erste Version: 9/2021
letzte Bearbeitung: 9/2021
Vorgeschichte:
F2111.
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Moses erzählt:
Der Hohepriester schien wirklich alles in Frage stellen zu wollen. Ich fragte mich, ob ich ihm nur lange genug zuhören muß, damit er am Ende behauptet, daß die Sonne nicht gelb sondern grün ist. Nahm man dann noch dazu, was mir mein spiritueller Lehrer so erzählte, dann wurde es wirklich irre. Er stellte zwar an sich nichts in Frage, aber er erzählte von einer völlig anderen Welt, die er in seinem Zuhause erlebt hatte und dann fing ich an, alles in Frage zu stellen.
Natürlich hatte ich Arbeit zu tun. Diesmal sollte ich nicht hauptsächlich selber schreiben, sondern einen der kleinen Jungen, die hier lesen und schreiben lernen, dabei beaufsichtigen, während er bei der Übergabe der Abgaben an den Tempel Protokoll führte. Ehrlich gesagt wäre es einfacher gewesen, alles selbst zu schreiben, weil er so viele Fehler machte, daß ich jede Zahl einzeln korrigieren mußte und es ziemlich frustrierend war. Es reichte ja nicht, das alles am Ende so halb richtig stehen zu lassen, sondern es durfte wirklich kein Fehler mehr drin sein und deshalb mußte der Junge jede Zahl drei mal schreiben, bis alles stimmte. Ich erklärte ihm daß das jetzt ziemlich schwierig wäre, aber wenn er älter würde, würde er nach und nach immer weniger Fehler machen, bis er später einmal so gut ist, daß er gleich beim ersten Versuch alles ohne Fehler aufschreiben kann. Wenn man sich aber denkt, daß er schreiben lernen sollte, dann hatte ich sowieso die ganze Zeit da sein müssen, um sicherzustellen, daß alle Abgaben korrekt gezählt und protokolliert sind, der Junge hatte die ganze Zeit schreiben geübt und alles war richtig erledigt worden, also war das schon so sinnvoll.
Zu den Abgaben hatte ein Sklave gehört, der ungefähr zwei Jahre älter war als ich und der ziemlich verloren ausgesehen hatte, also hatte ich, nachdem ich seinen Namen in die Liste eingetragen hatte ein wenig mit ihm geredet, bis der andere Sklave kam, der ihn zum Verschneider bringen sollte. Als ich mit meiner Arbeit fertig war und Zeit dazu hatte, schaute ich, was aus ihm geworden war. Er lag im Bett und weinte und meinte, daß er wieder nach Hause will. Als ich das erste mal mit meinen Vater auf seine Reisen gegangen bin, hatte ich zuerst auch Heimweh gehabt. Ich hatte mich damals bemüht, das als Hingabeübung zu betrachten und letztlich festgestellt, daß ich gerne auf Reisen gehe und Spaß daran habe neue Orte kennenzulernen und daß alles, was ich als Grund gesehen hatte, warum ich Heimweh hatte, eigentlich unbedeutend gewesen war und mich nur gestört hatte, weil es unvertraut war. Ich hatte mir also gesagt, daß hier auch alles nur unvertraut war und daß ich es mir auch nur vertraut machen muß, damit es mir hier gefällt und das stimmte eigentlich. Aber natürlich ist es etwas anderes ob man auf Reisen geht und weiß daß man zurückkehren kann, nachdem man einige interessante Dinge erlebt hat, oder ob man gerade gereinigt wurde und weiß daß man nicht zurückkehren können wird. Trotzdem erklärte ich ihm das mit der Hingabeübung und daß es mir damals, als ich gereinigt wurde, auch geholfen hatte.
Fortsetzung:
F2113.
D