O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.

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O5.34

2.1 Platzbedarf pro Tier

2.2 Faktoren die die Mindestgröße der zum Arterhalt notwendigen Population bestimmen

2.2.1 Arten der Vermehrung

2.2.1.1 Parthogenetische Fortpflanzung

2.2.1.1.1 Kleiner Rauchsackträger (Psyche casta) und Dreikant- Zwergsackträger (Dahlica triquetrella)


Männchen

Raupe

Weibchen
Sackträger sind kleine Nachtfalter deren Raupen wie die Köcherfliege einen Köcher aus kleinen Steinchen oder Ästchen tragen. Bei einigen Arten wie beispielsweise beim Kleiner Rauch-Sackträger (Psyche casta)r ist das Weibchen nach der Metamorphose immer noch ungeflügelt und sieht ähnlich wie eine Raupe aus.


Weibchen des Dreikant-Zwergsackträgers (Dahlica triquetrella)
Beim Dreikant-Zwergsackträger (Dahlica triquetrella) gibt es drei Formen. Die seltene Form die in den Gebieten der Alpen lebt, die während der letzten Eiszeit eisfrei geblieben sind, hat noch Männchen.

Die anderen beiden Formen pflanzen sich parthogenetisch (ohne Männchen) fort und bilden keine Männchen mehr aus.1. S.40

2.2.1.1.2 Partogenetische Fortpflanzung braucht wenig Individuen zum Arterhalt

Wenn ein weibliches Tier kein Männchen mehr braucht, um sich fortzupflanzen, reicht ein einzelnes Tier aus, um daraus einen Bestand aufzubauen oder um ihn über einen Bestandzusammenbruch hinweg zu erhalten.

Wenn sich eine Art geschlechtlich fortpflanzt, wie die meisten höheren Tiere und Pflanzen das tun, sind jedoch oft schon zwei Individuen zu wenige, um die Art zu erhalten, da sie sich eventuell gegenseitig nicht mehr finden, wenn zu wenige Individuen auf einer großen Fläche verteilt sind.

2.2.1.1.3 Wenn die Partner sich nicht mehr finden: Elefantenschildkröte der Insel Hood

Von den Elefantenschildkröten (Geochelone hoodensis) der Insel Hood (auch Espagnola; Galápagosinseln) gab es nur noch etwa 20 Tiere. In freier Natur haben sie einander nicht mehr gefunden, weil sie zu weit auseinander lebten. Deshalb haben sie sich nicht mehr fortgepflanzt. Daraufhin brachte man 1972 12 Weibchen und 2 Männchen auf die Darwin-Station in ein Gehege wo sie sich fortpflanzten so daß bis 1980 80 Jungtiere schlüpften, von denen 1980 die ersten 19 Exemplare wieder auf Hood ausgesetzt wurden.2. S.105f, S.108f

 

Übersicht: Z98. Ordnung: Schildkröten (Testudinata, Chelonia), Z98. Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata), Z94. Reich: Tiere (Animalia), Domäne: Einzeller (Eukaria), Lebewesen

O5.10 Übersicht Galápagosinseln

 

2.2.1.2 Angeborenes Inzestabu

Während alle Geparden (Acinonyx jubatus) genetisch nahezu identisch sind, haben manche Arten offensichtlich ein angeborenes Inzesttabu:

Wölfinnen (Canis Lupus) paaren sich nicht mit ihren Wurfgeschwistern.
Nachdem es auf der Isle Royale mit einigen Schwankungen lange etwa 20 Wölfe gegeben hatte, hörten sie dann aus ungeklärten Gründen auf sich fortzupflanzen. Bei einer Untersuchung wurde festgestellt daß die Wölfe der Insel inzwischen genetisch nahezu identisch waren. Zimen nimmt deshalb an, daß das auf ein angeborenes Inzesttabu zurückzuführen sei.3.

 

Übersicht: Ordnung: Raubtiere (Fissipedia), Unterklasse: Echte und höhere Säuger (Eutheria, Placentalia, Monodelphia), Klasse: Saügetiere (Mammamlia), Z98. Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata), Z94. Reich: Tiere (Animalia), Domäne: Einzeller (Eukaria), Lebewesen

 

Präriewühlmäuse werden erst durch den Duft eines Männchens paarungsbereit - sofern es sich nich um den eigenen Vater oder Bruder handelt. Auch das ist ein angeborenes Inzesttabu.

 

Übersicht: Nagetiere (Rodentia), Unterklasse: Echte und höhere Säuger (Eutheria, Placentalia, Monodelphia), Klasse: Saügetiere (Mammamlia), Z98. Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata), Z94. Reich: Tiere (Animalia), Domäne: Einzeller (Eukaria), Lebewesen

 

Auch bei Menschen gibt es neben kulturell verankerten Inzestabus auch ein angeborenes Inzesttabu.

So kommt es in den Kibbuzzim Isreals fast nie vor, daß Kinder die in derselben Kindertagesstättengruppe wie Geschwister aufgewachsen sind einander heiraten. in den unter 1% Fällen, wo das doch geschieht, kam einer der Ehepartner nach dem sechsten Lebensjahr in die Gruppe4. S.195f, 5.. Bei arrangierten Ehen von Chinesen in Taiwan, bei denen der Frau schon als Kleinkind in die Familie ihres Ehepartners kommt, verweigern die Partner später oft den Vollzug der Ehe5..

Eine zweite in diese Richtung weisende Untersuchung wurde folgendermaßen durchgeführt:
Männer bekamen T-Shirts die sie einige Tage ununterbrochen ohne sie zu waschen tragen sollten. Aus diesen T-Shirts wurden Stoffquadrate ausgeschnitten und Frauen zu riechen gegeben. Die Frauen wählten immer die Quadrate derjenigem Männer als die am angenehmsten riechenden aus, deren Besitzer das Immunsystem hatten, das am stärksten von dem der Frau abwich. (Die Geruchsstoffe werden durch diesselben Gene gebildet wie die Antikörper.)

 

Übersicht: Verwandtschaft der heutigen Menschen untereinander, Menschenartige (Homo), Menschenaffen (Hominoide), Altweltaffen, Affen (Primates), Unterklasse: Echte und höhere Säuger (Eutheria, Placentalia, Monodelphia), Klasse: Saügetiere (Mammamlia), Z98. Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata), Z94. Reich: Tiere (Animalia), Domäne: Einzeller (Eukaria), Lebewesen

2.2.1.3 Parthogenetische Fortpflanzung, geschlechtliche Fortpflanzung und Inzesttabu in Bezug auf Evolution

Die obigen Fakten legen die Vermutung nahe, daß Arten, die sich parthogenetisch fortpflanzen, bessere Chancen hätten, auf Inseln erhalten zu bleiben. Das trifft aber nur beschränkt zu: Einzelindividuen einer Population die durch Parthogenetische Fortpflanzung entstanden ist, sind mit dem Muttertier identisch, statt durch geschlechtliche Fortpflanzung neue Genkombinationen zu erhalten. Dadurch kann sich die Art evolutionär kaum noch an Umweltänderungen anpassen. Deshalb ist parthogenetische Fortpflanzung eine evolutionäre Sackgasse. Daß bei einigen Arten ein angeborenes Inzesttabu besteht, erhöht die genetische Variablität dieser Arten und damit ihre evolutionäre Anpassungsfähigkeit.

So lange die Lebensbedingungen so bleiben, wie es für diese Art ideal ist, ist das kein Problem. Auf dem Festland verschiebt sich bei großflächigen Klimaänderungen dadurch das Verbreitungsgebiet der Art entsprechend. Auf Inseln wird diese mangelnde Anpassungsfähigkeit einer Art dagegen viel schneller zum Verhängnis, da sie nicht so einfach woanderhin ausweichen können.

2.2.2 Bestandsschwankungen

2.2.3 Konkurrenz durch Arten mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen

 
Inhalt

Quelle


O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.
Z115. Inseln und Kontinente (alphabethisch)
Z103. Alphabetische Liste der Namen der Tiere auf latein, Z104. deutsch

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.