O7.1 Kersti: Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu Nahtodeserfahrungen (Quellen hierzu)
O7.10 Kersti: Psychologie der Nahtodeserfahrung

ausgegliedert aus O7.10: 1/2009
letzte Überarbeitung: 1/2009

O7.34

Unterschiede zwischen Nahtodeserfahrungen und Halluzinationen

Definition des Wortes Halluzination

Bei einer Halluzination wird etwas als real empfunden, obwohl kein entsprechender äußerer Sinnesreiz vorliegt. Das Wahrgenommene gilt deshalb als Sinnestäuschung. Zu allen Sinnesorganen gibt es auch Sinnestäuschungen. Es gibt komplexe Halluzinationen, die gegenständlich sind und komplexeren Informationsverarbeitungsprozessen zugeschrieben werden. Daneben hat Heinrich Klüver für optische Halluzinationen einfache Halluzinations-Grundmuster festgestellt, bei denen es sich um abstrakte Formen wie Gitter, Tunnel und Spiralen handelt. Ihre Entstehung wird dem Auge selbst, der Nervenverbindung zwischen Augen und Gehirn und der primären Sehrinde zugeschrieben. 1.6, 1.8, 1.9, 3.3 S.217-218, 4.5

Mögliche Erklärungen für das Auftreten von Halluzinationen in der Nähe des Todes

Erste Vergleiche mit Halluzinationen sind schon in der Frühzeit der Nahtodforschung angestellt worden. Ein Hauptvertreter dieser These ist Ronald Siegel, der den Auszügen aus Nahtodeserlebnis-Berichten jeweils Sequenzen aus Halluzinations-Erfahrungen gegenüberstellt, die im Wortlaut vergleichbar sind. Daraus schließt er, dass es sich auch bei Nahtoderfahrungen um ein halluzinatorisches Phänomen handele. Siegel die Bilder der Nahtodeserlebnisse ebenfalls in einfache und komplexe Halluzinationen ein. Die einfache Bildlichkeit bestehe aus Tunnel, hellen Lichtern und Farben sowie geometrischen Formen. Zu den komplexen Bildern zählt er die Personen, religiösen Gestalten und Himmels- und Höllenlandschaften. 3.3 S.217-218

Für Halluzinationen in Todesnähe sind verschiedene Ursachen denkbar: psychedelische Drogen, Anästhetika, Fieber, erschöpfende Krankheiten, Verletzungen und Unfälle sowie die mit dem Sterben verbundenen emotionalen und psychischen Prozesse. 3.3 S.218

Bei einem degenerierenden Organismus könnte die äußere Aufmerksamkeit auf eine Hinwendung zum inneren Erleben verlagert werden. Am Totenbett, könne die Liegeposition als auch die Angst bei blockierter Wahrnehmung - wozu schon das Schließen der Augen für zehn Minuten gehören kann - die berichteten Eindrücke hervorrufen. Bei einer Bedrohung, auch durch den Tod, würde zuerst die Phantasie geweckt, die das Individuum weg von seinem kranken oder funktionsunfähigen Körper hin zu einer illusorischen nachtodlichen Welt führe, in der der Körper gesund und intakt sei. Diese Abwehrreaktion sei schon von Menschen bekannt, die nach einer Amputation ihre fehlenden Gliedmaßen auf diese Weise wieder herstellen. Der erhöhte Realitätssinn ist nach Siegel eine eben noch stärkere Wahnvorstellung: "Auf der Höhe der halluzinatorischen Empfindung beschreiben sich die Betroffenen häufig als Teil der Bilderwelt. An dieser Stelle hörten sie auf, Gleichnisse in ihren Berichten zu verwenden, und behaupteten, die Bilder seien real. Dieser Punkt markierte den Übergang von der Pseudohalluzination zur Halluzination." Nach Siegels Ansicht könnten Phänomene wie die Depersonalisation und die Erinnerung an das Geburtserlebnis eine Erklärung der Nahtoderfahrungen bieten. 3.3 S.218

Argumente gegen die Erklärung der Nahtodeserfahrungen durch Halluzinationen

Halluzinationen sind individuell sehr unterschiedlich, dagegen bestehen alle Nahtodeserlebnisse aller Kulturen aus den gleichen Grundelementen. 1.6, 1.8, 1.9, 1.11

Dagegen spricht, daß die westliche Kultur und Religion keine Nahtodes-Sequenzen lehrt, die der Betroffene dann im Sterben halluzinieren könnte. Außerdem müßten kleine Kinder andere Nahtodeserlebnisse als Erwachsene erleben, wenn es sich um bloße Halluzinationen handeln würde, da Kinder ganz andere Todeskonzepte haben. 1.6, 1.9

Auch führt krankheitsbedingtes Halluzinieren nicht zu einer größeren Häufigkeit von Nahtodeserlebnissen. Auch Menschen, die eine psychische Krankheit haben, die mit Halluzinationen verbunden ist, haben nicht häufiger Nahtodeserlebnisse als andere. Schließlich sind Halluzinationen meist Ausdruck oder Ursache von psychischen Störungen, während Nahtodeserlebnisse oft seelisch heilsam wirken. 1.6, 1.8, 1.9, 1.12, 3.3 S.220

Halluzinationen die auf körperliche Fehlfunktionen zurückgehen, führen zu getrübten Denken, Irritierbarkeit, Angst, Aggressivität und eigenartigen Visionen. Das ist dem ungewöhnlich klarem Denken, der friedvollen und ruhigen Stimmung und dem vorhersehbarem Inhalt des Nahtodeserlebnisses sehr unähnlich. Fiebernde und Personen mit Sauerstoffmangel berichten seltener von Nahtodeserlebnissen und diese sind weniger ausführlich. Deshalb ist anzunehmen daß ein Delirium Nahttodeserlebnisse eher unterdrückt, als sie hervorzurufen. 1.11
O7.73 Kersti: Delirium im Vergleich zur Nahtodeserfahrung
O7.37 Kersti: Sind die Gespräche der Nahtodeserlebnisse akustische Halluzinationen beispielsweise im Rahmen einer Schizophrenie?
O7.31 Kersti: Tunnelerfahrung als Pseudo-Halluzination

Erklärung durch Außersinnliche Wahrnehmungen

Nahtodeserlebnisse sind möglicherweise mit einer Freisetzung körpereigener Halluzinogene verbunden, diese führen aber nicht nur zu Halluzinationen, sondern bei hohen Dosen auch zur Zunahme außersinnlicher Wahrnehmungen. Außersinnliche Wahrnehmungen sind keine Halluzinationen, da das Wahrgenommene zwar oft nicht an der Stelle existiert, wo der Körper sich befindet, dafür aber an dem Ort, wo dessen Existenz angenommen und empfunden wird. 1.6, 1.8, 1.9

Für zwei Bereiche der Nahtodeserfahrung ist nachgewiesen, daß sie außersinnliche Wahrnehmungen enthalten.
O7.39 Kersti: Außerkörperliche Erfahrungen enthalten außersinnliche Wahrnehmungen
O7.57 Kersti: Begegnungen mit toten Familienangehörigen und Freunden in Nahtodeserlebnissen

Fazit

Der Lebensfilm ist definitionsgemäß keine Halluzination, da er korrekt als Erinnerung empfunden wird. Er besteht überwiegend aus fotographisch genauen Erinnerungen und enthält nachweislich viele richtige Einzelheiten aus dem Leben desjenigen, der ein Nahtodeserlebnis hatte. 1.6, 1.8, 1.9

Wahrnehmungen geistiger Welten wären keine Halluzinationen falls es sich hierbei tatsächlich um eine überpersönliche Realität handelte, sofern nicht angenommen/empfunden wird, sie wären materiell. Steiner, Bardon, Hubbard und andere nehmen an, daß die Geistige Welt aus Gefühlen und geistigen Konzepten von Menschen und denen nicht inkarnierter Wesen besteht, die zu einer Welt verwoben sind.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß ein Teil der Nahtodeserlebnis-Elemente definitionsgemäß keine Halluzinationen sein können, so der Lebensfilm und diejenigen Teile eines außerkörperlichen Erlebnisses, deren Richtigkeit sich nachweisen läßt. Bei anderen Elementen der Nahtodeserfahrung wie den Besuchen durch tote Angehörige oder Engelwesen wäre die Erklärung einer Halluzination eher denkbar, allerdings ist es erstaunlich, daß die toten Angehörigen oft wahre Tatsachen mitteilen, von denen der Betroffene nichts wissen konnte. Die Tunnelerfahrung entspricht am ehesten einem typischen Halluzinationsgrundmuster und ist deshalb von allen Elementen der Nahtodeserfahrung am wahrscheinlichsten als Halluzination zu erklären.

Kersti


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O7.1 Kersti: Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu Nahtodeserfahrungen (Quellen hierzu)

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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