Reinkarnationserinnerung - Katzenärzte

FG2.

Wehrlos

Meine Mutter war eine wunderschöne grauweiß gestreifte Katze. Sie sah unseren Spielen zu, erzählte uns telepathisch was sie von anderen Katzen telepatisch gelernt hatte und schärfte uns ein, es uns gut zu merken.

"Wir haben keine Technik wie die Menschen, denn unsere Pfoten sind nicht geeignet, um so etwas kompliziertes zu bauen. Aber wir sind klüger als sie und nur durch Liebe, Wissen und Weisheit können wir hoffen, Menschen dazu zu bewegen, daß sie tun, was wir wollen."

Ihr Wissen stammte zum größten Teil aus den Wäldern in denen sie aufgewachsen war. Ihr späteres Leben hier in kleinen Käfigen hatte wenig Gelegenheit zum Lernen geboten, so daß sie uns nicht das lehren konnte, was wir gebraucht hätten.

So gab sie mir nur die Sicherheit mit, daß sie zumindest jedes von uns vier gleichaltrigen Katzenjungen so liebte, wie wir waren. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie uns gegen jeden und alles beschützt. Doch die Menschen hatten ihr Zähne und Krallen herausoperiert und ihr jedes Kind geraubt, das sie bisher zur Welt gebracht hatte.

Als wir das Alter erreichten, in dem sie die Kinder normalerweise aus dem Käfig holten, wurde sie mit jedem Tag nervöser und gereizter, fauchte jeden Menschen an, der sich dem Käfig näherte und hätte ihnen am Liebsten allen die Augen ausgekratzt. Mutter achtete sehr darauf, daß wir immer im selben Teil des Käfigs blieben wie sie. Dennoch fanden sie nach Tagen einen Zeitpunkt, wo ich kurz in einem anderen Abteil war - nur für eine Sekunde - und eine Falltür schloß sich automatisch. Ich ging hin und versuchte sie hochzuschieben, obwohl ich längst wußte, das das nicht gehen würde. In dem Augenblick fiel eine zweite Falltür herunter. Ich versuchte auch diese Tür erfolglos hochzuschieben. Dann kehrte ich in die Mitte des zur Falle gewordenen Käfigteils zurück, setzte mich hin und überlegte. Eigentlich war es ein Gang zwischen den beiden großen Räumen, zwischen denen wir täglich mehrfach hin und herwechseln mußten, weil in einem Klo und Trinkwasser, im anderen das Fressen zu bekommen war. Jetzt aber war es in beide Richtungen abgesperrt, so daß ich nicht mehr als drei Schritte gehen konnte. Eine ausgewachsene Katze hätte sich kaum rühren können.

Von meiner Mutter wußte ich, daß sie den Gang mit mir zusammen wegnehmen und durch einen anderen Gang ersetzen würden. Danach würde ich an einen schrecklichen Ort gebracht, an dem sie mir Zähne und Krallen abschneiden würden. Ich dachte mir, daß ihnen das nur gelingen konnte, wenn sie den Käfig aufmachten. Dabei könnte ich sicher eine Gelegenheit zur Flucht finden. Ich legte mich sprungbereit hin, wie man das macht, wenn man auf eine Beute wartet und beruhigte meine Gedanken so weit, daß die Menschen meine Absicht zu fliehen nicht würden spüren können.

Etwas später kam eine Menschenfrau, schob einen Rollwagen unter den Gang und löste die Verbindung zu den festen Käfigteilen. Dann schob sie mich damit zur Seite und fügte einen anderen Gang dort ein. Während der ganzen Zeit schimpfte meine Mutter mit ihr. Die Menschenfrau ärgerte sich lediglich darüber, wieviel Krach meine Mutter machte. Ich blieb liegen, beobachtete den Vorgang schweigend, entnahm dem Geist der Frau, wieso sie welchen Handgriff tat und merkte mir jede Bewegung. Von außen konnte nämlich auch eine Katze den Käfig aufmachen. Dann wurde ich mit dem Käfig in den Operationsraum gerollt. Auch dabei merkte ich mir jede Einzelheit des Weges. Vielleicht könnte ich dann mit meiner Familie fliehen, wie das eine andere Katze schon getan hatte.

Die Frau entriegelte einen Hebel oben am Käfigdach und schob die oberen Stangen nach unten, bis ich am Käfigboden eingeklemmt war. Mist. Davon hatte noch niemand berichtet! Dann befestigte sie meinen Hals mit einem U-Förmigen Eisen am Käfigboden und entfernten den Rest des Käfigs. Scheiße. Ich konnte mich kaum noch rühren. Dann packten sie meine beiden rechten Beine, drehten mich auf den Rücken und jemand anders schnappte die beiden linken Beine. Innerhalb von Sekunden war ich auf den Rücken, mit allen Beinen von mir gespreizt gefesselt.

Sie nahm ein Messer, schnitt die Hoden ab und verschloß die Wunde mit einem Heilstrahler. Es fühlte sich an, als würde der gesamte Körper durchbohrt. Danach nahmen sie eine nach der anderen meine Pfoten und schnitten die Krallen heraus. Zum Schluß zogen sie mir mit einer Zange die Zähne.

Der Käfig wurde wieder auf seiner Bodenplatte befestigt, dann erst befreiten sie meine Pfoten.
"Siehst du, es war doch gar nicht so schlimm. Es ist ja schon vorbei. Du wirst sehen, bald tut es nicht mehr weh."
Obwohl ich die Worte nicht kannte, hatte ich doch ihre Bedeutung begriffen. Wütend fauchte ich die Frau an. Wie kam sie dazu, so einen Schwachsinn zu reden? Ganz abgesehen davon, daß ich noch nie so schreckliche Schmerzen gehabt hatte, hatte sie mich kastriert und das ist ein ganzes Leben lang schlimm. Wer vorübergehende Schmerzen wichtiger nimmt, als daß er für den Rest seines Lebens verkrüppelt ist, leidet wirklich unter einer bemitleidenswerten Verwirrung des Geistes.

Dann ließ sie mich allein. Wimmernd rollte ich mich zusammen und schlief ein.

Kersti


FG3. Kersti: Folgendes: Der Alte
FG1. Kersti: Voriges: Verkauf an die Klinik
FEI. Kersti: Inhalt: Katzenärzte
V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
Forum: Kersti: Erinnerungen an frühere Leben und Reinkarnation
Sonstiges
Kersti: Hauptseite
Kersti: Suche und Links
Kersti: Über Philosophie und Autorin dieser Seite

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/     E-Mail an Kersti
Ich freue mich über jede Art von Rückmeldung, Kritik, Hinweise auf interessante Internetseiten und beantworte Briefe, soweit es meine Zeit erlaubt.