicht, daß er nett war. Er tat nämlich so, als dürfte das mir gar nicht wehtun, weil ich schon groß bin. Später am Tag kam Diros für seine übliche Unterrichtsstunde und der war viel netter. Er hat nämlich gesagt, daß er sich noch genau erinnern kann wie sehr das wehgetan hat als er gereinigt wurde.

Er erklärte mir dann, daß natürlich im Leben nicht alles so läuft, wie man sich das wünscht und daß man dann eine Haltung dazu finden muß, die hilft, möglichst glücklich zu sein und die beste möglichen Entscheidungen zu treffen. Vor allem muß man aber den Schmerz einfach durchfließen lassen und beobachten, damit man im Fluß bleibt. Und weil ich jetzt gereinigt worden wäre, wäre das eine gute Gelegenheit, das an einem schwierigen Beispiel zu üben.

Da wir uns immer in der Gedankensprache unterhalten, konnte er mir seine Erinnerungen daran, wie es war, als er gereinigt wurde einfach zeigen und ich konnte nacherleben, was er alles für verschiedene Haltungen ausprobiert hatte, als er gereinigt wurde. Er hat aber auch alles ausprobiert. Zuerst war er wütend und hatte mit dem Priester der sich um ihn kümmern sollte geschimpft. Aber natürlich wußte er, daß er trotzdem gereinigt werden mußte und hat sich nicht gewehrt, als sie das mit ihm gemacht haben. Er war damals zehn Jahre alt und als Sklave mit den üblichen Tempelabgaben in einen Hingabetempel gegeben worden. Und damit hat ihm das wütend sein nichts gebracht außer das Gefühl der Wut und das ist kein schönes Gefühl. Danach war er ganz furchtbar traurig, weil er nicht mehr zuhause war. Dabei war es da, wo er zuhause gewesen war, gar nicht so schön gewesen, denn seine Mutter hatte ihm oft nicht genug zu essen gegeben und wenn er nicht brav gearbeitet hat, gab es Schläge mit einer Peitsche. Trotzdem wollte er wieder nach Hause und war traurig. Außerdem war er ungezogen und hat nicht getan, was ihm gesagt wurde und hat dafür Schläge bekommen. Jedenfalls war er damals noch ganz anders und viel ungezogener gewesen als heute, wo er ein wichtiger Priester ist und einen irgendwie immer dazu bringt, daß man tut was er sagt. Ich fand das lustig. Aber ich war mir ziemlich sicher, daß ich das nicht alles ausprobieren wollte.

Diros erklärte mir, daß ich auch wirklich nicht alles ausprobieren muß, was er ausprobiert hat. Das ist nämlich, als würde man alle möglichen Umwege gehen, obwohl es einen viel einfacheren direkten Weg gibt.

Jedenfalls fühlte ich mich von Diros richtig verstanden und ich wollte auch so ein guter Priester werden wie er. Deshalb lernte ich gerne von ihm.

Kersti

Fortsetzung:
F1986. Kersti: Schwierige Erfahrungen sind Teil des Lebens und wenn man sie vergißt, verliert man einen Teil von sich selbst

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben