Reinkarnationserinnerung - 13 Hexen

M2.

Kirchgang

Als am Sonntag die Glocken läuteten, sprang ich auf und zog mich an, um in die Kirche zu gehen.
"Kind, was tust du?" fragte mich die Hexe.
"Ich gehe in die Kirche."
"Hexen gehen nicht in die Kirche." sagte sie.
"Ich will es aber!" widersprach ich.
Den Pfarrer mochte ich nämlich sehr.
"Nun gut. Du mußt deine eigenen Erfahrungen machen. Geh nur, Kind."

Fröhlich lief ich hinunter zur kleinen Dorfkirche.

Ich begegnete dem Pfarrer unterwegs. Er sah mich erstaunt an.
"Was machst du denn hier? Ich dachte, du kommst jetzt nicht mehr, wo du bei der Hexe wohnst."
"Doch, ich gehe doch gern zur Kirche. Weil du immer so lieb bist."
"Dann komm nur schön regelmäßig, Kind. Vielleicht wird das deine Seele retten."
Ich wunderte mich, warum er sich plötzlich Sorgen um meine Seele machte. Gott war doch allwissend. Er wußte, daß ich lieb bin. Und die Hexe ist auch lieb. Aber das wußte vielleicht der Pfarrer nicht. Erwachsene sind manchmal schrecklich dumm.
"Weißt du, eigentlich ist die Hexe lieb. Aber sie sagt immer, daß die Pfarrer kommen und sie verbrennen wollen. Deshalb traut sie sich bestimmt nicht in die Kirche. Ich habe früher auch geglaubt daß die Hexe kommt und mich in den Backofen steckt. Da habe ich mich auch nicht zur Hexe hoch getraut."
Der Pfarrer sah mich ganz merkwürdig an. Dann sagte er:
"Kind, es gibt wirklich Pfarrer, die Hexen verbrennen lassen. Aber ich habe von unserer Dorfhexe bisher nichts Böses gehört. Sie hat eine solche Strafe bestimmt nicht verdient."
Ich starrte den Pfarrer fassungslos an. Ich hatte geglaubt, das wäre genauso ein Märchen, wie die Sache mit dem Backofen.

Die Hexe wunderte sich, als ich heimkam und erzählte, wie schön es in der Kirche war. Als ich sie fragte warum, erzählte sie:
"Meine Mutter hat mir verboten, in die Kirche zu gehen. Deshalb war ich schon vierzehn, als ich doch einmal heimlich zur Kirche gehen wollte. Die Leute haben mich mit Steinen beworfen und verjagt, und der Pfarrer hat mich verflucht."
"Aber das kann doch nicht sein, unser Pfarrer ist doch lieb!" sagte ich.
"Kind, das ist lange her, damals war jemand anders Pfarrer."
Ich war beruhigt.

Kersti


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