Reinkarnationserinnerung - Katzenärzte

FG14.

Hoffnung

Plötzlich hielt er an. Ein anderer Mann war da. Eine freundliche, ruhige, gesunde Ausstrahlung. Erwachsen, ohne alt oder krank zu sein. Etwas, was ich selten sah. Ich hob den Kopf und sah ihn an.
"Miau?" fragte ich ihn, was er wolle.
Er war zu uns gekommen, weil er in meinem Menschen einen alten gütigen Mann gesehen hatte, der sehr liebevoll mit seiner Katze umging. Er redete über Katzen die in Kliniken umgebracht werden, um alte reiche Männer am Leben zu erhalten und daß er so etwas nie übers Herz bringen würde. Seine Bilder von der Klinik waren viel schöner als die Wirklichkeit. Mein Mensch sagte, daß er Heiler ist und alle Heiler ihre Katzen lieben. Daß die Klinikleitung schuld ist. Der Fremde erzählte von anderen Katzen, die er zuhause hatte - in einem Käfig, aber groß genug um darin zu klettern mit Bäumen. Eine Mutter mit drei Kindern. Ich dachte daran, daß ich keine bekommen kann, weil sie mich kastriert hatten und war traurig. Mein Mensch erinnerte sich, wie ich auf seinem Bett schlief, gar nicht eingesperrt, dann stellte er sich die Klinik als großen Käfig vor, viel schlimmer als der von den Katzen des Fremden.

Dann sprach der Fremde von einem kranken Menschenkind, sein Kind, von Heilung und daß er sich nicht getraut hatte, darum zu bitten, weil er nicht wollte, daß Menschen und Katzen dafür zu Tode gequält wurden. Er erzählte von bei ihm wohnen, das Mädchen heilen und bei den anderen Katzen schlafen. Mein Mensch fühlte so heftige Hoffnung, daß er völlig in Verwirrung geriet und mich im Geiste fragte, was er tun sollte. Ich sah den Fremden an, sah seine Unsicherheit, ob wir sein Angebot annehmen würden und seine Güte und ich legte meinen Kopf in seine Hand und rieb ihn daran, um zu zeigen, daß ich ihm vertraute. Mein Mensch nahm deshalb das Angebot an.

Doch zuerst mußten wir zurück in die Klinik, weil der Fremde erst mit der Klinikleitung sprechen mußte. Wir mußten dort wieder ganz normal arbeiten und hörten nichts von ihm. Wir dachten, daß er uns bestimmt vergessen hatte. Wir redeten mit niemandem darüber.

Drei Wochen später nach der Arbeit wurden wir zum Ausgang gerufen und der Fremde wartete dort auf uns. Ich begrüßte ihn erfreut und erstaunt. Wild erwachte neue Hoffnung in mir. Er streichelte mich fahrig. Er war absolut erschüttert, verwirrt und traurig. Ich schnurrte für ihn, versuchte ihn zu trösten und zu beruhigen. Schließlich fragte er meinen Menschen:
"Bist du wirklich erst achtzehn?"
"Ja." antwortete mein Mensch mit einem leichten Lächeln, denn es amusierte ihn, daß selbst Menschen, die theoretisch wissen, was in der Klinik abläuft, es nicht fassen können, wenn sie es sehen.

Wir fuhren in einem Auto. Ich hatte vorher noch keins gesehen, aber mein Mensch kannte es und weil er es sagte, stieg ich hinten in einen gepolsterten Käfig, obwohl ich lieber auf seinem Schoß mitgefahren wäre. Er meinte, es wäre sicherer so. Zuerst fuhr das Auto über Straßen, wo alles laut war und durcheinander ging. Schon nach wenigen Minuten war ich durch den Krach so verwirrt, daß ich mich zusammenrollte und meinen Kopf in meinem Fell vergrub, weil ich von diesem Chaos Kopfschmerzen bekommen hatte. Ich hatte Angst und wünschte mir, ich wäre auf dem Schoß meines Menschen und er würde mich streicheln.

Dann waren wir in einer dunklen Garage, Licht wurde angemacht. Ich durfte austeigen und meinen Menschen reiten. Wir gingen hoch in Räume, die größer waren als alle, die ich kannte. Mein Mensch trug mich zu einem großen warmen Bett und wir schliefen bis zum nächsten Mittag, denn niemand weckte uns. Danach schnurrte ich für ihn, heilte ihn und ließ mich solange streicheln, wie ich wollte.

Abends erst gingen wir ins Wohnzimmer, wo der Herr war und uns von einer jungen unsicheren Menschenfrau sofort ein Frühstück servieren ließ. Ich aß es auf. Dann schaute ich mir den Herrn, bei dem wir jetzt wohnten, genau an. Aus den Gedanken meines Menschen wußte ich, daß er "Herr" hieß, weil wir ihm jetzt gehörten, und daß er alles mit uns tun konnte, was er wollte. So wie vorher die Klinikleitung mit uns getan hatte, was sie wollte und das war nicht gut gewesen. Er wollte, daß es uns gut ging. Mir wäre es lieber gewesen, wenn kein Mensch solche Entscheidungen hätte über uns treffen können - so wie im Wald, von dem meine Mutter immer erzählt hatte. Aber wenn wir schon einen Herrn haben mußten, war es gut, daß wir ihn hatten wählen können.

Kersti


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FGI. Kersti: Inhalt: Katzenärzte
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