Reinkarnationserinnerung - Mein Leben zu Jesu Zeit

K43.

Das Licht ist Gott

"Er hat dir den Weg zu Gott versperrt, indem er sich selbst als Gott ausgegeben hat. Kannst du ihm das verzeihen?"
Jesus fühlte in sich hinein und versuchte, die durch seinen Zorn auf seinen Vater gebundene Energie(VA180. Definition Eso) freizugeben. Es gelang ihm nicht.
"Nein." antwortete er.

"Bitte Gott um Hilfe." sagte ich.
"Ich kann nicht. Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll!" sagte er unsicher.
"Du bist doch ausgebildeter Heiler. Nicht wahr?"
"Ja."
"Kannst du Wunden schließen?"
"Ja."
"Wie machst du das?"
"Ich rufe das Licht um Hilfe und es kommt und heilt." in seiner Stimme schwang ein Gefühl von tiefer Andacht, ja Seligkeit mit.
"Das Licht ist Gott. Oder zumindest das, was wir in dieser Welt noch von seiner unendlichen Schönheit wahrnehmen können. Bitte das Licht um Hilfe." wies ich ihn an.
Er ging in sich und seine Aura begann dermaßen hell zu strahlen, daß ich mein inneres Auge geblendet abwandte. Ich atmete auf.
"Ich habe das Licht gebeten." sagte er und seine Augen strahlten voll einer Freude und Rührung - so als könnte es so etwas nicht geben, wie er eben erlebt hatte "Es war gut. So kann ich verzeihen."

"Gut. Und jetzt erzählst du weiter."
"Du bist gnadenlos." sagte Jesus.
"Ich hatte mal eine Lehrer. Der war auch gnadenlos. Nichts hat mir im Leben so weitergeholfen, wie seine Lehren. Jesus Arid." ich lächelte.
"Jesus Arid? Ein wunderbarer Mensch. Aber du hast recht. Er ist wirklich manchmal gnadenlos."
"Er war offensichtlich nicht gnadenlos genug, was deine Vergangenheit anging." entgegnete ich hart.
Jesu weiches Lächeln zeigte, daß er sich an etwas Schönes erinnerte. Ich wartete, bis sich das Lächeln etwas verlor, gegenwärtiger wurde und sagte:
"Du wolltest mir eine Geschichte erzählen."
Jesus wurde wütend, nahm sich dann aber zusammen und begann zu erzählen:
"Ich kam in eine Schwertkampfschule. Ich wurde nicht ganz umgebracht. Aber halb... " *Mein Gott, was seinen Vater angeht, ist Jesus aber vollkommen aus dem Gleichgewicht.* dachte ich.

Plötzlich fuhr Jesus zusammen, ging in eine Ecke des Zimmers und lehnte sich dort mit dem Gesicht zur Wand an. In regelmäßigen Abständen zuckte er am ganzen Körper zusammen.
"Jesus?" sprach ich ihn an.
Er sank in die Knie. Das Zucken ging unverändert weiter. Beunruhigt trat ich zu ihm hin, legte meine Hände auf seine Schultern und nahm telepatisch mit ihm Kontakt auf. Sein Körper wurde in regelmäßigen Abständen durch starke Schmerzimpulse geschüttelt, die das Nervensystem so durcheinanderbrachten, daß Jesus die Kontrolle über seinen Körper verloren hatte. Er wurde also über Funk gefoltert. So sah es also von außen aus... bisher hatte ich es nur an mir selbst gespürt.

Ich spürte Jesu Geist als starken, ruhigen Beobachter im Hintergrund. Er wartete geduldig das Ende ab der Schmerzen, ohne sie gefühlsmäßig zu bewerten. Ich blieb in Verbindung, fühlte die Schmerzen mit und wartete ebenfalls ab. Nach zehn Minuten hörte es auf. Es dauerte weitere zehn Minuten, bis Jesus seinen Körper so unter Kontrolle hatte, daß er wieder aufstehen konnte. Jesus weinte vor Schmerzen.

Ich fragte ihn, was geschehen sei.
*Mein Vater hat mich bestraft.* antwortete Jesus. Ich sah ihn nur fragend an.
*Ich sollte es nicht erzählen.* erklärte Jesus.
Ich nickte:
*Dann erzähle es in der Gedankensprache.*
Jesus Gesichstausdruck war malerisch. Verblüffung, Ärger und Schmerz gemischt. Dann fing er sich wieder und sagte:
*Gut.

Ich kam also in die Schwertkampfschule, die ein paar hundert Schüler hatte.

In der ersten Woche sah ich, wie ein zwölfjähriger Anfänger, der etwas kleiner, schwächer und ungeschickter war, als seine gleichaltrigen Klassenkameraden nach einigen Wochen der hoffnungslosen Kämpfe schließlich aufgab, sich zusammenkauerte und die Prügel ohne Gegenwehr über sich ergehen ließ. Das erste und zweite mal wurde er nur bewußtlos geprügelt und erhielt dann eine Moralpredigt. Beim dritten mal wurde er so lange verprügelt, bis er schließlich tot war.
"Merkt euch das." sagten die Lehrer zu uns anderen. Dennoch gaben bald darauf ein zweiter und ein dritter auf und wurden zu Tode geprügelt.

Die anderen Jungen waren mindestens doppelt so alt wie ich und es war außerdem üblich, die kleinen ganz besonders zu verprügeln. Ich hatte keine Chance gegen die anderen. Aber es lohnte sich, trotzdem zu kämpfen. Das war die einzige Möglichkeit, wie ich mir Achtung erringen konnte. Und ich kämpfte, solange ich noch einen Finger rühren konnte. Ich gab nie auf, bevor ich vor Erschöpfung die Besinnung verlor oder das Ende des Kampfes angesagt wurde. Ich kann nicht sagen, wieviele Schläge ich damals einstecken mußte. Es ist aber auch nicht meine Art, einfach aufzugeben. Ich meine, richtig aufzugeben, statt einen besseren Zeitpunkt zum Handeln abzuwarten.

Als achtjähriger konnte ich mich gegen die zwölfjährigen Anfänger durchsetzen, als neunjähriger gegen Erwachsene. Dann, gerade als die Lage für mich erträglich wurde, war mein Vater der Ansicht, daß ich auch dort genug gelernt hätte und riß mich wieder fort. Er brachte mich zu einem Heiler in der Wüste.* Langsam wunderte es mich überhaupt nicht mehr, daß Jesus als zwölfjähriger am Rande des Wahnsinns gestanden hatte. Viel verwunderlicher war, daß er diese ganzen sechs Jahre in der Schwertkampfschule weitergekämpft hatte. Jeder halbwegs normale Mensch hätte irgendwann aufgegeben. Na ja - nach der Definition bin ich auch kein normaler Mensch.
"Hast du ihm das verziehen?"
"Was heißt hier verzeihen? Zuerst war ich wütend, aber es war das einzige mal in meinem Leben, daß mein Vater eine wirklich gute Entscheidung für mich getroffen hat. Der Heiler war der wichtigste Lehrer, den ich je hatte."

*Mein Gott, dein Vater muß dich ja geradezu hassen.*
*Nein. Mein Vater liebt mich. Auch wenn man es nicht glauben möchte, wenn man sich anschaut, wie er mit mir umgeht. Ich glaube, es ist nicht nur für mich, sondern auch für ihn ein großes Unglück, daß er die Macht hat, jeden Schritt von mir zu überwachen, so daß ich mich nicht genug von ihm befreien konnte, um innerlich ein wenig über den Dingen zu stehen und ihm einigermaßen anständiges Verhalten abverlangen zu können.* sagte Jesus.
*Woher weißt du, daß er dich liebt?* fragte ich.
Mir wurde klar, daß das stimmen mußte. Es hatte drei, vier Augenblicke gegeben, in denen Jesu Vater Dinge vom hochgeweihtem Rat gefordert hatte, von denen er wußte, daß sie Jesus eine Freude machen würden. Er hatte jedoch auch immer verlangt, daß Jesus nicht erfährt, wer ihm diese Freude machte. Begründung: "Er soll bloß nicht denken, daß das eine Belohnung ist."
Jesus bekam meine Gedanken mit und lächelte glücklich über diesen Liebesbeweis, von dem er noch nichts gewußt hatte.
*Es gibt ein paar Hinweise darauf. Einmal hat er es mir sogar direkt gesagt.* dachte Jesus.
*Das ist überraschend. Der Mann tut so, als wäre seine Liebe zu dir etwas, für das er sich schämt und das er deshalb möglichst geheimhalten muß.*
*Ich habe ihm einmal auf den Kopf zugesagt, daß es so ist. Da hat er es mir bestätigt. Mein Gott, in meinem ganzen Leben habe ich nur fünf richtige Gespräche mit ihm geführt, sonst hat er sich nur durch Drohungen mit mir unterhalten.*

An dem Tag meldete mit Johannes, daß ich wie besprochen die Burg mit Jesus verlassen und in die Wüste hinausziehen sollte. Ich atmete zutiefst erleichtert auf. So waren wir wenigstens außeralb der Reichweite der ganzen Kinder, die hereinkommen und Jesus mit irgendeiner dummen Bemerkung aus dem Gleichgewicht bringen könnten.

Kersti


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