erste Version: 7/2022
letzte Bearbeitung: 7/2022

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Kriminelle Adelige und tödliche Sklaven

F2271.

Erst als er mich offiziell begrüßte, wurde mir bewußt, daß Tharr, den alle Zuchtsklaven mögen, ein Halbbruder des regierenden Königs und Befehlshaber der Zuchtstation war

Vorgeschichte: F2270. Tharr vom Licht: Von den Leuten, die Treron für Berichte mitgebracht hatte, konnte man drei als offizielle Diplomaten betrachten

Arimar erzählt:
Treron hatte ihn nur Tharr genannt und mir erzählt, daß alle Zuchtmenschen ihn mögen. Er war auch offensichtlich schon sehr lange mit Tharr befreundet. Erst als Tharr mich offiziell willkommenhieß und mich formal als Diplomaten, der den Staat der entflohenen Sklaven vertritt, begrüßte, wurde mir so richtig bewußt, daß Tharr, den alle Zuchtsklaven mögen, wie sie bei jeder Gelegenheit betonten, ein Halbbruder des regierenden Königs und der Befehlshaber der Zuchtstation war. Und er hatte auch das formal korrekte Auftreten, das seinem Adelstitel entsprach. Lustig fand ich, daß ein Mann, der ein mit Bestnoten abgeschlossenes Studium einer renommierten Universität in der Tasche hatte, offensichtlich genau solche Schwierigkeiten hatte, Trerons Worte zu verstehen, wie ich sie mit Arkor hatte und daß er sich offensichtlich genauso regelmäßig nach dem Rat seiner Zuchtsklavenberater richtete wie ich, obwohl er offiziell der Befehlshaber war, genau wie ich auch offiziell der Kopf unserer Organisation war, auch wenn ich nur deshalb problemlos hierher hatte reisen können, weil ich eben nicht wirklich der Chef war, sondern nur seine Gallionsfigur. Dabei kam ich mir wirklich oft vor als wäre ich das Liebslingskuscheltier meiner Zuchtmenschenberater und nicht etwa ihr Chef! Tharr vom Licht formulierte das anders, er beschrieb sich nämlich als Trerons Lieblingskindergartenkind, aber letztlich kam es doch auf eines heraus. Andererseits war es vielleicht auch nicht so verwunderlich, letztlich waren Arimar und Treron einander so ähnlich, wie eineiige Zwillinge es einander sind.

Was mich aber wirklich wunderte war, daß der Drachenreiter dieselbe Erfahrung mit seinem Drachen gemacht hatte. Ich muß ehrlich sagen, ich habe Drachen immer als die Bösen gesehen. Auch auf der Reise zu Zuchtstation hatten wir Menschen alle Abstand zum Drachen und seinem Reiter gehalten während die Nichtmenschen unter uns das etwas anders sahen. Tharr sah es als seine Verpflichtung mit allen Gästen von unserem Planeten persönlich zu reden, weil eine gute Politik eben davon abhängt, daß man die Leute kennt, die man regieren will und der König und sein Sicherheitschef fragte Tharr eben immer wieder mal um Rat. Mit dem Drachen redete er zuallererst nicht persönlich, weil er wie jeder Mensch fürchtete, durch ihn manipuliert zu werden. Die Zuchtmenschen, gleich ob Techniker, Ärzte oder Zuchtkrieger schienen den Drachen offensichtlich für die Hauptattraktion zu halten und jeder wollte mal mit ihm geredet haben. Offensichtlich gelang es ihnen auch, dafür zu sorgen, daß sie Herr ihrer selbst blieben und genau das hatte mich schon auf der Fahrt neugierig gemacht und ich hatte die Einführung der Zuchtmenschen, wie man mit Drachen so redet, daß sie einen nicht manipulieren, mitgemacht und mich gewundert, wie einfach das eigentlich sein soll, aber es nicht glauben können.

Jedenfalls habe ich mit Tharr öfter als einmal geredet, weil wir uns gut verstanden haben und er hat mir erzählt, daß der Drachenreiter Drachen ganz anders sieht, als die anderen Menschen. Ich habe also auch mit dem Drachenreiter über seine Erfahrung mit Menschen geredet. Er erklärte mir, daß er früher wirklich kein liebenswerter Mensch gewesen sei, weil ihn als Kind niemand hatte haben wollen, aber in dem halben Jahr, das er inzwischen seinen Drachen hätte, hätte sich das geändert, denn der hätte ihn wirklich lieb und deshalb wüßte er jetzt, wie sich Liebe anfühlt. Ich fragte ihn nach seinem bisherigen Leben und war bald bedient. Da ich mit einigen entflohenen Sklaven geredet hatte, kannte ich schlimme Schicksale, aber in seiner Kindheit schien es außer Grausamkeiten nichts gegeben zu haben. Ich fragte mich, wie es möglich ist, daß die Drachen mit einem Jugendlichen zurechtkommen, den man so kaputtgemacht hatte, denn Menschen, denen es in ihrer Kindheit so ergangen war, konnten wir nicht in unsere Gemeinschaft integrieren, weil sie typischerweise einfach nicht mehr gesellschaftsfähig waren. Die Zuchtkrieger hatten sich mit einigen von der Sorte befaßt und die bekamen das irgendwie hin, was ich gar nicht verstand. Klar, sie konnten sie als ungezogene Kindergartenkinder behandeln, da sie groß und stark waren. Ich verstand damals nur nicht, wie sie es schafften, daß diese durchgedrehten Leute dann anfingen, die Zuchtkrieger zu mögen, obwohl sie vorher niemanden hatten ausstehen können!

Ich erzählte das Tharr und der sagte, das hätte ihn auch gewundert und erzählte mir Dinge über Diro von Karst, den Sicherheitschef des Königs, die einem Gruselroman hätten entstammen können. Sowohl über das, was ihm in seiner Kindheit angetan worden war, als auch darüber, wie er als junger Mann gewesen war.
"Jedenfalls war er auf der ersten Fahrt, als ich auf der Thorion, dem größten Zuchtkriegerschiff, als Kapitän Dienst tat, einer meiner Untergebenen und es war die erste Fahrt, so lange ich die Zuchtkrieger kenne, in der überhaupt Kriminelle Adelige überlebt haben. Tatächlich ist das auch die erste Fahrt der Thorion, seit ich von ihr weiß, in der nicht ein erheblicher Teil der Besatzung ermordet worden ist, bevor sie am Ziel ankam. Wir haben den kriminellen Adeligen damals einfach nur eine solche Heidenangst eingeflößt, daß sie es nicht mehr gewagt haben, aus der Reihe zu tanzen. Jedenfalls war ich dann Jahre später wieder Vorgesetzter von Diro und stellte zu meinem Erstaunen fest, daß er zwar immer noch eine schwierige Persönlichkeit war, aber arbeitete, um mich zufriedenzustellen, darauf achtete, daß es allen Leuten gut geht und sich - nur halb erfolgreich - bemühte freundlich zu sein. Heute hat er viele Freunde und unterstützt eine Organisation, die sicherstellen soll, daß kleine Händler nicht unverschuldet in Not geraten. Es ist aber immer noch so, daß jeder Zuchtmensch, der ihm das erste mal persönlich begegnet, seinen schlechten Ruf von früher kennt und zunächst einmal gar nicht glauben kann, wie sehr er sich verändert hat. Die XZB12s haben schon erstaunliche Wirkungen auf Menschen." fuhr er fort.

Jedenfalls hatte die Geschichte des Drachenreiters meine Neugier geweckt und ich sah mir den Drachen persönlich an. Dabei stellte ich fest, daß er sich wirklich daran hielt, als ich ihm sagte, daß er in meinem Geist nichts verändern darf, ohne es mir zu zeigen. Den Drachen in meinem Geist zu haben war eine seltsame Erfahrung, denn es fühlte sich an, als hätte ich Tagträume, wo ich mich in einem Haus bewege, das irgendwie mein Geist war. Der Drache war bei mir und bettelte, sich alles ansehen zu dürfen, während ich ihn dort herumführte, aber es gab so Räume mit verrammelten Türen in die ich mich einfach nicht reintraute und ihm das auch nicht erlaubte. Außer bei einer, die nicht ganz so verammelt war wie die anderen und darin fand ich ein Kindheiterlebnis das ich lange vergessen gehabt hatte, weil ich fand daß mein Vater mich im Stich gelassen hatte, indem er mich einen ganzen Tag alleine bei dem damalign Anführer der Schmugglerbande gelassen hatte und der hatte mich damals sexuell mißbraucht. Der Mann, der keine eigenen Kinder hatte, hat mich über Jahre hinweg sexuell mißbraucht und mich dann als seinen Nachfolger eingesetzt, als er zu alt wurde. Ich hatte die Erinnerung daran vergessen gehabt und gedacht, er wäre einfach mein Freund gewesen und hätte mir alles beigebracht. Mir wurde dadurch klar, warum ich selber solche Schwierigkeiten gehabt hatte, eine Frau zu finden, daß ich letztlich immer noch ledig bin. Ich hatte das nämlich unbewußt als Fremdgehen empfunden und das war doch albern, da der Mann ja inzwischen längst tot war.

Kersti

Fortsetzung:
F2272. Tharr vom Licht: Der Drache sah sich die Episode jedenfalls an und erklärte mir, daß ich aber schon anders wäre, als die Kriminellen Adeligen, denn ich hätte mich nur verteidigt
F2330. Arkor XZB12-7-13: Arimar kam völlig verändert von seiner Reise zurück und er hatte eine Frau dabei, die er heiraten wollte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben