erste Version: 11/2021
letzte Bearbeitung: 11/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Im Stich gelassene Sklaven

F2158.

Wir arbeiteten eng mit den Erdenmenschen zusammen, um die Piraterie in den Griff zu bekommen

Vorgeschichte:
F2172. Galan Nei: Diese rein militärische Betrachtung gab keinen Sinn, erklärte mir Dolon, sie hätten sie durch Krieg nichts gewinnen können, was sie nicht auch so bekommen hatten
F2161. Dolon XZB12-14-33: Sirtaka Evadon hatte in den Geist von einen der Gestaltwandler geschaut und das mußte wohl etwas viel für ihn gewesen sein

Dolon XZB12-14-33 erzählt:
Wir arbeiteten eng mit den Erdenmenschen zusammen, um die Piraterie in den Griff zu bekommen. Als sehr hilfreich erwies sich dabei, daß Mira die Aufgabe des Verbindungsoffiziers übernommen hatte. Schon ihr Vater Jack war mit Jender befreundet gewesen und beide waren in der erdenmenschlichen Zuchtstation gewesen, in der die Erdenmenschen Mischlinge zwischen unseren Technikern und ihnen gezüchtet hatten, die dann auch solche Implantate erhalten haben, wie unsere Techniker sie haben. Mira war sehr klug, obwohl sie kein Zuchtmenschenblut hatte, besaß sie die Technikerimplantate und da Jender sie unterrichtet hatte, konnte sie sehr gut einschätzen was unsere Techniker können und was nicht. Ich ließ sie also die technischen Fragen mit unseren Zuchtmenschen klären und klärte die militärischen Fragen mit ihren hochrangigen Militärs und dann bauten die Erdenmenschen einige eigene Werften im Asteoridengürtel, um eigene Frachter und Kriegsschiffe zu bauen. Die Arbeitskräfte schoben wir so hin und her, daß jeder die Fortbildungen erhielt die ihm am meisten bringen würden und jeder von den Ciakahrr-Sklaven ausreichend betreut war, um nicht in Unfälle verwickelt zu werden. Jenders erste Gruppe an Ciakahrr-Sklaven war inzwischen so weit wieder auf dem Damm, daß sie selbstständig zum essen gehen, wenn sie Hunger haben, Pausen machen wenn sie müde sind und sich tatsächlich überlegen, welche von drei Arbeiten ihnen wann am besten gefällt. Außerdem fingen sie wieder an zum Vergnügen miteinander zu reden. Die anderen Ciakahrr-Sklaven mußten das aber zum größten Teil noch lernen. Wir waren deshalb sehr froh, daß die Erden-Zuchtmenschen uns bei ihrer Betreuung halfen.

Dann gab es natürlich noch die Ciakahrr-Echsen. Ich stimme ja den Leuten der Galaktischen Konföderation zu, daß erziehen besser ist als umbringen. Ich hatte nur nicht den Eindruck, daß es uns gelungen ist, die Ciakahrr-Echsen zu erziehen. Sie waren nicht wie die kriminellen Adeligen, die man nur richtig einschüchtern und dann zum arbeiten zwingen mußte, damit sie lernen, daß Arbeit auch Spaß macht und Leute ermorden doof ist. Die Ciakahrr-Echsen wollten nicht unbedingt jeden umbringen, wenn sie keinen Hunger hatten. Es schien ihnen beinahe zu gefallen, daß wir sie besiegt hatten und von ihnen Gehorsam verlangten. Das hatte irgendwie damit zu tun, daß wir sie entwaffnet hatten, aber diejenigen XZB12s, die sie bewachen sollten, auch keine Waffen trugen, damit man ihnen nicht in einem unaufmerksamen Augenblick die Waffen wegnehmen kann. Die Ciakahrr-Echsen faßten das anders auf. Sie waren der Ansicht, daß wir das taten, um ihnen zu beweisen, daß wir die überlegenen Kämpfer sind und das brachte uns ihren Respekt ein. Wir sind natürlich die besseren Kämpfer, sonst wäre das keine gute Vorgehensweise. Aber sie bleiben dabei, daß Menschen jagen eine angemessene Beschäftigung für Ciakahrr-Echsen wäre und daß wir als echte Kämpfer das doch einsehen müßten. Nein, sehen wir nicht ein. Wir essen kein Fleisch und Leute, die das Fleisch von Menschen oder anderen intelligenten Wesen essen, sind Barbaren. Sie erklärten mir, das wäre eine besondere Heldentat. Ich antwortete, daß Helden Schwächere beschützen und nicht aufessen. Das sahen sie nicht ein.

Wie gesagt, den Ciakahrr-Echsen schien unsere Art, mit ihnen umzugehen, zu gefallen, was aber nicht hieß, daß sie brav und gehoram blieben. In regelmäßigen Abständen fingen sie an Stellen, wo nichts zu Bruch gehen konnte, Prügeleien mit ihren Bewachern an. Wenn man sie fragte, warum sie das tun, meinten sie, man müßte doch im Training bleiben. Daß sie sich immer Stellen aussuchen, wo nichts zu Bruch geht, fiel mir erst allmählich auf. Dann fragte ich sie warum sie das machten und sie erklärten mir einen weiteren Teil ihrer Philosophie. Ihrer Ansicht nach war eben Jagd Teil des Laufes der Natur. Dinge zerstören war dagegen babarisch, weil es völlig sinnlos war und nur Schaden anrichtet. Ich fragte, sie ob sie sich so sehr als Teil der Natur sehen, daß sie meinen, sich wie ein normaler Teil des Ökosystems verhalten zu müssen und deshalb die Jagd gutheißen.
"Ja genau so ist das. Die Erdenmenschen sind doch Barbaren, weil sie ihren Planeten zerstören."
Da konnte ich ihnen nicht widersprechen, das war barbarisch. Wir hatten heute noch mit den Folgen eines falschen Umgangs mit unserem Planeten zu tun und hätten es als Volk wesentlich einfacher gehabt, wenn wir früher gelernt hätten, sorgsam mit unserer Natur umzugehen. Andererseits glaubte ich nicht, daß meine Haltung zum Fleisch essen falsch ist. Schließlich hatten unsere Vorfahren durchaus gefischt und gejagt und das hatte sie nicht daran gehindert, das Ökosystem so völlig zu zerstören, daß der Planet erst jetzt allmählich wieder grün wird, nachdem wir jahrhundertelang daran gearbeitet haben, zunächst die Bakterienflora wieder in Ordnung zu bringen, um darauf aufbauend geeignete Grundlagen für ein Pflanzenwachstum zu schaffen. Inzwischen kann man auf dem Planeten wieder rausgehen und die Luft atmen, aber es hatte Zeiten gegeben, wo das nicht ging, wo es Pflanzen nur in Gewächshäusern gab.

Ich wußte daß ihre Denkweise einen grundsätzlichen Fehler enthielt, aber ich wußte nicht, wie ich ihnen das verklickern konnte.

Es beginnt natürlich, daß der Mensch - oder die Ciakahrr-Echsen - eben nicht mehr einfach ein Teil des Ökosystems ist, sondern der Beherrscher und Hauptgestalter. Solange er als Jäger und Sammler einfach nur ein Teil des Ökosystems ist, ist es für ihn angemessen mit "Die Welt ist nun einmal so" zu argumentieren. Als Beherrscher und Gestalter von Ökosystemen zieht dieses Argument nicht mehr. Als nächstes hat er auf der falschen Ebene argumentiert. Weder handelt es sich bei der Erde um ein von ciakahrr-beherrschtes Ökosystem, wo sie das Gestaltungsrecht haben, noch handelt es sich bei den Erdenmenschen um ein Beutetier in ihrem Ökosystem. Auch die Erdenmenschen sind Beherrscher und Gestalter ihres eigenen Ökosystems und müssen deshalb nicht auf der Beutetierebene angesprochen werden, sondern auf der politischen Ebene und da wirkt sich so ein Jagdverhalten nun einmal verheerend aus. Menschen haben auch ein paar Raubtierzüge, doch sie sind nicht so ausgeprägt, wie die der Echsen, die in ihrer natürlichen Konstellation eher Raubtiere wie Wölfe sind. Daher kommen Menschen nicht so leicht auf den Fehler, andere intelligente Rassen als Beutetiere einzuordnen, aber sie können das durchaus. Wenn man sich Hunde - gezähmte Wölfe - ansieht, weiß man daß auch Raubtiere durchaus in der Lage sind, zu lernen, daß Angehörige anderer Arten nicht als Nahrungsmittel zu betrachten sind. Hunde fressen noch immer Fleisch, weil sie ein Raubtierverdauungssystem haben, aber man kann sie nicht nur als Jagdhunde ausbilden, sondern sie auch mit anderen Haustieren zusammenhalten und ihnen beibringen, daß sie Schafe, Kühe, Pferde und Kaninchen nicht jagen dürfen, sondern im Gegenteil auf sie aufpassen sollen, damit der Fuchs oder der Wolf sie nicht jagt. Und eine Rasse die ein Sternenreich gründen kann sollte wohl auch sozial genug sein, um grundlegende politische Prinzipien zu begreifen!

Ich bin also überzeugt, daß man auch Ciakahrr-Echsen beibringen kann, daß es nicht klug ist, Menschen als Beutetier einzuordnen, ich habe nur noch nicht herausgefunden, welches Argument bei ihnen zieht. Andererseits hat Danien Wolf, als er damals zum Schlachten gefangengehalten wurde, es geschafft, den Echsen klar zu machen, daß sie da einen Fehler machen und daher sollte das auch hier funktionieren. Ich nahm mir also seinen Bericht noch einmal vor, um besser zu verstehen, was er gemacht hatte.
FI39. Danien Wolf: Inhalt: Geliebte Malzeiten
Außerdem schrieb ich ihn über das Zuchtmenschennetz an, ob er mir Ratschläge geben könnte, welche Argumente Echsen überzeugen, schließlich arbeitet er als Botschafter bei den Echsen, denen er das Menschen essen abgewöhnt hat und er sollte deshalb der bestmögliche Berater sein.

Kersti

Fortsetzung:
F2163. Dolon XZB12-14-33: Als Sirtaka sich zu viele Gruselerinnerungen im Geist von Tania angeschaut hat, erinnerte mich das daran, daß ich im Dritten Reich die Geschichte mit den Gestaltwandlern nicht verstanden hatte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben