erste Version: 9/2022
letzte Bearbeitung: 9/2022

Chronik des Aufstiegs - Mittelalter und frühe Neuzeit: Der versperrte Weg zur Gewaltenteilung

F2356.

Der Stallknecht sagte, ich solle zusehen, daß ich Land gewinne, ehe die Suche nach mir beginnt

Vorgeschichte: F2355. Kersti: D

Honorius erzählt:
Ich wurde immer wieder mit einigen Tagen oder Wochen Abstand herausgeholt, immer mit demselben Ergebnis. Beim zweiten mal, erzählte ich dem Bischhof von meinem Lichterlebnis. Aber ich muß ehrlich sagen, das war nur, um ihn zu ärgern. Ich wußte nämlich, daß er einerseits immer behauptete, er würde nicht an so etwas glauben und das wäre Ketzerei. Andererseits, so war mir bald klar geworden, beneidete er mich um meine regelmäßigen spirituellen Erfahrungen. Und daß ich ihm damit klar machte, daß seine Foltern und seine Bosheiten mich nicht beeindrucken konnten, jedenfalls nicht annähernd so sehr wie diese Erlebnisse, war das Sahnehäubchen. Moralisch einwandfrei kann man diesen Grund, von meinen Erlebnissen zu erzählen, jedenfalls nicht nennen!

Und ich muß ehrlich sagen, ich wurde immer wütender. Jedenfalls spuckte ich ihm schließlich ins Gesicht, als er mich zum wahrscheinlich hundersten mal fragte, ob ich es mir überlegt hätte. Und dann hat er mich regelrecht vergewaltigt und ich hatte natürlich nach all den Foltern, wo ich oft gedacht hatte, jetzt sterbe ich endlich, nicht die Kraft, mich zu wehren. Und scheußlich weh getan hat es auch noch. Außerdem begann ich dann auch noch zu weinen, einfach weil ich da gar nichts gegen tun konnte.

Er ließ mich wieder in den Kerker werfen, natürlich nicht, ohne mich wie üblich noch eimal foltern zu lassen. Dann erwachte ich, weil mich jemand auf den Armen trug und seltsamerweise fühlte sich dieses tragen irgendwie fürsorglich an. Ich hörte meinen Hengst wiehern und öffnete die Augen. Es war Nacht und ich war irgendwo im Freien. Der Mann, der mich getragen hatte, war einer der Stallknechte, der mich fragte, ob ich jetzt endlich wieder wach wäre und daß es ihm leid täte, daß es so lange gedauert hätte, bis er einen Weg gefunden hätte, mich da rauszuholen. Ich solle jetzt zusehen, daß ich Land gewinne, ehe die Suche nach mir beginnt.

Jetzt war ich richtig wach. Er hob mich in den Sattel und schnallte mich dort mit den Riemen fest, die dazu gedacht sind Gepäck oder verletzte Reiter am Sattel festzuschnallen, damit sie nicht runterfallen. Ich bedankte mich und sagte ihm, daß ich das schon schaffe, schließlich wurde der Hengst auf mich aufpassen. Außerdem sagte ich ihm, er solle zusehen, daß er nicht unnötig lange in meiner Nähe ist, damit sie ihn nicht einsperren und wenn es doch Probleme gibt, solle er zu meinem Vater fliehen und ihm erzählen, was er über mich wüßte.

Ich ritt jedenfalls los, nicht nach Hause zu meinen Eltern, weil das ein zu offensichtliches Fluchtziel wäre, sondern zu anderen Verwandten in Südrankfreich. Lange bevor ich dort ankam, verlor ich jedoch die Besinnung, denn der Ritt hätte einige Tage gedauert und ich war viel zu schwach, um so lange wach zu bleiben.

Kersti

Fortsetzung:
F2357. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben