F2320.

Es begann damit, daß ich einen XZB12 mitten auf der Straße gesehen habe

Vorgeschichte:
F1568. Geson XZB12-56-78: Die Drachen hatten mir erzählt, daß es eine große Gruppe von Menschen gibt, die sich immer geweigert haben, mit den Drachen zu reden
F2326. Arimar: Er verwandelte eine kleine Schmugglerbande in einer abseits gelegenen Berggegend in ein planetenweites Netzwerk an geheimen Fabriken

Arimar erzählt:
Es begann damit, daß ich einen XZB12 mitten auf der Straße gesehen habe. Ich wollte eigentlich zuerst einmal schauen, was er macht, aber er sah mich und sprach mich an. Auf seinem Namensschild stand Silas XZB12-150-7. Er fragte, wo hier eigentlich die nächsten Bäume sind, er wolle einen Baum sehen. Ich war verblüfft über diese Frage, habe ihn aber zum nächsten Park geführt und war dann erstaunt, daß er schneller, als ich gucken konnte, auf den größten Baum des Parks geklettert war. Das hätte ich dieser grotesk untersetzten Gestalt gar nicht zugetraut. Es war witzig ihn zu beobachten, denn er hatte etwas von einem Kind. Ich jedenfalls habe noch nie einen erwachsenen Mann gehört, der zu einem Vogel sagt:
"Flieg doch nicht weg, ich will dich doch nur ansehen!"
Natürlich flog der Vogel trotzdem weg, aber es war richtig süß, zu beobachten, wie er wie ein Kind herumkletterte und offensichtlich alles interessant fand, was er so auf dem Baum entdecken konnte. Ich fragte mich, ob er keine Angst hatte, daß sie ihn wieder einfangen oder ob er zu wenig Ahnung von der Welt hatte, um auf dieses Problem zu kommen.

Irgendwann hatte er genug von diesem Gespiele, kam wieder herunter und fragte mich, was ich denn normalerweise mache, wenn ich Spaß haben will. Ich sagte ihm, er solle mal mitkommen, ich wüßte einen Platz, an dem man in Ruhe reden kann und führte ihn durch eines der großen Abwasserrohre tief in die Kanalisation, an einen Ort wo die Überwachungsgeräte, mit denen Sklaven üblicherweise gechipt sind, nicht durchdringen. Er war offensichtlich ein sehr vertrauensselige Kerlchen, denn er kam mit, fragte aber warum diese Rohre gebaut worden waren und warum da so ein Stinkendes Zeug unten in einer kleinen Rinne war. Ich erklärte kurz die Funktion der Kanalisation.
"Ach so, ein Abwasserrohr, das haben wir in den Raumschiffen auch, aber warum ist es denn so groß?" fragte er.
"Das liegt am Regen. Wenn es regnet laufen diese Rohre bis oben hin voll. Man muß also aufs Wetter achten, wenn man diese Rohre verwendet." erklärte ich ihm.
"Regen war doch, wenn Wasser vom Himme fällt, oder?"
Ich bestätigte das und dann hielt er mir zu meinem Erstaunen einen Vortrag über Metereologie. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Das paßte nicht zu dieser offensichtlichen Naivität. Wir waren am Versteck angekommen und ich führte ihn durch den getarnten Eingang in den Raum, der mit allem Lebensnotwendigen ausgestattet war. Nachdem ich den Eingang wieder getarnt hatte, fragte ich ihn, ob er denn keine Angst hatte, daß man ihn wieder einfängt. Er sah zuerst überrascht aus, dann sagte er:
"Nein es ist alles ein bißchen anders. Aber du mußt keine Angst haben, wir sind auch Sklaven und wir wissen daß Freigeborene manchmal Sachen machen, wo jeder vernünftige Mensch wegläuft und sich versteckt, wenn er eine Möglichkeit dazu findet. Wir jagen euch nicht, sondern wir suchen richtige Lösungen, die für alle gut sind."
Ich fragte mich, was er damit sagen wollte.
"Hast du ein Aufnahmegerät?" fragte er mich.
"Nein." sagte ich und fragte mich, was die Frage sollte. Natürlich hatte ich keines dabei, denn jede Aufzeichnung stellte eine Gefahr dar, bei der Dinge herauskommen konnten, die niemand wissen durfte.
"Also gut, dann schenke ich dir eins. Ich habe bis jetzt nichts aufgenommen, weil auf der Aufnahme keine möglicherweise geheimen Dinge landen sollen. Das, was ich dir jetzt erzähle, ist nicht geheim, sondern es ist einfach, wie wir die Dinge anderen Sklaven erzählen. Wenn es jemandem in die Hände fällt, ist das also nicht schlimm. Du gibst die Aufnahme nachher deinen Freunden, damit sie wissen was ich dir erzählt habe." erklärte er.
Ich starrte ihn an und wußte gar nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich hatte doch gar keine Freunde erwähnt. Aber er holte ein Aufnahmegerät heraus, legte es zwischen uns und stellte es, da ich keine Bildaufnahmen wollte, auf nur Audio. Er fragte, wie viel Zeit wir für das Gespräch hätten und ich sagte, wenn es sein muß mehrere Tage.
"Gut dann gebe ich zuerst eine Kurzzusammenfassung und erkläre dann noch einmal alles ausführlich." antwortete er.

Die Kurzzusammenfassung konnte ich zuerst gar nicht glauben. Meinte er das ernst, daß sie ihre ganze Gesellschaft umgekrempelt hatten?

Kersti

Fortsetzung:
F2321. Silas XZB12-150-7: Wir hatten natürlich auch einen Plan für entflohene Sklaven

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben